Protest! – Die #LaTdH vom 6. November

Protest! – Die #LaTdH vom 6. November

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Herzlich Willkommen!

Es ist einiges los an diesem Wochenende! Heute startet die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Und wir sind mit dabei und berichten live aus Magdeburg. Um 9 Uhr startet der Live-Blog von Philipp Greifenstein. Vorher gibt’s hier den Überblick über die wichtigen Themen aus Kirche und Religionsgemeinschaften der Woche.

Mit dabei: Der Streit zur Bibel-Inschrift am Berliner Stadtschloss, der Kölner Karneval ohne Kardinal und ein Seelsorger, der auf einer Gedenkfeier Verschwörungstheorien verbreitet. Außerdem soll die AfD 70 Millionen Euro Steuergelder bekommen und die Predigt zum Reformationstag der Ratsvorsitzenden der EKD, Annette Kurschus, sorgt für Aufregung.

Viel Spaß beim Lesen wünscht
Jacqueline Depta

PS: Die #LaTdH und das Angebot der Eule werden von den Leser:innen selbst ermöglicht! Die Eule ist ein unabhängiges Magazin und erhält keine Unterstützung von Kirchen oder Religionsgemeinschaften. Werden Sie Eule-Abonnent:in! Ab 3 € im Monat sind Sie dabei.


Debatte

Heute startet die 3. Tagung der 13. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Die Synodalen treffen sich das erste Mal seit 2019 wieder in Präsenz zu ihrem Jahrestreffen und das in Magdeburg. Im Zentrum steht die Befassung mit dem Klimaschutz in der Kirche und mit einer Positionierung zu den Klimaprotest-Bewegungen. Damit ist die Synode wirklich sehr aktuell. In der Eule führten in dieser Woche bereits mehrere Beiträge zur Synodentagung hin:

EKM: Nach der Märchenhochzeit die Mühen der Ehe – Paul-Philipp Braun (Die Eule)

Wie entstand die Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, kurz EKM (@EKMnews), und was macht sie aus? Die Synode ist zu Gast an ihrem Bischofssitz Magdeburg. Deswegen erzählt Paul-Philipp Braun (@realppbraun) hier in der Eule die Geschichte dieser jungen evangelischen Landeskirche . Außerdem stellt er die bisherigen Landesbischöf:innen vor sowie den aktuellen Landesbischof Friedrich Kramer. Dabei lässt der Autor auch die Herausforderungen der Landeskirche nicht Außen vor, vor denen auch die anderen Landeskirchen und katholischen Bistümer so oder ähnlich stehen.

Es sind insbesondere Wirtschafts- und Energiekrisen, die an der Kirche nagen, die die vielen oft jahrhundertealten Liegenschaften aus Pfarrhäusern, Gemeindeobjekten und Sakralbauten betreffen. Hinzu kommen die Schwierigkeiten, die nahezu 40 Jahre realexistierender Sozialismus hinterließen: Leere Kirchen und leere Schatullen.

Die EKM nicht nur in der Verwaltung „gespalten“, der Bischofssitz ist in Magdeburg und das Landeskirchenamt in Erfurt, auch die Vereinigung der früheren beiden traditionsreichen Landeskirchen, aus denen die EKM 2009 entstanden ist, geht noch weiter voran.

WTF?! (16): Ausblick auf die EKD-Synode 2022 – Michael Greder im Gespräch mit Philipp Greifenstein (Die Eule)

Im Eule-Podcast „WTF?!“ sprechen Michael Greder (@HerrPfarrerin) und Philipp Greifenstein (@rockToamna) über die heute beginnende Tagung der Synode der EKD. Bis Mittwoch treffen sich 128 Synodale. Die Synode gibt die inhaltliche Richtung der EKD vor. Außerdem verabschiedet sie Kirchengesetze und entscheidet über den Haushalt. Auf der Tagesordnung der Synode steht dieses Jahr der kirchliche Klimaschutz, aber auch der Missbrauch in der Evangelischen Kirche soll weiter bearbeitet werden und ist eines der zentralen Themen.

