In Essen trifft sich an diesem Freitag der sogenannte „Synodale Ausschuss“ zu seiner ersten Sitzung. Der Ausschuss ist ein Ergebnis des „Synodalen Wegs“ der katholischen Kirche in Deutschland.
Das Gremium soll die Einrichtung eines sogenannten „Synodalen Rates“ vorbereiten. In dem neuen Gremium wollen Bischöfe und katholische Laien ihre Beratungen über mögliche Reformen in der Kirche fortsetzen. Allerdings hat der Vatikan in einem Brief erklärt, dass der „Synodale Weg“ gar nicht befugt sei, einen „Synodalen Rat“ einzurichten.
Kritisch zum deutschen Vorhaben hat sich unter anderem der Passauer Bischof Stefan Oster geäußert. Oster war auch einer der deutschen Vertreter bei der Weltsynode im Oktober in Rom. Im Gespräch mit Radio Horeb begründete Oster, warum er und einige weitere Bischöfe beim Start des „Synodalen Ausschusses“ nicht mitmachen.
„Ich glaube schon, dass wir in unserer Kirche über die Machtfrage reden müssen“
„Ich glaube schon, dass wir in unserer Kirche über die Machtfrage reden müssen, und das haben wir auch ja beim ‚Synodalen Weg‘ intensiv getan. Meine Frage geht – ich glaube, im Einklang mit der Besorgnis aus Rom – dahin: Was hat es zu tun mit der sakramentalen Verfassung der Kirche? Das ist eine herausfordernde, auch theologische Frage. Und ich habe mich mit anderen Bischöfen zusammen dafür entschieden, zu sagen: Jetzt machen wir mal in dem Prozess, der sich vor allem in Frankfurt abgespielt hat, nicht weiter, denn jetzt beginnt die Weltsynode, und wir wollen uns in diese Weltsynode einklinken.“
Die Synodenversammlung von Rom
Nicht „zwei unterschiedliche Wege“ gehen
Es gehe darum, nicht „zwei unterschiedliche Wege mit zwei unterschiedlichen Tempi“ zu gehen, so der Bischof von Passau. „Sondern wir wollen versuchen, das, was wir in Deutschland auch erfahren haben, mit einzubringen und dann uns auf einen gemeinsamen Weg mit der Weltkirche zu machen.“
„Ich bin gespannt auf die Satzung“
Zu den Planungen für einen „Synodalen Rat“ will Bischof Oster sich noch nicht äußern: „Ich bin mal gespannt, wie dieses Treffen verlaufen wird, deswegen kann ich jetzt da noch keine Bewertung abgeben. Ich bin gespannt auf die Satzung. Ich bin gespannt darauf, wie dort in einer neuen Satzung zum Beispiel das Thema Abstimmungsverhalten formuliert wird. Denn beim ‚Synodalen Weg‘ war es ja so, dass die Bischöfe mit einer Zweidrittelmehrheit eigens den bestimmten Beschlüssen zustimmen mussten, damit die Beschlüsse auch als Beschlüsse des ‚Synodalen Weges‘ gelten, und ich höre, dass das jetzt wieder durchaus umstritten ist. Ich bin auch gespannt, wie das Thema Öffentlichkeit verhandelt wird, auch in Zukunft beim ‚Synodalen Ausschuss‘. Denn einer der Unterschiede zur Weltsynode ist ja: Papst Franziskus wollte ausdrücklich einen geschützten Raum. Das heißt, wir hatten keinen Livestream, es sei denn zu ganz bestimmten Sitzungen am Anfang und am Ende… Und Papst Franziskus hat uns auch gewissermaßen ein Schweigegebot gegeben… Das war aus meiner Sicht sehr, sehr hilfreich für ein wirklich freies, aus geistlicher Erfahrung und Atmosphäre kommendes Gespräch.“
Beim Synodalen Weg – Aufnahme von 2022
„Also, vom Protagonisten des Heiligen Geistes haben wir in Frankfurt nicht gesprochen“
In dem Interview hebt Bischof Oster auch hervor, dass der weltweite synodale Prozess spürbar geistlicher akzentuiert sei als das Reformvorhaben der katholischen Kirche in Deutschland.
