Alles über: Vertretungsplanen

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Zu meinen Aufgaben in der Schule gehört die Vertretungsplanung. Dazu muss ich immer sehr früh aufstehen, weil morgens die Krankmeldungen eintreffen und rechtzeitig bearbeitet sein sollten. Es gibt verschiedene Programme, die bei der Vertretungsplanung helfen, aber ich habe auch noch aktiv die Zeit der Stecktafeln erlebt, als man das ohne Computer machte. Selber habe ich viel von der Lehrkraft gelernt, deren Aufgabe ich übernommen habe; an meiner Schule arbeiten wir (wie an meiner alten) mit der Marktführer-Software.

Was ich auf dem Monitor sehe

Wenn ich morgens den Rechner anschalte, sehe ich das hier, nur größer (anklickbar):

(Die Informationen darin habe ich teilweise unkenntlich gemacht; die noch lesbaren Zahlen und Werte mit viel Copy&Paste getauscht und verschoben und gekürzt und neu eingetragen, so dass die ursprünglichen Daten nicht mehr erhalten sind.)

Links oben ist Fenster (1) für Abwesenheiten, rechts daneben Fenster (2) für zu vertretende Stunden, und in der Mitte Fenster (3) mit Vertretungsvorschlägen. Alle anderen Fenster enthalten weitere Informationen, aber um die geht es erst einmal nicht.

Was ich mache beim Planen

Ich trage in Fenster (1) ein, welche Klasse oder welche Lehrkraft oder welcher Raum zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht da ist. Oft weiß man das vorher, eine Krankmeldung kommt aber erst morgens oder auch mal mitten am Tag. Fieser Fehler, den ich manchmal mache: das falsche Datum eintragen; das liegt aber auch daran, dass das sehr viel Fummelarbeit in dieser grafischen Oberfläche ist.

Wenn eine solche Abwesenheit eingetragen ist, sehe ich in Fenster (2) rechts daneben, was das für Folgen hat: Eine Klasse steht ohne Raum oder ohne Lehrkraft da. Manches davon wird automatisch geregelt, etwa dass Nachmittagsunterricht in der Oberstufe dann als entfallend gesetzt wird, aber das meiste will manuell entschieden sein. Für die fehlenden Lehrkräfte kann ich die Stunde ausfallen lassen (möglichst selten; je nach Jahrgangsstufe; eher in Randstunden) oder Ersatz finden, also eine Vertretung einteilen. Ich wähle einen solchen Fall aus, in dem ich eine Entscheidung treffen muss, als Vorbereitung für den nächsten Schritt.

In Fenster (3) in der Mitte wird mir für diesen Fall angezeigt, welche Lehrkräfte denn für eine Vertretung zu diesem Zeitpunkt überhaupt zur Verfügung stehen, also wer nicht selber Unterricht hat. Dort wähle ich dann jemanden aus und trage ihn oder sie ein. Und zuletzt darf ich nicht vergessen, die Änderung auch zu veröffentlichen, damit sie auf den Bildschirmen und in der App sichtbar wird.

Was ich berücksichtige bei der Auswahl einer Vertretung

  • Ist die Gruppe so klein, dass eine Lehrkraft neben der eigenen Klasse auch noch auf diese Gruppe aufpassen kann? Das heißt im System „Betreuung“ und kommt eigentlich nur bei Intensivierungsstunden oder Chemie-/Physik-Übungen vor.
  • Ist eine Lehrkraft gerade frei, die eine Präsenzstunde hat? Eine Präsenzstunde ist eine Stunde, in der man damit rechnen muss, für eine Vertretung herangezogen zu werden. Die gibt es eigentlich an allen Schulen, und damit sichert man beim Vertretungsplanen, dass zu jedem Zeitpunkt wenigstens ein paar Lehrkräfte verfügbar sind, und jede Lehrkraft weiß, dass sie in anderen Stunden eher in Ruhe gelassen wird. (Das klappt leider nicht immer. Wenn alle Präsenzen zum Beispiel krank sind, dann muss halt einspringen, wer zufällig greifbar ist.)
  • Steht eine Lehrkraft zur Verfügung, weil ihr ein Unterricht ausfällt, weil eine Klasse nicht da ist?
  • Hat die Lehrkraft in diesem Monat schon besonders viele oder besonders wenige Mehrarbeitsstunden geleistet?
  • Hat die Lehrkraft in diesem Jahr schon besonders viele oder besonders wenige Mehrarbeitsstunden geleistet?
  • Hat die Lehrkraft in diesem Monat schon drei Stunden Mehrarbeit geleistet? Erst ab der vierten wird sie nämlich bezahlt, die lohnt sich dann also vielleicht.
  • Ist die Lehrkraft in Teilzeit oder in Vollzeit eingesetzt?
  • Ist die Lehrkraft selbst in der Klasse in einem anderen Fach eingesetzt? Dann ist eine zusätzliche Stunde im eigenen Fach in der eigenen Klasse sinnvoller als nur eine Aufsicht-Vertretung durch jemand anderen.
  • Ist die Lehrkraft schon in der Vorwoche in dieser Präsenzstunde eingesetzt worden?
  • Ist die Lehrkraft gerade besonders belastet, aus öffentlich bekannten oder nicht bekannten Gründen, und sollte deswegen geschont werden?
  • Lässt sich eine andere Stunde so in die Lücke verschieben, dass dafür eine Randstunde ausfallen kann? Das geht nur in bestimmten Jahrgangsstufen und nur, solange noch keine Prüfungen eingetragen sind.

