"Alles neu macht der Mai?" Mit dieser Frage hatte die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, ihre Rede überschrieben. Sie nahm damit Bezug auf den Start der neuen Bundesregierung, auf die Wahl von Papst Leo XIV. und nicht zuletzt auf interne Neuerungen beim ZdK.
Mit all diesen Themen befasste sich das höchste repräsentative Gremium des deutschen Laien-Katholizismus auf seiner Frühjahrsvollversammlung, die von Donnerstag bis Samstag im westfälischen Paderborn tagte.
Die rund 230 Delegierten forderten von der schwarz-roten Koalition eine menschlichere Politik. So kritisierte Stetter-Karp die aktuelle Asylpolitik, insbesondere die Aussetzung des Familiennachzugs. "Wir setzen uns dafür ein, im Aufenthaltsgesetz einen Rechtsanspruch auf Geschwisternachzug zu verankern", sagte sie. "Die Familie ist ein hohes Gut und fördert nachhaltig die Integration der betroffenen Menschen."
Resolution zur Lage in Nahost
Stetter-Karp begrüßte die Einrichtung eines Nationalen Sicherheitsrats, die das Regierungsbündnis in seinem Koalitionsvertrag vereinbart hat. Zugleich warnte sie davor, einen zu engen Sicherheitsbegriff anzulegen. "Die Bundesregierung trägt nicht nur Verantwortung für Deutschland.
Die unfassbare Gewalt in der Ukraine und im Nahen Osten erfordert Haltung und Handeln." So verabschiedeten die Delegierten zum Ende ihrer Versammlung eine eilig formulierte Resolution zur aktuellen Lage in Nahost.
Darin fordern sie die Bundesregierung auf, sich für die sofortige Aufhebung der Blockade humanitärer Hilfsleistungen durch Israel in Gaza einzusetzen. Auch müsse sie alle Anstrengungen unternehmen, damit die palästinensische Hamas alle Geiseln freilasse und ein dauerhafter Waffenstillstand endlich Wirklichkeit werde.
Besorgt zeigte sich Stetter-Karp auch angesichts einer in ihren Augen massiven Schieflage bei den Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit und für Verteidigung. "Wir müssen die militärischen Bedrohungen von heute genauso im Blick haben, wie die globalen Krisen von morgen", mahnte sie.
Zwar bleibe das Bundesentwicklungsministerium erhalten, doch die Mittel schrumpften unaufhaltsam weiter. Darüber hinaus stehe das Lieferkettengesetz auf deutscher und EU-Ebene zur Disposition.
Bis die europäische Richtlinie Wirkung entfaltet, sollten die Berichtspflichten entfallen. Damit werde die Sanktionierung ausbleiben. "Wer auf dem Rücken der Ärmsten spart, stellt unseren Wertekompass infrage."
Position des ZdK zu AfD-Verbot noch offen
Das ZdK-Präsidium legte der Vollversammlung einen Antrag "Menschenwürde schützen, Zusammenhalt fördern, Zukunftsfähigkeit entwickeln" vor, der mit großer Mehrheit verabschiedet wurde. Weitere Beschlüsse machten sich für eine Stärkung der Sozialpartnerschaft und Tarifbindung, für den Erhalt der EU-Lieferkettenrichtlinie und für die Umsetzung eines Rechtsanspruchs auf einen Freiwilligendienst stark.
In einem weiteren Antrag forderte die Vollversammlung die Bundesregierung auf, den Schutz vor sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen weiter auszubauen und den entsprechenden Fonds für Betroffene im Ergänzenden Hilfesystem auch über 2028 hinaus strukturell zu sichern.
Mit Blick auf die AfD bekräftigte Stetter-Karp: "Ein AfD-Engagement ist unvereinbar mit einem haupt- oder ehrenamtlichen Engagement in der Kirche. Ob aber ein Parteiverbot der richtige Weg ist, um rechtsextremes und menschenverachtendes Gedankengut zu bekämpfen, muss sehr genau abgewogen werden." Sie lud die Delegierten dazu ein, über diese Frage zu beraten.
Große Hoffnungen auf Papst Leo
Auf Leo XIV. setzt die ZdK-Präsidentin große Hoffnungen. Bei seiner Amtseinführung habe er überzeugend deutlich gemacht, dass er ein politischer Papst sein werde, so die Präsidentin, die an der Feier in Rom teilgenommen hatte.
