Digitalpakt erneuern, Kitas und Schulen stärken, Ganztag ausbauen: Was CDU und SPD in der Bildung versprechen

BERLIN. Die Ergebnisse der Bundestagswahl machen eine schwarz-rote Koalition im Bund wahrscheinlich. Was heißt das für die Bildung? Die Wahlprogramme der beiden wohl künftigen Regierungsparteien lassen durchaus Konkretes erkennen: Der Digitalpakt 2.0 wird kommen – und die frühkindliche Bildung wird gestärkt, womöglich durch ein Startchancen-Programm auch für Kitas.

Auf die neue Bundesregierung und den wohl künftigen Bundeskanzler Friedrich Merz warten große Aufgaben – auch in der Bildung. Foto: Shutterstock / Ryan Nash Photography

„Das Lernen beginnt am Tag der Geburt. Nie wieder lernt ein Mensch so schnell wie in den ersten Jahren. In der Familie, in der Kita und im Kindergarten werden nicht nur die Grundlagen für einen erfolgreichen Lebensweg geschaffen, sondern es entscheidet sich auch maßgeblich, wie unser Land morgen und übermorgen aussieht“, so heißt es im Wahlprogramm der CDU. „Unser Ziel: Kinder sollen unabhängig von Herkunft und Geldbeutel die Chance bekommen, das Beste aus sich herauszuholen. Das ist ein elementares Gebot der Chancengerechtigkeit – und ein Schlüssel zu neuem Erfolg für unser Land.“

Dafür legen die Christdemokraten den Fokus auf die frühkindliche Bildung: Sie wollen den Förderbedarf richtig erkennen („zur flächendeckenden Diagnose des Entwicklungsstands aller Drei- bis Vierjährigen“), die Schulreife aller Kinder anstreben und Sprachprobleme früh beheben: „Jedes Kind, das eingeschult wird, muss Deutsch können. Alle Kinder mit Förderbedarf wollen wir zur Teilnahme an einem vorschulischen Programm in einer Kita, einem Kindergarten oder einer Vorschule verpflichten. Zudem leiten wir einen Neustart des erfolgreichen Bundesprogramms ‚Sprach-Kitas‘ ein.“

“Für eine gezielte Förderung von Kitas in benachteiligten Lagen wollen wir auch mit Bundesmitteln ein Startchancenprogramm schaffen”

Ähnlich liest sich das bei der SPD: „Kein Kind soll ohne die nötigen Grundfertigkeiten in die Schule starten – und keines die Grundschule verlassen, ohne ausreichend sprechen, zuhören, lesen, schreiben und rechnen zu können. Spätestens mit vier Jahren und bei der Einschulung muss der Entwicklungsstand aller Kinder festgestellt und wenn nötig eine verbindliche Förderung angeboten werden.“

Und weiter: „Wir wollen beste Bildung und Betreuung für Kinder, Verlässlichkeit für arbeitende Eltern und gute Arbeit für die Beschäftigten in Kitas garantieren. Deshalb wollen wir, dass Bund, Länder und Gemeinden gemeinsam weiter in gute Kita-Qualität investieren. Für eine gezielte Förderung von Kitas in benachteiligten Lagen wollen wir auch mit Bundesmitteln ein Startchancenprogramm schaffen und das Startchancenprogramm an Schulen sukzessive ausbauen.“ Die Idee, ein Startchancenprogramm für Kitas aufzulegen, findet auch in der CDU Anklang – zuletzt hatte sich die schleswig-holsteinische Bildungsministerin und CDU-Vize-Vorsitzende Karin Prien dafür ausgesprochen (News4teachers berichtete).

Der Ausbau des Ganztags ist für beide Parteien ein Thema. CDU: „Wir forcieren den Ausbau ganztägiger Bildungsangebote für Grundschulkinder. Jedes Kind soll individuell gefördert und gefordert werden.“ SPD: „Der ab 2026 schrittweise geltende Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder ist für mehr Chancengleichheit ebenso zentral wie für mehr Verlässlichkeit in der Bildung – und er gilt! Dort, wo wir in politischer Verantwortung sind, werden wir ihn zuverlässig einlösen und für eine gute Qualität des Angebots Sorge tragen.“

