Was vom WJT übrig blieb / Wie nachhaltig sind Weltjugendtage?


Sebastian Appolt war gerade 16, als er den Weltjugendtag 2005 in Köln miterlebte: Damals war er Teil des so genannten „Kernteams“ in St. Antonius in Kürten im Rheinisch-Bergischen Kreis: ein Trupp von Ehrenamtlern, die vor Ort alles organisiert haben, von den Gastfamilien für die Pilger aus aller Welt bis hin zum Freizeitprogramm.

„Das war eine grandiose Erfahrung“, erinnert er sich. Bis heute hat er viele Bilder von damals vor Augen: Von singenden und trommelnden Gläubigen aus dem Kongo, die eine Busfahrt in eine riesige Party verwandelten. Von tiefen Glaubensgesprächen in der Dorfkneipe und der Vigil auf dem Marienfeld mit Papst Benedikt XVI:. „Eine Million Menschen, die gemeinsam in Stille verharren und gemeinsam bei Gott sind“, erzählt er, „da ist ein Funke übergesprungen. Da war mir klar, dass mehr dahintersteckt, als Feiern und Gemeinschaft!“

Damals kam ihm erstmals der Gedanke, Priester zu werden: „Ein halbes Jahr später dachte ich, scheiße, es könnte sein, dass ich dazu berufen bin! Ich konnte mir das erst gar nicht vorstellen und dachte: Das soll jemand anderes machen!“, erzählt er und lacht. Auch bei seiner Familie war die Begeisterung zunächst mäßig: Heiraten – Job – Familie: Das war eigentlich seine Vorstellung von Zukunft gewesen. Doch der Gedanke ließ ihn nicht mehr los, „das war so eine Initialzündung, die mich bei der Kirche gehalten hat.“

Seitdem war er bei fast allen Weltjugendtagen und alle waren inspirierend, sagt er. Nur 2013 in Rio und 2016 in Krakau funkten ihm Prüfungstermine dazwischen.

Berufung bei Weltjugendtagen

Das Thema „Berufung“ spielt bei solchen Events häufig eine Rolle, sagt der Leiter der Berufungspastoral im Erzbistum Köln, Gerald Mayer. Er war gemeinsam mit einer Kollegin und dem Regens des Kölner Priesterseminars Regamy Thillainathan gerade beim Weltjugendtag in Portugal, um Jugendlichen Gesprächsangebote zu machen.

„Da gibt es viele begeisterte Menschen, die den Glauben feiern, die gemeinsam beten und sich darüber austauschen, was Gott für sie und ihr Leben bedeutet. Und sie sehen Vorbilder im Glauben. Das alles sorgt dafür, dass sich Jugendliche intensiv mit der Frage auseinandersetzen, was ihr Platz in der Kirche ist.“ Dabei geht es nicht nur darum, ob man Priester oder Ordensschwester werden will, so Mayer: „Gott hat jedem von uns besondere Gaben und Talente mitgegeben. Seine Berufung zu suchen bedeutet, sich darüber Gedanken zu machen, wie man diese Geschenke Gottes für die Mitmenschen und im Einklang mit dem Willen Gottes einsetzt.“

Viele seien beim Weltjugendtag überrascht gewesen, erzählt er, dass das Thema Berufung auch sie meint. Er ist überzeugt: „Ein Weltjugendtag wirkt nachhaltig und in ganz verschiedene Richtungen!“ Beispiele dafür gibt es viele: ein junger Mann, der sich erst 2005 nach dem Weltjugendtag in Köln taufen ließ oder Ehepaare, die sich beim WJT kennengelernt haben. Bei der Berufungspastoral im Erzbistum Köln bietet man diesen Menschen Begleitung an.

Freude am Glauben

Auch der Diözesanjugendseelsorger im Erzbistum Köln ist überzeugt, dass Weltjugendtage etwas verändern können: Gerade in Deutschland müsse man sich angesichts der Krise als Katholik häufig rechtfertigen, sagt Tobias Schwaderlapp: „Und beim Weltjugendtag erleben wir wieder, dass es auch einen Grund zur Freude gibt, zu dieser Kirche zu gehören, weil es einen Gott gibt, der uns liebt und aufhilft. Wir haben allen Grund, fröhlich zu sein und das kommt bei Weltjugendtagen rüber!“

Sebastian Appolt war 2023 auch in Lissabon dabei: Wieder nimmt er zahlreiche Erinnerungen an eine junge bunte Kirche mit nach Hause: Die Herzlichkeit der Gastfamilien, Gottesdienste mit den Portugiesen, die in Partys übergingen. Begegnungen, Gespräche und gemeinsame Momente der Erschöpfung: „Irgendwann gerät jeder an seine Grenzen: ständig hat man hunderte Menschen um sich herum, dieser ständige Schlafmangel, dauernd muss man improvisieren“, erzählt er und lacht. Genau für diese Erfahrungen macht er das.

Nur wenige Wochen zuvor, am 16. Juni 2023, wurde er im Kölner Dom zum Priester geweiht und tritt jetzt seine erste Stelle als Kaplan in Neuss an. Der Weg dahin verlief nicht direkt: Er studierte Theologie in Bonn und München und promovierte. Er arbeitete als Lehrer an einer Grundschule, als Dozent an der Uni und er war zwischenzeitlich Diözesanvorstand des BDKJ in München und Freising. Eine Weihe stand da nicht auf dem Plan.

Es war der Weltjugendtag 2019 in Panama, der ihn noch mal umdenken ließ: „Damals merkte ich: Meine Aufgabe macht zwar Freude und erfüllt mich, aber es ist nicht das, was mein Leben prägt.“ 2020 trat er ins Priesterseminar ein, da nahm die Krise im Erzbistum Köln gerade an Fahrt auf. Doch Appolt blieb, trotz oder vielleicht gerade wegen Umstände: „Ich habe gemerkt: Christus lässt mich nicht mehr los und ich stelle mich in seinen Dienst“, sagt er. „Und will dazu beitragen, dass Christus auch in diesen für die Kirche schweren Zeiten wieder für die Menschen mehr sichtbar wird!“

Nach eigenen Angaben begleitet die Berufungspastoral im Erzbistum Köln Menschen bei dem Findungsprozess ihrer Berufung im breiten Feld der Seelsorge. Sie informieren über kirchliche Berufsmöglichkeiten wie Priester, Gemeindereferentin, Diakon oder Ordensfrau. 

Quelle: berufen.de



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Source: DOMRADIO.DE – Der gute Draht nach oben
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Date: August 13, 2023 at 07:26AM
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