Konklave – Geschichte und Zukunft

Heute, am 7.Mai 2025, ist es wieder so weit: Es heißt „Extra omnes“ und die Kardinäle werden in der Sixtina eingeschlossen, um einen neuen Papst zu wählen. Doch das war nicht immer so. Wie sich die Papstwahl in der Geschichte verändert hat und welche Perspektiven für die Zukunft sich dadurch auftun schreibt Fabian Andre für y-nachten.de  live aus Rom.

Der Papst ist tot – Habemus Streaming

Wenn Serien wie The Young Pope (2016) und The New Pope (2020) oder Filme wie Habemus Papam (2011), Die zwei Päpste (2019) und Konklave (2024) schlagartig um bis zu 247% mehr gestreamt werden, kann das nur bedeuten, dass ein Papst gestorben ist und ein Konklave ansteht.1

Eine kurze Geschichte des Konklaves2

Bis heute ist nicht restlos geklärt, wie der Bischof von Rom in den ersten Jahrhunderten in sein Amt gekommen ist. Es ist aber davon auszugehen, dass der römische Bischof auf die gleiche Weise ins Amt kam wie auch andere Bischöfe. Die Traditio Apostolica aus dem frühen dritten Jahrhundert weiß zu berichten, dass der Bischof untadelig sein und von Volk und Klerus gewählt werden muss. Auch Ambrosius von Mailand kennt eine Bischofswahl des Volkes und von Leo dem Großen aus dem fünften Jahrhundert stammt das bekannte Diktum:

„Der, welcher allen vorstehen soll, soll von allen gewählt werden.“3

Dabei muss aber erwähnt werden, dass die Zustimmung des Kaisers stets notwendig war. Ein römischer Bischof, der nicht vom Kaiser genehmigt worden war, konnte sich in der Stadt nicht halten.Die Bedeutung des Volkes bei der Bischofswahl nahm aber zu Gunsten des Kaisers und des Klerus immer weiter ab, sodass eine römische Synode im Jahre 499 nur mehr den Klerus als Papstwähler kannte.4 In den darauffolgenden wirren Jahrhunderten machten sich dann römische Adelsfamilien den Papst unter sich aus oder er wurde vom römisch-deutschen Kaiser nördlich der Alpen eingesetzt.

1054 als Einschnitt

Im Hochmittelalter gab es einen ersten bedeutenden Einschnitt. 1054 wurde das Recht einen Papst zu wählen erstmals allein den Kardinalbischöfen übertragen. Das Volk und auch der übrige Klerus sollten diese Wahl nur mehr bestätigen. Diese Einschränkung auf die Kardinäle als einziges Wahlgremium wurde in weiterer Folge auch nicht mehr bedeutend verändert.5

Eine bedeutende Ausnahme stellt hierbei das Konzil von Konstanz dar. Aufgrund der damaligen Wirren mit mehreren Päpsten wählten am Konzil nicht allein die Kardinäle, sondern auch jeweils sechs Vertreter der damaligen Mächte Spanien, Frankreich, Deutschland, Italien und England. 1417 wählten das Kardinalskollegium und die Nationenvertreter Papst Martin V. und beendeten somit das Schisma. Diese Wahl von 1417, wo nicht nur Kardinäle wählten, blieb jedoch eine Ausnahme. In weiterer Folge sollten nur mehr die Kardinäle den neuen Papst bestimmen.6

Diskussion ums Wahlgremium

Im Zuge des Zweiten Vatikanums wurde unter Paul VI. diskutiert, das Wahlgremium u.a. mit den Patriarchen der katholischen Ostkirchen zu erweitern, doch beschloss Paul VI. 1975, dass allein das Kardinalskollegium die alleinige Wählerschaft bleiben sollte. Auch die Apostolische Konstitution Universi Dominici Gregis aus dem Jahr 1996, die bis heute mit kleineren Abweichungen gültig ist, bekräftigt,

„daß das Kollegium der Wähler des Papstes einzig aus den Kardinälen der Heiligen Römischen Kirche zusammengesetzt ist.“7

Demokratisierung der Papstwahl

Diese Beschränkung ruft immer wieder Unmut hervor, weil das Oberhaupt von 1,3 Milliarden Katholiken nicht nur von 120 Kardinälen gewählt werden soll. Ausgehend von der Exklusivität des Wahlgremiums des Papstes, gibt – unter Rückgriff auf altkirchliche Traditionen – der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf Vorschläge, wie das Wahlprozedere diversifiziert und demokratisiert werden kann. Wie im ersten Jahrtausend üblich, soll kein Bischof mehr zum Papst gewählt werden können. Bischöfe sollen nicht wählbar sein, da sie in gewisser Weise mit ihrem Bistum, für welches sie geweiht wurden, spirituell verheiratet sind. Eine Änderung des Bischofssitzes wäre in gewisser Weise ‚Ehebruch‘ an dieser Diözese. Ein solches Translationsverbot hat bereits das Konzil von Nizäa 325 erlassen, welches zwar nicht aufgehoben wurde, aber seit dem zweiten Jahrtausend missachtet wird. Somit wären nur mehr männliche Katholiken, Diakone und Priester als Kandidaten für das Papstamt geeignet.