„Der Digitalpakt Schule muss fortgesetzt und inhaltlich weiterentwickelt werden“

Einigkeit auch bei der weiteren Finanzierung der digitalen Ausstattung der Schulen in Deutschland mithilfe des Bundes. Die CDU schreibt von einem „DigitalPakt Schule 2.0“ und verspricht: „Damit legen wir den Fokus auf digitale Infrastruktur, digitale Lehr- und Lernprogramme sowie auf die forschungsbasierte Qualifizierung von Lehrkräften und Schulleitungen. Datenschutz muss auch hier pragmatisch sein.“ Bei der SPD heißt es dazu kurz und bündig: „Der Digitalpakt Schule muss fortgesetzt und inhaltlich weiterentwickelt werden.“

Den „Lernort Schule stärken“ (wie die CDU im Wortlaut verspricht) – dabei herrscht ohnehin Einigkeit. „Bildung ist das große Aufstiegsversprechen, das unser Land jeder jungen Generation gibt: Bei den allermeisten gelingt es, bei viel zu vielen jedoch immer noch nicht. Zehntausende Schulabbrecher pro Jahr sind ein Armutszeugnis für unser Land – und eine Gefahr für Wohlstand und Zusammenhalt“, so meinen die Christdemokraten. Dabei vergessen sie allerdings zu erwähnen, wie das Problem von einer Bundesregierung konkret angegangen werden kann.

Was der CDU dazu einfällt, wird jedenfalls den Bildungsnotstand in Deutschland kaum beseitigen, nämlich:

  • „Wir setzen auf aussagekräftige und verbindliche Vergleichsarbeiten und Lernstandserhebungen. Unser Ziel ist ein bundesweit qualitativ vergleichbares Abitur auf hohem Niveau. Es darf keine Nivellierung der Anforderungen geben.“
  • „Dort, wo es sinnvoll ist, soll mit Tablets, E-Books und Whiteboards gearbeitet werden. Zudem muss die Schule neben der Medienbildung und Informatik auch kritisches Denken, Kreativität, Kommunikation und Kollaboration fördern.“
  • „Evidenzbasierte Bildungspolitik benötigt Daten. Deshalb fordern wir Bund und Länder auf, ein bundesweites Bildungsverlaufsregister über alle Stufen formaler Bildung zu schaffen und der Forschung einen geregelten Zugang zu diesen Daten zu ermöglichen. Als erster Schritt soll eine ländergemeinsame, datenschutzkonforme Identifikationsnummer für alle Schülerinnen und Schüler (Schüler-ID / Statistik-ID) eingeführt werden.“
  • „Innovationsgeist junger Menschen fördern. Kompetenzen in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) sind zentral, um die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen. Den seit Jahrzehnten erfolgreichen Talentwettbewerb ‚Jugend forscht‘ bauen wir aus.“
  • „Die frühe Nutzung von Social Media hat Auswirkungen auf die Gesundheit sowie die Lern- und Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen – auch in der Schule. Diese Zusammenhänge werden wir schnellstmöglich wissenschaftlich bewerten und ein Maßnahmenpaket zur Stärkung von Gesundheit und Jugendmedienschutz vorlegen.“

Lehrkräfte- und Kita-Fachkräftemangel? Ist nur für die SPD ein Thema. „Kitas und Schulen müssen attraktive Lern- und Arbeitsorte mit guten Arbeitsbedingungen sein“, so heißt es in deren Wahlprogramm.

Und: „Der Mangel an Fachkräften darf nicht zur Achillesferse unseres Bildungssystems werden. Gut qualifizierte Fachkräfte in ausreichender Zahl sind die entscheidende Voraussetzung für mehr Kita-Plätze, den Ganztag im Grundschulalter, bessere Bildungsqualität, einen Ausbau der Betreuungszeiten und eine Reduzierung von Schließzeiten. Wir wollen daher eine Fachkräfteoffensive für Kitas und Schulen verbindlich zwischen allen Bundesländern vereinbaren, die unter anderem den Ausbau von Ausbildungskapazitäten, eine entlohnte Ausbildung für Erzieherinnen und Erzieher, multiprofessionelle Teams, die verstärkte Ansprache von Quereinsteigenden aus anderen Berufen sowie den Ausbau vollzeitnaher Tätigkeit bei den meist weiblichen Beschäftigten umfasst.“

Auch das Thema Integration bedient die SPD allein. Sie betont: „Unsere Einwanderungsgesellschaft braucht ein Bildungssystem, das Kindern unterschiedlicher Herkunft alle Möglichkeiten eröffnet, Kitas und Schulen mit Erfolg zu besuchen. Wir wollen Vielfalt auch in Bildungsplänen, Schulbüchern und in den pädagogischen Berufen widerspiegeln. Schüler*innen unterschiedlicher Herkunft sollen sich mit ihnen identifizieren können.“ News4teachers / mit Material der dpa

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Date: February 24, 2025 at 10:14AM
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