„Besonders die Armen lobten Gott für das Geschenk seines Dienstes“ / Offizielle Vatikan-Urkunde über Leben des Papstes veröffentlicht

Eine Urkunde, die Papst Franziskus in den Sarg gelegt worden ist, soll der Nachwelt über Person und wesentliche Taten und Eigenschaften des Verstorbenen Auskunft geben. Der Vatikan veröffentlichte den Wortlaut am Freitagabend. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert das lateinische Schreiben, das sogenannte Rogitum, auszugsweise in einer eigenen Übersetzung:

Mit uns auf dem Weg als Pilger der Hoffnung, als Führer und Gefährte zum hohen Ziel, zu dem wir gerufen sind, dem Himmel, ist am 21. April des Heiligen Jahres 2025 um 7.35 Uhr morgens, während das Licht von Ostern den zweiten Tag der Oktav, den Ostermontag, erhellte, Franziskus, der geliebte Hirte der Kirche, aus dieser Welt zum Vater gegangen. Alle Christgläubigen, besonders die Armen, lobten Gott für das Geschenk seines Dienstes, den er mit Mut und Treue zum Evangelium und zur mystischen Braut Christi geleistet hat.

Franziskus war der 266. Papst. Sein Andenken bleibt im Herzen der Kirche und der ganzen Menschheit. (…)

Am 20. Mai 1992 ernannte ihn Johannes Paul II. zum Titularbischof von Auca und zum Weihbischof von Buenos Aires. Er wählte als bischöflichen Wahlspruch "Miserando atque eligendo" und fügte in sein Wappen das Christus-Monogramm IHS ein, das Symbol der Gesellschaft Jesu. Am 3. Juni 1997 wurde er zum Koadjutor-Erzbischof von Buenos Aires ernannt, und nach dem Tod von Kardinal [Antonio] Quarracino wurde er am 28. Februar 1998 dessen Nachfolger als Erzbischof (…).

Er war ein einfacher und hochgeliebter Seelsorger in seiner Erzdiözese, der weit und breit herumreiste, auch mit der U-Bahn und dem Bus. Er lebte in einer Wohnung und bereitete sein eigenes Essen zu, weil er sich als einer aus dem Volk fühlte.

Nach dem Rücktritt von Benedikt XVI. wurde er am 13. März 2013 von den im Konklave versammelten Kardinälen zum Papst gewählt und nahm den Namen Franziskus an, weil er sich nach dem Vorbild des Heiligen von Assisi vor allem um die Ärmsten der Welt sorgen wollte. 

Von der Benediktionsloggia aus stellte er sich vor mit den Worten: "Brüder und Schwestern, guten Abend! Und nun lasst uns diesen Weg beginnen: Bischof und Volk. Diesen Weg der Kirche von Rom, die in der Nächstenliebe allen Kirchen vorsteht. Einen Weg der Brüderlichkeit, der Liebe, des Vertrauens zwischen uns." Und nachdem er sein Haupt verneigt hatte, sagte er: "Ich bitte euch, den Herrn zu bitten, dass er mich segne: das Gebet des Volkes, das um den Segen für seinen Bischof bittet." (…)

Franziskus, der immer ein offenes Ohr für die Ärmsten und die Ausgestoßenen der Gesellschaft hatte, entschied sich gleich nach seiner Wahl, im "Domus Sanctae Marthae" zu wohnen, weil er nicht auf den Kontakt mit Menschen verzichten konnte, und vom ersten Gründonnerstag an wollte er die Messe vom Letzten Abendmahl außerhalb des Vatikans feiern, wobei er jedes Mal Gefängnisse, Behindertenzentren oder Drogenabhängige besuchte. Er riet Priestern, immer bereit zu sein, das Sakrament der Barmherzigkeit zu spenden, den Mut zu haben, die Sakristeien zu verlassen, um nach den verlorenen Schafen zu suchen, und die Türen der Kirche offen zu halten, um all jene aufzunehmen, die sich nach einer Begegnung mit dem Antlitz Gottes des Vaters sehnen.

Er übte sein Petrusamt mit unermüdlichem Einsatz für den Dialog mit Muslimen und mit Vertretern anderer Religionen aus (…).

Mehr als jeder seiner Vorgänger vergrößerte er das Kardinalskollegium und berief zehn Konsistorien ein, in denen er 163 Kardinäle ernannte, darunter 133 Papstwähler und 30 Nichtwähler, aus 73 Nationen, von denen 23 noch nie einen Kardinal hatten. (…)

Immer wieder erhob er seine Stimme zur Verteidigung Unschuldiger. Als sich die Covid-Pandemie ausbreitete, wollte er am Abend des 27. März

2020 allein auf dem Petersplatz, dessen Säulengang symbolisch Rom und die Welt umfasste, für die Menschheit beten, die von der unbekannten Krankheit verängstigt und verwundet war. Die letzten Jahre seines Pontifikats waren geprägt von zahlreichen Appellen für den Frieden und gegen den "Dritten Weltkrieg auf Raten", der in verschiedenen Ländern tobt, vor allem in der Ukraine, aber auch in Palästina, Israel, dem Libanon und Myanmar. (…)

Das Lehramt von Papst Franziskus war sehr reich. Zeuge eines nüchternen und bescheidenen Stils, gegründet auf die Öffnung zu einer missionarischen Haltung, auf apostolischen Mut und auf Barmherzigkeit, darauf bedacht, die Gefahr der Selbstbezüglichkeit und der spirituellen Verweltlichung in der Kirche zu vermeiden, legte der Papst sein Verkündigungsprogramm in dem Mahnschreiben "Evangelii gaudium" (24. November 2013) vor. 

Zu den wichtigsten Dokumenten gehören vier Enzykliken: "Lumen fidei" (29. Juni 2013) über den Glauben an Gott, "Laudato si" (24. Mai 2015) über die Frage der Ökologie und die Verantwortung der Menschheit in der Klimakrise, "Fratelli tutti" (3. Oktober 2020) über menschliche Geschwisterlichkeit und soziale Freundschaft, "Dilexit nos" (24. Oktober 2024) über die Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu. (…)

Er änderte das kirchenrechtliche Verfahren für die Erklärung der Nichtigkeit einer Ehe im CCEO [Codex Canonum Ecclesiarum Orientalium, Gesetzbuch der katholischen Ostkirchen] und CIC [Codex Iuris Canonici, Kodex des kanonischen Rechts] (Motu Proprio "Mitis et misericors Iesus" und "Mitis Iudex Dominus Iesus") und verschärfte die Gesetzgebung in Bezug auf Verbrechen, die von Klerikern an Minderjährigen oder schutzbedürftigen Personen begangen wurden (Motu Proprio "Vos estis lux mundi").

Franziskus hinterließ allen ein bewundernswertes Zeugnis der Menschlichkeit, heiligmäßigen Lebens und umfassender Väterlichkeit.

Die Welt blickt mit Trauer und Erwartung auf den Vatikan: Mit dem Tod von Papst Franziskus beginnt die Sedisvakanz, eine Phase voller Geheimnisse und alter Rituale. DOMRADIO.DE begleitet dieses einzigartige Ereignis ab sofort täglich mit seinem neuen Podcast "Das Konklave – Der Podcast zur Papstwahl".

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Title: „Besonders die Armen lobten Gott für das Geschenk seines Dienstes“ / Offizielle Vatikan-Urkunde über Leben des Papstes veröffentlicht
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Source: DOMRADIO.DE – Der gute Draht nach oben
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Date: April 26, 2025 at 12:02PM
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