Immer weniger Schüler im christlichen Religionsunterricht – wird er verzichtbar?

BERLIN. Die Kirchen in Deutschland verlieren Mitglieder, die Teilnahme am Religionsunterricht geht stetig zurück – selbst im katholischen Bayern. Bestätigt das die These der GEW, dass der Religionsunterricht verzichtbar geworden ist?

Hat auch schon bessere Tage gesehen. Foto: Shutterstock

Immer weniger Schülerinnen und Schüler an öffentlichen Schulen in Bayern besuchen einen christlichen Religionsunterricht. Das zeigen aktuelle Zahlen der Kultusministerkonferenz (KMK). Im abgelaufenen Schuljahr 2023/24 besuchten noch 698.346 Schüler an allgemeinbildenden Schulen den katholischen (484.619 Schüler) oder evangelischen (213.727) Religionsunterricht. Im Schuljahr 2015/16 waren es mit 798.756 noch rund 100.000 mehr.

Dagegen stieg die Zahl der Schüler, die den Ethik-Unterricht besuchen, deutlich von 198.311 im Schuljahr 2015/16 auf 343.027 im Schuljahr 2023/24. 21.400 Schülerinnen und Schüler nahmen in Bayern am Islamkunde-Unterricht teil. Vor zehn Jahren waren es 12.251.

Im Frühjahr hatte die Entscheidung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gegen Kürzungen beim Religionsunterricht an bayerischen Schulen für heftige Diskussionen gesorgt. Stattdessen gibt es nun zugunsten von Deutsch und Mathematik weniger Stunden für Musik, Kunst und Werken (News4teachers berichtete).

Bayern im Deutschland-Trend

Deutschlandweit nahmen im vergangenen Schuljahr 28,5 Prozent der Schüler (etwa 1,9 Millionen) der ersten zehn Klassenstufen am evangelischen und 25,2 Prozent (etwa 1,7 Millionen) am katholischen Religionsunterricht teil.

Im Schuljahr 2015/2016 lag die Teilnahmequote am evangelischen Unterricht noch bei 35,2 (plus 319.000 Schüler) und am katholischen Unterricht bei 33,6 Prozent (plus 251.000). Die alle zwei Jahre erhobenen KMK-Zahlen zeigen einen stetigen Rückgang in beiden Fächern.

Weniger Religion, mehr Ethik

Deutlich gestiegen ist dagegen auch bundesweit die Teilnahmequote an sogenanntem Ersatzunterricht: So besuchten im vergangenen Schuljahr fast 1,8 Millionen Schülerinnen und Schüler Ethik (26,4 Prozent), 2015/2016 waren es noch 983.000 Schüler (15,2 Prozent). Eine Zunahme gab es auch beim Islamunterricht, die Teilnahmequote stieg von 0,4 auf 0,7 Prozent: 2015/2016 nahmen demnach gut 24.000 Schüler daran teil, im vergangenen Schuljahr waren es knapp 50.000 Kinder und Jugendliche.

„Der Religionsunterricht wird der Realität in einer multikulturellen Gesellschaft nicht mehr gerecht und benötigt natürlich auch personell unglaublich viele Ressourcen, weil ja immer geteilt werden muss”, so hatte die bayerische GEW-Vorsitzende Martina Borgendale anlässlich Söders Vorstoß im Februar erklärt – und stattdessen ein gemeinsames Fach „Werteerziehung” gefordert. Borgendale: „Um gemeinsame Werte zu vermitteln, braucht es unbedingt den Klassenverband” (und eben keinen konfessionell getrennten Religionsunterricht). News4teachers / mit Material der dpa

GEW: Religionsunterricht ist nicht mehr zeitgemäß (und bindet zu viele Ressourcen)

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Date: October 18, 2024 at 02:56PM
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