12. Pontifikatsjubiläum: Lehramt der Verletzlichkeit

In einem Leitartikel zum 12. Pontifikatsjubiläum des Papstes am 13. März 2025 macht sich der Chefredakteur der Vatikanmedien, Andrea Tornielli, über das Wesen der Kirche und die Mission des Bischofs von Rom Gedanken – unter dem Titel: „Die schwache Stimme und das Lehramt der Zerbrechlichkeit“.

Andrea Tornielli

Der zwölfte Jahrestag seines Pontifikats fällt in diesem Jahr in eine besondere Zeit für Papst Franziskus, der seit fast einem Monat in seinem Krankenzimmer im zehnten Stock des Gemelli-Spitals liegt. Die letzten ärztlichen Nachrichten sind ermutigend, die Prognose ist besser, man hofft, dass der Papst bald in den Vatikan zurückkehren kann.

Ungewöhnliches Pontifikatsjubiläum

Was Franziskus in diesen Tagen erlebt, ist zweifellos ein sehr ungewöhnliches Pontifikatsjubiläum. Im vergangenen Jahr unternahm er die längste interkontinentale Reise nach Indonesien, Papua-Neuguinea, Timor-Leste und Singapur, schloss die Synode über Synodalität ab und begann das Jubeljahrder Hoffnung mit Öffnung der Heiligen Pforte. – Seine Krankheit markiert vor diesem Hintergrund einen heiklen Übergang.

Der Nachfolger Petri, krank unter den Kranken, leidet und betet für den Frieden, begleitet vom Chorgebet so vieler Menschen in der ganzen Welt. Franziskus, der in diesen zwölf Jahren nie ein Treffen, eine Katechese oder einen Angelus ohne die Worte „Und bitte vergesst nicht, für mich zu beten“ beendete, erfährt heute die Umarmung so vieler Gläubiger und Nicht-Gläubiger, die ihn lieben.

Umarmungen im Gebet

Es ist eine Zeit, die die Herzen offenlegt. Es ist eine Zeit, in der es sich das Wesen der Kirche und die Mission des Bischofs von Rom zu vergegenwärtigen gilt, die sich so sehr vom Generaldirektor eines multinationalen Unternehmens unterscheidet. Vor zwölf Jahren sprach der damalige Kardinal Bergoglio vor den Generalkongregationen über das, was Henri De Lubac als „das schlimmste Übel“ bezeichnete, das die Kirche erleiden kann: die „geistliche Weltlichkeit“. Die Gefahr einer Kirche, die „glaubt, ein eigenes Licht zu haben“, die auf ihre eigene Kraft, ihre eigenen Strategien, ihre eigene Effizienz setzt und so aufhört, das „mysterium lunae“ zu sein, also das Licht eines Anderen widerzuspiegeln, zu leben und zu arbeiten, unterstützt und getragen allein von der Gnade dessen, der gesagt hat: „Ohne mich könnt ihr nichts tun“.

Gefahr der geistlichen Weltlichkeit

Indem wir uns heute wieder an diese Worte erinnern, blicken wir mit Zuneigung und Hoffnung auf die Fenster im zehnten Stock des Gemelli-Krankenhauses. Wir danken Papst Franziskus für dieses Lehramt der Zerbrechlichkeit, für seine noch schwache Stimme, die sich in den letzten Tagen dem Rosenkranz auf dem Petersplatz angeschlossen hat. Eine zerbrechliche Stimme, die weiterhin Frieden und nicht Krieg, Dialog und nicht Unterdrückung, Mitgefühl und nicht Gleichgültigkeit anmahnt.

Herzlichen Glückwunsch zum Jahrestag, wir brauchen deine Stimme noch so sehr.

 

(vatican news)

 


Title: 12. Pontifikatsjubiläum: Lehramt der Verletzlichkeit
URL: https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2025-03/pontifikat-jubilaum-12-papst-franziskus-tornielli-leitartikel.html
Source: Vatican News – Deutsch
Source URL: https://www.vaticannews.va/de.html
Date: March 13, 2025 at 12:11PM
Feedly Board(s): Religion