„Also, vom Protagonisten des Heiligen Geistes haben wir in Frankfurt nicht gesprochen – da waren die geistlichen Unterbrechungen gewissermaßen Einschübe in ein eher kirchenpolitisch motiviertes Gespräch, wo ganz klar gewesen ist, dass auch mit medialem und politischem Druck gearbeitet wird. Wo sehr klar geworden ist, dass man nicht zuerst versucht hat, gewissermaßen Minderheiten mitzunehmen, sondern eher, sie in jedem Fall zu überstimmen, in jedem Fall die Stimmenmehrheit sicherzustellen – auch mit Verfahrensmöglichkeiten, die die Satzung hergegeben hat oder eben auch nicht hergegeben hat.“
Kritik von „Wir sind Kirche“
Die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ hat derweil die vier Ortsbischöfe kritisiert, die nicht an der konstituierenden Sitzung des „Synodalen Ausschusses“ teilnehmen wollten. „In Ihrer im Juni 2023 gefassten Entscheidung, den ‚Synodalen Ausschuss‘ nicht mitzutragen und mitzufinanzieren, wollten Sie ‚den Weg zu einer synodaleren Kirche in ihren Bistümern gemeinsam und abgestimmt mit dem synodalen Prozess der Weltkirche gehen‘. Doch tatsächlich ignorieren Sie jetzt die weltkirchlichen Prozesse und Ergebnisse der letzten vier Monate. Damit fügen Sie den Bistümern, für die Sie Verantwortung tragen, sowie der gesamten katholischen Kirche in Deutschland einen unabsehbaren Schaden zu.“
Die vier angesprochenen Bischöfe sind neben Oster Kardinal Woelki von Köln sowie die Bischöfe Hanke von Eichstätt und Voderholzer von Regensburg. „Wir sind Kirche“ appelliert an sie: „Überdenken und korrigieren Sie Ihre im Sommer getroffene Entscheidung, da die damals genannten Begründungen gegenstandslos geworden sind. Die Synodenversammlung in Rom hat einmal mehr gezeigt, dass der Synodale Weg in Deutschland kein Sonderweg war, sondern wichtige Vorarbeit für die Weltsynode geleistet hat. Dies wurde von Teilnehmenden aus aller Welt anerkannt. Mehrheitsentscheidungen sind auch auf Konzilien eine übliche Vorgehensweise gewesen. Wer sich selbst ausschließt, entzieht sich auch dem Diskurs und kann die eigene, durchaus wichtige Stimme darin nicht einbringen.“
Christian Weisner von „Wir sind Kirche“ im Oktober zu Besuch bei Radio Vatikan
Und wie geht jetzt der weltweite Synodenprozess weiter?
Und wie geht es jetzt mit der Weltsynode weiter? In einem Jahr soll ja im Vatikan die zweite Synodalversammlung stattfinden, daran wird Bischof Oster wieder teilnehmen. Er fragt sich, worin jetzt die nächsten Schritte bestehen werden. Das in Rom verabschiedete Synthese-Papier, das mittlerweile auch auf Deutsch vorliegt, sei „sehr dicht, mit sehr vielen Themen, sehr vielen Punkten und Vorschlägen“.
„Und es ist jetzt zunächst mal einer durchschnittlichen Pfarrei nicht einfach zumutbar, dass man damit arbeitet. Deswegen ist mir noch nicht ganz klar, wie die nächsten elf Monate bis zur nächsten und letzten Synodalversammlung gestaltet werden. Also, die Synode bisher war ja auf lokaler Ebene, auf Diözesanebene, auf nationaler Ebene, auf kontinentaler Ebene und ist dann jtzt in die Weltsynode in Rom eingemündet. Ob jetzt noch mal ein Prozess in gewisser Weise wiederholt wird oder in welcher Weise dieser Text jetzt zur Verfügung gestellt wird, oder ob aus Rom noch mal zwei, drei Seiten mit Vorschlägen kommen, das weiß ich noch nicht.“
(radio horeb – sk)
Title: D: „Synodaler Ausschuss“ startet mit Gegenwind
URL: https://www.vaticannews.va/de/kirche/news/2023-11/deutschland-kirche-synodaler-ausschuss-weg-reform-oster-bischof.html
Source: Vatican News – Deutsch
Source URL: https://www.vaticannews.va/de.html
Date: November 10, 2023 at 12:05PM
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