Die eindringliche Mahnung zu mehr Nachhaltigkeit, die Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato si‘ vor zehn Jahren formuliert hatte, war ein Schwerpunkthema bei der diesjährigen Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. In Kloster Steinfeld stellten die Bischöfe nicht nur eine thematische Webseite vor, sondern auch eine neue Orientierungshilfe zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, die in den einzelnen Diözesen eingesetzt werden kann.
Die Bischöfe, die derzeit in Vollversammlung in Kloster Steinfeld in der Eifel beraten, haben sich an diesem Mittwochvormittag gemeinsam mit Experten darüber ausgetauscht, wie das dringliche Thema der Erhaltung des Gemeinsamen Hauses weiter umgesetzt und in die Gesellschaft getragen werden kann. Bereits vor zehn Jahren habe Franziskus mit seiner Enzyklika Laudato si‘ auf die dramatischen – auch sozialen – Folgen des Klimawandels hingewiesen.
Angesichts einer Welt, die derzeit an verschiedenen Stellen „brennt“, müsse man jedoch feststellen, dass „wir nichts verstanden“ hätten, sondern vielmehr „zynischer“ geworden seien, so der Vorsitzende der DBK-Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen, Bischof Heiner Wilmer, im Anschluss an den Themenvormittag gegenüber Pressevertretern. „Heute müssen wir sagen: Der Klimaschutz ist das größte Marktversagen in unserer Menschheitsgeschichte", betonte der Hildesheimer Bischof: „Wir erleben weltweit eine beispiellose Verrohung: Neokoloniale Denkweisen, die Ignoranz gegenüber der globalen Gerechtigkeit und eine Wirtschaft, die Mensch und Natur verschlingt, bestimmen den Kurs. Die Welt ist uns fremd geworden – und wir wollen, dass sie fremd bleibt.“
„Der Klimaschutz ist das größte Marktversagen in unserer Menschheitsgeschichte“
Dieser Entwicklung habe sich Papst Franziskus mit seiner Umweltenzyklika entgegengestemmt, allerdings hätten „wir den Schrei der Erde nicht gehört“ oder nicht ernst genug genommen, stellt Bischof Wilmer fest. „Die Weltklimaabkommen drohen zur Farce zu verkommen. Die Interessen von heute stehen über denen von morgen“, kritisierte er vor Medienvertretern. Es brauche weltweit und gesellschaftsübergreifend stärkere Vernetzung, um mit dem Thema umzugehen, räumte Wilmer ein.
Den Jahrestag der Enzyklika haben die Bischöfe nun zum Anlass genommen, um sich in einer eigenen Studieneinheit erneut mit den verschiedenen Nachhaltigkeitsfragen angesichts der politischen Weltlage zu beschäftigen, aber auch konkrete Initiativen wurden besprochen. „Armut und Not werden noch schlimmer durch Gleichgültigkeit. Die Menschlichkeit stirbt mit der Gleichgültigkeit. Doch noch ist Zeit zur Umkehr. Noch könnten wir wirklich hinhören“, so Wilmer, der in diesem Zusammenhang auch seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, dass das „Grundanliegen“ von Laudato si‘ auch im Koalitionsvertrag der neu zu bildenden deutschen Regierung seinen Niederschlag finden könnte.
Themenseite und Orientierungshilfe für Diözesen
Die deutschen (Erz-)Diözesen nähmen das Jubiläum nun zum Anlass, um mit verschiedenen Aktivitäten besonders auf den Zusammenhang zwischen den „drei Säulen" der Nachhaltigkeit – ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit – hinzuweisen, erläuterte vor den Medienschaffenden anschließend Weihbischof Lohmann, seines Zeichens „Umweltbischof“ der DBK. „Wir als Kirche verstehen uns dabei als Brückenbauerin. Klima und Umweltschutz geht alle an. Aber es bedarf weniger des erhobenen Zeigefingers, vielmehr müssen wir argumentativ überzeugen“, so Lohmann.
Um die ganzjährig stattfindenden diözesanen Aktionen zu unterstützen, sei über die Webseite der Deutschen Bischofskonferenz eine Themenseite gestaltet worden, auf der sich Begleitmaterial für verschiedenste Formate finde; auch seien insbesondere rund um den Jahrestag im Mai diverse diözesanübergreifende Veranstaltungen geplant, erläuterte Weihbischof Lohmann weiter. Darüber hinaus stehe nun eine Orientierungshilfe zur Nachhaltigkeitsberichterstattung bereit.
„Damit können die Diözesen die Nachhaltigkeitsberichterstattung zielgenau an ihre – auch finanziellen und personellen – Kapazitäten anpassen. Die Berichterstattung steht uns sicher gut zu Gesicht und bietet die Chance, transparent die bereits stattfindenden Maßnahmen darzustellen“, so Weihbischof Lohmann, der in diesem Zusammenhang auch auf die in der Orientierungshilfe verankerte „soziale Nachhaltigkeit“ hinwies, die durch Themenfelder wie Arbeitnehmerrechte, Compliance-Regelungen und caritative Angebote berücksichtigt werde.
„Damit schließt sich der Kreis zu Laudato si’. Denn Laudato si’ ist, wie gesagt, nicht nur eine Umweltenzyklika, sondern auch eine Sozialenzyklika. Zugleich kommen wir der päpstlichen Forderung aus dem Apostolischen Schreiben Laudate Deum aus dem Jahr 2023 nach, dass Maßnahmen zur Energiewende ,effizient sind, dass sie verpflichtend sind und dass sie leicht überwacht werden können‘ (LD 59)“.
Die Bischöfe tagen noch bis zum 13. März, in diesem Jahr erstmals im Kloster Steinfeld in der Eifel.
(vatican news – cs)
Title: DBK zu zehn Jahre „Laudato si‘“: „Bleibender Auftrag für Kirche und Gesellschaft“
URL: https://www.vaticannews.va/de/kirche/news/2025-03/deutschland-bischoefe-laudato-si-vollversammlung-klimaschutz.html
Source: Vatican News – Deutsch
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Date: March 12, 2025 at 04:02PM
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