Wie übersetzt man das Fremdwort "Halleluja" in Leichte Sprache? Wo theologische Bedeutung und Erklärungsbedarf zusammentreffen, ist das gar nicht so einfach, erklärt Sonja Hillebrand (44), Theologin im Bischöflich Münsterschen Offizialat Vechta. Anlässlich des internationalen Tags der Leichten Sprache am Mittwoch berichtet die Wissenschaftlerin in einer Mitteilung des Offizialats über ihr Promotionsthema.
Hillebrands Doktorarbeit erscheint im Dezember unter dem Titel "Ist Gott größer als der Himmel? Die Herausforderung einer Psalmenübersetzung in Leichte Sprache am Beispiel von Ps 113". Darin zeigt sie die Besonderheiten biblischer Sprache. Sie zeigt Wege zu einer angemessenen Übersetzung in Leichte Sprache. Denn obwohl die Bibel inzwischen in mehr als 760 Sprachen übersetzt wurde, können Menschen mit Beeinträchtigung oder geringen Sprachkenntnissen das Buch nicht hindernisfrei lesen.
Bildworte sind schwer zu übersetzen
Um diese Hindernisse abzubauen, werden viele Bibel-Passagen im deutschen Sprachraum in Leichte Sprache übersetzt. Doch gerade die Psalmen lassen sich nicht wie andere Texte übersetzen: Ihr Sprachstil ist sehr bildhaft. "Sie weisen Merkmale auf, die auf den ersten Blick allen Anforderungen der Leichten Sprache widersprechen", erklärt Hillebrand. Denn in der Kirche gehe es auch um das nicht Greifbare.
"Wir sprechen darüber, was wir glauben. Das ist oft nur mit Hilfe von Bildworten möglich. Leichte Sprache dagegen fordert vom Übersetzer, auf Metaphern zu verzichten," beschreibt sie eine der besonderen Herausforderungen beim Übersetzen in Leichte Sprache.
"Wie schaffe ich es, den Text sprachlich zugänglich zu machen, ohne seine theologische Aussage und sein poetisches Wesen zu verfremden?", skizziert die Autorin das Problem. Die Lösung finde sich im Kontext von Werbung. "Transkreation" nenne sich die kultursensible Übersetzungsmethode, die sich auf das Übersetzen von Bibeltexten in Leichte Sprache übertragen lasse. Dabei steht Transkreation für "Translation" (englisch für Übersetzung) und "Creation" (englisch für Erschaffung). "Transkreation gibt die Freiheit, einen Text für die Zielgruppe anpassen zu dürfen, auch wenn dabei ein großes Maß an Kreativität notwendig ist," erklärt Hillebrand.
"Ich lobe Gott. Ich singe Halleluja."
Die Expertin für Leichte Sprache hat für ihre Arbeit den Psalm 113 als Beispiel ausgewählt. Der beginnt schon mit dem Fremdwort "Halleluja". Das fordert die Übersetzer heraus: "Wie übersetze ich das Wort Halleluja, ohne Emotionen und die Bedeutung für unsere Religion zu verfälschen?"
Die Empfehlungen für die Übersetzung in Leichte Sprache lauten, Fremdwörter durch verständliche Wörter zu ersetzen oder zu erklären.
"Ersteres kommt bei der hohen theologischen Bedeutsamkeit des Hallelujas nicht in Frage," stellt Hillebrand fest. Auch ein erklärender Einschub sei bei einem Psalm unpassend. Denn religiöse Sprache transportiere nicht nur sachliche Inhalte, sie mache auch religiöse Inhalte erfahrbar.
"Das Wort Halleluja ist für viele Menschen mit einer ganz bestimmten Stimmung verbunden. Dieses Gefühl zu transportieren ist wichtiger als das konkrete Verstehen," sagt sie. Signalworte wie das Halleluja seien darum auch in Leichte-Sprache-Texten unverzichtbar. Zur Unterstützung könne man die eigentliche Bedeutung zusätzlich formulieren. In Ihrer Arbeit übersetzt Hillebrand Halleluja so: "Ich lobe Gott. Ich singe Halleluja."
Die vereinfachte Schriftsprache hat das Ziel, Menschen mit Lernschwierigkeiten oder Behinderung die Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen. Diese "Leichte Sprache" ist nicht zu verwechseln mit "Einfacher Sprache", die sich auch an Menschen mit geringen Sprachkenntnissen richten kann.
Title: „Halleluja“ ist nicht ersetzbar / So werden Bibeltexte in Leichte Sprache übersetzt
URL: https://www.domradio.de/artikel/so-werden-bibeltexte-leichte-sprache-uebersetzt
Source: DOMRADIO.DE – Der gute Draht nach oben
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Date: May 28, 2025 at 07:10AM
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