miniKIM-Studie: (erschreckende) Mediennutzung von Kleinkindern – jedes fünfte besitzt eigenes Tablet

STUTTGART. Kleinkinder haben zunehmend mehr Zugang zu digitalen Endgeräten. Den Ergebnissen der aktuellen miniKIM-Studie zufolge verfügt mittlerweile jedes fünfte Kind im Alter von zwei bis fünf Jahren über ein eigenes Tablet – das sind 50 Prozent mehr als zur letzten Befragung im Jahr 2020. „Medien sind für Kleinkinder heute fester Bestandteil ihres Alltags. Damit ist klar, dass auch Medienbildung bereits bei den Kleinsten ansetzen muss“, sagt Wolfgang Kreißig, Präsident der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK). Allerdings: Auf die Eltern ist dabei nicht unbedingt Verlass, knapp die Hälfte kennt beispielsweise keine Filtersoftware, mit der sie eine altersgerechte Mediennutzung unterstützen können.

Mittlerweile steht laut der Studie miniKIM 2023 jedem fünften Kleinkind ein eigenes Tablet zur Verfügung. Symbolfoto: Shutterstock/SOK Studio

Medien sind sowohl im Familienleben als auch in der Öffentlichkeit allgegenwärtig. Dies spiegelt sich etwa in der umfangreichen Medienausstattung der Familien wider. Auch der persönliche Zugang der Kinder zu smarten Geräten hat zugenommen. Mit einer Steigerung um 50 Prozent gegenüber 2020 hat nun jedes fünfte Kleinkind ein eigenes Tablet zur Verfügung, bei den Vorschulkindern (4-5 Jahre) sind es bereits 28 Prozent. Nach Angaben der Eltern verfügt schon jedes zehnte Kind im Alter von zwei bis fünf Jahren über ein eigenes Handy oder Smartphone. Smarte Geräte erlauben durch Sprach- oder Gestensteuerung auch leseunkundigen Kindern Onlineangebote aufzurufen. Inzwischen nutzen 23 Prozent der Zwei- bis Fünfjährigen täglich mindestens ein Gerät mit Internetzugang wie Smartphone, Tablet, Laptop oder Sprachassistent. Erweitert man die Betrachtung um Mediatheken, Streaming-Dienste, Computerspiele oder Apps, sind es 44 Prozent, die täglich diese digitalen Angebote nutzen.

Das sind einige der Ergebnisse aus der aktuellen Studie miniKIM 2023, mit der der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs) zum vierten Mal Basisdaten zur Mediennutzung von Kindern im Alter zwischen zwei und fünf Jahren vorlegt. Der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs) ist ein Kooperationsprojekt der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg, der Medienanstalt Rheinland-Pfalz und des Südwestrundfunks. An der Online-Umfrage 2023 beteiligten sich vom 11. bis zum 25. September insgesamt 600 Haupterzieher*innen.

Bilderbuch bleibt Favorit

Demnach bleibt das beliebteste Medium bei den Vorschulkindern aber nach wie vor das (Bilder-)Buch: 27 Prozent der Kinder möchten nach Angaben der befragten Eltern nicht auf dieses Medium verzichten. Ein Fünftel der Kinder würde den Fernseher am meisten vermissen, 15 Prozent die portable Musikbox. Wenn sich Kinder selbst für ein Medium zur Beschäftigung auswählen dürfen, entscheiden sich ebenfalls 27 Prozent für das (Bilder-)Buch. Auf Platz zwei und drei landen hier Sendungen oder Videos über kostenpflichtige Streamingdienste und über kostenfreie Videoportale wie YouTube.

Fasst man alle Bewegtbildoptionen von Streamingplattformen über Mediatheken bis zum klassischen Fernsehen zusammen, nutzen den Umfrageergebnisse zufolge 84 Prozent der Kleinkinder wöchentlich zumindest eines dieser Angebote. Am häufigsten schauen die Kinder dabei regelmäßig Sendungen über Pay-Streamingdienste (59 Prozent), gefolgt von kostenfreien Videoportalen (51 Prozent) und der Nutzung von Onlinenageboten der Fernsehsender (45 Prozent). Damit sind diese Optionen inzwischen alle beliebter als die Nutzung des linearen Fernsehens (40 Prozent).

Bedenken gegenüber Smartphones

Die Mehrheit der Befragten sieht die Nutzung von Smartphones durch Kinder eher kritisch. 88 Prozent sind der Ansicht, dass das Smartphone für Kinder viele Gefahren birgt, knapp drei Fünftel sind der Meinung, dass Smartphones generell nichts für Kinder sind (58 Prozent). Etwa die Hälfte der Haupterziehenden sieht aber auch Vorteile, was die Nutzung der Geräte durch Kinder betrifft, beispielsweise das Potenzial zu lernen und Neues zu erfahren (52 Prozent) oder spielerisch zu lernen (46 Prozent). 26 Prozent sind der Meinung, dass die Geräte aufgrund der leichten Bedienbarkeit gut für kleine Kinder geeignet sind. Ein Viertel der Befragten nutzt das Smartphone, um das Kind zu beschäftigen, wenn sie selbst etwas erledigen möchten.

„Medien sind für Kleinkinder heute fester Bestandteil ihres Alltags. Damit ist klar, dass auch Medienbildung bereits bei den Kleinsten ansetzen muss, um sie dann kontinuierlich beim ‚digitalen Aufwachsen‘ zu begleiten“, kommentiert Wolfgang Kreißig, Präsident der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), die Umfrageergebnisse. Marc Jan Eumann, Direktor der Medienanstalt Rheinland-Pfalz, betont: „Immer früher nutzen Kinder das Internet. Bereits im Alter von zwei bis fünf Jahren, somit vor dem Schuleintritt, sind Geräte mit Sprach- und Gestensteuerung in ihren Händen. Umso mehr sind Erziehungsberechtigte in der Verantwortung, dass ihre Kinder sicher medial aufwachsen.“ Denn, indem Eltern die große Anzahl an Medien zunehmend auch kleinen Kindern zugänglich machen, wachse auch deren Verantwortung, die Mediennutzung zu begleiten und altersgerecht zu gestalten. Wichtig hierbei seien auch Filtersoftware- und Schutzprogramme, die einen zusätzlichen Schutz ermöglichten sowie medienerzieherische Maßnahmen unterstützten. Doch obwohl es eine Reihe von technischen Möglichkeiten gibt, kennt knapp die Hälfte der befragten Eltern keine Filterprogramme und 35 Prozent wissen nicht, wo sie sich zu diesem Thema informieren können. News4teachers

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Date: June 18, 2024 at 05:28PM
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