Religion | Die Jesus-Party der Vollpfosten mit dem starken Geschlecht: Was ist Christi Himmelfahrt?

Am Ende feierte sogar Thomas mit, denn Jesus hat ein Herz für Skeptiker: Warum Christi Himmelfahrt heute ein Feiertag ist

Die Jesus-Party der Vollpfosten mit dem starken Geschlecht: Was ist Christi Himmelfahrt?

Jesus war von den Toten auferstanden, weil sein Vater ihm gesagt hatte, dass es jetzt reicht mit dem Schlafen, er würde da draußen gebraucht. Während seine Kumpels sich mit schlotternden Knien versteckten, aus Angst, dass doch noch jemand herausfinden könnte, dass sie mal mit Jesus herumgehangen hatten, verhandelten die Frauen so lange mit dem Oberbürgermeister, bis der entnervt aufgab, und den Frauen erlaubte, zur Höhle zu gehen, in der Jesus lag.

Mit ihrer vereinten Frauenpower hatten sie den Stein vor dem Eingang weggerollt, damit Jesus die Höhle verlassen konnte. Deshalb war der auferstandene Jesus als Erstes dem starken Geschlecht erschienen. Dem Umstand ist es zu verdanken, dass die katholische Kirche ohne die Frauen nichts wäre, da können die Typen dort noch so sehr um die Posten und Pfründe zicken, das hat das starke Geschlecht nicht nötig.

Trampen zu Fuß nach Emmaus

Aber irgendwann mussten auch die Jungens ihre Verstecke verlassen und zwei von ihnen erfuhren, dass es in Emmaus sicher sei und so machten sie sich auf den Weg. Weil sie aber so eine Angst hatten, erwischt zu werden, machten sie ziemlich viele Umwege, der Orientierungssinn der beiden war jetzt auch nicht der Beste und so brauchten sie Ewigkeiten.

Das war aber zu der damaligen Zeit nicht so schlimm, da ja alle zu Fuß unterwegs waren und es üblich war, dass auch wildfremde Menschen einfach ein Stück gemeinsam liefen, wenn sie denselben Weg hatten. Muss man sich das so wie Trampen vorstellen. Allein zu laufen, ist ja auch langweilig.

Also, die beiden trafen auch jemanden, nämlich Jesus, aber sie erkannten ihn nicht. Wahrscheinlich hatte er durch den ganzen Stress abgenommen oder sich den Bart und die Haare abgeschnitten. Männer sollten mit über 30 Jahren auch keine langen Haare mehr tragen. Steht ihnen nicht. Sie verstanden sich aber ganz gut mit ihm und er wusste den Weg. Er brachte sie trotz der anbrechenden Dunkelheit zu dem Haus, wo sie in Sicherheit übernachten konnten. Dann tat Jesus so, als wenn er weitergehen wollte, aber sie überredeten ihn zu bleiben. Sie hätten genug Wein und was zu essen.

Dann aß er mit ihnen zu Abend. Sie hatten kein Messer, aber Jesus riss das Brot auseinander und verteilte den Wein in den Gläsern. Dann dankte er seinem Vater. Und dann ist den beiden Vollpfosten aufgefallen, wer da saß, und sie rannten zu ihren anderen zehn Kollegen zurück. Also, ich weiß nicht, ob sie sofort in der Dunkelheit losliefen oder den nächsten Morgen abwarteten. Ist ja auch nicht so wichtig.

Wohl der erste evangelische Christ

Aber die Kollegen wussten das mit Jesus schon. Er hatte sich auch schon bei ihnen blicken lassen. Nur einer von ihnen glaubte das mit Jesus nicht. Thomas war immer Angeln gewesen, wenn Jesus aufgetaucht war. Auch wenn man Angst hat und sich versteckt, muss man ja was essen. Fairerweise muss man allerdings sagen, dass er seinen Fang immer mit den anderen Jungens geteilt hatte. Arbeit war ihm sehr wichtig, und er war ein Skeptiker. Der stand nicht so auf Show, brennende Dornbüsche, strahlende Sonnen und weiße Tauben beeindruckten ihn nicht. Das war wahrscheinlich der erste evangelische Christ.

Er sagte, also wenn er wirklich lebt und auferstanden ist, dann muss er doch wegen der Kreuzigungen noch tiefe Wunden haben. Ich glaube das erst, wenn ich die Wunden gesehen habe und da, wo der Soldat ihm mit der Lanze in die Seite gestochen hatte, meine Hand in die Wunde gelegt habe. Ganz schön ekelige Vorstellung. Da nannten sie ihn den ungläubigen Thomas, obwohl es eigentlich der skeptische Thomas heißen müsste, aber ungläubiger Thomas klingt romantischer.

Jesus hatte mitbekommen, was der Typ von sich gab und – schwupps – stand er, trotz geschlossener Türen, neben ihm. Den Typen hättet ihr mal sehen sollen. Der hat dann irgendwas von Arbeit erzählt und war verschwunden.

Derweil tauchte auch das starke Geschlecht auf und zusammen wurde das Comeback von Jesus gefeiert. Die Damen hatten ja im Gegensatz zu den Kerlen gar keine Zeit, sich zu verstecken und Angst zu haben. Bei ihnen blieb die ganze Hausarbeit hängen, und zusätzlich konnten sie noch die Jobs von den Typen machen. Böse Zungen behaupteten, da wäre statt Angst ganz viel Faulheit im Spiel gewesen. Die Party fand auf jeden Fall ohne Thomas statt, der musste ja arbeiten. Deshalb feiern die Evangelen ja noch nicht mal Karneval, der ist zu lustig.

Das nächste Mal: Pfingsten

Als Thomas da so allein angelte, wurde er aber ganz traurig, weil die anderen ja eine Auferstehungsparty feierten und er schuften musste. Nach zwei Stunden hatte er schon was zusammen gefischt und er dachte sich, vielleicht kann ich die andern mit meinem hervorragenden Fisch überzeugen und doch mitfeiern. Wenn er ehrlich war, konnte er auch nach den ganzen Wochen keinen Fisch mehr sehen und er hatte bemerkt, dass die Fete was auf dem Grill hatte, das wie Wildschwein aussah. Er hat sich dann bei Jesus entschuldigt, der hat das natürlich sofort angenommen, schließlich war er ja Christ.

Außerdem hat Jesus ja bis heute ein Herz für Skeptiker. Die Party artete dann etwas aus, sodass sie sich erst mal alle erholen mussten und selbst Thomas erschien ein paar Tage nicht zur Arbeit. Deswegen hat das mit der Gründung der evangelischen Kirche auch noch ein paar Jahrhunderte gedauert. Aber Jesus wollte dann endlich zu seinem Vater. Das konnten seine Leute verstehen. Schließlich hatten sie alle einen Sinn für Familie. Mit einer großen Show zog Jesus dann in den Himmel. Und da sich die ersten Fans von Jesus als Christianer bezeichneten, nennt man den Umzug von Jesus zu seinem Vater Christi Himmelfahrt. Ist doch logisch, oder?

Das nächste Mal erkläre ich euch Pfingsten.

Lesen Sie mehr in der aktuellen Ausgabe des Freitag.



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Source: der Freitag
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Date: May 17, 2023 at 04:16PM
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