Nicht gespalten, aber auch nicht einig / Church of England hält an traditioneller Ehe fest

Nicht gespalten, aber auch nicht einig / Church of England hält an traditioneller Ehe fest

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Die heilige Ehe sei ein Bund zwischen Mann und Frau, heißt es in dem entsprechenden Positionspapier der anglikanischen Generalsynode. Zugleich wird darin angeregt, ein „umfassendes seelsorgerisches Angebot“ zu entwickeln, um LGBTQI+-Personen, also Lesben, Schwule, Bi-, Trans-, Intersexuelle, Queere sowie Menschen sonstiger Geschlechtsidentitäten, willkommen zu heißen.

Zu diesem Zweck sollen – auf freiwilliger Basis – spezielle Gebete, Gottesdienste und Segenszeremonien eingeführt werden. So hätten Betroffene die Möglichkeit, etwa nach einer zivilen Eheschließung in der Kirche zu feiern. Als weitere Änderung ist die Neufassung pastoraler Leitlinien zum Thema Ehe und Sexualität vorgesehen. Sie sollen in den nächsten Wochen erarbeitet werden.

Kontroverse Diskussionen

Bei der mehrtägigen Konferenz war kontrovers über den künftigen Umgang mit gleichgeschlechtlichen Paaren diskutiert worden. Während progressive Kirchenvertreter grundlegende Reformen forderten, warnten konservative Kräfte vor allzu weitreichenden Schritten.

„Wir sind zwar nicht gespalten, aber wir sind uns nicht einig – und das ist sehr schmerzhaft“, sagte Anglikaner-Primas Justin Welby in einer Rede vor den Mitgliedern der Synode. Er riet ihnen, sich bei der Abstimmung nicht von Lobbygruppen oder Außenstehenden beeinflussen zu lassen. Vielmehr sollten sie sich von Gott und der Heiligen Schrift leiten lassen.

Viele Gegenstimmen von Priestern und Laien

Am Ende billigte die Synode die Empfehlungen der englischen Bischöfe, die in einem Schreiben mit dem Titel „Leben in Liebe und Glauben“ zusammengefasst sind. Allerdings gab es eine erhebliche Zahl an Gegenstimmen. In der Gruppe der Priester stimmten von 199 Personen 85 gegen die Vorschläge. Unter den 200 vertretenen Laien lehnten 92 das Konzept ab.

„Es war ein langer Weg, bis wir an diesem Punkt angelangt sind“, resümierte Welby. Obwohl das Ergebnis einigen nicht weit genug und anderen wiederum viel zu weit gehe, zeigte sich der Erzbischof von Canterbury zufrieden: „Zum ersten Mal wird die Kirche von England gleichgeschlechtliche Paare öffentlich, ohne Vorbehalte und mit Freude willkommen heißen.“ In einer Schlusserklärung räumte die Generalsynode ein, dass man in dieser Frage in den vergangenen Jahren „versagt“ habe.

Homosexuelle Paare sind ohne Vorbehalte willkommen

Seit 2014 können homosexuelle Paare in England und Wales heiraten. Im Jahr 2013 hatte Königin Elizabeth II. ein entsprechendes Gesetz unterzeichnet. Die anglikanische wie die katholische Kirche protestierten damals gegen das Gesetz. Aufgrund anhaltender innerkirchlicher Differenzen zu dem Thema begann die Church of England 2017 einen Beratungsprozess, der nun in den am Donnerstag gefassten Beschluss mündete.

Expertengruppe befassen sich zukünftig mit „Gendersprache“

Am Rande der Synode gab die Church of England zudem bekannt, dass sich eine innerkirchliche Expertengruppe mit „Gendersprache“ befassen werde. Sie soll prüfen, ob es noch zeitgemäß ist, Gott in Gebeten und liturgischen Zeremonien mit den männlichen Formen „Er“ oder „Vater“ zu bezeichnen.

„Christen haben seit der Antike erkannt, dass Gott weder männlich noch weiblich ist“, heißt es in einer Erklärung der Kirche. Das habe sich in den Gottesdiensten „nicht immer niedergeschlagen“. Konkrete Beschlüsse oder gar eine Änderung der Liturgie seien aber in nächster Zeit nicht zu erwarten, hieß es. Dafür gebe es bislang keinen Konsens.

Die anglikanische Kirche entstand zur Zeit der Reformation in England. König Heinrich VIII. brach 1533 mit dem Papst, weil dieser sich weigerte, die Ehe des Königs zu annullieren. Als Oberhaupt einer neuen Staatskirche setzte Heinrich VIII. 1534 sich selbst ein. In Glaubensfragen blieben die Anglikaner zunächst bei der katholischen Lehre. Später setzten sich protestantische Einflüsse durch. 1549 erschien das erste anglikanische Glaubensbuch, das „Book of Common Prayer“.

Religion

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February 10, 2023 at 12:40PM