Neue Hattie-Studie: Lernleistungen von Kindern in der Pandemie eingebrochen – weltweit

Neue Hattie-Studie: Lernleistungen von Kindern in der Pandemie eingebrochen – weltweit

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AUGSBURG. Die Hattie-Studie ist seit mehr als einem Jahrzehnt in der internationalen Bildungsforschung ein zentrales Projekt. Nun wurde die Studie fortgeschrieben – und zeigt: Wegen Corona liegt in der Bildung vieles im Argen. In Deutschland aber wohl nicht nur wegen Corona.

Gilt als „Harry Potter der empirischen Bildungsforschung“: John Hattie, Professor für Erziehungswissenschaften und Direktor des Education Research Institute an der University of Melbourne. Foto: idunius / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Die Schulschließungen in Pandemiezeiten führten nach Angaben des Ordinarius für Schulpädagogik der Augsburger Universität zu deutlichen Einbrüchen in den Lernleistungen. «Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben alle Lernenden getroffen», sagte Professor Klaus Zierer aufgrund der neusten Ergebnisse der renommierten Hattie-Studie.

Besonders Kindern aus benachteiligten Elternhäusern sei bis zu einem Schuljahr verloren gegangen. Gerade beim Lesen, Schreiben und Rechnen habe der Leistungsstand von Kindern und Jugendlichen abgenommen – vielerorts stieg die Quote der Lernenden mit nur rudimentären Kenntnissen.

Zierer arbeitet seit Jahren mit dem neuseeländischen Bildungsforscher Prof. John Hattie zusammen. Hattie hatte vor mehr als einem Jahrzehnt mit seiner Studie «Visible Learning» für weltweite Aufmerksamkeit gesorgt. Diese Untersuchung wird seitdem oftmals für neue pädagogische Ansätze herangezogen und von Hattie und Zierer durch Auswertung weiterer Untersuchungen fortgeschrieben. (Hier geht es zu einem großen News4teachers-Interview mit John Hattie und Klaus Zierer.)

Für die jüngste Studie seien nun mehr als 2100 Meta-Analysen aus aller Welt – also Studien, die andere Studien zusammenfassen – ausgewertet worden, erläuterte Zierer. Damit gingen mittlerweile rund 190.000 Einzelstudien, die auf die Lernleistungen von 400 Millionen Schülerinnen und Schüler zurückgreifen, in die aktuelle Studie ein.

Ein Mehr an PISA hält der Schulpädagoge nicht für zielführend. «Nicht zuletzt die PISA-Reformen haben uns in die aktuelle Lage manövriert», meinte Zierer mit Blick auf Befunde, nach denen die Leistungen deutscher (Grund-)Schüler in den vergangenen zehn Jahren deutlich nachgelassen haben. Es brauche nicht mehr Tests und Evaluationen, sondern mehr Bildung. Bei dem Programm für internationale Schülerbewertung (Programme for International Student Assessment – PISA) treten im Drei-Jahres-Rhythmus weltweit Hunderttausende 15-Jährige an. Ziel ist es, herauszufinden, wie die Kompetenzen der stichprobenartig ausgewählten Schülerinnen und Schüler in den Bereichen Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften gegen Ende ihrer Pflichtschulzeit sind.

Kinder und Jugendliche lernen laut Zierer zu viele Kompetenzen nur oberflächlich oder werden sie später nie brauchen. Nötig sei eine umfassende Lehrplanreform. Dabei sollten Fächer wie Musik, Kunst und Sport gestärkt und Deutsch und Mathematik entrümpelt werden – zugleich sei auch die Digitalisierung nicht das Maß aller Dinge. Der Professor betonte: «Es ist und bleibt die Verantwortung der älteren Generation, die beste Bildung für die jüngere Generation zu ermöglichen.» News4teachers / mit Material der dpa

Prof. Klaus Zierer kommt im aktuellen News4teachers-Podcast ausführlich zu Wort:

Schulschwatz – der Bildungstalk: Sind die Grundschulen schuld am Leistungsabsturz? Vom Zerrbild der „Kuschelpädagogik“

Schule

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January 2, 2023 at 03:04PM