DÜSSELDROF. Die neue Bundesregierung nimmt so langsam ihre Arbeit auf, damit rückt auch die Neuauflage des im Koalitionsvertrag vorgesehenen Digitalpakts näher. Das ist der Rahmen, in der die diesjährige Learntec stattfindet (6. bis 8. Mai, Karlsruhe), Europas größte Veranstaltung für digitale Bildung in Schule, Hochschule und Beruf. Über Trends und Strategien bei der Anschaffung von Schul-IT sprach News4teachers im Vorfeld der Fachmesse mit Udo Kempers. Kempers, der als Leiter einer eigens eingerichteten Stabsstelle die Digitalisierung der Schulen in der Stadt Düsseldorf gemanagt hat, berät heute freiberuflich Schulen, Schulträger und Unternehmen. Ein Schwerpunkt: Schulträger miteinander in den Austausch bringen und die Vernetzung auf dem Weg zur Digitalisierung voranbringen.

News4teachers: Welche Trends in der digitalen Schulentwicklung erwarten Sie auf der Learntec 2025?
Udo Kempers: Es gibt ein paar wirklich interessante Programme, die KI-gestützt sind und den Menschen bei der Erledigung der täglichen Aufgaben entlasten können. Dazu zählt sowohl die Verwaltungsarbeit als auch der Unterricht.
News4teachers: Gibt es Technologien oder Konzepte, die Schulträger besonders im Blick haben sollten?
Kempers: Zunächst einmal sollte man das Thema Service und Support nicht aus den Augen verlieren. Bundesweit haben wir außerdem sehr gute Beispiele, wo Schulträger mit ihren Schulen effektiv zusammenarbeiten und Technologien und Konzepte einsetzen, die eine gute Basis für eine weitere Skalierung bieten. Mein Rat: Tauscht euch aus und sprecht und lernt von- und miteinander. Man muss das Rad nicht neu erfinden.
News4teachers: Welche digitalen Lösungen oder Infrastrukturmaßnahmen haben sich in den vergangenen Jahren im Schulalltag tatsächlich bewährt – und welche Technologien haben sich als wenig praxistauglich erwiesen?
Kempers: Nun ja, das ist schwer zu beantworten. Denn was sich für den Schulträger bewährt hat, muss nicht zwingend von der Schule genau so betrachtet werden. Ich glaube, dass durch den Digitalpakt 1 und Corona alle offenen Baustellen identifiziert wurden und viele Schulträger nun gehalten sind, diese unter anderem aufwändigen baulichen Maßnahmen zu erledigen. Managed Services können auch hier ein Schlüssel zum Erfolg sein.
Was die Ausstattung betrifft, hat sich herausgestellt, dass Ausleihsysteme in Schulen aufwändig und wenig effizient sind. Übergangsweise geht es auf dem Weg zur Digitalisierung der Schulen nicht anders. Wir sollten aber möglichst jedem Menschen in der Schule jederzeit den Zugang zu einem digitalen Endgerät ermöglichen. Bedeutet: 1:1 Ausstattung. Es ist einfach ein Lernmittel wie ein Buch. Es stellt derzeit ja auch niemand in Frage, ob ein Kind tatsächlich das Buch XY braucht. Genau so muss es auch für die digitalen Endgeräte sein. Selbstverständlich!
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News4teachers: Wie sollten Schulträger neue Technologien evaluieren, bevor sie in großem Umfang an Schulen eingeführt werden? Welche Kriterien sind aus Ihrer Sicht entscheidend?
Kempers: Zum einen wären unter anderem die Medienzentren ein guter Platz, neue Technologien auszuprobieren und zu schauen, ob sie sich im Praxistest mit den Lehrerinnen und Lehrern bewähren. Wichtig ist dabei, dass bei neuen Technologien ein sehr gutes begleitendes Qualifizierungskonzept mit angeboten wird – am besten auch dauerhaft.
Auch sehr wichtig: Der Schulträger sollte mit den Betroffenen Schulleitungen und Lehrkräften einen Dialog führen und Entscheidungen gemeinsam mit ihnen treffen. Man sollte sich ruhig trauen, etwas in einer Schule auszuprobieren und auch neue, kreative Lösungen von Startups mal ausprobieren.
Je mehr Schulformen und Schulen betreut werden müssen, desto größer ist natürlich der Aufwand, alle „glücklich“ zu machen. Eine Evaluation verschlingt unendlich Zeit und ich glaube, wir sind an einem Punkt, an dem wir mehr Geschwindigkeit brauchen bei der Ausstattung.
Mein Eindruck ist, dass Schulen mehr Einbindung und Transparenz für Entscheidungen und Lösungen benötigen und sich auch mehr Entscheidungsfreiheit für Endgeräte-Technologien wünschen. Was nutz einem Schulträger auf dem Papier eine tolle Ausstattung, die in den Schulen aber nicht genutzt wird? Daher ist Dialog und Abstimmung die oberste Priorität.
