Ach Du Heilige Unordnung! / Blog des Chefredakteurs aus dem Vatikan zur Weltsynode #24


Im frühen Mittelalter wurden sogar die Engel des Himmels richtig einsortiert. Mindesten neu Himmelschöre mussten in die richtige Reihenfolge gebracht werden. Schöne heilige himmlische Hierarchie! Die „Seraphim und Cherubim“ dienen noch heute an höchster Stelle dem Herrn der Heere. Herrschaften, Fürsten, Mächte und Gewalten kannte schon die Bibel. 

Die „Weltbischofs- und Laien- inklusive Frauen-Synode“ in Rom, die am Sonntag mit einem feierlichen Gottesdienst im Petersdom ihren Abschluss findet, hat im Vatikan für einige Unruhe und Unordnung gesorgt.

Timothy Radcliff ist ein 78-jähriger römischer Priester und Dominikaner. Mehrfach ausgezeichneter Professor in Oxford und hier bei der Synode ein geistlicher Impulsgeber. Der heimliche Star der Synode, weil er die selbst schwierige Dinge so gekonnt auf den Punkt bringt. In der Pressekonferenz berichtete er von der richtigen Ordnung.

Bei seinen führenden Synoden hätte ganz vorne der Papst – dann die hohen Kardinäle – dann die Erzbischöfe und Bischöfe – und ganz hinten am Rand die Männer „ohne Hüte“ gesessen. Da sei die heutige Sitzordnung doch kommunikativer. 

Mag schon sein. Aber wo bleibt da die nötige kirchliche Ordnung, wenn Krethi und Plethi (übrigens im Alten Testament vermutlich die Leibwachen König Davids) wild durcheinanderlaufen. Mancher deutsche Bischof kann ein Lied davon singen, wie es sich anfühlt, wenn, wie beim synodalen Weg in Frankfurt passiert, plötzlich diese Ordnung völlig durcheinandergerät, weil nun auch diese Laien inklusive Frauen einfach so in bunter Reihenfolge in den Dom einziehen oder im Sitzungssaal schlicht nach Alphabet platziert werden. Fehlt nur noch, dass das Weibsvolk dann auch noch hinter dem Altar steht…

Wie gut es sich anfühlt und aussieht, wenn die rechte und natürlich einzig wahre und richtige kirchliche Hierarchie und Sitzordnung wiederhergestellt ist, war gestern Abend im Peterdom gut zu beobachten. Dort wurde für den Frieden in der Welt gebetet. Papst in weiß – leicht erhöht. Dann die Kardinäle im roten Gewand der Märtyrer und dahinter wieder die Erzbischöfe und Bischöfe. Ganz hinten das gemeine Fußvolk. Wer nicht mehr in den Dom durfte, der kniete halt bei der Anbetung des Allerheiligsten draußen auf dem Petersplatz, wo der Gottesdienst auf Großbildschirmen übertragen wurde. 

Tja – Ordnung muss sein. Wer wüsste das besser als wir deutsche Musterschüler. 

Gestern hat mir Kardinal Steiner aus dem Amazonas-Gebiet ein ordentliches Interview gegeben. Er berichtete von über 1000 Gemeinden in seiner Diözese Manaus. Bei 172 Priestern sei es doch selbstverständlich, dass die Laien da meiste regeln würden. Frauen seine da meistens gut unterwegs. Würden taufen und Trauungen bezeugen… Den Rest hat der kluge Kirchenmann in Rom einfach für sich behalten. 

Eine Frau, die den Vatikan gut kennt, hat mich gestern eingeweiht in die römische Abläufe. „Überall auf der Welt machen die Katholiken in ihren Gemeinden und Diözesen einfach so was sie wollen, wie es bei ihnen halt passt. Ihr Deutsche wollt immer alles ganz genau und richtig machen und fragt in Rom nach… Also wundert euch doch nicht, dass ihr Antworten bekommt, die ihr nicht hören wollt!“ Eine herrliche Erklärung. Wer dumm fragt, bekommt auch Antworten. Oft welche, die man eigentlich nicht haben wollte. Man frage nur die Dubia-Kardinäle, die Zweifel im Vorfeld der Synode angemeldet hatten. 

Wenn es immer so einfach wäre. Aber es stimmt schon. Wer, wie hier in Rom üblich, rote Ampeln bestenfalls als Warnzeichen betrachtet und bei freier Fahrbahn selbst unter den Augen der Carabinieri oder Polizia (Ordnung muss sein!) einfach bei Rot über die Ampel läuft, der erreicht schneller sein Ziel. 

Und was bedeutet das jetzt für den deutschen Synodalen Ausschuss, wo Bischöfe und Laien schon in zwei Wochen den synodalen Weg und die Synode auswerten werden? Für den Synodalen Rat in Deutschland, den Rom für unrechtmäßig erklärt hat? Viele Fragen, die ich Gott sein Dank nicht beantworten muss. 

Der Wiener Kardinal Schönborn, von mir auf die lateinamerikanische Ordnung angesprochen, verwies stolz auf seine guten Erfahrungen: „Wir haben in der Erzdiözese Wien schon seit Jahren synodale Versammlungen praktiziert, wir haben nur das Wort dafür nicht genutzt. 1.400 Delegierte aus der ganzen Diözese, aus allen Pfarren, allen Einrichtungen und Gruppierungen!“ 

Aha – da schau her, dann bekommt das Kind einfach einen anderen Namen. Felix Austria! Vielleicht können wir von der Weltkirche, von Lateinamerika, von Italienern und Österreichern doch noch etwas lernen … 

Gestern, als ich mir die liturgischen Abläufe im Petersdom noch einmal angeschaut habe, ich gebe zu, beim Rosenkranz geraten meine Gedanken immer schnell auf Abwege und Irrwege, habe ich mich gefragt, ob unser himmlische Vater genau diese Ordnungen wohl im Blick hatte, als er uns aufforderte, sein Reich hier unten gut aufzubauen.

Biblisch ist zumindest eine ganz klares Zeugnis von Jesus in Bezug auf die richtige Ordnung im Weinberg des Herrn und die Herrscher dieser Welt  sehr gut überliefert: „Bei Euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei Euch groß sein will, der sei der Diener aller!“ (Mt 20,26)

Also bitte – Mutige vor!

Ingo Brüggenjürgen

z.Zt. im „Rome-Office“ 



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Date: October 28, 2023 at 12:08PM
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