Mein Übersichtsfenster

Als Hilfe kriege ich alle Lehrkräfte angezeigt, die zu dem gewählten Zeitpunkt keinen Unterricht haben, also grundsätzlich verfügbar sein könnten, und zwar in einer vom System vorgeschlagenen, einstellbaren Reihenfolge, die die wahrscheinlichen KandidatInnen oben erscheinen lässt. Das ist das, was ich Fenster (3) genannt habe, und es ungefähr so aus, wobei ich einige Sachen vereinfacht habe:

  • Lehrkraft1, Lehrkraft5 und Lehrkraft6 haben Präsenz, das bedeutet das X beziehungsweise das PRÄS. Die bieten sich also besonders an für die Vertretung.
  • Allerdings gehören Lehrkraft 1 bis Lehrkraft4 zur integrierten Lehrerreserve. (Das bedeutetet hausintern das Zeichen R.) Sie sollten also auch eher herangezogen werden für Vertretungen.
  • Lehrkraft1 hat in diesem Monat 4 Minusstunden durch Entfall (also wo die Klasse nicht da war) und bereits 1 Vertretungsstunde gehalten, das macht einen Monats-Zähler von -3. Lehrkraft9 hat einen Zähler von 1, weil sie in diesem Monat bereits 1 Vertretungsstunde gehalten, aber keine Minusstunde hat.
  • Keine der Lehrkräfte war in der Vorwoche bereits in just dieser Unterrichtsstunde eingesetzt. (Manchmal will man das ja vermeiden.)
  • Lehrkraft9 hat einen Jahreszähler von 7. Übers ganze Halbjahr gerechnet hat sie netto bereits 7 Stunden Mehrarbeit geleistet. Lehrkraft8 hat ein Halbjahresnetto von -7, das heißt, dass im Halbjahr netto sieben Stunden wegen Abwesenheit der Klasse ersatzlos ausgefallen sind. (Lehrkräften mit R, also die integrierte Lehrerreserve, haben hier ein auffällig negatives Halbjahresnetto, das liegt aber vor allem daran, dass bereits jede Woche bis zum Halbjahresende automatisch rechnerische Ausfälle eingetragen sind und zum Zeitpunkt des Screenshots noch lange nicht Halbjahresende war.)
  • Lehrkraft1 unterrichtet wie Lehrkraft8 und Lehrkraft9 selber in der Klasse, die es zu vertreten gilt; Lehrkraft6 unterrichtet immerhin das ausfallende Fach, Lehrkraft7 unterrichtet die Klasse und hat die Lehrbefähigung für dieses Fach.
  • Und natürlich schaue ich mir auch an, ob die Lehrkraft früher kommen oder länger bleiben müsste.

Wer soll es also werden? Hier ist das relativ leicht: Lehrkraft1, würde ich sagen, entweder im eigenen Fach oder in dem zu vertretenden, wenn ein konkreter Arbeitsauftrag vorliegt. Nicht immer sind die Entscheidungen so eindeutig. Das trage ich jedenfalls ein und mache mich auf, die nächste Lücke zu schließen, vielleicht zum gleichen Zeitpunkt in einer anderen Klasse, so dass mir eine ähnliche Auswahl angezeigt wird – nur Lehrkraft1 ist dann natürlich nicht mehr dabei. Mitunter wird ohnehin jeder eingesetzt, der irgendwie da ist, also bräuchte ich mir gar nicht so einen Kopf machen, wen ich zuerst einteile.

Was es noch gibt

Außerdem gibt es noch Klausuren (selten) und Veranstaltungen (häufig). Veranstaltungen sind geplante Abwesenheiten von meist mehreren Elementen auf einmal, zum Beispiel mehrere Lehrkräfte, oft auch zusammen mit einer Klasse, manchmal zwei, oft auch mehr als einen Tag, zum Beispiel Exkursion, Schullandheimaufenthalt, Klassenfahrt. Praktisch ist: Für eine Veranstaltung muss man nur einen einzigen Eintrag anlegen und kann damit mehrere Lehrkräfte, Räume oder Klassen auf einmal als abwesend setzen. Auch hier ist die Benutzeroberfläche sehr empfindlich, was das Auswahlfenster betrifft. Standardmäßig zählen Veranstaltungen nicht als Mehrarbeit (das darf nur Unterricht in Klassen nach Lehrplan sein), aber das kann man natürlich auch ändern, wenn es sich um eine unterrichtsartige Veranstaltung handelt.

