Bischof Feige: „Als allgemeiner Grundsatz konnte sich die Goldene Regel nie durchsetzen“

Bischof Gerhard Feige hat bei der letzten Messe der Frühjahrs-Vollversammlung der deutschen Bischöfe im Kloster Steinfeld in der Eifel konstatiert: „Als allgemeiner Grundsatz konnte sich die Goldene Regel nie durchsetzen. Und da müssen wir bei uns selbst anfangen.“

Der Begriff der Goldenen Regel bezieht sich auf die Passage aus dem Evangelium: „Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen!“

Feige, der Bischof von Magdeburg, sagte nun: „Immer schon konkurriert die Goldene Regel mit anderen Handlungsprinzipien. Da lässt sich beispielsweise an Berthold Brechts ‚Erst kommt das Fressen, dann die Moral‘ denken, oder an das aus dem Geschäftsleben vertraute ‚Eine Hand wäscht die andere‘. Diese Lösung ist mit Donald Trump auch auf die weltpolitische Bühne zurückgekehrt. In der DDR war das sogenannte ‚Vitamin B‘ – also Beziehungen zu haben, um an bestimmte Dinge oder Leistungen zu kommen – besonders wichtig.“

„Wahrhaft menschlich miteinander umzugehen, sieht freilich anders aus“, betonte Feige demgegenüber. Hierbei gebe es verschiedene Stufen, von einem „Mindestmaß zwischenmenschlichen Verhaltens“ ausgehend bis hin zur Aufforderung Jesu, „den Nächsten zu lieben wie sich selbst“, und schließlich „der Bereitschaft, sich für andere gewissermaßen aufzuopfern, die wohl radikalste Form menschlicher Selbstlosigkeit, wie sie auf unüberbietbare Weise in Jesus Christus zum Ausdruck gekommen ist“.

Feige fuhr fort in seiner expliziten Kritik an der politischen Lage in den Vereinigten Staaten, indem er die Kritik der episkopalen Bischöfin Mariann Edgar Budde an Präsident Donald Trump aufgriff sowie anschließend auf Vizepräsident JD Vance verwies, der von einem „ordo amoris“ gesprochen hatte, wonach die Nächstenliebe sich zunächst auf den tatsächlichen Nächsten beziehe, also etwa die eigene Familie. Eine solche Unterscheidung hatte bereits Thomas von Aquin getroffen.

Der Bischof von Magdeburg kritisierte auch „Stimmen, die die Kirche dazu ermahnen, sich ausschließlich zu vermeintlich rein religiösen Themen zu äußern“. Dies übersehe, „dass sich eine Trennung von weltlich und geistlich für uns Christinnen und Christen nicht vollziehen lässt“.

Vor diesem Hintergrund, sagte Feige im Namen der Bischöfe, „bagatellisieren wir auch nicht die Probleme, die Migration hervorrufen kann, plädieren aber dafür, dass die Maßnahmen, die zur Regulierung notwendig erscheinen, auch realistisch, wertebasiert und rechtskonform sind – und nicht illusionär, populistisch und willkürlich“.

Zur Goldenen Regel „passen nicht Hetze und Hass, Intoleranz und Gewalt“, schloss Feige seine Predigt. „Dazu passt keine Ideologie, die auf Selektion setzt, den Stärkeren verherrlicht und all diejenigen abwertet, die ‚anders‘ oder scheinbar ‚nutzlos‘ sind. Menschenwürde und Menschenrechte sind unteilbar. Als Christen und Christinnen können wir hier nicht schweigend zuschauen.“


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Source: CNA Deutsch
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Date: March 13, 2025 at 01:46PM
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