ERFURT. Krieg und Krisen machen im Ernstfall nicht vor Schulen Halt. Das Bundesinnenministerium plädiert daher angesichts der angespannten sicherheitspolitischen Lage in der Welt dafür, dass Schulen ihre Schüler*innen im Bereich „Zivilschutz“ fit machen. Zustimmung zur Idee kommt von der Union. Derweil mahnt ein Bundesland vor Panikmache.

Das Bundesinnenministerium von Nancy Faser (SPD) hat sich für dafür ausgesprochen, Zivilschutzwissen an Schulen zu fördern. «Angesichts der Entwicklung der sicherheitspolitischen Lage in jüngerer Zeit sollte ein stärkerer Fokus auf den Zivilschutz gesetzt werden, auch schon in der Schulbildung», sagte ein Sprecher dem «Handelsblatt». Diese Einschätzung teilt auch die Union. Der CDU-Sicherheitspolitiker Roderich Kiesewetter schlug im «Handelsblatt» ein Krisentraining für Schüler vor. «Es ist zwingend nötig, dass der Ernstfall geübt wird, denn die Schülerinnen und Schüler sind besonders verletzlich und im Ernstfall besonders betroffen.»
Thüringen zeigt sich skeptisch
Die Überlegungen, Kinder und Jugendliche in den Schulen stärker auf einen möglichen Krisen- oder Kriegsfall vorzubereiten, stoßen in Thüringen teilweise auf Skepsis und Ablehnung. «Krisenvorsorge ist wichtig – aber sie braucht Augenmaß, Verantwortung und eine Kommunikation, die beruhigt statt verunsichert», sagt der innenpolitische Sprecher der Thüringer BSW-Fraktion, Sven Küntzel. «Familien in Jena, Arnstadt oder dem Eichsfeld fragen sich nicht, wann der nächste Krieg ausbricht – sie fragen sich, ob ihr Kind morgen wieder Unterricht hat, ob der Bus fährt oder ob die Pflege ihrer Angehörigen gesichert ist.»
Thüringens Bildungsstaatssekretär Bernd Uwe Althaus (CDU) sagte, es sei wichtig, mit Kindern und Jugendlichen altersangemessen über Kriege und Katastrophen zu sprechen. «Handlungskompetenz im Krisenfall entsteht durch eine strukturierte Beschäftigung mit der Thematik im Vorfeld.» Nach Angaben des Thüringer Bildungsministeriums gibt es in den Schulen einen Notfallordner, der Regelungen, Verhaltensweisen und Kontakte für auftretende Notlagen enthält. Auch seien Übungen an den Schulen etwa beim Probe-Feueralarm möglich. «Solche Übungen sollten aber in jedem Fall pädagogisch mit den Schülerinnen und Schülern vorbereitet und durch die Hausordnung gedeckt sein.»
Thüringens Bildungsminister Christian Tischner (CDU) hatte vor einem Jahr gesagt, statt Diskussionen «über Wehrübungen und kriegstaugliche Schüler» sei eine sachliche, altersangemessene Aufklärung auf seriöser pädagogischer Grundlage gefragt. Damals war Tischner noch bildungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Eine Sprecherin des Bildungsministeriums sagte, seine Position dazu habe sich nicht verändert.
Debatte stieß 2024 schon auf Ablehnung
Die Idee, Zivilschutzwissen in die Schulen zu bringen, ist nicht neu: Schon vor einem Jahr hatte sich die damalige Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen (News4teachers berichtete). «Zivilschutz ist immens wichtig, er gehört auch in die Schulen. Ziel muss sein, unsere Widerstandsfähigkeit zu stärken», sagte die FDP-Politikerin im Frühjahr 2024 den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Mehrere Bildungspolitiker aus den Reihen der CDU kritisierten den Vorstoß Stark-Watzingers damals. «Wir müssen unsere Kinder schultüchtig machen und nicht kriegstüchtig», sagte der bildungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Thomas Jarzombek (CDU), der «Bild am Sonntag». «Jedes vierte Kind lernt in der Grundschule nicht richtig lesen und schreiben – da müssen wir ran.» Die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien (CDU) betonte: «Es hilft nicht, der Bevölkerung und insbesondere Kindern und Jugendlichen Angst zu machen.»
Kritik kam auch da schon aus Thüringen (News4teachers berichtete). Mit den Worten «nicht mir mir» hatte Helmut Holter (Linke), zu der Zeit Thüringens Bildungsminister, den Überlegungen der Bundesbildungsministerin eine Absage erteilt. Wie Holter erklärte, habe er in seiner Schulzeit selbst noch an Übungen zur Zivilverteidigung in der Schule teilnehmen müssen. «Wir haben das als absurd empfunden», so der Linken-Politiker und ergänzte: «Aber die Gefahr, die damit verbunden ist, die geht einem im Kopf um.» Er wolle auf keinen Fall, dass bei Kindern in Thüringen solche Ängste erzeugt würden. «Ich kann nur davor warnen und bin strikt dagegen, dass so etwas durchgeführt wird. » Eine andere Sache sei es, über den Krieg zu sprechen – etwa über den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Diskussionen über das weltpolitische Geschehen seien wichtig, auch an den Schulen. News4teachers / mit Material der dpa
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Title: Krisentraining für Schüler? Debatte um Zivilschutzübungen an Schulen flammt wieder auf
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Date: April 8, 2025 at 12:21PM
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