EHRENSACHE (1): Eine Studentin in der EKD-Synode – Lisa Menzel im Gespräch mit Henriette Greulich (Die Eule)

Bereits im Oktober hat sich Lisa Menzel (@papierfliege) in der Pilotfolge unseres neuen – gemeinsam mit ruach.jetzt produzierten – Podcasts „EHRENSACHE“ mit der EKD-Synodalen Henriette Greulich unterhalten. Beide gehören der EKD-Synode als junge Synodale an, von denen es in der 13. Synode der EKD besonders viele gibt. Sie sprechen auch über die ominösen „Synodalen Arbeitsgruppen“ und die Befassung mit dem Klimaschutz in der Kirche.

Über die Klimaschutzgesetzgebung in der Evangelischen Kirche hat Philipp Greifenstein in der dritten Episode von „EHRENSACHE“ mit Harald Geywitz (@Geywitz), dem Präses der Synode der @ekbo_de, gesprochen. Außerdem auch über Parallelen zwischen Kirche und Öffentlich-Rechtlichem Rundfunk, denn Geywitz sitzt seit kurzem auch im Rundfunkrat des RBB. Ein spannendes Gespräch!

Der place to be für die Synodenberichterstattung ist der Live-Blog von Philipp. Dort findet ihr ab heute alles Wichtige aus Magdeburg!

nachgefasst

Rettungsschiff „Sea-Watch 5“ im Hamburger Hafen getauft (NDR)

Protest für das Leben legen die Aktivist:innen von Sea-Watch ein, die in dieser Woche mit der „Sea Watch 5“ ein neues Rettungsschiff für die Seenotrettung auf dem Mittelmeer einweihen konnten. Seit sieben Jahren sind die zivilen Seenotretter von Sea-Watch im Einsatz. Seitdem haben sie mehr als 45.000 Menschen vor dem Ertrinken im Mittelmeer gerettet. Am Wochenende können Interessierte das neue Schiff besichtigen.

Die „Sea-Watch 5“ ist ein zwölf Jahre altes Versorgungsschiff, das schneller und größer ist als ihre Vorgängerinnen. Auf ihm haben 500 Menschen Platz, erklärte Mattea Weihe, Sprecherin von Sea-Watch. „Die ‚Sea-Watch 5‘ ist ein Schiff, das bestens gerüstet ist gegen potentielle Kriminalisierungsversuche.“

Derzeit wird die „Sea-Watch 3“ von den italienischen Behörden blockiert, weil zu viele Menschen auf dem Schiff gewesen sein sollen. Immer wieder würden Gründe vorgeschoben, um die Arbeit der Seenotretter zu erschweren, so Weihe. Sie fordert: „Die Seenotrettung muss staatlich betrieben werden, und wir müssen dafür sorgen, dass Menschen sicher und legal einreisen können, damit sie sich gar nicht erst auf die Flucht begeben müssen.“

Die Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich (@AnnaHeinr), lobte zur Taufe das Engagement der Seenotretter:innen und des Bündnisses „United4Rescue“, dem auch die EKD angehört:

Das Bündnisschiff sei der schwimmende Beweis dafür „wie viel Kirche bewegen kann, wenn sie sich in starke Netzwerke mit anderen Organisationen und Partner*innen begibt: Drei Rettungsschiffe in weniger als drei Jahren aus Spenden an den Start zu bringen, ist eine enorme Leistung. Keine Organisation kann so etwas allein schaffen, gemeinsam gelingt viel mehr“, so die Präses.

