Nach Corona: “Viele Schulen sind wieder zum analogen Unterricht zurückgekehrt“

KIEL. Vor fünf Jahren brach die Corona-Pandemie über Deutschland herein. Wären Schulen in Deutschland auf eine neue Gesundheitskrise heute besser vorbereitet? Prof. Olaf Köller, Vorsitzender der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz, zeigt sich mit Blick auf den Stand der Digitalisierung skeptisch.

Zurück in die Zukunft? Foto: Shutterstock

Für Olaf Köller, Bildungsforscher am Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) in Kiel, sind zwar im Bereich der digitalen Ausstattung Fortschritte erkennbar. „Die digitale Entwicklung an Schulen ist ein großes Stück weitergekommen“, so sagt er gegenüber dem NDR. Doch er schränkt ein: „Drei Jahre nach der Pandemie ist man an vielen Schulen wieder zum analogen Unterricht zurückgekehrt.“

Der während der Pandemie entstandene Digitalisierungsschub sei vielerorts verpufft, kritisiert Köller. Besonders bei der Qualität digitaler Lernmaterialien sieht er Nachholbedarf. „Was wir mehr noch in den Schulen bräuchten, sind gute digitale Tools, die einen Mehrwert gegenüber analogem Material erzeugen. Diese sollten Schülerinnen und Schülern automatisierte Rückmeldungen und Lernhilfen bieten, vor allem dort, wo Lehrerinnen und Lehrer keine Zeit dazu haben.“

„Wenn die nächste Pandemie kommt, werden wir in Schulen wieder Schwierigkeiten haben, weil die digitalen Lernumgebungen nicht hinreichend entwickelt sind“

Köller macht darauf aufmerksam, dass trotz anhaltender Bedrohungen durch Krankheiten wie Maul- und Klauenseuche oder Vogelgrippe eine neue Pandemie nicht im Fokus der Politik steht. Angesichts aktueller Krisen – vom Ukrainekrieg bis zur Klimakrise – seien Ressourcen und Aufmerksamkeit anders verteilt. Zwar sei die Ausgangslage besser als 2020, aber Köller warnt: „Wenn die nächste Pandemie kommt, werden wir in Schulen wieder Schwierigkeiten haben, weil die digitalen Lernumgebungen nicht hinreichend entwickelt sind.“

Besonders alarmierend sind für ihn die Ergebnisse der jüngsten ICILS-Studie (International Computer and Information Literacy Study, News4teachers berichtete). Diese zeigt, dass die digitalen Kompetenzen von Achtklässlerinnen und Achtklässlern während der Pandemie nicht verbessert wurden, sondern im Schnitt sogar leicht abgenommen haben. Besonders betroffen seien Jugendliche, die nicht das Gymnasium besuchen, in deren Familien kein Deutsch gesprochen wird und die aus schwierigen sozialen Verhältnissen stammen. Das Fazit des Bildungsforschers: „Auf Schulschließungen sind auch Schülerinnen und Schüler eigentlich nicht vorbereitet.“ News4teachers / mit Material der dpa

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Date: January 28, 2025 at 07:26PM
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