Was glaubst du?

Im Religionsunterricht der Klasse 7 geht es unter anderem um Glück, Sinn und gelingende Lebenswege. Lehrwerksbegleitend haben meine Schülerinnen und Schüler im Schuljahr 2019/20 dazu einen Online-Fragebogen erstellt und diesen per Link an Familie, Verwandte, Freunde und Bekannte weitergeleitet. Innerhalb von zwei Wochen kamen 120 Rückmeldungen zusammen – mit dieser Menge hatten wir nicht gerechnet. Hier nun der Versuch einer Bündelung der Ergebnisse entlang den drei Teilen des Fragebogens.

Jeder Datensatz stand als eine Zeile in einer sortierbaren Tabelle zu Verfügung, so dass nicht nur offensichtlich unseriöse Datensätze schnell ausgefiltert, sondern einzelne Antworten auch z.B. Geschlechts- und Altersangaben zugeordnet werden konnten.

Die Auswertung oblag ebenso den Schülerinnen und Schülern wie die Formulierung und Anordnung der Fragen. In einem ersten Schritt wurden in drei Gruppen jeweils 10 Thesen zu dem Datenbestand eines der drei Teile des Bogens formuliert, in einem zweiten Schritt beschäftigten sich alle Schülerinnen und Schüler mit dem Rücklauf zu einem zweiten der drei Teile, so dass einige weitere Thesen ergänzt werden konnten. In einem dritten und bzgl. Sichtung der Rückmeldungen letzten Schritt wurden dann ähnliche Erkenntnisse zusammengezogen und die Sammlung zu jedem Teil nach Bedeutsamkeit aus Sicht der Schülerinnen und Schüler sortiert.

Teil 1: Glück, Hoffnung und Religion

  • weibliche Teilnehmende zwischen 11 und 20 markieren auf die Frage „Wie oft bist du glücklich?“ in einer Skala von 1 (nie) bis 4 (sehr häufig) überwiegend die Stufe 3, allerdings sind auch die anderen Stufen zahlenmäßig häufig vertreten
  • mehr als zwei Drittel aller Teilnehmenden markieren zu dieser Fragen die Stufen 3 und 4, verstehen sich also als überwiegend glückliche Menschen
  • materielle Aspekte werden nur von wenigen Befragten mit Glück verbunden
  • Jüngere priorisieren schulichen Erfolg bei ihrem Verständnis von Glück
  • fast allen weiblichen Teilnehmenden zufolge ist Glück nicht messbar, insgesamt sehen das 73% aller Teilnehmenden so
  • auch die 3 weiblichen Teilnehmenden zwischen 71 und 80 sind sich einig, dass Glück nicht messbar ist
  • allen weiblichen Teilnehmenden zwischen 41 und 50 Jahren zufolge gibt der Glaube an Gott und Familie Hoffnung
  • männlichen Teilnehmenden geben Familie, Freunde und der Glaube an Gott am meisten Hoffnung
  • außerdem konkretisieren fast alle männlichen Teilnehmenden Glück und Heil als Geborgenheit, Familie, Erfolg in Schule und Beruf, Glaube an Gott und Liebe
  • insgesamt werden vor allem familiäres Glück, aber auch der Einsatz für das Reich Gottes und den eigenen Reichtum als glücklich machende Bestandteile markiert
  • die zwei männlichen Teilnehmenden zwischen 71 und 80 konkretisieren Glück und Heil als Geborgenheit (ein Zuhause), Freunde und Familie
  • überraschend viele Befragte haben Hoffnung auf Gott und setzen auf den Glauben
  • bei über 77% aller Teilnehmenden sind religiöse Objekte vorhanden (Ausnahme: weibliche Teilnehmende zwischen 21 und 30)
    sehr häufig wurde auf den Impuls „Der Sinn meines Lebens“ von Liebe, Familie und Freundschaft geschrieben

Hier eine Auswahl weiterer aus Sicht der Lerngruppe bemerkenswerter Kurzantworten zu dem Impuls „Der Sinn meines Lebens“:

