ChatGPT erweitert seine Möglichkeiten für alle User – und damit auch für Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler – in der EU, der Schweiz, Island, Norwegen und Liechtenstein. Ab sofort stehen Plus- und Pro-Nutzern im Advanced Voice Mode neue Interaktionsmöglichkeiten zur Verfügung: Neben der bereits sehr praktischen Sprachkommunikation kann die KI nun auch per Video oder Screensharing in Echtzeit genutzt werden. Diese Funktionen können die lernförderliche Nutzung von KI im Unterricht und in der individuellen Lernunterstützung erheblich erleichtern – sei es als Tutor und Lernbegleitung, sei es als Sparringspartner beim kreativen Arbeiten. So zumindest die Theorie.
Echtzeit-Interaktion mit ChatGPT
Mit der neuen Funktion können Lehrkräfte direkt mit ChatGPT interagieren, ohne Bilder hochladen oder ihre Umgebung beschreiben zu müssen. Und natürlich eröffnen diese neuen Features spannende Anwendungsmöglichkeiten gerade in Schule und Unterricht:
- Direkte Unterstützung: Lehrkräfte genauso wie Schülerinnen und Schüler können ihren Bildschirm teilen und Fragen zu Unterrichtsmaterialien oder komplexen Sachverhalten direkt mit der KI besprechen.
- Individuelle Förderung: Schülerinnen und Schüler können in Echtzeit Feedback erhalten, sei es zu mathematischen Formeln, Sprachübungen oder wissenschaftlichen Konzepten – und das auch auf handschriftliche Texte und Lösungsvorschläge.
- Recherche und Quellenbewertung: Schülerinnen und Schüler können ChatGPT dafür nutzen, relevante Informationen zu recherchieren, Quellen zu bewerten und strukturiert zusammenzufassen, da gerade die Erkennung schon gut funktioniert (siehe Videobeispiel aus dem Geschichtsunterricht).
Große Erwartungen hatte im Sommer 2024 ein Video geweckt, in dem der Gründer der Khan Academy, Salman Khan, gemeinsam mit seinem Sohn die neue Funktion am Beispiel einer Mathe-Aufgabe vorstellte. Das schien schon fast perfekt zu funktionieren…
So funktioniert Screensharing mit ChatGPT
Und seit Januar 2025 sind auch bei uns die neuen Funktionen in der mobilen ChatGPT-App leicht zugänglich:
- Advanced Voice Mode aktivieren – In der App das Sprachsymbol antippen, um sprachlich mit ChatGPT zu interagieren.
- Video starten – Das Videosymbol auswählen, um ggf. zusätzlich per Live-Video mit der KI zu interagieren.
- Bildschirm teilen – Das Drei-Punkte-Menü öffnen und die Option zum Teilen des Bildschirms wählen, um Bildschirminhalte (optimal am Tablet mit größeren Display) mit der KI besprechen zu können.
Diese Funktionen wurden bereits im Dezember in den USA und anderen Ländern veröffentlicht und stehen nun auch in Europa zur Verfügung.
Praxisbeispiel 1: ChatGPT als Live-Tutor im Geschichtsunterricht
Mit einem klassischen Beispiel für Unterstützung und Lernbegleitung habe ich gleich mal die neu verfügbare Screensharing-Funktion mit dem Advanced Audio Mode von ChatGPT ausprobiert. Und mir war schnell klar: Das wird doch einige neue Möglichkeiten bieten, die wir bislang nicht kannten…
Schaut mal rein – mein Beispiel aus dem Geschichtsunterricht aus der Perspektive der Schülerinnen und Schüler zeigt schon jetzt das Potential der neuen Funktion, auf die wir ja eine Weile gewartet haben.
