SCHWERIN. Die Arbeitsbelastung der Lehrkräfte sei zu hoch, stellt der Landesverband Mecklenburg-Vorpommern der GEW fest. Wer zusätzliche Aufgaben übernimmt, solle weniger unterrichten müssen.

Lehrkräfte, die permanent über dem Limit arbeiten, können aus Sicht der GEW ihre Aufgaben nicht in dem Maß erfüllen, wie es für eine hohe Bildungsqualität erforderlich ist. Deshalb spricht sich die Gewerkschaft nach eigenen Angaben «für die Rücknahme der Stundenerhöhung aus, die vor vielen Jahren im Rahmen des sogenannten Lehrerpersonalkonzeptes erfolgt war. Als die Geburtenzahlen nach der Wende einbrachen, wurden die Lehrkräfte zunächst in Zwangsteilzeit geschickt und später die Pflichtstunden erhöht. Ein Sparmodell, welches zwar weitere Kündigungen verhinderte, aber auch später weitergeführt wurde. Während die Kolleg:innen früher gerne mehr gearbeitet hätten, aber nicht durften, stöhnen die Beschäftigten heute unter der im bundesweiten Vergleich teils besonders hohen Zahl an Pflichtstunden ohne ausreichende Anrechnungsmöglichkeiten», wie es in einer Pressemitteilung heißt.
«Wir brauchen mehr Anrechnungsstunden, sodass die Arbeitsbelastung auch adäquat abgebildet wird»
Wer als Lehrer zusätzliche Aufgaben übernimmt, sollte nach Auffassung der GEW weniger unterrichten müssen. «Wir brauchen mehr Anrechnungsstunden, sodass die Arbeitsbelastung auch adäquat abgebildet wird», forderte der GEW-Landesvorsitzende Nico Leschinski. So müssten Mentoren, die angehende Lehrkräfte im Referendariat betreuen, mehr Anrechnungsstunden bekommen. Auch sei eine halbe Stunde weniger Unterricht pro Woche an der Grundschule zu wenig, um den Arbeitsaufwand eines Klassenleiters abzudecken.
An den weiterführenden Schulen gebe es gar keine Anrechnungsstunden für eine Klassenleitung, obwohl damit viel Arbeit verbunden sei. Die Gewerkschaft begrüßte, dass es künftig für die Verantwortlichen der Beruflichen Orientierung an den Schulen Anrechnungsstunden geben soll.
Aber: «Wer glaubt denn, dass mit einer halben Anrechnungsstunde pro Woche an einer Grundschule die Klassenleitung abgedeckt werden kann? », so empört sich Ulrike von Malottki, stellvertretene Landesvorsitzende. Sie ergänzt: «An den weiterführenden Schulen gibt es gar keine Anrechnungsstunden für eine Klassenleitung, obwohl alle wissen, dass da jede Menge Arbeit dranhängt.» Nicht ohne Grund seien so viele Leitungsfunktionen lediglich kommissarisch besetzt. Viele Schulen bedienten sich deshalb aus dem „Schulpool», wo in Abhängigkeit zur Schülerzahl eine gewisse Menge an Anrechnungsstunden hinterlegt seien, um die Lehrkräfte zu entlasten. «Die fehlen dann aber für die anderen Aufgaben», gibt die Oberstudienrätin zu bedenken. Auch Schulleitungen brauchen aus Sicht der GEW einen höheren Grundstock an Anrechnungsstunden.
Anlässlich einer Verbandsanhörung zur geplanten Änderung der Lehrkräftearbeitszeitlandesverordnung kritisierte die Gewerkschaft, dass die Arbeitsbelastung der Beschäftigten in den Schulen in MV generell sehr hoch sei. «Wir werden den Personalmangel nicht beheben, wenn die Arbeitsbedingungen nicht besser werden», meinte Leschinski.
«Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels müssen wir attraktive Angebote machen für die erfahrenen Lehrer:innen»
Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) betonte, dass MV trotz des bundesweiten Lehrkräftemangels an der Möglichkeit zur Teilzeit und an Anrechnungsstunden für ältere Lehrkräfte festhalte. Leschinski äußerte die Befürchtung, dass es bei den Anrechnungsstunden für Ältere in bestimmten Fällen zu Verschlechterungen kommen könne. Oldenburg erklärte, dass Lehrer ab einem Alter von 57 Jahren eine Stunde pro Woche weniger unterrichten müssen, ab 60 Jahren zwei und ab 63 Jahren vier Stunden weniger. «Das heißt, dass eine 63-jährige Lehrkraft 23 statt 27 Stunden unterrichtet.»
Die Gewerkschaft zeigt sich skeptisch: Zwar sei Oldenburg im Rahmen von Gesprächen mit Gewerkschaften und Verbänden von ihrem ursprünglichen Plan abgerückt, die Altersanrechnung nur noch dann vollständig zu geben, wenn die Kolleg:innen auch voll arbeiten, und habe die Schwelle, ab der die Altersanrechnung gilt, abgesenkt. «Aber Lehrkräfte, die etwa wegen Pflege von Angehörigen ihr Arbeitsvolumen nicht erhöhen können, sind mit der neuen Regelung schlechter gestellt», heißt es in einer Pressemitteilung.
Als nicht zielführend bezeichnet Leschinski die Regelungen für Lehrerkräfte, die nach dem Eintritt in die Rente noch parallel in der Schule arbeiten. Diese verlören einen Großteil ihrer Altersanrechnungsstunden, wenn sie nicht mehr im gleichen Umfang wie zuvor arbeiten. «Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels müssen wir attraktive Angebote machen für die erfahrenen Lehrer:innen. Sie müssen gehalten werden. Hier zählt jede Stunde, die sie bereit sind zu unterrichten. Ich sehe hier die gesamte Landesregierung in der Verantwortung. Hier darf nicht gespart werden, ganz im Gegenteil!», so gibt sich der Studienrat überzeugt. News4teachers / mit Material der dpa
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Title: GEW fordert für Lehrkräfte mit Zusatzaufgaben Entlastung beim Unterrichten
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Date: April 24, 2025 at 07:32PM
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