Herzlich Willkommen!
An diesem Sonntag gibt’s die #LaTdH später als sonst, denn das kirchenpolitisch wichtigste Ereignis dieser Woche hat erst heute stattgefunden. In Rom wurde Robert F. Prevost offiziell in sein Amt als Papst der römisch-katholischen Kirche eingeführt. Bereits in den Tagen seit seiner Wahl in der vorvergangenen Woche sorgt Papst Leo XIV. beständig für Schlagzeilen. Nicht, weil er Innovatives oder per se Aufregendes sagen oder machen würde, sondern weil jede noch so kleine seiner Regungen beständig auf Hinweise abgeklopft wird, was von seinem Pontifikat zu erwarten ist. Und vielleicht ja auch deshalb, weil sich viele Menschen nach positiven, nach hoffnungsvollen Nachrichten sehnen.
Unter anderem beim ZDF kann man dem „Ereignis von kirchenhistorischer Bedeutung“ noch nachvollziehend beiwohnen. Leo war gerührt, als ihm Kardinal Luis Antonio Tagle den Fischerring ansteckte. Während seiner Predigt zeigte er sich bescheiden und rief zur Einheit der Kirche und zum Frieden in der Welt auf. Beim Defilee umarmte er seinen älteren Bruder, der mit der US-Delegation von Vizepräsident J.D. Vance und Außenminister Marco Rubio reiste, schüttelte die Hände von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, den er im Anschluss an die Feierlichkeiten heute noch in Privataudienz empfängt. Beim Regina Caeli auf dem Petersplatz sang der neue Papst (wie auch vergangene Woche schon) und mahnte:
„Bei aller Freude des Glaubens und der Gemeinschaft dürfen wir unsere Brüder und Schwestern nicht vergessen, die aufgrund von Kriegen schwer leiden. Im Gazastreifen sind Kinder, Familien und ältere Überlebende dem Hunger ausgeliefert. In Myanmar haben neue Feindseligkeiten unschuldige junge Menschenleben gefordert. Die gepeinigte Ukraine wartet darauf, dass es endlich Verhandlungen für einen gerechten und dauerhaften Frieden gibt.“
All das wird von Vatikan-Korrespondent:innen wie zum Beispiel von Ludwig Ring-Eifel von der KNA getreulich aufgezeichnet. Der katholische Publizist Andreas Püttmann freute sich schon unter der Woche in seinem „Standpunkt“ bei katholisch.de, mit der Papstwahl erlebten wir wieder die „Strahlkraft des Römisch-Katholischen“. Mit dem Reformationsjubiläum „wurde gefühlt die ganze Republik lutherisch“, nun aber „wird die protestantisch-zivilreligiöse Grundstimmung durch die Wucht päpstlicher Ereignisse in Rom wieder durchbrochen“.
Von meinem (protestantischen) Standpunkt in der ostdeutschen Provinz fühlt sich das alles anders an. Doch kann ich dem Start des neuen Papstes durchaus Positives abgewinnen: Friedensstifter:innen, KI-Kritiker:innen und Brückenbauer:innen braucht es in unserer Welt definitv viele mehr. Und in einer Welt der Partikulargesellschaften, in Europa, wo viele Menschen vielleicht statt Papst Leo XIV. an diesem Wochenende JJ aus Österreich für den Gewinnersong „Wasted Love“ beim Eurovision Song Contest feiern, nehme ich alle Botschafter:innen gerne mit, die den Versuch wagen, über ihren eigenen Standpunkt hinaus zu schauen und zu handeln. Richtig katholisch im Wortsinne halt. Dann wird die Liebe, die Leo XIV. ins Zentrum seiner Predigt am heutigen Sonntag gestellt hat, hoffentlich auch nicht vergeudet werden.
Eine gute Woche wünscht
Philipp Greifenstein
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Debatte
Thomas Wystrach hat bereits in den #LaTdH vom vergangenen Sonntag eine Reihe von Reaktionen auf die Wahl von Robert F. Prevost zu Papst Leo XIV. zusammengefasst. Auch in dieser Woche setzte sich der Reigen von Beiträgen ungebrochen fort, die aus Symbolen wie dem Papstnamen, seinem Wahlspruch und Kleidungsfragen Voraussagen für das Pontifikat ableiten. Was die Person Prevost angeht, sind wir dabei nicht wirklich über das hinausgekommen, was John Allen bereits in seiner Kandidatenvorstellung bei Crux (auf Englisch) aufgeschrieben hatte.
Was die deutsche (katholische) Publizistik im Besonderen angeht, nehme ich zwischen den Zeilen eine gewissen Ratlosigkeit darüber wahr, was mit dem US-amerikanisch/peruanischen Papst nun anzufangen sei. Benjamin Leven in der COMMUNIO empfindet die Lage sogar als „Papst-Enigma“. Schön! Vermutlich einfach eine Folge dessen, dass dieser Papst so gründlich un-deutsch ist.
Immerhin in Messelhausen, einem Stadtteil von Lauda-Königshofen im Main-Tauber-Kreis ist man jetzt, Augustiner-Pater Christoph Weberbauer zufolge, wenigstens ein wenig Papst. Gleich zwei Mal war der neue Papst noch in seinem Amt als Generalprior des Ordens (2001-2013) in Messelhausen gewesen, berichtet der SWR. Auf dem Augustinusweg, der von Prevost damals mit eingeweiht wurde, kann man heute trefflich pilgern gehen: „Er ist den ganzen Weg mitgegangen und war sehr angetan“.
„Das kann ich ja sagen, ohne Geheimnisverrat zu begehen“ – Interview mit Kardinal Reinhard Marx von Marc Beise und Annette Zock (SZ, €)
Eine weitere Verbindung Prevosts zu deutschen Landen wird derweil über das Geschehen im Konklave konstruiert, in dem sich Kardinal Reinhard Marx, der Erzbischof von München und Freising, besonders eifrig für Prevost als neuen Papst verwendet haben soll. Im Interview bei Marc Beise und Annette Zoch von der Süddeutschen Zeitung (€) redet Marx sein Wirken ein bisschen klein und freut sich als Recke der katholischen Soziallehre selbstredend außerordentlich über die Namenswahl Leo XIV. in der Nachfolge von Leo XIII., der mit seiner Sozial-Enzyklika „Rerum Novarum“ deren Fundament legte. Dass „Rerum Novarum“ auch ein Dokument des Antikommunismus und im Konzert der zahlreichen Enzykliken Leo XIII. sicher eine der weniger ärgerlichen ist, bleibt leider auch hier außen vor.
Title: Bob, der Brückenbauer? – Die #LaTdH vom 18. Mai
URL: https://eulemagazin.de/bob-der-brueckenbauer-die-latdh-vom-18-mai/
Source: REL ::: Die Eule
Source URL: https://eulemagazin.de
Date: May 18, 2025 at 05:58PM
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