  • für andere Menschen da zu sein
  • insgesamt einen positiven Einfluss auf die Welt zu haben
  • Gottes Liebe erfahren und weitergeben
  • da bin ich immer noch auf der Suche
  • Spaß und Erfolg zu haben
  • bestmöglich für andere und für mich die Aufgaben zu erledigen, die Gott mir zuweist
  • Gutes tun
  • mit mir selbst zufrieden zu sein
  • das, was ich kann, möglichst gut weiterentwickeln und für andere einsetzen
  • Fortpflanzung und Weiterentwicklung
  • das Leben genießen
  • ich selbst zu sein
  • so leben, dass es anderen etwas besser geht, ihnen helfen,
  • aufmuntern, trösten
  • Jesus nachfolgen, im Gebet darauf achten, welchen Plan Gott für mein Leben hat
  • Jeder Mensch bekommt (mindestens) eine Lebensaufgabe mit auf die Welt, diese kann sich aus vielen kleinen Aufgaben zusammensetzen.
  • Es ist nicht „Rette die Welt!“, aber vielleicht „Mache die Welt für mindestens einen Menschen zu einem besseren Ort.“ Diese Aufgabe gut zu bewältigen, ist der Sinn des Lebens. Oft erkennt man die Aufgabe(n) erst in der Rückschau.
  • Joh 15,13
  • in jedem Verlust steckt eine neue Chance
    dem kategorischen Imperativ von I. Kant gerecht werden!
  • Uff
  • das Schönste hier auf Erden ist zu lieben und geliebt zu werden
    das Leben so zu nehmen wie es ist und Spaß daran zu haben
  • …ist ein Mysterium
  • Carpe diem!
  • 42

Teil 2: Himmel, Gott und Weiteres

  • die Hälfte der Befragten halten den Himmel im religiösen Sinn für eine Realität, für 25% (zur Hälfte weiblich) ist er nicht mehr als ein metaphorischer Platzhalter für „schön“
  • durch ein vollkommenes Leben (15%) und Vermeiden sündiger Tagen (12,5%) sieht ein gutes Viertel die Möglichkeit in den Himmel zu kommen
  • deutlich mehr als die Hälfte der Befragten sind sich einig, dass man trotz Sünden in den Himmel kommen kann
  • 50% der Befragten glauben an Gott, aber nur 19 % suchen ihn
  • fünf Antwortmöglichkeiten zu „Gott…“ wurden von mehr als 10% der Befragten angewählt: a) macht glücklich (53%); b) ist ein übernatürliches Wesen (44%), c) ist eine reale Person (15%), d) existiert nicht (13,5%), e) ist eine Sagengestalt (11%)
  • vier Antwortmöglichkeiten zu „Engel…“ wurden von mehr als 10% der Befragten angewählt: a) gibt es (52%), b) sind menschenähnlich (29%), c) sind Mythen und Legenden (29%), d) gibt es nicht (12%)
  • zwei Antwortmöglichkeiten zu „Geister und Dämonen…“ wurden von mehr als 10% der Befragten angewählt: a) gibt es nicht (62%), b) gibt es (23%)
  • drei Antwortmöglichkeiten zu „Der Teufel ist…“ wurden von mehr als 10% der Befragten angewählt: a) eine Metapher für Übles (58%), b) im Leben erfahrbar (17,5%), c) eine Fantasie (15%)
  • mehr als die Hälfte der Befragten glaubt ab Engel, nur 24% an Geister und Dämonen
  • die Sortierung nach Alter und Geschlecht ergibt keine auffälligen Abweichungen vom Gesamtbild