Auch schlägt Wolf größere Änderungen beim aktiven Wahlrecht vor. So sollen zwar die Papstwähler weiterhin die Kardinäle sein, doch müssen diese nicht unbedingt die Priesterweihe empfangen haben. Lai*innen (und somit auch Frauen) könnten zu Kardinäl*innen kreiert werden. Dies wäre eine bedingte Erneuerung, da es bis ins 19 Jahrhundert (männliche) Laien als Kardinäle gegeben hat. Neben den 120 Kardinälen sollen zusätzlich auch 120 Vertreter*innen von Laienräten wahlberechtigt sein. Kardinäle und Laienvertreter*innen würden somit den neuen Papst wählen. Dies knüpft an die altkirchliche Praxis an, wo Klerus und Volk den Papst gewählt haben. Auch weitere Änderungen wie beispielsweise die Einführung der Kompromisswahl schlägt Wolf vor.8

Ökumenische Anregungen – Die Papstwahl der Kopten

Wenn es um Anregungen für eine Reform der Papstwahl geht, hilft, wie so oft, auch hier ein Blick zu anderen christlichen Konfessionen. Der Patriarch von Alexandrien, ebenfalls von seinen Gläubigen Papst genannt, wird ebenfalls gewählt. Dessen Wahl ist nicht mit einem römischen Konklave zu vergleichen und deutlich komplexer. Die Vorbereitungen für die Papstwahl beginnen erst nach dem Tod des Papstes und einer vierzigtägigen Trauerzeit. Nach der Trauerzeit obliegt es der Heiligen Synode (ca. 150 Bischöfe der koptisch-orthodoxen Kirche), dem Millet-Rat (bestehend aus Laienvertreter*innen) und einer dritten Gruppe von Kopten, die vom ägyptischen Präsident ausgewählt wurde, Kandidaten für die Nachfolge vorzuschlagen. Diesem „Wahlgremium“ gehören sowohl Männer als auch Frauen aus unterschiedlichen sozialen Gruppen an; der Frauenanteil bei der letzten Wahl 2012 betrug aber nur 5%. Als potentieller neuer Patriarch kommen dabei Bischöfe oder Mönche infrage, die mindestens 15 Jahre in einem Kloster verbracht haben und ein Mindestalter von 40 Jahren erreicht haben. Es wird eine Liste von mehreren Kandidaten erstellt. Alle Gläubigen haben dann mehrere Monate Zeit Einsprüche gegen einzelne Kandidaten vorzubringen, sodass am Ende nur mehr fünf potentielle Papstnachfolger übrigbleiben. Die Mitglieder des „Wahlgremiums“ einigen sich dann auf drei Kandidaten, von denen schließlich einer per Los ermittelt wird.9

Und in der Zukunft?

Die Wählerschaft des Papstes hat sich über die Jahrhunderte stark verändert. Während in den ersten Jahrhunderten noch die römische Stadtbevölkerung ihren Bischof, den Papst, gewählt hat, so obliegt diese Aufgabe nun den Kardinälen. Auch wenn es momentan keine konkreten Pläne gibt dies zu ändern, ist für Hubert Wolf nicht ausgeschlossen, dass einmal auch Laienvertreter*innen sich künftig bei der Papstwahl einbringen können.

#HabemusPapam


1 Vgl. Katholisch.de, Interesse an Film „Konklave“ nach Papst-Tod deutlich gestiegen (5.5.2025)

2 Ein ausführlicher Beitrag zur Geschichte des Konklaves kann hier nicht gegeben werden. Es soll im Folgenden daher ein Schwerpunkt darauf gelegt werden, wer im Laufe der Jahrhunderte den Papst gewählt hat.

3 Leo der Große, Brief 10.

4 Vgl. Hubert Wolf, Konklave Die Geheimnisse der Papstwahl, München 2017, 30-32.

5 Vgl. Wolf, Konklave, 39–40. Vgl. ebs. Ulrich Nersinger, Tatort Konklave, Künzell 2013, 12.

6 Vgl. Wolf, Konklave, 44–46.

7 Vgl. Johannes Paul II, AK Universi Dominici Gregis, Vorwort.

8 Wolf, Konklave, 188-189.

9 Vgl. Paul Badde, Michael Hesemann, Kopten wählen drei Papst-Kandidaten

 

Bildquelle: DDP auf Unsplash

Der Beitrag Konklave – Geschichte und Zukunft erschien zuerst auf y-nachten.de.


Title: Konklave – Geschichte und Zukunft
URL: https://y-nachten.de/2025/05/konklave-geschichte-und-zukunft/
Source: y-nachten.de
Source URL: https://y-nachten.de
Date: May 7, 2025 at 07:32AM
Feedly Board(s): Religion