Für den Spanischunterricht testete ich die Funktion auch mit Grammatikübungen aus unterschiedlichen Lehrwerken und kann nur sagen: Auch Feedback auf Übungsaufgaben funktionierte präzise und auf die konkrete Aufgabe bezogen, der KI-Tutor unterstützte hier unmittelbar beim Verständnis oder auch beim Lösen von Aufgaben – oft auch mit sehr hilfreichen Hintergrunderklärungen. Gerade beim sprachlichen Lösen von Aufgaben aus dem Lehrwerk fiel das Feedback präzise und korrekt aus, umfassende Erklärungen unterstützen beim Verständnis. Das erschien doch vielversprechend. Zunächst zumindest (Stand: 03.02.2025).
Praxisbeispiel 2: ChatGPT als Live-Tutor im Spanischunterricht (Grammatik)
Nach einigen sehr gelungenen Beispielen, bei denen insbesondere die Erkennung (aus Lehrwerken) richtig gut funktionierte und mir beispielsweise recht stark verkürzte Aufgabenstellungen ausführlich erklärt wurden, ChatGPT auch Hinweise auf wichtige Hintergrundinformationen (Grammatik) gab, ging es ans Testen eines Arbeitsblattes. Und hier zeigte sich die Screensharing doch als fehleranfällig und ungenau. Ein Eindruck, der sich mit weiteren Tests verstärkte.
Hier zeige ich im Video das Praxisbeispiel, das Sinn und Unsinn des aktuellen status quo und die grundlegenden Schwächen von Sprachmodellen / LLM verdeutlicht:
Erst nach mehreren Hinweisen (und vermutlich ohne Live-Erkennung, sondern vielmehr durch meine transkribierten Äußerungen) wird der handschriftlich geschriebene Satz korrekt erkannt, vorher wird sprachlich herumphantasiert. Das Feedback ist im Kern richtig („Du hast den Subjuntivo korrekt verwendet.“), könnte aber auch Zufall sein. Im Grunde hätte ich diese Aufgabe wohl besser im Chat eingeben können.
Die fehlerhafte Rückmeldung ist offensichtlich. Gerade die Screensharing-Funktion ist aber essentiell für Feedback und Lernbegleitung mit KI, wenn Schülerinnen und Schüler bspw. Live-Feedback im Erarbeitungsprozess von einem KI-Tutor erhalten sollen. So hatte ChatGPT das neue Feature bspw. in dem Video der Khan Academy anhand des oben gezeigten Mathe-Beispiels auch vorgestellt.
Kurzfazit: Spannende neue Funktion, momentan aber fehleranfällig – (noch) keine Empfehlung!
Es zeigt sich also einmal mehr deutlich: Diese neuen Möglichkeiten sollten wir kritisch-konstruktiv begleiten und uns sehr genau anschauen, welche Grenzen offensichtlich sind, welche Chancen sich aber auch mit solchen Funktionen bieten. Denn die Erkennung unterschiedlicher Quellen funktioniert bereits gut, Nachfragen mit Blick auf unterschiedliche Materialien sind problemlos möglich. Eine große Hoffnung hatten aber viele in die Funktion des Live-Tutors gesetzt, allzu früh wurde schon von der Revolution des Lernens gesprochen. Doch zahllose Beispiele in Social Media und auch meine eigenen Versuche hier im Blogbeitrag machen klar: Momentan ist das aber eher ein klassischer Sprachmodell-Moment, in dem noch zu viel vom Zufall abhängt und mal korrekt, mal falsch gearbeitet wird – das ist keine verlässliche Basis für Lernprozesse, wohl aber spannend zum Experimentieren und Ausprobieren.
Allerdings: Allzu lange werde ich mich mit den Unzulänglichkeiten dieser neuen Funktion nicht aufhalten, o3-mini ist bereits verfügbar, die Entwicklung bleibt 2025 rasant (s. die einschlägigen AGI-Benchmarks), die Update-Frequenz ist durch zunehmende Konkurrenz sehr hoch momentan…es bleibt spannend!
Title: Neue Screensharing-Funktionen von ChatGPT: Erster Überblick für Schule und Unterricht
URL: https://unterrichten.digital/2025/02/04/screensharing-chatgpt-schule-unterricht/
Source: Unterrichten Digital
Source URL: https://unterrichten.digital
Date: February 4, 2025 at 10:08AM
Feedly Board(s): Schule