Protest gegen Pläne zur Verhüllung von Bibelzitaten – Eckhart Lohse (FAZ)

Ein Kunstprojekt will die Bibelinschrift auf dem Berliner Stadtschloss temporär überblenden. Das befürwortet Kulturstaatsministerin Claudia Roth von den Grünen und darum gibt es nun Streit. Die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Dorothee Bär (CSU). schrieb dazu:

 „Wenn sie sie jetzt verhüllen lässt, dann disquali­fiziert sie sich vollends für ihr Amt.“ Es sei nicht Roths Aufgabe, „die Geschichte umzuschreiben und für die aktuelle ideologische Prä­gung ihrer Partei passfähig zu machen“.

Der Text, um den es geht, steht auf der nachgebauten Kuppel des Berliner Stadtschlosses. König Friedrich Wilhelm IV von Preußen (1795 bis 1861) hatte ihn aus mehreren Fundstellen aus der Bibel kombiniert. Die Inschrift lautet:

„Es ist in keinem andern Heil, . . . denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Va­ters. Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“

Claudia Roth kritisierte die Inschrift schon früher. Nun meinte sie zu dem Thema, dass unsere Demokratie in der Tradition der „demokratischen Bewegungen von 1848 und 1849 sowie der Paulskirchenverfassung“ stehe und nicht für ein „repressives Königs- und Kaisertum“.

70 Millionen für die AfD-Stiftung? – Ronen Steinke (Jüdische Allgemeine)

Das Bundesverfassungsgericht könnte der AfD in ein paar Wochen rund 70 Millionen Euro Steuergelder zusprechen. Genauer gesagt der Desiderius-Erasmus-Stiftung, die von der AfD als parteinahe Stiftung anerkannt wurde. Das Geld würde auf vier Jahre verteilt ausgezahlt werden. Ronen Steinke (@RonenSteinke), Redakteur der Süddeutschen Zeitung, befürchtet in seinem Kommentar in der Jüdischen Allgemeinen (@JuedischeOnline), dass die Verfassungsrichter gar kein anderes Urteil sprechen können.

Das ist ein Schreckensszenario. Denn die AfD ist keine Partei wie jede andere. Spätestens nachdem in der vergangenen Woche vor dem Bundesverfassungsgericht verhandelt wurde, ist aber absehbar: Die Richter werden womöglich gar nicht umhinkommen, der AfD dieses Geld zuzusprechen. Richter sind an das Recht gebunden.

Der Bundestag habe es trotz Mahnungen und Warnungen versäumt, ein Gesetz zu verabschieden, dass es der Stiftung nicht erlaube Gelder zu erhalten. Die anderen Parteien bekommen solches Geld bereits für ihre parteinahen Stiftungen. Damit können und sollen sie politische Bildung betreiben und Stipendien vergeben. Doch die AfD ist eben keine „normale“ Partei. Und trotzdem könnte der AfD-Stiftung in Zukunft ebenso Geld vom Staate zustehen. Nur dass es dann Geld wäre …

… für die scharfgescheitelten Campus-Rassisten der »Identitären Bewegung«. Geld, das der AfD hilft, stärker Wurzeln zu schlagen in der Gesellschaft.

Steinke resümiert, dass sich diese Situation ändern müsse und das dringend. Ich sage: hell yes.

Meister: „Judensau“ entfernen und zerstören (epd, evangelisch.de)

Über eine weitere architektonische Sonderbarkeit wird etwas südlicher in Wittenberg weiterhin gestritten: Die sog. „Judensau“ soll, siehe die #LaTdH von vergangener Woche, an der Fassade der Stadtkirche in Lutherstadt Wittenberg verbleiben, hat der Gemeindekirchenrat der Stadtkirche entschieden. Heftig kritisiert dies der Landesbischof der Hannoverschen Landeskirche (@kirchehannovers), Ralf Meister, der zugleich Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD, @VELKD_Presse) ist. Dem epd (@epd_news) sagte er:

„Man sollte sie [die Sau] nicht nur entfernen, sondern radikal vernichten, zerstören und kaputt machen“

Auf Rückfrage von Eule-Redakteur Philipp Greifenstein auf der gestrigen Pressekonferenz der VELKD im Rahmen der gemeinsamen Synodentagung in Magdeburg, erläuterte Meister, er wolle mit solch deftigen Worten die Debatte beleben, „um auch in andere Richtungen als bisher über Lösungen nachzudenken“.