Was am meisten Arbeit macht

Am meisten Arbeit machen: das Abitur, Lehrproben, und alle besonderen schulischen Veranstaltungen, die im Haus stattfinden, von denen es auch in Folge der periodischen Innovationen des Kultusministeriums immer mehr gibt. Schule muss mehr sein als Unterricht, nicht wahr. Die Vertretungen anlässlich von Fortbildungen oder kurzfristigen Erkrankungen machen im Vergleich dazu viel weniger Arbeit.

Die Wünsche anderer

Ganz unabhängig von dem, was sinnvoll als Vertretung ist oder nicht, oder als wertvolle Ergänzung dazu, gibt es die Wünsche des Kultusministeriums. Frühers musste nämlich, soweit ich weiß, jede Schule regelmäßig eine Statistik über ausfallende Unterrichte an das Kultusministerium schicken. Heute und seit Corona gibt es das, soweit ich weiß, nur noch in Einzelfällen oder vielleicht auch Stichproben. In solchen Fällen, stelle ich mir vor, möchte das Kultusministerium eine Statistik präsentieren, laut der ganz wenig Unterricht ausfällt. Und in diesem Fall wird halt mehr als sinnvoll vertreten eingetragen, stelle ich mir vor.

Außerdem gibt es die Wünsche der Eltern, auch hier wieder: stelle ich mir vor. In der Unterstufe möchte man sich darauf verlassen können, dass das Kind jeden Tag zum vorgesehenen Zeitpunkt in die Schule geht und wieder aus ihr kommt, und nicht später oder früher. In der Oberstufe ist das nicht mehr so wichtig; dazwischen: Spielraum. Dass Eltern überhaupt wenig Ausfall möchten, halte ich für selbstverständlich, auch wenn sie natürlich ein wenig Ausfall in Kauf nehmen, um so Exkursionen und Ausflüge zu ermöglichen. Aber was ist Eltern lieber, wenn es nicht anders geht: Ausfall (Freizeit für die Kinder; unerwartetes Nachhausekommen beziehungsweise unkontrolliertes Herumhängen irgendwo), sinnvolle Vertretung (Verkehrserziehung; Stillarbeit mit Arbeitsauftrag), oder weniger sinnvolle Vertretung (Kinder sind wenigstens beaufsichtigt)? Darauf gibt es wahrscheinlich keine eindeutige Antwort, also: Spielraum, und Abhängigkeit von der Jahrgangsstufe.

Was Schülern und Schülerinnen am liebsten ist, jedenfalls bis zu einem bestimmten Umfang, ist wohl klar.

Wie sinnvoll ist Vertretungsunterricht?

Eine gute Frage, deren Antwort von den Gegebenheiten vor Ort abhängt. Bestenfalls so sinnvoll, wie es die Ressourcen erlauben.

Wie ist das Verhältnis von Lehrkraft zur Vertretungsplanung?

Das frage ich mich natürlich erst jetzt, wo ich die Vertretungsplanung mache. An meiner alten Schule hatte ich ein aus meiner Sicht entspanntes Verhältnis: Ich kannte die mit der Vertretung beauftragte Lehrkraft seit Jahrzehnten, ich war wenig krank, nie auf Exkursionen, hatte fast nie Extrawünsche…. so war das jedenfalls aus meiner Sicht. Im Rückblick muss ich sagen: 1. Ich war jedes Jahr drei Tage auf Fortbildung – habe ich da jedesmal rechtzeitig Bescheid gesagt, also zwei Wochen vorher? 2. Ich war immer wieder in Arbeitskreisen am ISB, wie sieht es da aus? Ich erinnere mich bei beidem nicht. Es schien mir nicht so wichtig zu sein. 3. Ganz sicher zu spät war ich immer bei Deutsch-Schulaufgaben, die mit anderen Klassen gekoppelt waren: da habe ich der Vertretungsplanung mitgeteilt, dass das der Fall war, und zwar eine Woche vorher („reicht ja leicht“ – nein, reicht nicht!), wobei die anderen beteiligten Lehrkräften oft noch gar nichts gemeldet hatten.


Title: Alles über: Vertretungsplanen
URL: https://www.herr-rau.de/wordpress/2024/10/alles-ueber-vertretungsplanen.htm
Source: LehrerInnenZimmer
Source URL: https://www.herr-rau.de/wordpress
Date: October 31, 2024 at 07:32AM
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