Kultusminister beraten über generelles Handy-Verbot an Schulen – GEW hält dagegen: Wer soll das kontrollieren?

BERLIN. Die Bildungsministerkonferenz (so der neue Titel der bisherigen Kultusministerkonferenz) diskutiert heute ein generelles Handyverbot an Schulen. Initiator der Debatte ist Hessens Kultusminister Armin Schwarz (CDU). Die Einführung einer allgemeingültigen Regelung könne die Lehrerinnen und Lehrer „von der permanenten Kontrolle“ entlasten, glaubt er. Die GEW hält dagegen.

Smartphones in der Schule verbieten? Wird nun diskutiert (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Geht es nach dem hessischen Kultusminister Armin Schwarz (CDU), könnte es bald ein bundesweites Handyverbot an Schulen geben. Bei der Bildungsministerkonferenz in dieser Woche will er ein solches vorschlagen. Ende Oktober war Schwarz als deutscher Vertreter beim G20-Bildungstreffen in Brasilien und führte dort auch Gespräche mit seinen kanadischen und australischen Amtskolleginnen und -kollegen. Dort gelten seit diesem Jahr Smartphone-Verbote an Schulen, in Australien seit kurzem sogar ein Social-Media-Verbot für Unter-16-Jährige.

Aus Australien und Kanada habe er „nur Positives“ berichtet bekommen, sagte Schwarz gegenüber dem Hessischen Rundfunk. Das gelte auch für europäische Länder wie Frankreich oder England, wo bereits Verbote eingeführt wurden. Von der Bildungsministerkonferenz erhoffe er sich, „dass wir einen guten gemeinsamen Weg finden“. Das Hessische Schulgesetz überlässt derzeit den Schulen die Entscheidung, ob sie ein Verbot einführen oder nicht. Sie können individuelle Regeln in ihrer Schulordnung festlegen, müssen dabei aber immer verhältnismäßig handeln. So dürfen Schülerinnen und Schüler nicht in ihrem Eigentumsrecht oder ihren Grundrechten verletzt werden.

Die Einführung einer allgemeingültigen Regelung könne die Lehrerinnen und Lehrer „von der permanenten Kontrolle“ entlasten, glaubt Schwarz. Studien zeigten zudem, dass eine entsprechende Regelung an Schulen die Konzentration erhöhe, während das Risiko von Ablenkungen und Depressionen sinke. „Es geht hier nicht um Politik, es geht um Verantwortung“, betont Schwarz, selbst ehemaliger Lehrer.

Tatsächlich untersucht eine aktuelle Studie der Universität Augsburg die Auswirkungen von Smartphone-Verboten an Schulen – und kommt zu dem Ergebnis, dass sie das soziale Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler verbessern und, wenn auch in geringerem Maße, ihre Lernleistungen positiv beeinflussen können (News4teachers berichtete).

Ein pauschales Handyverbot mag auf den ersten Blick praktikabel erscheinen, meint Thilo Hartmann, Vorsitzender der GEW Hessen. Er betont jedoch, dass die Schulen ihre Schülerinnen und Schüler auf die Herausforderungen des digitalen Zeitalters vorbereiten müssen: „Gute Medienbildung ist entscheidend. Statt Smartphones aus dem Schulalltag zu verbannen, sollten Kinder und Jugendliche lernen, diese verantwortungsvoll und reflektiert zu nutzen. Ein Verbot verlagert die Probleme – wie Cybermobbing oder Suchtverhalten – womöglich ins Private, ohne sie zu lösen.“

“Wie fördert ein generelles Handyverbot die Medienkompetenz, wenn diese Geräte aus dem Unterricht verbannt werden?”

Auch der Aspekt der Eigenverantwortung würde vernachlässigt. Viele Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte wünschten sich klare Regeln, aber kein vollständiges Verbot. „Schulen, Lehrkräfte, Eltern und die Schülerschaft sollten gemeinsam Lösungen finden, die den Bedürfnissen aller gerecht werden“, fordert Hartmann. Sollten diese in die Entscheidungsfindung nicht eingebunden werden, führe dies zu zusätzlichen Konflikten, die dann von den Schulen vor Ort kaum gelöst werden können.

Zudem habe der Vorschlag von Kultusminister Schwarz eklatante Lücken. Fragen nach der konkreten Umsetzung blieben offen: „Wie sollen Verbote durchgesetzt werden? Welchen zusätzlichen Druck erzeugt das für Lehrkräfte? Und wie fördert ein generelles Handyverbot die Medienkompetenz, wenn diese Geräte aus dem Unterricht verbannt werden? All das beantwortet der Kultusminister nicht.“

Schulen müssten Orte sein, an denen Kinder und Jugendliche den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien lernen – nicht durch Verbot, sondern durch pädagogische Begleitung. „Ein vollständiges Handyverbot wäre ein Rückschritt in einer zunehmend digitalisierten Welt. Stattdessen braucht es Konzepte, die auf Bildung, Prävention und Mitbestimmung setzen. Schutz und Förderung dürfen dabei kein Widerspruch sein“, sagt Hartmann. News4teachers

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Date: December 13, 2024 at 07:24AM
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