Misereor-Fastenaktion Sri Lanka: Gemeinsam die Zukunft meistern

Die diesjährige Fastenaktion des bischöflichen Hilfswerks Misereor richtet den Blick auf benachteiligte und ausgegrenzte Menschen in Sri Lanka, die im Umfeld von Teeplantagen leben. Besonders im Fokus stehen Frauen.

Brigitte Schmitt – Rom

Sri Lanka ist aufgrund seiner landschaftlichen Schönheit und des reichen Kulturerbes ein beliebtes Touristenziel. Unter britischer Kolonialzeit wurde hauptsächlich Kaffee angebaut, heute sind vor allem Tee und Kautschuk wichtige Exportgüter. Unter den Tee-Exportnationen rangiert Sri Lanka an dritter Stelle weltweit. Trotzdem verharrt das Land in einer tiefen Wirtschaftskrise. Vor allem für die rund eine Million Tamilen haben sich die Lebensbedingungen wenig verändert. Sie besitzen wenig Rechte und haben kaum Aufstiegsmöglichkeiten, sagt die Misereor-Länderreferentin Corina Broeckmann:

„Lange Zeit wurden die Hochland-Tamilen Inder genannt, sie sind aber tatsächlich Menschen mit srilankischer Staatsbürgerschaft. Ein Problem ist , dass sie oft keine Geburtsurkunde haben, vor allem die älteren. Und ohne Dokumente können sie nicht wählen gehen, sie haben keine Pässe oder Identifikationskarten. Sie sind benachteiligt, weil sie nicht die notwendigen Papiere haben.“

Die Ortsgruppe von Misereors Projektpartner SEDEC trifft sich regelmäßig an der Teeplantage Dammaria. Ortsgruppen-Leiterin J. Devi zeigt den Menschen, wie sie für ihren eigenen Lebensunterhalt sorgen können – abseits der Teeplantagen. (c) Kathrin Harms | Misereor

Die Ortsgruppe von Misereors Projektpartner SEDEC trifft sich regelmäßig an der Teeplantage Dammaria. Ortsgruppen-Leiterin J. Devi zeigt den Menschen, wie sie für ihren eigenen Lebensunterhalt sorgen können – abseits der Teeplantagen. (c) Kathrin Harms | Misereor

Die Ortsgruppe von Misereors Projektpartner SEDEC trifft sich regelmäßig an der Teeplantage Dammaria. Ortsgruppen-Leiterin J. Devi zeigt den Menschen, wie sie für ihren eigenen Lebensunterhalt sorgen können – abseits der Teeplantagen. (c) Kathrin Harms | Misereor

Vielfältige Diskriminierung

Die Diskriminierung wurzelt auch in der Geschichte der Staatswerdung: Als Indien unabhängig wurde, verloren im Ausland lebende Tamilen die indische Staatsbürgerschaft. Damit wurden fast 800.000 Tamilen und Tamilinnen im Hochland Sri Lankas staatenlos. Erst mit dem Ceylon Citizenship Act von 2005 erhielten sie einen rechtlichen Anspruch auf die Staatsbürgerschaft Sri Lankas. Dazu müssen sie allerdings Dokumente vorlegen, die oft fehlen. Das hat Folgen, rein materiell, weil ihnen der Zugang zum Arbeitsmarkt versperrt ist. Aber auch psychisch, weil ihr Selbstwertgefühl leidet.

„Das ist auch nicht so, dass sich die Regierung dagegen sperrt, dass diese Menschen Zugang zu diesen Unterlagen bekommen. Aber viele wissen nicht, dass sie das können und wie das geht. Das ist ein Teil des Projekts, welches wir mit der dortigen Caritas SEDEC in Sri Lanka unterstützen. Und dann gibt es auch Sprachprobleme, weil in der Verwaltung sinalesisch gesprochen wird und nicht unbedingt tamilisch.“

Folgen des Terroranschlags an Ostern 2019

Doch es gibt auch andere Arten der Ausgrenzung. Obwohl die Hochlandtamilen versuchten, sich aus dem 25 Jahre dauernden Bürgerkrieg im Norden des Landes herauszuhalten, wurden und werden sie bis heute diskriminiert. Der bis heute nicht zufriedenstellend aufgeklärte Terroranschlag am Ostersonntag 2019 – als bei einer Serie von Bombenanschlägen über 250 Menschen ums Leben kamen und etwa 500 verletzt wurden – hatte Folgen. Laut Human Rights Watch werden bis heute Mitglieder von Menschenrechtsaktivisten der Tamilen von der Polizei bedroht und eingeschüchtert.

Heute arbeiten die meisten Hochlandtamilen nicht mehr auf den Plantagen, die Siedlungen können sie häufig trotzdem nicht verlassen, weil sie keine Alternativen in den Städten finden. Sie besitzen wenige Rechte, haben kaum Zugang zu Sozialleistungen oder dem Gesundheitssystem, die Bildungsangebote sind unzureichend, Zukunftsperspektiven kaum vorhanden. Mindestens 24 Plantagenfirmen in privatem, auch internationalem, Besitz gibt es in Sri Lanka.

