Herzlich Willkommen!
Gleich drei denkwürdige Termine stehen in der neuen Woche im Deutschen Bundestag an: Mit einer Gedenkstunde erinnert das Parlament am kommenden Mittwoch an die Opfer des Nationalsozialismus. Anlass ist die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945, also vor 80 Jahren. Nach der Ansprache von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) werden Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sowie der Holocaust-Überlebende Roman Schwarzman zwei Reden halten.
Eine Gruppe von 113 Abgeordneten verschiedener Parteien hatte im November letzten Jahres einen „Antrag auf Entscheidung des Deutschen Bundestages über die Einleitung eines Verfahrens zur Feststellung der Verfassungswidrigkeit der ‚Alternative für Deutschland‘ (Drucksache 20/13750)“ vorgelegt. Darüber soll ebenfalls in dieser Woche erstmals im Parlament beraten werden. Die Beweise für die verfassungsfeindlichen Bestrebungen der AfD sind erdrückend – allein der politische Wille, ein entsprechendes Verbotsverfahren einzuleiten, scheint schwach.
Mehr noch: Die vielbeschworene „Brandmauer“ zur AfD bröckelt! Nach der tödlichen Messerattacke von Aschaffenburg will die CDU/CSU-Fraktion in den nächsten Tagen einen (am Samstag an BILD geleakten) Antrag „Fünf Punkte für sichere Grenzen und das Ende der illegalen Migration“ in den Bundestag einbringen – „unabhängig davon, wer ihnen zustimmt“, wie Kanzlerkandidat Friedrich Merz erklärt. Noch ist unklar, ob es zu einem Tabubruch kommt.
Kommen Sie wachsam und unverzagt in die neue Woche
wünscht Ihnen Ihr Thomas Wystrach
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Debatte
Der 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika ist auch ihr 47. – das war bereits seit dem Wahlsieg von Donald Trump am 5. November 2024 klar. Dennoch scheint vielen Menschen erst mit seiner programmatischen Rede nach der Amtseinführung am vergangenen Montag und der Flut an Executive Orders, die in den folgenden Tagen unterzeichnet wurden, aufgegangen sein, welche politischen Umwälzungen auf die USA und die Welt zukommen.
In Trumps neuer Regierung tummeln sich Oligarchen und Technokraten, aber auch christlich-fundamentalistische Kulturkämpfer, etwa der inzwischen knapp vom Senat bestätigte Verteidigungsminister Pete Hegseth, der „neue Soldaten für Gottes Sache in privaten christlichen Schulen heranziehen“ will und in (bisher unveröffentlichten) Folgen seines Podcasts die autoritären Überzeugungen eines rechtsextremen Pastors aus Idaho bewundert.
„Für Gott, Amerika und Trump? Die sakrale Seite der US-Politik – Andreas G. Weiß (feinschwarz.net)
Bei allen liturgischen Anleihen und quasireligiösen Ausprägungen bleibe die Inauguration des Präsidenten und sein Amtseid (mit oder ohne Bibel) ein formeller Staatsakt, erinnert Andreas G. Weiß in seinem Beitrag für das Theologische Feuilleton feinschwarz.net. Allerdings drücke der jeweilige Amtsinhaber trotz aller rituellen Inszenierung mittels bewährter Bestandteile der US-amerikanischen civil religion seiner neuen Amtszeit auch den eigenen Stempel auf:
Auch vor Trump nutzten die neu vereidigten Präsidenten die Aufmerksamkeit, die diesem Ereignis geschenkt wird, immer auch dafür, eigene politische Duftmarken zu hinterlassen, einen Ausblick auf wichtige Projekte zu geben oder sich gegenüber der Bevölkerung, anderen Parteien sowie der nicht-amerikanischen Partner zu positionieren. (…)
Das messianische Narrativ scheint über weite Strecken einem Richternarrativ gewichen zu sein – was angesichts der zahlreichen angestrengten Verfahren gegen Trump in den letzten vier Jahren nur passend wäre.
Im Interview mit dem Domradio sieht der Jesuit Godehard Brüntrup die Amtseinführung von Donald Trump von „christlichen Elementen durchzogen“. Gottesdienste, Gebete, Amtseid auf die Bibel – diese Zeremonien ließen die Verbindung zur Religion deutlich werden, die in der US-Verfassung grundgelegt und in der amerikanischen Gesellschaft viel präsenter sei als im säkularisierten Europa.
Der in den USA tätige römisch-katholische Theologe Massimo Faggioli kritisiert im Gespräch mit der KNA die religiöse Inszenierung der Amtseinführung Donald Trumps hingegen scharf:
Die Kriecherei der US-Geistlichen, die bei Trumps Amtseinführung zu sehen war, erinnert mich an Wladimir Putins Kreml und die russisch-orthodoxe Kirche – bei allen Unterschieden. […] Wir sind von einem nationalen Christentum in den USA zu einem Hofchristentum übergegangen, in dem der Wille des Kaisers Gesetz ist und der Palast voller falscher Propheten.
Title: Trump 2.0 – Die #LaTdH vom 26. Januar
URL: https://eulemagazin.de/trump-2-0-die-latdh-vom-26-januar/
Source: REL ::: Die Eule
Source URL: https://eulemagazin.de
Date: January 26, 2025 at 09:02AM
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