D: Klimawandel als Fluchtursache nicht vernachlässigen

Der Klimaschutz lag Papst Franziskus besonders am Herzen. Sein Lehrschreiben „Laudato si" von 2015 hatte nach Ansicht von Antonio Guterres wesentlichen Einfluss auf das Pariser Abkommen über den Klimawandel, sagte der UNO-Generalsekretär nach dem Tod von Franziskus. Heute ist der Klimawandel unter den zentralen Beweggründen für Migration.

Michael Hermann – Stuttgart

Franziskus hat dabei immer wieder auch auf den Zusammenhang von Klimawandel und Migration hingewiesen. Die Welt muss sich auf Massen von Menschen einstellen, die wegen des Klimawandels aus ihrer Heimat flüchten, sagt Jacob Schewe vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung. Wir sprachen mit ihm am Rande einer Konferenz zum Migrationsrecht in der katholischen Akademie in Stuttgart.Es werden sehr, sehr viele Menschen sein, die wegen des Klimawandels fliehen, prognostiziert Schewe. Ob es mittelfristig eine Million oder gar 100 Millionen Klimaflüchtlinge sein werden – das sei derzeit noch nicht verlässlich zu prognostizieren, so der Klimaforscher. „Das liegt daran, dass Migration ein ganz komplexes Phänomen ist und dass es hier um Menschen geht und nicht um physikalische Prozesse, die wir aufgrund der Naturgesetze und der Modelle, die wir haben, gut vorhersagen können.“

Ausgetrockneter See im Jemen

Ausgetrockneter See im Jemen

Ausgetrockneter See im Jemen   (ANSA)

Die Erwärmung um durchschnittlich ein Grad ist bereits Realität, eine weitere um ein Grad bis in 30 Jahren nicht unwahrscheinlich. „Extremwetterlagen nehmen zu und werden intensiver. Und da sehen wir, dass sie heute schon zu Flucht und Vertreibung führen und dementsprechend es noch häufiger tun werden, wenn man sich nicht bemüht, die Menschen besser zu schützen.“

Der Potsdamer Klimaforscher hält es für zwingend, dass sich die Staaten viel intensiver mit dem Thema Migration auseinandersetzen. „Da gibt es Kriege und Konflikte, die Vertreibung und Flucht verursachen – und jetzt immer stärker Naturgefahren durch den Klimawandel, wo Staaten, die sich darauf einstellen auf diese veränderten Rahmenbedingungen, vielleicht besser in der Lage sind, damit umzugehen, die Menschen aufzunehmen und entsprechende Schutzprogramme aufzulegen.“

Andernorts kämpfen die Menschen mit Fluten, hier gerade heute (23. Mai 2025) in Australien

Andernorts kämpfen die Menschen mit Fluten, hier gerade heute (23. Mai 2025) in Australien

Andernorts kämpfen die Menschen mit Fluten, hier gerade heute (23. Mai 2025) in Australien   (ANSA)

Schewe kritisiert, dass das Thema Klimawandel in der letzten Zeit, gerade auch während des Wahlkampfs an Deutschland, an Aufmerksamkeit verloren habe und Migration vorwiegend als eine Folge von Krieg und Gewalt betrachtet würde. „Man wird das Thema nicht los, indem man es verschweigt oder denkt, man könnte sich jetzt um andere Themen kümmern“, sagt Schewe.

„Die Maßnahmen sind da, die Technologie ist da, die politischen Wege und Handlungsoptionen sind da, so dass es eine große Chance gibt, das Thema mit viel Energie anzugehen und den Klimawandel zu stoppen, so dass man dann mehr Ressourcen und Energie und Zeit hat, um sich auf drängende menschliche Probleme zu konzentrieren wie Flucht und Vertreibung.“

(vatican news)

 


Title: D: Klimawandel als Fluchtursache nicht vernachlässigen
URL: https://www.vaticannews.va/de/kirche/news/2025-05/deutschland-klimawandel-fluchtursache-interview.html
Source: Vatican News – Deutsch
Source URL: https://www.vaticannews.va/de.html
Date: May 23, 2025 at 04:03PM
Feedly Board(s): Religion