BERLIN. Mit höchster Wahrscheinlichkeit wird CDU-Chef Friedrich Merz der nächste Bundeskanzler. Wie tickt der Jurist aus dem sauerländischen Brilon in der Bildungspolitik? Schwer zu sagen – er hatte nie Regierungsverantwortung in einem Bundesland. Allerdings gibt es einige Aussagen über Kita, Schule und Lehrkräfte, die aufhorchen lassen. Wir dokumentieren sie im Folgenden.

Merz über seine eigene Schulzeit:
„Das Briloner Gymnasium und ich haben uns getrennt – wegen einiger unüberbrückbarer Meinungsverschiedenheiten, insbesondere in disziplinarischer Hinsicht. Zum Bruch kam es 1971. Mein Vater, der Amtsrichter war, unterrichtete an unserer Schule Rechtskunde und fand es nicht sonderlich angenehm, ständig auf die Verfehlungen des Sohnemanns angesprochen zu werden. Also musste ich wechseln. (…)
Das waren schon schwerere disziplinarische Störungen. Meine Freunde und ich saßen in der letzten Reihe, dort haben wir immer einen sehr schönen Doppelkopf gespielt, nicht in den Pausen, sondern während des Unterrichts, dem Lehrer den Rücken zugekehrt. Einen hatten wir, der war unglaublich autoritär. Er war Weltkriegsteilnehmer und behauptete immer, er wäre ganz vorne mit an der Front gewesen; er hat das Klassenzimmer auch mit dieser Front verwechselt. Dieser Lehrer warf einem Freund von mir, weil der eine Kette mit dem Peace-Zeichen trug, voller Wut einen Schlüsselbund an den Kopf. (…)
Nur hat die Schulleitung nicht den Mut gehabt, ihn rauszuwerfen. Als dieser Lehrer starb, haben wir ein Schulfest organisiert, ich war damals in der Schülermitverwaltung. Die weiteren Umstände dieses Festes waren aus heutiger Sicht so haarsträubend, dass ich sie nicht öffentlich beschreibe. (…)
Hier in Brilon sind wir auf dem Land. Wir bekamen damals gerade unseren ersten Fernseher. Die revolutionären Ideen, die in Berlin oder in Frankfurt propagiert wurden, erreichten uns mit Verspätung und auch eher diffus. Sicher, wir haben Sprüche wie den “vom Muff unter den Talaren” mitbekommen und vielleicht auch mal selbst gesagt, aber so richtig kapiert haben wir das nicht. Nein, links waren wir nie. Es blieb trotzdem etwas hängen: Wir wollten uns nicht mehr alles von den Alten sagen lassen. Antiautoritär waren wir, massiv gegen Schule und Elternhaus.“ (Aus einem Interview mit dem „Tagesspiegel“)
Über Lehrkräfte in der Corona-Pandemie:
„Es bleiben einfach zu viele Lehrer zu Hause. Wer nicht ernsthaft erkrankt ist, muss auch in die Schule kommen. Wir brauchen das System Schule – das muss funktionieren, auch in Corona-Zeiten. Es bleiben einfach zu viele zu Hause.“ (Im „Bild“-Talk.)
„Ich finde, dass Lehrerinnen und Lehrer an Universitäten und Schulen und das Personal in den Kindergärten eine besondere Verantwortung haben, die diese Gesellschaft ihnen gegeben hat und auf die sie sich mit ihrem Beruf eingelassen haben. Diese Berufsgruppen können nicht machen, was sie wollen, sondern sie haben eine Schutzfunktion unseren Kindern gegenüber, und die muss auch akzeptiert werden. Und deshalb erwarten wir als Gesellschaft von diesem Personenkreis, dass er sich impfen lässt.“
„Wir brauchen ein einheitliches Konzept für die Öffnung aller Ausbildungs- und Betreuungseinrichtungen. Es muss alles getan werden, damit wir nach den Ferien wieder öffnen können und diesem Ziel muss sich alles andere unterordnen.“ (In der „Wirtschaftswoche“.)
Im Zusammenhang mit Ausschreitungen in der Silvesternacht 2022/2023 in Berlin:
„Und dann wollen sie diese Kinder zur Ordnung rufen und die Folge ist, dass die Väter in den Schulen erscheinen und sich das verbitten. Insbesondere wenn es sich um Lehrerinnen handelt, dass sie ihre Söhne, die kleinen Paschas, da mal etwas zurechtweisen.“ (In der Sendung Markus Lanz).
Merz wurde bei einem späteren Schulbesuch dann vom vierzehnjährigen Rachid mit seiner umstrittenen Aussage konfrontiert. „Ich hatte das Gefühl, dass Sie mich mit denen in einen Topf werfen“, sagte der Schüler, der in Deutschland geboren ist und dessen Eltern aus Syrien stammen. „Ich fand das nicht fair.“
„Genau nicht“, antwortete Merz. „Ich werfe es eben nicht in einen Topf.“ Er sage: Familien, Syrer und andere, die hier seien, die hier arbeiteten, die brauche man und die wolle man auch hier haben. (In der Sat.1-Sendung „Kannste (nochmal) Kanzler?“)
Über den Bildungsnotstand:
„Zu viele Schulen haben viel zu viele Kinder, die die deutsche Sprache nicht richtig beherrschen. Das überfordert aktuell unser Bildungssystem. (…) Überfüllte Klassen gehen dann auf Kosten aller Kinder in diesen Schulen. Sie starten mit unzureichender Bildung ins Leben. Dieser Bildungsrückstand ist im Erwachsenenalter oft nur schwer aufzuholen. Auch deshalb müssen wir die irreguläre Zuwanderung in den Griff bekommen. Die Asylkrise ist auch eine Frage der Bildungspolitik.“ (In einem Interview mit der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“).
Über Leistung:
„Die Kinder dürfen nicht in Watte gepackt werden.“
„Ich will die versammelten Kultusminister der Bundesrepublik Deutschland darum bitten, in allen Schulen in Deutschland die Bundesjugendspiele wieder einzuführen – und zwar nicht nur mit Teilnehmerurkunden, sondern mit Siegerurkunden.“ (Neujahrsempfang der CDU Baden-Württemberg)
Die Fakten: Die Bundesjugendspiele sind seit vielen Jahren verbindlich und bleiben es auch weiterhin. In den Formaten „Wettkampf“, „Wettbewerb“ und „Mehrkampf“ gibt es jeweils Ehrenurkunden, Siegerurkunden und Teilnehmerurkunden. Das stand nie zur Debatte.
Im Wahlkampf:
„Die Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland – das ist der wichtigste Berufsstand, den wir in unserem Lande haben. Sie brauchen mehr Anerkennung für Ihre Arbeit, die Sie leisten. Ich sage das wirklich aus tiefster Überzeugung.” (In der ARD-Wahlarena.) News4teachers
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Title: “Diese Berufsgruppen können nicht machen, was sie wollen”: Was Merz über Lehrkräfte und Erzieher*innen denkt
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Date: February 27, 2025 at 02:03PM
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