Dabei zog er eine Parallele zur Diskussion um den assistierten Suizid im vergangenen Jahr, in der er auch der erste Leitende Geistliche einer Landeskirche gewesen sei, der sich durch eine prinzipielle Zustimmung von seinen Amtsgeschwistern abgesetzt habe – und damit eine offene Diskussion (s. hier in der Eule) ermöglicht habe.

Um die Zukunft der antisemitischen Schmähplastik nach dem Beschluss der Stadtkirchengemeinde dreht sich auch das ausführliche Eule-Interview mit dem EKD-Antisemitismusbeauftragten Christian Staffa vom Montag (@StaffaChristian):

Eule: Ich verstehe die Entscheidung des Gemeindekirchenrates nicht als Bekenntnis zur Aussage der Plastik, sondern als Bekenntnis dazu, dass sie ein Teil unserer Geschichte ist. Ist das nicht ehrenwert?

Staffa: Meiner Ansicht nach ist es jedenfalls ein Versuch, mit diesem Abgrund, mit dieser Widerlichkeit, mit diesem Antisemitismus umzugehen, ihn nicht weg zu lügen. Jetzt kommt es aber darauf an, was mit der Plastik weiterhin passiert. Der Titel („Rabini Schem HaMphoras“) ist, wenn Sie so wollen, eine antijüdische Umdrehung weiter, die bei anderen antisemitischen Darstellungen an und in Kirchen nicht besteht. Die Verunglimpfung des Gottesnamens macht die Plastik tatsächlich einfach gotteslästerlich. Das ist total schmerzhaft. Deswegen hätte ich auch an einem anderen Ort für eine Verhüllung plädiert oder dafür, die Plastik nur zu bestimmten Zeiten offen zu zeigen. So würde man zeigen: Wir wollen das auch nicht die ganze Zeit angucken, aber wir wollen daran arbeiten.

Buntes

Kölner Karneval ohne Kardinal: Festkomitee lädt Woelki nicht ein – Jochen Hilgers (WDR)

Der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki ist nicht zur Proklamation des Kölner Dreigstirns eingeladen. Damit wird ein Kölner Erzbischof das erste mal seit Jahrzehnten nicht am Karneval teilnehmen.

In den vergangenen Jahren passte zwischen Festkomitee und Erzbistum kaum ein Blatt. Das ist jetzt offenbar erst einmal passé.

Obwohl das Festkomitee die Entscheidung nicht weiter begründet hat, ist sie augenscheinlich ein offener Affront gegen den Kardinal und vermutlich eine Reaktion auf dessen umstrittene Amtsführung. Obwohl das Festkomitee die Entscheidung nicht begründet, ist es augenscheinlich ein offener Affront gegen den Kardinal und vermutlich eine Reaktion auf dessen umstrittene Amtsführung.

Eingeladen zur Proklamation sind stattdessen der römisch-katholische Kölner Stadtdechant und der oberste Vertreter der jüdischen Gemeinde. Auch die traditionelle Kaffeetafel werde es dieses Jahr nicht geben. Den gemeinsamen Gottesdienst vor der Proklamation hält der Kölner Stadtdechant Robert Kleine (@Stadtdechant).

Seelsorger verbreitet Verschwörungstheorien – Lisa Schnell (SZ)

Wenn man liest, was da im niederbayerischen Deggendorf passiert ist, kann man nur mit dem Kopf schütteln. Aber von vorne: Im Bezirksklinikum Mainkofen soll der Euthanasie-Opfer gedacht werden, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Wie jedes Jahr versammeln sich Gäste, darunter auch der Klinikdirektor, am Gedenkstein. Dann hält Diakon Slavko Radeljic-Jakic seine Rede. Darin geht es um krude Verschwörungstheorien.

