Luther hatte gut geraten. Der Prediger soll am Beginn seiner Osterhomilie die Leute zum Lachen bringen. Notfalls mit einem Witz.

Was aber, wenn Luther diesen Ostersonntag im Passauer Dom gesessen wäre. Bischof Oster hatte, getreu Martin Luther, einen Witz erzählt. Eine Frau wollte im vormodernen Bayerischen Wald Urlaub machen und fragte nach, ob es auch ein WC gibt…
Sie wissen, wie der Witz weitergeht. Aus dem WC wird unter der Hand eine Waldkappelle. Und dann geht es richtig zur Sache. Der Bischof kann selbst sein Lachen nicht mehr verzwicken. Denn in diesem WC sitzen dann oft 25 Leute auf einmal. Was für ein sonderbares Örtchen für die erholungsuchende Frau… Hätte noch gefehlt, dass dann die 25 nach ihrer Verrichtung „aufstehn“ – was eine glatte Überleitung zur Osterbotschaft gewesen wäre.
Die Leute lachten über die anale Deftigkeit lauthals. Der Predigtausschnitt ging viral. Die kirchlichen Medien wie KNA oder auch die KATHPRESS kriegten sich vor lauter sensationellen Klicks nicht ein. Was für ein Erfolg für die krisengebeutelte Kirche und die Osterbotschaft!
Freilich, pornographische Seiten werden im Internet noch öfter angeklickt. Aber jetzt kommt es gar zur toxischen Mischung von anal und sakral. Richtig geil. Und richtig peinlich, Herr Bischof! Es war, um Peter L. Berger zu zitieren, kein „erlösendes Lachen“. Luther wäre wohl das Osterlachen vergangen…
Literaturempfehlung für Osterprediger:
Berger, Peter L.: Erlösendes Lachen: Das Komische in der menschlichen Erfahrung (2014).
Dieser Beitrag wurde unter Ergebnisse veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.
Title: Oster(n)‘s Risus paschalis
URL: https://zulehner.wordpress.com/2024/04/03/osterns-risus-paschalis/
Source: REL ::: Paul M. Zulehner
Source URL: https://zulehner.wordpress.com
Date: April 4, 2024 at 11:15PM
Feedly Board(s): Religion