Vorwärts? – Die #LaTdH vom 1. Dezember

Herzlich Willkommen!

Mit dem 1. Advent beginnt das neue Kirchenjahr. Die Adventstage sind in den Kirchen eine wilde Zeit, in der zahlreiche Gottesdienste, Konzerte und Aktionen stattfinden, die auf die Geburt Jesu Christi einstimmen wollen, die zu Weihnachten gefeiert wird. Eine besinnliche und hochbetriebsame Zeit. Mit dem Advent wird jedes Jahr ein neuer Anfang gesetzt. Der Rhythmus des Kirchenjahres unterscheidet sich darin vom Alltagsleben unter dem Diktat von Kalender und Terminplaner. Zum Ende des Kalenderjahres stehen das Zu-Ende-Bringen und die Rückschau im Vordergrund – und eher weniger der Ausblick. Der Rückblick auf 2024 ist sicher geeignet, um zur Salzsäule zu erstarren.

Vom erwecklichen Theologen und Kirchenlieddichter August Hermann Franke (nicht zu verwechseln mit dem Pietisten August Hermann Francke) stammt das Lied „Nun aufwärts froh den Blick gewandt“ (EG 394), in dem es heißt:

„Nun aufwärts froh den Blick gewandt
und vorwärts fest den Schritt!
Wir gehn an unsers Meisters Hand,
und unser Herr geht mit.

Vergesset, was dahinten liegt
und euern Weg beschwert;
was ewig euer Herz vergnügt,
ist wohl des Opfers wert.“

Die Vergangenheit soll den Weg in die Zukunft nicht beschweren. Statt auf Versäumnisse zu blicken, sollen wir den Blick in die Höhe wagen, auf Gott. Mit dem Vergessen jedoch ist es so eine Sache: Es ist ein Privileg derjenigen, die unverwundet durch die Zeit gehen. Wer aus der Geschichte die falschen Schlüsse zieht, wird in Gegenwart und Zukunft fehl gehen. Da wird die Festigkeit des eigenen Ausschreitens zum Verhängnis.

Mindestens einmal die erweckliche Raummetaphorik kommt hier an ihre Grenzen: Gott ist nicht nur oben, unseren Nöten, Sorgen und Verletzungen entrückt, sondern vor allem auch unten, also mit denen, die versehrt und beschwert in die Zukunft weitergehen (müssen). Neue Anfänge sind in den Kirchen nur dort möglich, wo sie nicht eine Flucht vor der Verantwortung für die Vergangenheit sind, sondern sich konstruktiv zu ihr verhalten. Dafür ist der Zyklus des Kirchenjahres selbst ein Symbol, er bringt alles wieder.

Am kommenden Samstag wird in Paris die Kathedrale Notre Dame feierlich wieder eröffnet. Sie wurde in Windeseile wiederhergestellt, nachdem sie 2019 einem verheerenden Feuer zum Opfer fiel. Historisierenden Wiederherstellungen vermeintlicher Urzustände stehe ich, allzumal beim Kirchenbau, sehr skeptisch gegenüber. Vor allem, wenn dadurch Wunden der Vergangenheit „geschlossen“ werden sollen. Aber die Behebung von Schäden, die durch ein willkürliches Feuer entstanden sind, sind vielleicht eine andere Geschichte. Beim Guardian sind jedenfalls zahlreiche beindruckende Aufnahmen aus der wiederhergestellten Kathedrale zu sehen.

Eine gutes neues Kirchenjahr wünscht
Philipp Greifenstein

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Debatte

Mit Abschluss der Bischofssynode zur Synodalität in Rom im Herbst 2024 und der Veröffentlichung des Abschlussdokuments hatte sich die Frage gestellt, welche Geltung das Dokument und damit die Beschlüsse, besser: Überlegungen, behaupten können, die am Ende des von Papst Franziskus initiierten weltweiten Synodalen Prozesses der römisch-katholischen Kirche zu Papier gebracht wurden.

In den #LaTdH vom 3. November hatte ich die Problemlage dargestellt und im Monatsrückblick „RE: Oktober 2024“ des „Eule-Podcast“ haben #LaTdH-Autor Thomas Wystrach und ich ebenfalls über die Bischofssynode und ihre schwierige Beschlusslage diskutiert.

Am Montag dieser Woche nun hat es Papst Franziskus unternommen, etwas mehr Klarheit zu schaffen. Vermittels einer Begleitnotiz zum Abschlussdokument („Note of the Holy Father Francis to accompany the Final Document of the 16th Ordinary General Assembly of the Synod of Bishops“, auf Englisch) erklärte er:


Title: Vorwärts? – Die #LaTdH vom 1. Dezember
URL: https://eulemagazin.de/vorwaerts-die-latdh-vom-1-dezember/
Source: REL ::: Die Eule
Source URL: https://eulemagazin.de
Date: December 1, 2024 at 01:40PM
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