Fünf Minuten redet der Diakon von den Amerikanern, die 1.600 Nazi-Wissenschaftler in die USA geschmuggelt hätten, von Milliardären, die die „totale Kontrolle“ an sich „gerissen“ hätten und von ihrem Ziel, die Weltbevölkerung zu reduzieren und sie „mit transhumanen Robotern zu ersetzen“.

Uwe Böttcher, der Direktor der Klinik, ist perplex und empört. Und handelt prompt. Er stellt den katholischen Seelsorger vor allen Gästen zur Rede. Spricht von „Diffamierung und Verunglimpfung des Ansehens der Ermordeten“. Der Seelsorger aber macht weiter, er habe das recherchiert und das sei alles richtig. Böttcher schmeißt den Diakon raus, erteilt Hausverbot.

So etwas erlebt man wohl auch nicht alles Tage, zumal Böttcher noch gar nicht lange Direktor des Klinikums ist. Jetzt hat er Strafanzeige gegen Slavko Radeljic-Jakic gestellt. Das perfide an der Situation ist auch, dass der Diakon bereits seit mehr als zehn Jahren in der Klinik arbeitet. Er betreut viele Patient:innen, die psychisch krank sind.

Kaum jemand genießt in einer Klinik so großes Vertrauen wie Seelsorger, kaum einer geht mit Patienten eine engere Beziehung ein. Psychisch kranke Menschen seien für solche Einflüsterungen besonders empfänglich, sagt Böttcher. Und schlimmer noch, sie können durch sie noch kränker werden. Wer sowieso unter Verfolgungswahn leidet, der könne durch Verschwörungstheorien „nochmal eins oben drauf gesetzt bekommen“. Wer wegen einer Angststörung eh schon hinter jeder Ecke das Böse vermutet, bei dem fielen solche Ausführungen auf besonders fruchtbaren Boden. Vor allem, wenn sie nicht von irgendeinem „Marktschreier“ kämen, wie Böttcher sagt, sondern von einem Mann, der als kompetent angesehen wird, sich um die Seele der Menschen zu kümmern.

Der Arbeitgeber des Diakon, das Bistum Regensburg, distanziert sich von den Äußerungen von Radeljic-Jakic. Man werde zeitnah mit ihm sprechen und über seine zukünftige Verwendung sprechen. Der Diakon lässt sich währenddessen in der Passauer Neuen Presse mit einem Zitat von Augustinus zitieren: „Die Wahrheit ist wie ein Löwe. Man muss sie nicht verteidigen“. Damit ist wohl klar, dass er seine Meinung zu den Verschwörungstheorien nicht geändert hat.

Überraschender Rücktritt: Bistum Bamberg sucht neuen Erzbischof (BR24)

Der Papst hat das Rücktrittsgesuch des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick (@BischofSchick) angenommen. Das kommt für viele Menschen überraschend, ist Schick mit seinen 73 Jahren doch eigentlich noch zwei Jahre zu früh dran. Üblicherweise bieten Bischöfe mit Vollendung des 75. Lebensjahres dem Papst ihren Rücktritt an. Schick habe seinen Rücktritt Papst Franziskus aber schon im April bei einer Privataudienz angeboten. Der Grund für Schicks vorzeitigen Rücktritt?

[…], er wolle bevorstehende wichtige Entscheidungen und Weichenstellungen einem jüngeren Nachfolger überlassen.