Teil 3: Tod

  • 53% der Befragten antworten auf die Aussage „Ich habe Angst vor dem Tod“ mit Nein, 32,5% mit Ja
  • die Mehrheit der Befragten (68%) glaubt an ein Leben nach dem Tod (22,5% glauben nicht daran)
  • die Mehrheit stellt sich das Sterben als friedliches Einschlafen und dann Wegsein vor (45%), ein Drittel der Befragten markiert die Vorstellung „ich sehe ein Licht und gehe auf es zu und komme so in den Himmel…“; an dritter Stelle liegt „zack-tot-weg“ (16%), mit etwas Abstand folgt dann „Engel tagen mich in den Himmel (10%) und „wie eine ins Ewige verlängerte Bewusstlosigkeit“ (8,5%)
  • mehr Männer als Frauen haben Angst vor dem Tod
  • ein Sechstel der Befragten glaubt an ein Leben nach dem Tod, ein Sechstel glaubt, dass sie dann einfach weg sind
  • zum Auswahl-Impuls „Nach dem Tod…“ stellen sich fast 55% der Befragten vor, dass nach dem Tod die Seele in den Himmel zu Gott aufsteigt; mit jeweils etwa 15% folgen dann „…gibt es noch meine Seele, aber nicht unbedingt im „Himmel““, „passiert nichts mehr“ und „werde ich als ein anderer Mensch wiedergeboren“; 8% der Befragten markieren „werde ich als ein Tier wiedergeboren“

Hier eine Auswahl einiger aus Sicht der Lerngruppe bemerkenswerter Kurzantworten zu der Frage „Welcher Wunsch soll sich vor deinem Tod erfüllen?“:

  • dass meine Kinder auf dieser Erde noch ein gutes und erfülltes Leben führen können.
  • dass ich zufrieden mit mir selbst bin
  • ein erfülltes Leben, Aussprache (falls notwendig) mit nahe stehenden Menschen
  • einmal ein großes und tiefes Verständnis für etwas zu haben
  • etwas Positives und Bleibendes leisten, woran andere sich erinnern.
  • ich möchte es schaffen mich für das was ich tue nicht schämen zu müssen
  • Vergebung der Sünden
  • Fallschirmspringen

Schluss

Wir freuen uns über die gute Benotung unserer Umfrage und bedanken uns herzlich bei allen, die sich die Mühe gemacht haben, sich mit den Fragen zu beschäftigen – und uns am Ende auch noch konstruktive und schöne Rückmeldung wie diese gaben:

  • sehr interessant und stimmt zum Nachdenken an!
  • man ist mal zu sich gekommen und hat über Dinge nachgedacht, über die man sonst nicht so spricht
  • teilweise schwierige Fragen – ich denke weiter darüber nach
  • danke!
  • war nicht einfach, zu sagen, was man wollte.
  • gute Idee sich mit dem Thema „Glaube und Gott“ zu beschäftigen…
  • sehr anspruchsvolle Fragen zu vielen wichtigen Themen
  • es gab einige Fragen, die man vielleicht etwas genauer beantwortet und erläutert hätte – finde ich aber okay, da man sich so etwas kürzer fassen musste
  • toll, dass ihr euch so intensiv mit diesem Thema befasst!
  • gute Fragen, die ich mir selber noch nicht gestellt habe!
  • macht nachdenklich…
  • finde ich gut, so etwas in der Schule zu besprechen
  • das regt zum Nachdenken an meine Gottesbeziehung an
  • Eine Umfrage mit vorgefertigten Antworten ist immer schwierig. Wir haben selbst auch mal eine Umfrage gestartet mit der Frage: was ist Glück für dich und haben Leute auf dem Uniplatz interviewt. Das lässt sich nun nicht mit 2-3 Schlagwörtern beantworten. Ich finde es interessant, dass die Schüler sich darüber Gedanken machen und bin gespannt auf die Auswertung und vor allem auf die persönlichen Schlussfolgerungen.

Schlussfolgerungen

Im letzten Schritt des Projekts „Umfrage“ werden die Schülerinnen und Schüler individuelle Audiobeiträge erstellen, in denen sie ihre eigenen Ansichten mit dem Datenrücklauf verbinden. – Diese Stimmen wurden von einem Schüler freiwillig zusammengeschnitten:

 

Im Rahmen meiner Ausbildungstätigkeit habe ich noch einen entsprechend gestalteten Bericht zu der Maßnahme verfasst:

Bericht (PDF-Download)