Schulfach Informatik? Ja, aber richtig (ohne Medienbildung) – meinen Lehrkräfte-Verbände

STUTTGART. Der Verband der Informatiklehrerinnen und -lehrer (ILLBW) und der Philologenverband begrüßen, dass Informatik in Baden-Württemberg künftig durchgehend unterrichtet werden soll. Die Verbände kritisieren jedoch die Vermischung der Leitperspektive Medienbildung mit dem Fach Informatik. Außerdem müsse Informatik schon in Klasse 5 als eigenständiges Fach starten.

Informatik und Medienbildung sind zwei verschiedene paar Schuhe – meinen die Lehrkräfteverbände. Foto: Shutterstock/WBMUL

Die baden-württembergische Landesregierung plant, von Klasse 7 bis 11 ein neues Fach „Medienbildung/Informatik“ einzuführen. In Klasse 5 und 6 soll der „Basiskurs Medienbildung“ erhalten bleiben. ILLBW und PhV BW fordern nun, dass das Fach stattdessen durchgehend ab Klasse 5 bis 11 explizit „Informatik“ heißt – und auch nur von Informatik-Fachlehrkräften unterrichtet wird. Die Leitperspektive Medienbildung sollte darüber hinaus als Querschnittsaufgabe von allen Fächern umgesetzt werden.

Die Verbände betonen: „Informatik ist eine eigenständige Fachwissenschaft und sollte deshalb als eigenständiges Fach wie Chemie, Physik usw. unterrichtet werden. Informatik behandelt die technischen Grundlagen und Funktionsweisen digitaler Systeme; Medienbildung hingegen befasst sich als Querschnittsaufgabe mit der verantwortungsvollen Nutzung dieser Systeme.“ Deshalb müssten Informatik und Medienbildung getrennt werden; das Fach müsse dementsprechend schlicht „Informatik“ heißen.

„Die Vermischung von Informatik mit Medienbildung wäre wie die Vermischung von Biologie mit BNE“, so vergleicht Martina Scherer, Landesvorsitzende des Philologenverbands Baden-Württemberg. „Biologielehrkräfte können nicht alle Aspekte der Leitperspektive BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung) abdecken, deshalb ist sie Aufgabe aller Fächer. Genauso muss es beim Schulfach Informatik und der Leitperspektive Medienbildung auch sein!“

Informatik müsse schon in Klasse 5 beginnen, um rechtzeitig informatische Grundlagen zu vermitteln. „Ein späterer Start benachteiligt insbesondere Mädchen, deren Interesse ab der Pubertät erfahrungsgemäß nachzulassen beginnt, weil sie das Fach als ‚Jungenfach‘ wahrnehmen“, so Leonore Dietrich, Sprecherin des Informatiklehrkräfteverbands ILLBW.

Die bevorstehende G9-Umstellung in Baden-Württemberg sei auf lange Zeit die einzige Möglichkeit, das Schulfach Informatik richtig aufzustellen: „Diese Chance wurde 2004 und 2016 zweimal verpasst, jetzt muss sie endlich genutzt werden!“, sind sich Martina Scherer und Leonore Dietrich einig. News4teachers

Podcast von Kati Ahl: Zu Besuch in einer papierlosen Schule (und dort, wo ein neues Schulfach Informatik entwickelt wird)

 


Title: Schulfach Informatik? Ja, aber richtig (ohne Medienbildung) – meinen Lehrkräfte-Verbände
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Date: August 4, 2024 at 01:49PM
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