„Selektive Empörung“ / Roms Oberrabbiner kritisiert Papst für Israel-Aussagen

Roms Oberrabbiner Riccardo Di Segni hat Äußerungen von Papst Franziskus zu Israels Militäraktion im Gazastreifen kritisiert. Wie italienische Medien berichteten, warf Di Segni dem Kirchenoberhaupt am Donnerstag bei einer Veranstaltung der Päpstlichen Lateranuniversität vor, Israel unfair zu behandeln. Der Oberrabbiner verglich die Haltung des Papstes zum Gaza-Krieg mit dessen Aussagen zu anderen Konflikten weltweit – etwa in Sudan, Syrien, Jemen und Äthiopien. Di Segni sprach von einer "selektiven Empörung" und fügte hinzu: "Ein Papst kann die Welt nicht in Kinder und Stiefkinder einteilen und muss das Leiden aller anprangern."

Der Papst ruft unentwegt zu Frieden in der Region auf, fordert eine Freilassung der israelischen Geiseln, ebenso wie eine Verbesserung der humanitären Lage im Gazastreifen. Erst vor wenigen Wochen hatten Äußerungen des Papstes zu Genozid-Vorwürfen gegen Israel international für Schlagzeilen gesorgt. In einem neuen Buch hatte er für eine sorgfältige Prüfung entsprechender Vorwürfe plädiert.

Im November 2012 erhielt die PLO-Vertretung bei den Vereinten Nationen den Beobachterstatus als "Staat Palästina". Seither verwendet der Vatikan in offiziellen Dokumenten diese Bezeichnung. Im Dezember 2013 überreichte Issa Kassissieh, orthodoxer Christ aus Jerusalem und zuvor Unterhändler der PLO, sein Akkreditierungsschreiben als erster "Repräsentant des Staates Palästina beim Heiligen Stuhl". Umgekehrt trägt der päpstliche Botschafter in Israel, derzeit Erzbischof Leopoldo Girelli, zugleich den Titel eines "Apostolischen Delegaten in Jerusalem und Palästina".


Title: „Selektive Empörung“ / Roms Oberrabbiner kritisiert Papst für Israel-Aussagen
URL: https://www.domradio.de/artikel/roms-oberrabbiner-kritisiert-papst-fuer-israel-aussagen
Source: DOMRADIO.DE – Der gute Draht nach oben
Source URL: https://www.domradio.de/
Date: January 18, 2025 at 07:35AM
Feedly Board(s): Religion