Die Zahl der Kirchenaustritte steigt und steigt. Kirchensprecher Volker Rahn von der Kirche Hessen-Nassau hat dies jetzt in einem Interview mit sehr offenen Worten kommentiert.
Auch in Hessen sinkt die Zahl der Kirchenmitglieder beständig. 30.000 Mitglieder gingen der evangelischen Kirche verloren – Sterbefälle eingerechnet. In einem Interview mit der Hessenschau hat Volker Rahn, Sprecher der Evangelischen Kirche Hessen-Nassau (EKHN) offen gesagt: „In fünf Jahren werde noch vieles wiedererkennbar sein, aber wie es in 15 Jahren aussieht, traue sich noch niemand zu denken. Ob es die Kirchensteuer bis dahin noch gibt oder ob, wie in Italien, eine Kultursteuer eingeführt wird – das ist alles eine große Blackbox.“
Man werde sich fragen müssen, ob zwingend die Kirchengebäude selbst der Mittelpunkt der Gemeinde sein müssten – oder ob man eine Gemeinde nicht auch – beispielsweise – aus einer Kindertagesstätte heraus aufbauen könne. Da sei noch „viel Fantasie“ nötig. Ab 2030 müsse der gesamte Haushalt um 140 Millionen Euro heruntergedrückt werden, „sonst schreiben wir rote Zahlen“. Der Plan: Gemeinden sollen sich Häuser, Pfarrpersonal und Kirchenmusiker teilen können. „Die Verwaltung soll digitaler, schlanker und günstiger werden.“ Immobilien stünden auf dem Prüfstand. Kürzlich hat die EKHN bereits die Jugendburg Hohensolms und die Jugendbildungsstätte in Höchst verkauft. Dies dürfte erst der Anfang sein.
Experte: Kirchenaustritte bedeuten mehr Kosten für den Staat
Ähnliche Einschnitte erwartet der Sprecher des katholischen Bistums Limburg, Stephan Schnelle. „Die hohen Austrittszahlen werden sich fortsetzen, und es wird eine Ressourcenverschiebung innerhalb der Kirchen stattfinden. Wir werden in fünf oder zehn Jahren deutlich weniger und deutlich kleiner sein, aber es wird uns nach wie vor geben.“
Der katholische Theologe und Kirchenrechtler Thomas Schüller prognostiziert: „Wir werden in den nächsten fünf bis zehn Jahren eine dramatische Rückgabe von Einrichtungen an die Kommunen und Länder erleben.“ Die Folge: „Der Normalbürger – der derzeit vielleicht die Kirchenaustritte begrüße – werde dies dann mit Gebührenerhöhungen und Steuererhöhungen ausgleichen müssen“, so Schüller in einem Interview mit hr info. Staat und Gesellschaft verlören einen Eckpfeiler des Sozial- und Bildungssystems, den sie nicht ersetzen könnten. „Das ist die wohl eigentlich dramatische Auswirkung dieser Austrittszahlen. Der Austrittstsunami ist daher nicht nur ein innerkirchliches Problem, er wird Deutschland auf lange Sicht substanziell verändern.“
Link: Wie reagiert die Kirche auf die hohe Zahl der Austritte?
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Date: June 30, 2023 at 12:44PM
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