Herzlich Willkommen!
Mit dem Aschermittwoch beginnt die Passionszeit vor Ostern und auch in diesem Jahr kreuzt die Frage auf, ob und was man dieses Jahr sinnvoll fasten kann. Ich führe die bleibende Begeisterung für das Fasten und auch das Pilgern ja darauf zurück, dass viele Menschen sich ein gutes Gefühl dafür erhalten haben, dass unser übliches Konsumverhalten irgendwie entgleist ist. Sei es beim Futtern, bei der Social-Media-Zeit oder eben beim Reisen: Im Hinterkopf meldet sich der Restverstand und fragt leise: „Braucht’s das wirklich?“
Damit ist natürlich auch die Frage aufgerufen, was es zum guten Leben überhaupt braucht; also nicht nur die Frage nach der Auskömmlichkeit gestellt, sondern danach, was es dafür unbedingt braucht. Der Fastenaktionen, -Briefe und seelsorglichen Begleitaktionen ist darum kein Mangel. Dabei meint ja Fasten vor allem erst einmal Verzicht und nicht ein „Mehr“. Aber darüber setzen sich nicht nur evangelische Fastenaktionen seit Jahren beharrlich hinweg.
Wenn der Verzicht, der „Weg in die Wüste“ vor allem einen gelegen kommenden Ausstieg und Rückzug meint, sollte man wohl auch skeptisch werden. Was ist, wenn die „Wüste“, in der wir uns bewähren müssen, schlicht der Alltag ist? Vielleicht kann ja die Fastenzeit ein Anlass sein, grundsätzlich nach Sinn und Unsinn unserer Diäten und Gewohnheiten zu fragen. Nicht nur beim Futtern, so habe ich mir sagen lassen, kommt es ja auf die langfristige und nachhaltige Umstellung des Speiseplans an.
Wenn Sie also in den kommenden Wochen bis Ostern auf Social-Media-Plattformen verzichten wollen, was ich sehr (also wirklich: sehr) gut verstehen kann, dann am besten nicht nur als heilsame Unterbrechung Ihres Social-Media-Nutzungsverhaltens, sondern als deren segensreiches Ende. Überlegen Sie mal, wie viel Zeit und Lebensqualität sie womöglich gewännen, wenn Sie die Zeit, die sie mit Doomsrolling, Micro-Videos und Reply-Guys, zum Beispiel mit qualitätvollen Nachrichten und Debatten verbrächten! Ein Abschied von Instagram, Facebook & Co. bedeutet nicht automatisch einen Abschied von der Teilhabe an der digitalen Gesellschaft, sondern vielmehr ein mündig werden.
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Eine gute Woche wünscht
Philipp Greifenstein
Debatte
Deutschland hat gewählt. Ganz Deutschland? Nein. Wie ich schon in den #LaTdH vom vergangenen Sonntag schrieb, sind ganz und gar nicht alle Menschen in Deutschland an die Wahlurnen der Bundestagswahl gerufen gewesen. Knapp 23 Millionen Menschen, die in Deutschland leben, waren aus guten oder weniger guten Gründen von der Wahl ausgeschlossen. Und ich rede nicht von den Auslandsdeutschen, die gerne per Briefwahl gewählt hätten, sondern von unseren Kindern und Jugendlichen, Kranken und Alten, Menschen mit Behinderungen und natürlich von den vielen Menschen, die sich dauerhaft in Deutschland aufhalten, sich aktiv an der Gesellschaft beteiligen, gute Nachbar:innen und Bürger:innen, aber eben keine Staatsbürger:innen sind.
Vielleicht geht mir diese bleibende Ungerechtigkeit des Zugangs zur Wahl auch besonders auf den Zeiger, weil ich hier im Norden Thüringens die Folgen einer sich verengenden Wähler:innenschaft deutlich spüre: Wo überdurchschnittlich viele Männer, viel zu wenig junge Menschen und Migrant:innen und viele „biodeutsche“ Wohlstandsverängstigte leben, da reüssierte bei der Bundestagswahl die AfD.
Das ist, aus bekannten Gründen, vor allem im Osten der Republik der Fall, wo die AfD unangefochten stärkste Kraft wurde (teilweise mit Wahlkreisergebnissen über 40 Prozent). Aber auch im Westen ist die AfD in vielen Regionen mindestens einmal zweitstärkste politische Partei geworden und in „Brennpunkten“ wie Kaiserslautern und Gelsenkirchen sieht’s noch drastischer aus.

Karte Zweitstimmen – Zweitstärkste Kraft 2025 der „Tagesschau“
Sich mal ausführlich mit dem Ergebnis der Bundestagswahl jenseits von „Gewinner/Verlierer“-Gerede und schiefen historischen Vergleichen zu befassen, kann nicht schaden. Bei der „Tagesschau“ der ARD kann man sich eine große Vielfalt unterschiedlicher Karten anzeigen lassen und auch einzelne Regionen und Wahlkreise studieren. Ich tät mich ungemein freuen, wenn das auch in den Kirchenämtern einmal geleistet würde. Dann wäre es nämlich sehr wohl möglich gut regionalisiert zur Wahl und den kommenden Herausforderungen, zu sprechen und nicht im allgemeinen Betroffenheitsjargon hängen zu bleiben, gerade im Blick auf den Rechtsruck in der Gesellschaft.
Title: Brücken bauen?! – Die #LaTdH vom 2. März
URL: https://eulemagazin.de/bruecken-bauen-die-latdh-vom-2-maerz/
Source: REL ::: Die Eule
Source URL: https://eulemagazin.de
Date: March 2, 2025 at 01:56PM
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