Schulplattform Logineo: Eine Never Ending Story (keine gute) – Warum selbst Eltern das Projekt als gescheitert betrachten

DÜSSELDORF. Seit Jahren wird die Plattform Logineo NRW von der Politik am Leben erhalten. Doch zu welchem Preis? Denn schon wieder stockt die Entwicklung der digitalen Schulplattform und Probleme, die bereits 2023 identifiziert wurden, sind noch immer nicht behoben. Die Konsequenzen tragen die Schulen – und der Steuerzahler. Die Landeselternschaft der integrierten Schulen in NRW (LEiS-NRW) Eltern fordern nun „klare Zeitpläne, verbindliche Umsetzungsschritte und echte Transparenz“.

“Nicht zukunftsfähig”. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Als Prestigeprojekt gestartet, doch trotz massiver Investitionen und hoher politischer Erwartungen gescheitert. So beurteilt die Landeselternschaft der integrierten Schulen in NRW (LEiS-NRW) die aktuelle Situation der digitalen Schulplattform Logineo NRW. Der Vorsitzende, Harald Amelang, findet in einer Mitteilung sehr deutliche Worte: „Wenn man ein Prestigeprojekt auf den Weg bringt, muss man auch bereit sein, sich einzugestehen, wenn es die selbst gesteckten Ziele verfehlt hat.“ Dabei gehe es nicht um Schulzuweisungen. „Es geht darum, jetzt Verantwortung zu übernehmen und gemeinsam einen neuen, besseren Weg einzuschlagen“, so Amelang.

Zuletzt war Logineo NRW 2023 vom Fraunhofer-Institut für offene Kommunikationssysteme (FOKUS) einem sogenannten Zukunftscheck unterzogen worden. Im August 2023 verkündete die nordrhein-westfälische Schulministerin Dorothee Feller (CDU), dass man sich entschieden habe, Logineo NRW fortzuführen, jedoch den fünf Empfehlungen von Fraunhofer FOKUS zu folgen und die Umsetzung 2024 zu realisieren. Passiert ist seitdem: nichts. „Wir sehen eine Plattform, die noch immer grundlegende Funktionen vermissen lässt, in ihrer Bedienbarkeit hinterherhinkt und deren Weiterentwicklung viel zu schleppend vorangeht“, kritisierte Amelang.

Konkrete Kritikpunkte: Was muss sich ändern?

Das Problem an dem aktuellen Stillstand: Die Leidtragenden sind die Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler. Denn bei den Kritikpunkten beziehungsweise Verbesserungsmöglichkeiten, die das Fraunhofer Institut 2023 herausgearbeitet hat, handelt es sich um sehr grundlegende Dinge wie die Möglichkeiten zum kollaborativen Arbeiten oder auch einen zuverlässigen Support. Fehlen diese Grundlagen, wird das digitale Arbeiten an Schulen massiv ausgebremst.

Konkret sind es fünf Punkte, die das Fraunhofer Institut in seinem Zukunftscheck benannt hat:

  1. Logineo NRW besteht noch immer aus drei getrennten Anwendungen: der Schulplattform, dem LMS und dem Messenger (inklusive Videokonferenzfunktion). Dafür benötigen Lehrkräfte und Schüler*innen drei verschiedene Zugänge. Die Empfehlung ist daher, eine gemeinsame Plattform für alle drei Komponenten zu schaffen. Ein Ziel, das schon vor rund zehn Jahren benannt wurde.
  2. Es soll kurzfristig eine Office-Lösung bereitgestellt werden, damit zumindest das gemeinsame Arbeiten an Dokumenten ermöglicht wird. Laut Bericht des Fraunhofer Instituts sei auch diese Anforderung schon seit langem bekannt und eingeplant, „jedoch bisher nicht umgesetzt“.
  3. Bislang gibt es bei Logineo NRW keine Möglichkeit, um weitere Funktionen hinzufügen zu können. „Es fehlt ein übergreifendes Daten- und Schnittstellenkonzept.“ Laut der Nachrichtenseite „heise online“ sei allein dadurch der Status quo von Logineo NRW nicht zukunftsfähig.
  4. Laut Zukunftscheck ist es nötig, Mittel „für die kontinuierliche Entwicklung und Verbesserung von Logineo NRW bereitzustellen, um auf Wünsche von Nutzerinnen und Nutzern direkt eingehen zu können“.
  5. Es wird empfohlen, eine Support-Seite einzurichten.

Alles also keine überraschenden Erkenntnisse, auch für das Schulministerium nicht. Dennoch hapert es weiterhin an der Umsetzung, die laut Mitteilung von LEiS NRW in weiten Teilen noch offen sei oder sich erst im Anfangsstadium befinde. Dabei bezieht sich die Landeselternschaft auf eine aktuelle Landtagsantwort.

Auf der Webseite des Schulministerium findet sich unter den FAQs beispielsweise folgende, sehr allgemein Aussage zu der Frage, ob die Verwendung von Office im Rahmen der Logineo Schulplattform möglich ist: „Der Funktionsumfang der LOGINEO NRW Schulplattform soll um die Bereitstellung einer kollaborativen Office-Suite erweitert werden. […] Die Ausschreibung zur Bereitstellung einer kollaborativen Office-Suite für die LOGINEO NRW Schulplattform sowie auch für das LOGINEO NRW LMS befindet sich zur Zeit in Vorbereitung.“

Logineo – ein Leidensweg

Die Kritik am aktuellen Stand von Logineo würde sicherlich nicht so harsch ausfallen, wenn die Schulplattform in der Vergangenheit ordentlich funktioniert hätte. Doch hat Logineo eigentlich seit dem Start im Jahr 2012 niemals richtig funktioniert.

