Bei einer Ansprache zum ökumenischen Symposium „Nizäa und die Kirche des dritten Jahrtausends“ hat Papst Leo XIV. zu einer vertieften Zusammenarbeit zwischen der katholischen und der orthodoxen Kirche aufgerufen. Der Papst betonte die bleibende Bedeutung des Konzils von Nizäa für die heutige Suche nach sichtbarer Einheit der Christen.
Mario Galgano – Vatikanstadt
Papst Leo XIV. hat am Samstagvormittag die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ökumenischen Symposiums „Nizäa und die Kirche des dritten Jahrtausends: Auf dem Weg zur katholisch-orthodoxen Einheit“ im Vatikan empfangen. Die Veranstaltung, die vom 4. bis 7. Juni an der Päpstlichen Universität Sankt Thomas von Aquin stattfand, wurde gemeinsam vom Institut für Ökumenische Studien „Œcumenicum“ und der International Orthodox Theological Association organisiert. Unter den Gästen waren zahlreiche Vertreter orthodoxer und orientalisch-orthodoxer Kirchen, die Papst Leo bereits bei der Messe zur Amtseinführung begleitet hatten.
„Ich freue mich sehr, heute bei Ihnen zu sein“, sagte der Papst gleich zu Beginn mit einem Hinweis auf seine noch junge Amtszeit. „Ich bin noch keine vier Wochen im Amt – eine Zeit voller Lernprozesse.“ Die Begegnung sei ihm dennoch wichtig, da das Konzil von Nizäa nicht nur ein Ereignis der Vergangenheit sei, sondern ein „Wegweiser zur sichtbaren Einheit aller Christen“.
„Ich bin noch keine vier Wochen im Amt – eine Zeit voller Lernprozesse.“
Der Papst erinnerte daran, dass das Erste Ökumenische Konzil von 325 nicht nur historische Bedeutung habe, sondern auch heute eine gemeinsame theologische Grundlage bilde. Die sogenannte „Glaubensregel der 318 Väter“ sei besonders für die östlichen Kirchen ein zentraler Bezugspunkt. Leo XIV. zitierte dabei ein jüngstes Dokument der Internationalen Theologischen Kommission, das zum 1700. Jubiläum des Konzils erschien: „Was uns eint, ist sowohl quantitativ als auch qualitativ stärker als das, was uns trennt.“

Die Audienz im Vatikan (@Vatican Media)
Was die Kirchen verbindet
Ziel sei es, durch das gemeinsame Bekenntnis des Glaubens von Nizäa und durch theologische Dialoge mit Gottes Hilfe ein tieferes Verständnis für das zu entwickeln, was die Kirchen verbindet – und damit auch die Trennlinien in neuem Licht zu sehen.
Ein weiterer Schwerpunkt der Ansprache war die Synodalität. Das Konzil von Nizäa habe einen synodalen Weg eröffnet, der heute weitergegangen werden müsse. Auch die Beiträge orthodoxer und anderer christlicher Delegierter zur jüngsten römischen Synode seien „ein wertvoller Impuls“ gewesen. Die Vorbereitung des Jubiläums von Nizäa 2025 biete die Möglichkeit, synodale Formen der Zusammenarbeit zwischen Christen unterschiedlicher Traditionen praktisch zu erproben, so Leo XIV.

Die Audienz im Vatikan (@Vatican Media)
Als dritten Aspekt hob der Papst die Frage des Osterdatums hervor. Schon das Konzil von Nizäa hatte ein einheitliches Datum für das Osterfest anstreben wollen. Heute feierten Christen das zentrale Fest des Kirchenjahres jedoch nicht mehr gemeinsam – was zu pastoralen Spannungen und familiären Spaltungen führen könne. Der Papst bekräftigte die Offenheit der katholischen Kirche für eine ökumenisch abgestimmte Lösung, „die das gemeinsame Zeugnis der Auferstehung stärken“ könne.
Zum Abschluss lud Leo XIV. die Anwesenden ein, sich im Gebet an den Heiligen Geist zu wenden. In einem altkirchlichen Gebet aus der östlichen Tradition bat er um die Gabe der Einheit:
„O himmlischer König, Tröster, Geist der Wahrheit,
der du überall bist und alles erfüllst,
Schatz der Gnaden und Spender des Lebens,
komm und wohne in uns, reinige uns von allem Unreinen
und rette unsere Seelen, du Gütiger.“
Mit dem Segen des dreieinen Gottes beendete Papst Leo XIV. seine Ansprache.
(vatican news)

Papst Leo XIV. und Kardinal Kurt Koch (@Vatican Media)
Title: Leo XIV. ruft zu neuer Einheit von Katholiken und Orthodoxen auf
URL: https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2025-06/papst-leo-xiv-neue-einheit-katholiken-orthodoxe-nizaea-konferenz.html
Source: Vatican News – Deutsch
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Date: June 7, 2025 at 12:16PM
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