Eine neue Studie über die letzte Lebensphase von Ordensleuten könnte einen Anstoß zum gesamtgesellschaftlichen Überdenken einer gelungenen Work-Life-Balance im hohen Alter geben.
Die Soziologin und Theologin Ruth Mächler widmet sich in der Studie der Frage, wie betagte Ordensmänner und- frauen den Herbst ihres Lebens bewältigen, und befragte dazu 21 über 80-jährige Sacré-Coeur-Schwestern und Jesuiten in Deutschland und Österreich. Ihr Buch zur Studie „Freiheit und Vertrauen – Von alten Ordensleuten für das Leben lernen“ erscheint am 10. März, wie die Ordenskonferenz ankündigte.
Warum gerade Ordensleute häufig so alt werden, erklärte Mächler in einem Interview auf der Website der Jesuiten mit deren klarem Ziel im Leben, mit Regelmäßigkeit und einer starken Sinnhaftigkeit. „Dazu kommt, dass Ordensleute bis ins hohe Alter arbeiten – ihren Kräften angemessen“, wies die Studienautorin hin. Die Alternative „Vollzeit oder Rente“ in unserer Gesellschaft sei „keine gute Idee. Besser ist es, auch im hohen Alter noch einmal etwas Neues anfangen zu können“, ist Mächler überzeugt. Auch die Ordensgemeinschaften seien bereit, ihre Mitglieder dabei zu unterstützen, sich bis ins hohe Alter weiterzubilden und immer wieder Neues anzufangen.
„Die Alternative Vollzeit oder Rente? Keine gute Idee“
Die hochbetagten Ordensleute erzählten in den zwischen August 2021 und Dezember 2023 durchgeführten Interviews von neuen Aufgaben, wenn andere schon seit Jahren im Ruhestand sind, von bewältigten Lebenskrisen und ihrem Glauben. Die Ergebnisse der Studie sollten den beteiligten Ordensgemeinschaften auch Einblicke geben, wie es ihren älteren Mitgliedern wirklich geht, was getan werden kann, damit es ihnen besser geht und was bei der jetzt jungen Generation getan werden kann, damit es ihr auch im Alter gut geht.
Über Krisen und Durchhaltevermögen
Große Krisen seien bei den Befragten im Alter nicht mehr vorhanden, so Mächler – sie ist Mitarbeiterin an der Professur für Spiritual Care und psychosomatische Gesundheit in München – weiter. Sie erzählten aber von durchgemachten und überwundenen Krisen – nicht durch Verdrängung, sondern durch die Frage, ob sie auf dem richtigen Weg sind. Das habe ihnen neue Kraft und Wurzeln gegeben. Die Gemeinschaft im Orden sei außerdem kein Garant dafür, im Alter nicht einsam zu sein, hieß es. Wichtig sei für hochbetagte Ordensleute daher auch ihre Herkunftsfamilie.
Getragen fühlten sie sich im Alter häufig von ihrem Glauben. „Hier müssen die Orden aber aufpassen, dass nicht einfach davon ausgegangen wird: Dein Glaube trägt dich, denn Glaube ist nicht machbar“, wies Mächler hin. Es gebe Zweifel, „Dürre“, ja auch Glaubensverluste. „Es kann sein, dass Ordensleute im Alter aus ihrem Glauben schöpfen können, aber das ist nicht garantiert“, sagte die Soziologin und Theologin.
Von der intellektuellen Offenheit und Neugier der Ordensleute lernen
Lernen könne man von der intellektuellen Offenheit und Neugier der Ordensleute. Auf die Frage danach, was die nun über 80-jährigen Ordensleute ihrem jungen Selbst raten würden, sei oft die Antwort gekommen, durchzuhalten, wenn es schwierig wird, und sich ganz hineinzubegeben, wenn man sich einmal für etwas entschieden hat. „Das möchte ich von den Ordensleuten lernen und auch jungen Leuten weitergeben: Ich kann meine Arbeit irgendwie machen und für meine Freizeit leben oder … ich kann meine Beziehungen, meinen Glauben mit Leidenschaft leben“, meinte Mächler.
Am 10. März 2025 erscheint ihr Buch „Freiheit und Vertrauen – Von alten Ordensleuten für das Leben lernen“ in der Verlagsgruppe Patmos/Canva.
(kap – sk)
Title: Ordensleute als Vorbild für Work-Life-Balance
URL: https://www.vaticannews.va/de/kirche/news/2025-03/alter-oesterreich-orden-work-life-balance-glaube-arbeit-maechler.html
Source: Vatican News – Deutsch
Source URL: https://www.vaticannews.va/de.html
Date: March 1, 2025 at 12:49PM
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