O’Bros: „Im letzten Jahr waren wir in unserer größten Krise“

Ihr neues Album „To be honest.“ landete auf Platz eins der deutschen Albumcharts. Im Interview erzählt Alex von den O’Bros von Druck, Zweifeln und wie Gott seinen Fokus verändert hat.

Was hat Musik für dich mit Glauben zu tun?

Alex: Ich glaube, es ist kein Zufall, dass das längste Buch der Bibel, die Psalmen, ein Liederbuch ist. David ist eine der zentralen Figuren der Bibel, er war ein Songwriter für Gott. Musik ist von Anfang an etwas Göttliches. Auch wir versuchen, moderne Psalmen zu schreiben und bauen viele Songs bewusst so auf. Es geht um Dialog mit Gott, Trauer, Verzweiflung und Struggles mit ihm zu teilen, aber in allem auch die felsenfeste Hoffnung und das Vertrauen auf ihn zu haben.

Was sollen eure Songs in den Herzen der Zuhörer bewirken?

Unsere Vision ist, den Lobpreis raus aus den Kirchen und rein in die U-Bahn, ins Wohnzimmer, in deine Kopfhörer zu bringen. Wir wollen keine Musik für Anbetungsräume machen, sondern wir wollen, dass da, wo unsere Musik gehört wird, ein Anbetungsraum entsteht.

Bist du Gott schon mal beim Produzieren eines Songs begegnet?

Auf jeden Fall. Zum Beispiel habe ich beim Schreiben des Songs »Ich geb mich nicht auf« viele Tränen vergossen. Das war wie göttliche Therapie für uns. Wir haben den Song ganz bewusst für Menschen geschrieben, die in psychischen Notsituationen sind. Einige Menschen in unserem Umfeld leiden unter Depressionen und Angstzuständen. Aber auch wir selbst kennen Hoffnungslosigkeit und Angst. Der Song war auch heilsam für uns, denn wir haben ihn in einer Zeit geschrieben, in der das Songwriting fürs Album losging und wir ziemlich viele Sorgen hatten und uns viel Druck gemacht haben.

Was hat euch geholfen, die hohen Erwartungen loszulassen?

Wir haben unseren Fokus verändert. Das hat uns befreit. Unser Herz hängt nicht mehr daran, dass wir irgendeinen Platz in den Charts erreichen. Kein Erfolg der Welt kann auch nur ansatzweise sein Versprechen halten. Deswegen war diese Albumphase für uns die vielleicht entspannteste, die wir seit Langem hatten. Wir haben gemerkt, dass es nicht von uns abhängt. Wir laufen einfach in dem, was Gott vorbereitet hat. Und das nimmt ganz viel Druck.

Fällt es dir leichter, über ein schwieriges Thema zu singen als darüber zu sprechen?

Manche Themen, die echt schwierig sind, können wir in Songs leichter ansprechen als in der Bar im direkten Gespräch mit jemandem. Ich bin manchmal selbst erstaunt, wie ehrlich und verletzlich wir in den Songs sind. Wir sprechen Themen an, die wir niemals einem Fremden erzählen würden. Aber wir vergessen beim Songwriting, dass das am Ende tausende Menschen hören, die wir gar nicht kennen.

»To be honest« heißt euer neues Album. Worüber singt ihr zum ersten Mal?

Wir haben bisher selten über Zweifel an Gott gesprochen. Aber wir wollen den Menschen nichts vormachen und so tun, als hätten wir noch nie gezweifelt. Ich glaube, dass Gott immer daran interessiert ist, was wirklich in uns los ist. »Wenn ich schon zu keinem ehrlich sein kann, dann zumindest zu Gott« ist eine Line auf dem Album. Er ist Gott und weiß sowieso, was ich denke. Warum sollte ich mich dann verstellen, als ob er mich nicht kennt? Wenn Gott real ist, dann weiß er sowieso alles, was in meinem Kopf abgeht. Warum sollte ich dann eine heiligere Version darstellen?

