Mit Genugtuung hat der amerikanische Kardinal Blaise Cupich auf den Brief des Papstes reagiert, in dem dieser ungewöhnlich deutlich Kritik an der Abschiebepolitik der neuen Regierung äußert.
Deborah Castellano Lubov und Christine Seuss – Vatikanstadt
„Ich schätze das prophetische Zeugnis von Papst Franziskus sehr. Der Heilige Vater hat für die US-Bischöfe und die Kirche den Schutz und das Eintreten für die Würde von Migranten als die herausragende Dringlichkeit in diesem Moment klar benannt“, sagte Kardinal Cupich, der Erzbischof von Chicago, auf Anfrage von Vatican News.
In dem Text erklärt der Papst, dass er „die große Krise, die sich in den Vereinigten Staaten mit der Einleitung eines Programms von Massenabschiebungen abspielt, aufmerksam verfolgt hat“. In diesem Zusammenhang würdigt er die Bemühungen der Bischöfe und betont, dass die christliche Liebe die Anerkennung der Würde aller Menschen, unabhängig von ihrem rechtlichen Status, verlangt. Damit wandte sich Franziskus direkt gegen Äußerungen von US-Regierungsvertretern, die in öffentlichen Ansprachen das Motto „Amerika und seine Bürger zuerst“ ausdeklinieren.
Unter anderem hatte US-Vizepräsident J. D. Vance in der vergangenen Woche sogar den Kirchenvater Augustinus bemüht und es als christliche Auffassung bezeichnet, erst die eigene Familie, dann den Nachbarn, die örtliche Gemeinschaft und weitere Mitbürger zu lieben – und sich erst danach auf den „Rest der Welt“ zu konzentrieren. Vance ist ein Katholik.

Kardinal Blase Cupich
Dankbar für Ermutigung
„Ich bin dankbar für seine Ermutigung der Bischöfe, die die massenhaften, wahllosen Abschiebungen und die Kriminalisierung von Einwanderern kritisiert haben, sowie für seine Aufforderung an alle Bischöfe, gemeinsam für die Menschenwürde der Migranten in unserem Land einzutreten“, so Kardinal Cupich. Insbesondere nehme er die Aufforderung des Papstes ernst, den Katholiken dabei zu helfen, ein „richtig geformtes Gewissen zu entwickeln“, damit „jeder von uns als gläubiger Bürger ein kritisches Urteil fällen und seine Ablehnung gegenüber einer Politik zum Ausdruck bringen kann, die fälschlicherweise auf der Grundlage von Gewalt und Verzerrungen aufgebaut ist und nicht auf der Wahrheit über die gleiche Würde eines jeden Menschen“.
„Wie der Heilige Vater zu Recht voraussagt, beginnt ein Versagen in dieser Hinsicht schlecht, und es wird auch schlecht enden“, fügte Kardinal Cupich hinzu.

Migranten, die an der mexikanischen Grenze ausgewiesen werden
Anerkennung der komplexen Zusammenhänge
Seit seinem Amtsantritt am 20. Januar hat US-Präsident Donald Trump eine Reihe von einwanderungsbezogenen Dekreten angekündigt, die den Weg für ein umfassendes Vorgehen gegen Migranten ohne Papiere in den USA ebnen. Mit mehr als 21 Maßnahmen hat Trump Teile des US-Einwanderungssystems überarbeitet, einschließlich der Art und Weise, wie Migranten behandelt und aus den USA abgeschoben werden.
In seinem Schreiben vom 10. Februar 2025 erkennt der Papst die komplexen Realitäten im Zusammenhang mit der US-Migrationspolitik an, erinnert die Bischöfe jedoch daran, dass der Maßstab für eine gerechte Gesellschaft darin besteht, wie sie ihre schwächsten Mitglieder behandelt.
„Die legitime Regelung der Migration darf niemals die wesentliche Würde der Person untergraben“, schreibt er.
(vatican news )
Title: US-Kardinal begrüßt „prophetisches Zeugnis“ des Papstes
URL: https://www.vaticannews.va/de/welt/news/2025-02/papst-franziskus-usa-brief-an-bischoefe-migration-kritik-cupich.html
Source: Vatican News – Deutsch
Source URL: https://www.vaticannews.va/de.html
Date: February 12, 2025 at 10:31AM
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