Franziskus schreibt vier deutschen Katholikinnen / Neuer Papstbrief äußert altbekannte Sorgen über Reformweg


Neue Post vom Papst zum kirchlichen Reformdialog in Deutschland – und um es vorweg zu sagen: Weder der Zeitpunkt, noch der Inhalt, noch das Prozedere der Veröffentlichung sind überraschend.

Bereits mehrfach spielten sich ähnliche Vorgänge ab, seitdem die katholische Kirche in Deutschland 2019 den Synodalen Weg gestartet hat. Vor allem konservative Kritiker der Initiative entwickelten eine regelrechte Brieffreundschaft mit Rom.

Vor elf Tagen, am 10. November, konstituierte sich in Essen der Synodale Ausschuss – ein neues Gremium von Bischöfen und Laien, das den weiteren Weg für mögliche kirchliche Reformen ebnen soll, unter anderem hin zu mehr Mitbestimmung und Gleichberechtigung.

Mit Datum vom selben Tag bekommen vier deutsche Katholikinnen einen persönlichen Brief von Papst Franziskus, den die „Welt“ am Dienstag online veröffentlichte.

Sorge über die zahlreichen konkreten Schritte

Der Inhalt: Franziskus erneuert seine Kritik an den deutschen Reformbestrebungen. Er teile die „Sorge über die inzwischen zahlreichen konkreten Schritte, mit denen sich große Teile dieser Ortskirche immer weiter vom gemeinsamen Weg der Weltkirche zu entfernen drohen“, schreibt er. Dazu gehöre zweifelsohne die Konstituierung des Synodalen Ausschusses.

Das Gremium soll den Synodalen Rat vorbereiten, in dem Bischöfe und Laien ihre Gespräche über Macht, Rolle der Frauen, Sexualmoral und priesterliche Lebensform fortsetzen wollen. Ein solcher Rat sei jedoch „mit der sakramentalen Struktur der katholischen Kirche nicht in Einklang zu bringen“, erinnert der Papst und verweist an das letzte Schreiben aus dem Vatikan dazu vom 16. Januar 2023, das er approbiert habe.

Darin hieß es, weder der Synodale Weg noch ein von ihm eingesetztes Organ noch eine nationale Bischofskonferenz seien befugt, ein solches Gremium wie den Synodalen Rat einzurichten, das die Autorität der Bischöfe beschneide. Der damalige Brief war die vatikanische Reaktion auf eine gemeinsame Anfrage von Kardinal Rainer Maria Woelki (Köln) und den Bischöfen Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Bertram Meier (Augsburg), Stefan Oster (Passau) und Rudolf Voderholzer (Regensburg). Adressiert war das Antwortschreiben indes an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing.

Keine Unbekannten

Dieser versicherte wiederum, dass man sich innerhalb des geltenden Kirchenrechts bewege.

Die Damen, denen Franziskus nun geschrieben hat, sind keine Unbekannten im deutsch-katholischen Binnenkosmos: Die Theologinnen Katharina Westerhorstmann und Marianne Schlosser, die Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz sowie die bei Maria 1.0 engagierte Journalistin Dorothea Schmidt. Alle vier sind dem konservativ-traditionellen Spektrum zuzuordnen und waren Delegierte des Synodalen Wegs, auf dem Ticket der Deutschen Bischofskonferenz.

Im vergangenen Februar legten sie gemeinsam ihr Mandat nieder und gaben das öffentlichkeitswirksam mit einer sogenannten Abschiedserklärung in der „Welt“ bekannt. Als Grund gaben sie an, dass sich die katholische Kirche in Deutschland zunehmend von der Weltkirche entferne. Sie könnten nicht mehr mittragen, dass auf dem Synodalen Weg „zentrale katholische Lehren und Überzeugungen in Zweifel gezogen“ und „wiederholt Interventionen und Klarstellungen von Seiten vatikanischer Stellen und des Papstes“ ignoriert würden.

Nun zeigte nicht zuletzt die Weltsynode in Rom im Oktober, dass die Schlüsselthemen des Synodalen Wegs nicht nur in Deutschland, sondern in allen Teilen der Welt diskutiert werden und es Reformbedarf gibt.

Das Problem, das der Vatikan mit den Deutschen hat, liegt weniger auf der inhaltlichen, als auf einer strukturellen Ebene: Sobald Laien und Bischöfe gleichberechtigt gemeinsam entscheiden, schrillen die Alarmglocken in Rom.

Bischöfe und ZdK mit Reaktionen

Bemerkenswert an dem jetzigen Brief aus Rom ist vielleicht nur eines: Die Reaktionszeit von Papst Franziskus, der den Frauen für ihren Brief vom 6. November dankt und somit quasi umgehend geantwortet hat.

Während sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz immer wieder in Geduld üben muss, wenn er sich in dieser Sache an Rom wendet.

Bei seiner ersten Sitzung hat der Synodalen Ausschuss in Essen einstimmig Satzung und Geschäftsordnung verabschiedet. In Kraft treten können sie jedoch erst, wenn auch die Träger – die Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken – sie mit der nötigen Mehrheit beschließen. Der Laiendachverband lässt darüber auf seiner Vollversammlung in Berlin am kommenden Freitag und Samstag abstimmen. Die Bischöfe stimmen auf ihrer Frühjahrsvollversammlung am 19. bis 22. Februar in Augsburg ab. Es würde nicht verwundern, wenn im Vorfeld auch wieder ein Brief aus dem Vatikan eintrudelt.

Unterdessen hat der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, auf Anfrage der Katholischen Nachrichtenagentur erklärt: „Der Brief von Papst Franziskus ist an vier Frauen gerichtet. Wir haben vom Brief aus Medien erfahren. Da wir nicht Empfänger des Briefes sind, werden wir diesen nicht kommentieren.“

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) erklärte zum wiederholten Mal, der Synodale Ausschuss stehe auf der Grundlage des geltenden Kirchenrechts. Papst Franziskus habe als Neuerung bei den Beratungen der Weltsynode eine offizielle Beteiligung und Mitentscheidung von Laien eingeleitet: „Wir danken dem Papst für dieses deutliche Zeichen für mehr Synodalität, in dem wir uns eng mit ihm verbunden fühlen.“

Der Begriff „Synodaler Weg“ verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich „Weggemeinschaft“; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.

Der Reformdialog Synodaler Weg dauerte von Ende 2019 bis Frühjahr 2023. Dabei berieten die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Delegierten über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland.



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Date: November 21, 2023 at 04:16PM
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