Leselust – Deep Reading

In der Ausgabe 18/2025 titelt Die ZEIT: „Ein Land verlernt das Lesen”. In dem Dossier wird dennoch deutlich: Trotz der scheinbar sinkenden Leselust in der Schule und bei Jugendlichen gibt es positive Signale und neue Formen des Lesens, die oft übersehen werden. Insbesondere digitale Textwelten, Memes, Manga und multilinguale Kommentare zeugen von einer hohen Textkompetenz, die im traditionellen Bildungssystem jedoch kaum anerkannt wird. Lehrerinnen und Lehrer sollten die vielfältigen Lesekompetenzen junger Menschen wertschätzen und entsprechend fördern, um ihre Leselust nachhaltig zu stärken.

Im Zusammenhang mit der Grafik

©ZEIT-GRAFIK/Quelle: Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse (AWA) 2003 bzw. 2013 bis 2024, Basisdaten: Studierende aus der deutschen Bevölkerung

lässt sich sagen, dass die herkömmliche Sicht auf Leselust und Lesefähigkeit oft eine eingeschränkte Perspektive hat. Während traditionelle Bildungsstandards und Tests (z. B. PISA) vor allem die Fähigkeit zum Verstehen und Analysieren komplexer literarischer Texte betonen, zeigen andere Lesewelten, dass Jugendliche in digitalen Textwelten komplexe Strukturen und Mehrdeutigkeiten gut erfassen können. Das Problem ist, dass die Bildungspolitik und Lehrpläne diese vielfältigen Fähigkeiten nicht ausreichend anerkennen. Dadurch wird die Leseförderung im klassischen Sinne vernachlässigt.

Fördermaßnahmen

Kurz gesagt wird im Artikel gefordert, die Herangehensweisen an die Leseförderung zu überdenken. Es geht nicht nur um klassische Buchlektüre, sondern um eine breitere Wertschätzung aller Formen des Textverstehens und der Interaktion mit Texten, um die Leselust wirklich zu fördern. Lehrerinnen und Lehrer sollten die Textkompetenz in ihrer Vielfalt erkennen und die Nutzung dieser Kompetenzen im Unterricht bewusst gestalten, um die Leserinnen und Leser von morgen besser zu erreichen.

Um die Leselust von Schülerinnen und Schülern zu fördern und ein tiefes Verständnis beim Lesen zu erreichen, sollten Lehrerinnen und Lehrer laut den im Dossier (mit Leitartikel, Interview und Text zu „Hoffen auf TikTok“) dargestellten Perspektiven und Empfehlungen vor allem auf die folgenden Methoden konzentrieren:

  • Lesestrategien trainieren. Dazu gehört das Training von Begriffsklärung, Textstrukturierung, Annotationen und kritischer Reflexion. Durch Diskussionen, gemeinsame Textanalysen und interpretatorische Übungen können Schülerinnen und Schüler ein tieferes Verständnis entwickeln. Das gemeinsame Arbeiten an Texten im Unterricht fördert das kritische, ausführliche Lesen, also das >Deep Reading<.
  • Schülerinnen und Schüler sollten ermutigt werden, eigene Gedanken zum Text schriftlich oder mündlich zu formulieren. Dabei kann das Formulieren in eigenen Worten, das Argumentieren und das kritische Hinterfragen unterstützt werden, um ein tiefes Textverständnis zu entwickeln.
  • Der Einsatz moderner Medien kann den Zugang zu Texten erleichtern und die individuelle Auseinandersetzung fördern, beispielsweise durch das Annotieren digitaler Texte oder multimediale Angebote. Gleichzeitig ist die Förderung der Lesefähigkeit im analogen Raum wichtig, insbesondere durch gemeinsames Lesen und Vorlesen.
  • Förderung der Leselust außerhalb des Unterrichts: Eltern und außerschulische Akteure sollten aktiv Lesekulturen fördern, beispielsweise durch Empfehlungen, Leseevents oder die Schaffung einer positiven Leseatmosphäre zu Hause und in der Freizeit.

Kommentare

Interessant sind übrigens die unter dem Leitartikel veröffentlichten Kommentare. Hier ist der Versuch einer strukturierten Zusammenfassung, die die wichtigsten Argumentationen, Meinungen und Kontroversen im Kontext der im Text behandelten Themen rund um Lesekompetenz, Textverständnis und die gesellschaftlichen Auswirkungen des Leserverhaltens zusammenfasst:

Positive Aspekte des langen Lesens:

  • Fördert kritisches Denken, Textverständnis und gesellschaftliche Teilhabe
  • Tiefgehendes Lesen wird als Grundpfeiler für Demokratie und Kulturtechnik gesehen

Probleme und Herausforderungen:

  • Rückgang der Fähigkeit, längere, komplexe Texte zu lesen, bei Schülerinnen, Studierenden und Erwachsenen
  • Viele Jugendliche und Studierende scheitern an wissenschaftlichen Texten
  • Gesellschaft wird oberflächlicher, was demokratische Prozesse gefährdet

Meinungen und Kontroversen:

  • Einige plädieren für eine Anpassung an neue Medienformate, z. B. kürzere oder digitale Texte
  • Andere fordern stärkere Förderung von Tiefenlesen, Lesekompetenz und kulturellen Bildung
  • Es besteht eine Kritik an Planungs-, Lehr- und Prüfungsstandards in Bildungssystemen

Schlussbemerkung

Das Dossier beschreibt, wie schwierig es ist, sich an komplexe Texte heranzuwagen, und zeigt auf, welche Auswirkungen das auf die Universitäten und die zukünftige Kultur des Landes hat. Es geht auch darum, wie viel Übung und Zeit nötig sind, um sich literarische und wissenschaftliche Texte anzueignen und warum so viele Studierende dazu nicht mehr in der Lage sind.

Manche wundern sich möglicherweise, warum ich mich als ausgebildeter Naturwissenschaftler so „reinhänge“. Nun, die im Dossier formulierten Forderungen betreffen nicht nur sprachliche und geisteswissenschaftliche Fächer. Die Bedeutung des Textverständnisses in den Naturwissenschaften, insbesondere im Hinblick auf die Fähigkeit, wissenschaftliche Texte zu durchdringen und kritisch zu analysieren, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Gerade in diesen Fächern ist die Auseinandersetzung mit Fachtexten unabdingbar, um Forschung nachvollziehen und eigene Erkenntnisse gewinnen zu können. Aussagen aus der Bildungsforschung weisen darauf hin, dass die Fähigkeit, komplexe wissenschaftliche Texte zu lesen und zu verstehen, in der Unterrichtspraxis der biologischen, medizinischen und naturwissenschaftlichen Fächer nicht ausreichend gefördert wird bzw. dass es diesbezüglich Schwierigkeiten gibt.

Zusammenfassend lässt sich somit sagen, dass das Verständnis wissenschaftlicher Inhalte, eigenständiges Denken und wissenschaftliche Weiterbildung als zentrale Kompetenzen gelten. Ohne diese Fähigkeit wären sowohl die wissenschaftliche Forschung als auch die gesellschaftliche Teilhabe im digitalen Zeitalter erheblich erschwert.

… stay tuned …

Titelbildnachweis: Gerd Altmann @pixabay

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Date: May 4, 2025 at 02:38PM
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