Konkret geht es dabei wohl um wichtige Personalentscheidungen über neue Domkapitulare und Hauptabteilungsleiter. Vor allem aber die grundlegenden Kirchenreformen (Stichwort Synodaler Weg und Synodaler Prozess) soll scheinbar ein anderer mittragen. Bereits jetzt werden Forderungen an den zukünftigen Bamberger Bischof laut. Magnus Lux von der katholischen Reforminitiative „Wir sind Kirche“ (@WirSindKirche_):

Lux betonte auch, dass das Wort „Hierarchie“ im ganzen Neuen Testament nicht vorkomme und forderte daher Mitsprache, Mitentscheidung und gleiche Rechte in allen Belangen, die die Kirche betrifft. „All das, was Ludwig Schick in seinem Leben verwirklichen wollte, wäre notwendig.“

Die katholische Jugend im Erzbistum Bamberg fordert ein Mitspracherecht für Laien darüber, wer der zukünftige Erzbischof werde. Es sollen neben dem Domkapitel auch Laien mit am Tisch sitzen, wenn die Liste für einen möglichen Nachfolger erstellt wird. Diese Liste geht dann an Papst Franziskus, der das letzte Wort hat und die Entscheidung über den neuen Oberhirten für das Erzbistum fällt.

Vertrauenskrise gilt nicht – Daniel Deckers (FAZ.net)

Bischöfe können tun und lassen was sie wollen und werden nicht „entlassen“. Nur wenn sie sich zu alt fühlen, dann nimmt Papst Franziskus ihren Rücktritt an. So kann man den Kommentar von Daniel Deckers kurz zusammenfassen. Als Beispiel führt der Autor die Fälle des jetzt emeritierten Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick und des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße an.

Auf päpstliche Zustimmung zählen kann man offenkundig, wenn man mit 73 Jahren sagt, dass man die anstehenden Aufgaben einem Mann überlassen möchte, der noch zehn Jahre lang Verantwortung tragen wird.

Schlechte Karten hat dagegen ein Erzbischof, wenn er wie Stefan Heße (Hamburg) jünger ist und in noch jüngerem Alter dann und wann im Umgang mit Missbrauchstätern und Betroffenen fünf hatte gerade sein lassen: Rücktritt abgelehnt.

Auch das Rücktrittsgesuch des Münchner Erzbischofs Kardinal Reinhard Marx hatte Papst Franziskus abgelehnt. Und das, obwohl dieser in seiner Begründung klar machte, dass ihn das „kollektive Versagen einer ganzen Bischofsgeneration“ zum Rücktritt veranlasse. Das bringt einen wohl wenigstens zum Nachdenken, wenn man diese Fälle vergleicht und das Handeln des Papstes nicht nachvollziehen kann.

Predigt

Predigt am Reformationstag -Annette Kurschus (EKD)

Die Predigt von Annette Kurschus, der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), in der Schlosskirche zu Wittenberg am Reformationstag (31. Oktober) hat in dieser Woche für einigen Wirbel gesorgt. Deswegen wollen wir hier auch noch einmal den Link zur Predigt teilen und darüber sprechen. Natürlich hat Kurschus, wie könnte es auch anders sein, am Reformationstag Martin Luther in ihrer Predigt behandelt. Als herzensklug und feinfühlig hat sie ihn beschrieben. Und dann ging es um die Ängste unserer Zeit, den Krieg in der Ukraine.

Klar, Krieg ist immer anders. Die Streitwagen von früher sind die Panzer von heute, das Gewehr von heute ist der Bogen von gestern. Krieg ist aber auch immer gleich, in biblischen Zeiten wie heute: Menschen werden überfallen, wehren sich unerschrocken in höchster Gefahr, bekennen zornig-tapfer: „Wir fürchten uns nicht, auch wenn die Welt unterginge.“

Kurschus-Predigt: Melnyk und die starken Männer – Philipp Greifenstein (Die Eule)

Philipp Greifenstein hat die Predigt von Annette Kurschus diese Woche auch besprochen und die große (Medien-)Debatte dazu eingeordnet. So hat beispielsweise der Ex-Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk, auf die Predigt der Ratsvorsitzenden auf Twitter reagiert. Und das auch mit einem Judas-Vergleich.

Ein guter Satz


Mitarbeit: Philipp Greifenstein

Religion

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November 6, 2022 at 06:14AM