Im Hochland Sri Lankas liegt die Teeplantage Dammaria, wo die Misereor-Partnerorganisation Caritas Sri Lanka-SEDEC aktiv ist. SEDEC arbeitet dort mit 178 Familien zusammen. (c) Kathrin Harms | Misereor

Im Hochland Sri Lankas liegt die Teeplantage Dammaria, wo die Misereor-Partnerorganisation Caritas Sri Lanka-SEDEC aktiv ist. SEDEC arbeitet dort mit 178 Familien zusammen. (c) Kathrin Harms | Misereor

Im Hochland Sri Lankas liegt die Teeplantage Dammaria, wo die Misereor-Partnerorganisation Caritas Sri Lanka-SEDEC aktiv ist. SEDEC arbeitet dort mit 178 Familien zusammen. (c) Kathrin Harms | Misereor

„Sri Lanka gilt als Billigteeland, weil die Arbeitskräfte so schlecht bezahlt werden. Der Tee ist recht billig, auch wenn er gut ist. Das Interesse der Plantagenbesitzer, der Familien, der Firmen ist es natürlich, Geld zu verdienen. Beim Management der Plantagen, meist selbst Angestellte, sieht es ein wenig anders aus, aber auch sie sind getrieben, Gewinn zu machen. Und darum werden die Arbeiter intensiv ausgebeutet.“

„Sri Lanka gilt als Billigteeland, weil die Arbeitskräfte so schlecht bezahlt werden“

N. Rajanayagi (31), kurz Raja, mit ihrer Mutter Pushpam (67) und ihren Kindern Dinushika (7) und Deepshan (2). Rajas Mutter war Teepflückerin, doch Raja selbst wusste schon früh, dass sie nicht auf der Teeplantage arbeiten möchte. (c) Kathrin Harms | Misereor

N. Rajanayagi (31), kurz Raja, mit ihrer Mutter Pushpam (67) und ihren Kindern Dinushika (7) und Deepshan (2). Rajas Mutter war Teepflückerin, doch Raja selbst wusste schon früh, dass sie nicht auf der Teeplantage arbeiten möchte. (c) Kathrin Harms | Misereor

N. Rajanayagi (31), kurz Raja, mit ihrer Mutter Pushpam (67) und ihren Kindern Dinushika (7) und Deepshan (2). Rajas Mutter war Teepflückerin, doch Raja selbst wusste schon früh, dass sie nicht auf der Teeplantage arbeiten möchte. (c) Kathrin Harms | Misereor

Das Leben und die Arbeits- und Wohnbedingungen der Hochlandtamilen haben sich kaum verändert. Deshalb konzentriert sich das Misereorprojekt vor allem auf die Stärkung der Frauen und ihrer Rechte. Frauen sollen nicht mehr für Hungerlöhne auf den Plantagen arbeiten:

„Sondern sie sollen an ein etwas besseres Einkommen herankommen, indem sie kleine Läden eröffnen, Nähen lernen und Teppiche weben. Tatsächlich hat das Nähen den Vorteil, dass sie auf diese Weise für die eigene Familie sorgen können. Sie können zuhause bei den Kindern bleiben und wenn sie gut sind, können sie durch Aufträge zusätzliches Einkommen generieren.“

Das Misereor-Hungertuch 2025/2026 „Liebe sei Tat“ von Konstanze Trommer - © Misereor

Das Misereor-Hungertuch 2025/2026 „Liebe sei Tat“ von Konstanze Trommer - © Misereor

Das Misereor-Hungertuch 2025/2026 „Liebe sei Tat“ von Konstanze Trommer – © Misereor

Das die Fastenaktion begleitende Hungertuch der Künstlerin Konstanze Trommer stelle eine „Utopie" dar, erläutert Corinna Broeckmann abschließend: „Man sieht überwiegend junge Menschen, auch eine Mutter mit Kind, die vor einem Zelt stehen, was ein Flüchtlingszelt sein könnte; das Zelt steht auf einer Sandbank, die überspült werden kann. Es gibt eine Windhose, die bedrohlich auf die Menschen zukommt. Auch der Klimawandel spielt da eine Rolle. Das Bild spricht viele Ebenen an und vermittelt die Botschaft: wir müssen das gemeinsam stemmen, damit wir hier gut rauskommen,“ sagt die Misereor-Regionalreferentin für Ozeanien und Sri Lanka.

Am 5. Fastensonntag wird in allen katholischen Kirchengemeinden Deutschlands für die Arbeit von Misereor gesammelt – Seit seiner Gründung im Jahr 1958 hat das Hilfswerk mehr als 115.500 Projekte mit fast 8,8 Milliarden Euro gefördert. Zurzeit unterstützt das Werk mehr als 3.200 laufende Projekte in 84 Ländern.

(vatican news)


Title: Misereor-Fastenaktion Sri Lanka: Gemeinsam die Zukunft meistern
URL: https://www.vaticannews.va/de/kirche/news/2025-03/deutschland-misereor-hilfswerk-sri-lanka-fastenaktion-frauen.html
Source: Vatican News – Deutsch
Source URL: https://www.vaticannews.va/de.html
Date: March 27, 2025 at 11:47AM
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