Jesus kam in einem Stall zwischen Ochs und Esel zur Welt – so wird es Jahr für Jahr in unzähligen Krippenspielen erzählt. Doch stimmt das eigentlich?
Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde …“ So beginnt die Weihnachtsgeschichte in der Lutherbibel. Auch Josef macht sich auf in seine Heimat Bethlehem, der „Stadt Davids“. Josef ist ein Nachkomme von König David, nach dem die Stadt benannt ist.
Dass man Josef dort nicht kennt, ist eher unwahrscheinlich. Im Gegenteil: Ihm als Nachkommen Davids hätte man ganz bestimmt einen Schlafplatz angeboten, erst recht mit einer schwangeren Frau. Denn dass man Schwangeren hilft, war schon damals Ehrensache. Von einer Odyssee von Gasthaus zu Gasthaus und der erfolglosen Suche nach einer Unterkunft ist nicht die Rede. Nur das Wort „ Herberge“ ist in Lukas 2 zu lesen.
Ausgebucht?
Eine Herberge ist aber entgegen der landläufigen Meinung kein Gasthaus, sondern ist vielmehr mit „Gästezimmer“ zu übersetzen. Nun muss man wissen, dass die Häuser damals sehr einfach aufgebaut waren. In der Regel gab es einen großen Raum für die Familie und einen angrenzenden Bereich für die Tiere. Ja – auch das Vieh wohnte mit im Haus und wurde nachts dort untergebracht.
Einige Häuser damals hatten zusätzlich ein Gästezimmer, das in der Bibel eben „Herberge“ genannt wird. Die Familie, bei der Josef und Maria Unterschlupf finden, hatte die Herberge wohl schon besetzt, denn es war ja „kein Raum in der Herberge“, kein Platz. Verständlich, denn es war Volkszählung und viel los in Bethlehem. Doch die Gastfamilie schickt das Paar nicht weg, sondern stellt ihm den Bereich des Hauses zur Verfügung, in dem sonst die Tiere wohnen. Von einem Stall ist in der Weihnachtsgeschichte nicht die Rede.
Krippe, Ochs und Esel
Das bringt uns zur Futterkrippe – ist das nicht das Holzgestell, das in einem Stall steht, und aus dem Kühe und Esel Heu und Stroh fressen? Für unsere Begriffe schon. Doch in den damaligen Wohnhäusern waren die Krippen fester Bestandteil der Einrichtung: ein auf dem Boden ausgehöhlter Bereich am Rande des Raums, an dem die Tiere fressen konnten. Dass Jesus also in einem Stall zur Welt kam und im hölzernen Futtertrog lag, entspricht nicht dem biblischen Bericht. Damit stimmt auch leider das bekannte Wortspiel eher nicht, dass Krippe und Kreuz aus demselben Holz geschnitzt waren.
Vielmehr ist Jesus wohl in einem gewöhnlichen Wohnraum geboren und vermutlich in die dort eingelassene Futterkrippe gebettet worden. Ein Punkt übrigens, der die einfachen Hirten ermutigte, sich auf den Weg zu machen, hin zu einem einfachen Gebäude, das ihnen geläufig ist. Wäre Jesus in einem Gästezimmer bei vornehmen Leuten oder in einem Gasthaus geboren, hätten sich die einfachen Männer vom Feld wohl nicht getraut, dort spontan mal vorbeizuschauen. Und dann hätten sie wohl nie verstanden, dass Jesus nicht nur für die Reichen und Schönen geboren ist, sondern für alle Menschen. Und besonders für die Armen und Abgelehnten.
Und Ochs und Esel? Ritten Maria und Josef nicht auf einem Esel nach Betlehem? Gut möglich, aber explizit erwähnt wird das von Lukas nicht. Ebenso wenig ein Ochse. Der Prophet Jesaja schrieb um 700 vor Christi Geburt: „Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn.“ Diese Aussagen wurden ab dem zweiten oder dritten Jahrhundert in christlicher Tradition auf Jesus hin gedeutet – und so fanden die Tiere ihren Weg hin zur Krippe und später in die weihnachtliche Tradition.
Gold, Weihrauch und Myrrhe
Übrigens: Ob Jesus gleich in der Nacht, nachdem Maria und Josef Bethlehem erreicht haben, geboren wurde, weiß man nicht. In der Bibel steht lediglich: „Es kam die Zeit, da sie gebären sollte“, aber nicht, wann genau „diese Zeit“ begann.
Dass die sogenannten Heiligen drei Könige Kaspar, Melchior und Balthasar dem neugeborenen Jesus ihre Geschenke brachten, ist auch ohne biblischen Beleg. Im zweiten Kapitel des Matthäus-Evangeliums ist von „Weisen“ aus dem Morgenland die Rede (je nach Übersetzung Priester, Sternenkundige oder Gelehrte). Aus ihren Geschenken Gold, Weihrauch und Myrrhe schloss die christliche Tradition, dass es wohl drei Weise gewesen sein könnten. Wie sie hießen und wo sie genau herkamen, ist aber nicht bekannt. Erst im Mittelalter verfestigte sich der Volksglaube an „Könige“. Im Lukasevangelium tauchen sie nicht auf.
Hinsichtlich des Geburtsjahrs geben Lukas und Matthäus zwar Anhaltspunkte, die sind jedoch für eine genaue Terminierung der Geburt nicht hinreichend, sondern teils eher verwirrend. Matthäus und Lukas erwähnen König Herodes den Großen, der im März des Jahres 4 vor Christi Geburt starb. Lukas erwähnt außerdem den römischen Kaiser Augustus (verstorben 14 nach Christus) und den Statthalter Quirinius, der sein Amt in Syrien nach aktuellem Stand der Forschung im Jahr 6 nach Christus antrat. Für dieses Jahr ist eine Volkszählung belegt. Davor war Quirinius in Kleinasien tätig. Hier passen die Zahlen also nicht. Ein Dilemma, für das es keine gute Erklärung gibt.
Das genaue Geburtsjahr bleibt damit im Dunkeln – so wie auch Tag und Monat. Erst im 4. Jahrhundert setzte sich die Idee durch, Christi Geburt am 25. Dezember zu feiern. Die früheste Quelle, die Weihnachtsfeiern Ende Dezember belegen, stamme aus dem Jahr 336. Bis sich der Termin 25. Dezember in der weltweiten Christenheit durchgesetzt hatte, vergingen Jahrhunderte. Für die Länder des heutigen Deutschlands etwa wurden die Weihnachtsfeiertage erst auf der Mainzer Synode 813 verbindlich festgelegt. Und heute? Mittlerweile ist mit dem 24. Dezember der Vorabend des Weihnachtsfestes zum eigentlichen Höhepunkt geworden.
Dafür, dass die moderne Menschheit immerhin ihre Zeitrechnung mit der Geburt Jesu beginnen lässt, ist erstaunlich wenig darüber bekannt, wann sie tatsächlich stattgefunden hat.
Von Katrin Leppert mit Informationen aus dem Buch von Kenneth E. Bailey „Jesus war kein Europäer“
The post Fake News: Was nicht in der Weihnachtsgeschichte steht appeared first on Jesus.de.
Title: Fake News: Was nicht in der Weihnachtsgeschichte steht
URL: https://www.jesus.de/nachrichten-themen/nachrichten-glaube/fake-news-was-nicht-in-der-weihnachtsgeschichte-steht/
Source: Jesus.de
Source URL: https://www.jesus.de/
Date: December 23, 2024 at 11:38AM
Feedly Board(s): Religion