Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren

Dieses Lied gilt in der Evangelischen Kirche als der meistgesungene Choral. Nach dem Dichter wurde ein frühneuzeitlicher Sensationsfund benannt.

  1. Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren,
    meine geliebete Seele, das ist mein Begehren.
    Kommet zuhauf, Psalter und Harfe, wacht auf,
    lasset den Lobgesang hören!
  2. Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret,
    der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet,
    der dich erhält, wie es dir selber gefällt;
    hast du nicht dieses verspüret?
  3. Lobe den Herren, der künstlich und fein dich bereitet,
    der dir Gesundheit verliehen, dich freundlich geleitet.
    In wie viel Not hat nicht der gnädige Gott
    über dir Flügel gebreitet!
  4. Lobe den Herren, der sichtbar dein Leben gesegnet,
    der aus dem Himmel mit Strömen der Liebe geregnet.
    Denke daran, was der Allmächtige kann,
    der dir mit Liebe begegnet!
  5. Lobe den Herren, was in mir ist, lobe den Namen.
    Alles, was Odem hat, lobe mit Abrahams Samen.
    Er ist dein Licht, Seele, vergiss es ja nicht.
    Lob ihn in Ewigkeit! Amen.

Joachim Neander


Mit 30 Jahren gestorben

Dieses Lied gilt in der Evangelischen Kirche als der meistgesungene Choral. Es ist nicht nur in deutschsprachigen Ländern sehr beliebt, es erklingt auch weltweit, in über 30 verschiedenen Sprachen. Der Dichter Joachim Neander allerdings hat es wohl nicht sehr oft gemeinsam mit anderen singen können, denn er starb schon im Alter von etwa 30 Jahren.

In seinem letzten Lebensjahr erschien sein Büchlein „Einfältige Bundes-Lieder und Dank-Psalmen, zu lesen und zu singen auf Reisen, zu Haus oder bei Christen-Ergötzungen im Grünen“. Das Stichwort „Psalmen“ weist darauf hin, dass Neander der Reformierten Kirche angehörte. Der letzte Hinweis darauf, wo man seine Lieder singen soll, lässt erkennen, in welchen Kontext sie gehören, nämlich den frühen Pietismus. Solche Privatversammlungen waren der Kirchenleitung ein Ärgernis.

Hohe Würden für den Dichter

Neander war Rektor einer kleinen kirchlichen Schule und man nötigte ihn, nicht mehr an solchen Privatversammlungen teilzunehmen. Er kehrte bald danach zurück in seine Heimatstadt Bremen. Dort konnte er noch eine kurze Zeit tätig sein, als Hilfsprediger, und wie zuvor mit geringem Gehalt.

Dass das Lobpreis-Lied „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ von einem Reformierten stammt, erkennt man allein schon daran, dass in ihm an vielen Stellen Zitate oder Begriffe aus den Psalmen erklingen. Der bereimte Psalter war ja bei den Calvinisten lange Zeit ihr einziges und somit prägendes Gesangbuch. Neander wurde später als „Psalmist des neuen Bundes“ gewürdigt. Ja, seine Lieder sind bei Christen, welcher Konfession auch immer, angekommen.

Lobgesang auf Gott

„Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ ist ein Lobgesang auf den allmächtigen Gott. Die Überschrift und alle fünf Strophen beginnen mit dem gleichen Zitat aus einem Psalm. Im Selbstgespräch mit seinem inneren Ich ermuntert der Lobende sich und jeden, der das Lied singt: Erinnere dich daran, wer Gott ist und was Gott alles für mich und dich getan hat und tut.

Wie herrlich führt, schützt und hilft er uns! Gott ist zur Stelle, in guten Zeiten ebenso wie in dunklen Lebenslagen. Warum? Der allmächtige Gott ist uns Menschen nah, denn er liebt uns, mich und dich. Davon singen die Kinder Israels seit der Väter Tagen. Und nun gilt für alle, weltweit: Einstimmen! Und zustimmen: „So sei es!“

Frühzeitlicher Sensationsfund

Neander war übrigens nicht nur sprachkundig und poetisch begabt, er war auch ein Liebhaber der „Musica“. Dieses Wort findet man in der Originalfassung der ersten Strophe. An deren Ende heißt es: „Lasset die Musicam hören“. Aufgefordert werden dazu zwei Instrumente, klassisch biblische. Und weil Musik nicht nur erklingen, sondern auch nachklingen soll, hat Neander die ihm vorliegende Melodie solistisch verlängert. Nun erklingt dort ein Teil der letzten Zeile jeder Strophe noch einmal, gewissermaßen als Echo. Das wird wohl kein Zufall sein.

Die Privatversammlungen, an denen Neander damals teilgenommen hatte, fanden „im Grünen“ statt, in einem von Felsen umgebenen Tal. Wer dort kräftig sang, hörte ein Echo. Später sind jene Gesteine entfernt worden – als Material für Bauten aller Art. Aber ein Echo ist dort noch geblieben: Dieses Gebiet wurde nach Neander benannt. Und dann wurde ein frühzeitlicher Sensationsfund mit jenem Namen versehen: der Neandertaler.

Der Vater Neanders hieß übrigens Neumann. Als Akademiker hat er den Familiennamen aber ins Griechische übertragen, eine der Gelehrtensprachen. Daher heißt auch unser Dichter so. Dessen Vorname Joachim aber stammt aus dem Hebräischen und heißt, locker übertragen, „Jahwe – also Gott – richtet auf“. Und davon singt auch das Lied „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“.

Text: Günter Balders


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Date: May 17, 2023 at 11:15AM
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