„In steter Regelmäßigkeit produziert die digitale Schulplattform Logineo des Landes Nordrhein-Westfalen negative Schlagzeilen und Kommentare in den Medien“, schreibt „heise online“ in einem Artikel, der den Leidensweg von Logineo ausführlich dokumentiert. „Zuletzt hieß es etwa, dass das Schulministerium Logineo nach einem Zukunftscheck sanieren lasse. Das System war allerdings zu keiner Zeit in einem Zustand, der sich auch nur annähernd als fertig bezeichnen lässt – obwohl es nominell seit elfeinhalb Jahren existiert. Es fehlen bis heute wichtige Funktionen. Wie kommt es also, dass schon beim Rohbau von Sanierung die Rede ist?“

Nach einer Pilotphase verzögerte sich der Start der Schulplattform zwei Mal. Erst im November 2019 kann Logineo dann endlich an den Start gehen. Laut „heise online“ hatte die Entwicklung bis dahin bereits 5,8 Millionen Euro gekostet. 2020 wurde mit dem Beginn der Corona-Pandemie das Angebot von Logineo dann ausgebaut – es kamen das Lernmanagementsystem (LMS) und der Messenger als unabhängige Komponenten hinzu.

Im Juni 2022 ließ das Schulministerium unter Yvonne Gebauer (FDP) laut „heise online“ verkünden, dass für die Weiterentwicklung von Logineo NRW Geld von insgesamt 207 Millionen Euro eingeplant seien. Ende Juni übernahm dann Dorothee Feller (CDU) das Schulministerium und ließ den aktuellen Stand der Schulplattform zunächst überprüfen – mit dem bekannten Ergebnis.

Wie viele Investitionen nun aber tatsächlich nötig sind, bleibt völlig offen – auch in dem Gutachten des Fraunhofer Instituts wird nicht mal eine Schätzung abgegeben. Offen bleibt damit auch die Frage, ob es nicht günstiger (und sinnvoller) wäre, wenn das Land das Produkt eines kommerziellen Anbieters einkaufen und an die Bedürfnisse von Schulen anpassen lassen würde.

Auf seinem Blog „Bildungslücken“ schreibt ein Lehrer aus NRW: „Nordrhein-Westfalen ist das Bundesland mit der größten Bevölkerung: Mit rund 18 Millionen Einwohnern wäre es für sich genommen schon eines der größten Länder in der EU – noch vor Ländern wie den Niederlanden, Schweden oder Griechenland. Umso beschämender ist es, dass dieses große Land auch nach vielen Jahren nicht schafft, den Schulen IT-Plattformen zur Verfügung zu stellen, die grundlegende Anforderungen der Schulen erfüllen.“

Scheitern ist nicht vorgesehen

Angesichts dieser ernüchternden Zwischenbilanz fordert die LEiS-NRW einen klaren Kurswechsel in der digitalen Bildungspolitik des Landes: eine unabhängige Evaluation der Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit von Logineo NRW, echte Wahlfreiheit für Schulen bei der Nutzung digitaler Plattformen sowie eine spürbare Beteiligung aller schulischen Gruppen bei der Weiterentwicklung digitaler Werkzeuge.

„Es reicht nicht, Maßnahmen anzukündigen – es braucht klare Zeitpläne, verbindliche Umsetzungsschritte und echte Transparenz“, so der Vorsitzende Amelang. Denn die Realität sieht inzwischen so aus, dass viele Schulen sich eigenständig andere Lösungen suchen, obwohl deren Nutzung laut LEiS NRW offiziell nicht vorgesehen seien.

Ein Problem aber wird  bleiben: Logineo ist, wie auch Harald Amelang sagt, als Prestigeprojekt gestartet. Es wurde bereits viel Zeit und Geld investiert. Die Bereitschaft der Landesregierung, einen neuen Weg einzuschlagen und das Scheitern des Projekts anzuerkennen, dürfte daher sehr gering sein. Ebenso wie die Bereitschaft zu mehr Transparenz.

„Für Logineo gab es aber nie eine transparente Roadmap“, heißt es in dem Blog-Eintrag von „Bildungslücken“. „Und wenn einzelne Termine genannt wurden, wurden diese so gut wie nie eingehalten. Die Folge: Schulen konnten und können immer noch nicht ihre Zukunft mit Logineo planen. Wer sich auf die Aussagen der Landesregierung verlässt, wartet nun schon seit 2016 vergeblich auf eine voll funktionale Schulcloud. Vermutlich aufgrund dieser Erfahrung, haben die Verantwortlichen in Düsseldorf inzwischen aufgehört, konkrete Pläne zu veröffentlichen.“ In der Zwischenzeit werden die Schulen weiter abgehängt. News4teachers

Wird die Schulplattform Logineo zum Millionengrab? Fellers “Zukunftscheck” spart Schätzung der Sanierungskosten aus

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Date: April 30, 2025 at 05:51PM
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