Warum ist es euch wichtig, Zweifel offen anzusprechen?

Weil es zum Prozess des geistlichen Wachstums dazugehört. Es ist gut, sich zu fragen: Wie sieht mein Gottesbild überhaupt aus? Und stimmt das so? So kann sich mein Glaube weiterentwickeln und ich komme dem immer näher, wie Gott wirklich ist.

Letztes Jahr waren Maxi und ich in unserer größten Krise. In dieser Zeit haben wir uns die Frage gestellt, wie wir vom Frieden Gottes mitten im Sturm singen können, obwohl wir ihn gerade gar nicht spüren. In dem Moment, wenn du in der Situation drinsteckst, siehst du ja noch nicht das Wunder und den Segen, der daraus entstehen wird. Davon handelt unter anderem der Song »Wo bist du?«

Wie ist dein Glaube durch Zweifel gewachsen?

Ich habe mir früher oft die Frage gestellt: Ist Gott wahr? Wenn Jesus sagt, er ist die Wahrheit, dann darf ich das auch prüfen. Jesus ruft mich dazu auf, zu suchen und zu finden. Der Weg zur Wahrheit führt über Berge und durch Täler. Aber mein Glaube an Gott wurde dadurch extrem gestärkt. Ich kann heute sagen, dass ich fest davon überzeugt bin, dass es Gott gibt und dass Jesus von den Toten auferstanden ist. Weil ich mich auf die Suche nach Antworten begeben habe.

Euer Song »Wir sind nicht verloren« ist gesellschaftskritisch und verbreitet gleichzeitig Hoffnung. Was gibt euch Zuversicht in dieser Zeit?

Wenn es einen Song gibt, der die DNA des Albums trägt, dann ist es dieser. Wir sind nicht verloren, das ist die Message, die wir mit dem gesamten Album bringen wollen. Denn wir leben in einer Generation der Perspektiv-, Hoffnungs- und Identitätslosigkeit. Was uns am Ende Hoffnung gibt, ist die Ewigkeit. Das, was auf dieser Welt passiert, ist nicht das Entscheidende. Wir sind nicht Bürger dieser Welt, unsere Identität ist verankert in einer anderen Welt. Und, Gott ist immer dabei! Er ist der gute Hirte, er weiß, wo es hingeht.

Ihr habt angekündigt, dass es nicht nur euer ehrlichstes, sondern auch euer musikalischstes Album ist. Was steckt dahinter?

Unsere Alben sind immer sehr vielseitig und jeder wird mindestens einen Song finden, den er fühlt, und einen, den er gar nicht fühlt. Wir kommen voll aus dem HipHop, aber haben inzwischen nicht mehr den Anspruch, einen Rap-Song zu machen, sondern einen guten Song, der seinen eigenen Vibe hat.

Worauf freust du dich gerade besonders?

Wir freuen uns unnormal auf die beiden Release-Konzerte in Stuttgart und Berlin. Wir werden das größte eigene Konzert spielen, das eine christliche Band aus Deutschland je hatte. Wir sind einfach von Herzen dankbar für den Support unserer Fans.

Danke für das Gespräch!

Die Fragen stellte Tobias Hambuch. Er ist Chefredakteur des Magazins Teensmag.


Dieses Interview ist in der Zeitschrift Teensmag erschienen. Teensmag wird vom SCM Bundes-Verlag herausgegeben, zu dem auch Jesus.de gehört.

The post O’Bros: „Im letzten Jahr waren wir in unserer größten Krise“ appeared first on Jesus.de.


Title: O’Bros: „Im letzten Jahr waren wir in unserer größten Krise“
URL: https://www.jesus.de/nachrichten-themen/personen/obros-im-letzten-jahr-waren-wir-in-unserer-groessten-krise/
Source: Jesus.de
Source URL: https://www.jesus.de/
Date: April 23, 2025 at 09:33AM
Feedly Board(s): Religion