Bestärkend sei zudem, dass er in seiner ersten Rede eine synodale Kirche bekräftigt habe. Damit stelle er sich ganz in eine Linie mit seinem Vorgänger Franziskus.
Ein aktueller Konflikt um die Synodalität der Kirche in Deutschland spielte hingegen nur am Rande der Versammlung eine Rolle. Zur erneuten Weigerung vier deutscher Bischöfe, an einem bundesweiten Synodalen Gremium teilzunehmen, will sich Stetter-Karp erst in dieser Woche äußern – gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing.
ZdK-Vizepräsident Thomas Söding sagte: "Unser Ziel in Deutschland ist es, mit einer geeinten Bischofskonferenz zusammenzuarbeiten und da muss der Widerstand der Vier überwunden werden."
Neue prominente Mitglieder gewählt
Personell stellte sich das ZdK neu auf und wählte turnusgemäß 45 Einzelpersonen in seine Reihen. Unter den erstmals gewählten Mitgliedern sind der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD), der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) und der Politikwissenschaftler Carlo Masala. Wiedergewählt wurden neben anderen der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), die Schriftstellerin Nora Bossong und die Journalistin Claudia Nothelle.
Auch Präsidentin Stetter-Karp erhielt wieder einen Platz in der Vollversammlung. Nicht mehr zur Wahl stellten sich etwa der Literaturwissenschaftler Heinrich Detering, der Ökonom und Klimaforscher Otmar Edenhofer und die frühere Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD).
Stetter-Karp zeigte sich bereits im Vorfeld der Wahl beeindruckt von der hohen Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement für einen starken Laienkatholizismus. Es sei nicht schwer gewesen, Kandidaten zu finden.
"Wir können uns sehr darüber freuen, dass es eine breite Palette an Persönlichkeiten gibt, die Interesse haben, bei uns mitzuarbeiten." Vizepräsident Söding sprach von einem deutlichen Zeichen, "dass das ZdK als gesellschaftliche Stimme im kirchlichen und politischen Raum nach wie vor wichtig ist."
Katholikentag 2028 in Paderborn
Viel Raum bei der Vollversammlung nahmen die Diskussionen und Abstimmungen über eine Reform von Statut und Geschäftsordnung des ZdK ein. "Mit dem Umzug des Generalsekretariats nach Berlin wächst auch die Dringlichkeit sich neu aufzustellen", sagte Vizepräsident Söding.
Die Regelungen seien vielfach überfrachtet und sollten entschlackt werden. Sie bräuchten gewissermaßen ein "Fitnessprogramm".
Debattiert, aber noch nicht entschieden wurde etwa über die Fragen, die Zahl der Vollversammlungen zu reduzieren und das ZdK zu verkleinern. Ein Antrag, das Präsidentenamt zugunsten eines gleichberechtigten Vorstands abzuschaffen, wurde abgelehnt.
Überraschend nahmen die Delegierten eine Einladung des Erzbistums Paderborn an, den übernächsten Katholikentag in der westfälischen Bischofsstadt auszurichten. Er soll dort vom 24. bis 28. Mai 2028 stattfinden. "Die Einladung ist uns eine ganz besondere Freude, weil es noch nie zuvor einen Katholikentag in Paderborn gab", sagte der Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz.
Er erlebe in Paderborn eine offene, gastfreundliche Atmosphäre und ein gutes Miteinander, so der aus dem Bistum Mainz stammende Erzbischof, der seit März vergangenen Jahres im Amt ist. Das Erzbistum Paderborn werde ein engagierter und verlässlicher Gastgeber an der Seite des ZdK sein, versprach er. Zuvor findet allerdings noch 2026 ein Katholikentag in Würzburg statt. Das Leitwort dort lautet: "Habt Mut, steht auf!"
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist das höchste repräsentative Gremium des deutschen Laien-Katholizismus. Es vertritt die katholischen Laien bei der gesellschaftlichen Meinungsbildung und ist das von der Bischofskonferenz anerkannte Organ zur Koordinierung des Laienengagements in der Kirche. Allerdings melden sich immer wieder auch einige katholische Laien und Vereinigungen zu Wort, die das ZdK nicht als ihre Vertretung verstehen.
Title: Alles neu macht der Mai? / So war die ZdK-Vollversammlung in Paderborn
URL: https://www.domradio.de/artikel/so-war-die-zdk-vollversammlung-paderborn
Source: DOMRADIO.DE – Der gute Draht nach oben
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Date: May 29, 2025 at 07:16AM
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