Technologische Entwicklung und Ausstattung von Schulen
News4teachers: Welche technischen Lösungen werden aus Ihrer Sicht in den nächsten fünf Jahren eine zentrale Rolle an Schulen spielen? Welche Innovationen sehen Sie als langfristig relevant?
Kempers: KI wird deutlich mehr Raum in allen Bereichen einnehmen: Unterricht – Lernen – Verwalten. Es geht auch kein Weg daran vorbei, Cloudlösungen dauerhaft zu etablieren. Die Server müssen aus den Schulen raus, wenn es irgendwie geht! Eine starke Internetanbindung der Schulstandorte ist unabdingbar. Das wird sicherlich an manchen Stellen noch ein paar Jahre dauern.
News4teachers: Gibt es eine technologische Überforderung in Schulen?
Kempers: Ja die gibt es, aber nur, weil viele Schulen auch die Administration übernehmen müssen. Darauf sind wir aktuell tatsächlich angewiesen. Das muss dringend geändert werden! Wenn dann verlässliche Systeme dauerhaft zur Verfügung stehen, sind die Schulen auch mit den Anwendungen nicht mehr überfordert.
News4teachers: Wie können Schulträger sicherstellen, dass die Digitalisierung die Pädagogik unterstützt und nicht zum Selbstzweck wird?
Kempers: Eine enge Abstimmung der Schulkonzepte, die dann dauerhaft in die Medienentwicklungsplanung einfließen, sowie wiederkehrende Investitionsgespräche helfen, damit dies nicht geschieht. Ich verstehe zwar, was man mit der Aussage „Pädagogik vor Technik“ meint, aber die Technik hat immer Einfluss auf mein Handeln. Wir müssen aufhören, das, was wir analog tun, einfach ins Digitale zu übertragen. Besser: Ich schaue, welche neuen Möglichkeiten die Technik bietet, und passe dann meine Prozesse und Methoden an.
News4teachers: Sie haben vorhin schon das Thema Support erwähnt. Welche Lösungen könnten helfen, den IT-Betrieb langfristig effizienter zu gestalten, insbesondere mit begrenzten personellen Ressourcen?
Kempers: Auch für den Support gibt es nicht die eine Lösung. In engen Ballungsgebieten habe ich sicherlich mehr Möglichkeiten, beispielsweise Personal effizient auf mehrere Standorte zusammenzuführen, oder an einem Schulcampus mit mehreren Schulen Vor-Ort-Support zu ermöglichen. Das sieht in flächigen Gebieten mit weiten Schulwegen anders aus.
In jedem Fall hilft es immer, über Kooperationen und Managed Services nachzudenken.
In vielen Bereichen haben die Schulträger schon sehr effiziente Lösungen wie auch Fernwartung im Einsatz, was bedeutet, dass die Internetanbindung der Schule viel mehr Gewicht bekommt.
Auch muss man demnächst über eine Backup-Leitung nachdenken, was viele Schulen überhaupt nicht haben. Denn wenn wir Schulen im Bereich IT professionalisieren wollen, dann müssen diese Schulen auch so geführt werden. Niemand, der ein Rechenzentrum oder IT-Services in der Wirtschaft oder auch in den Verwaltungen anbietet, würde nur eine einzige Internetverbindung für den dauerhaften Betrieb in Erwägung ziehen.
Aus dem ersten DigitalPakt lernen und Fehler vermeiden
News4teachers: Was waren aus Ihrer Sicht die größten Fehler beim ersten DigitalPakt?
Kempers: Der DigitalPakt war gut gemeint und auch vom damaligen Stand her gut gedacht. Leider haben aber die vielen Vorgaben und komplizierten Strukturen zu einem hohen Aufwand für alle Beteiligten geführt. Ich kann zwar verstehen, dass die Geldgeber wissen wollen, wie die Fördermittel eingesetzt werden. Aber das führte zu einem nicht unerheblichen Verwaltungsaufwand auf beiden Seiten.
Hier würde ich mir für die Zukunft wünschen, dass mehr Vertrauen in die Schulträger gesetzt wird, denn die wissen, wo das Geld für bestimmte Maßnahmen am besten aufgehoben ist. In der Vergangenheit gab es solche guten Beispiele, wo unter anderem der Rat der Stadt die Beschlüsse fassen musste und das Land war hiermit zufrieden (Konjunkturpakte).
News4teachers: Welche strukturellen oder finanziellen Probleme haben Schulträger besonders belastet?
Kempers: In fast allen Fördermaßnahmen wird vergessen, dass es unter anderem beim Schulträger auch Personal geben muss, was diese zusätzlichen Aufgaben stemmen muss. Diese sind jedoch in der Regel nicht förderfähig. Kein Bereich, auch nicht in der Industrie, ist so schnell in Sachen IT-Endgeräten gewachsen wie unsere Schulen. Der Personenschlüssel in den Kommunen jedoch nicht. Einige haben zwar nachgezogen, aber die Arbeitsmarktsituation ist uns allen ja bekannt. Daher müssen wir nach effizienten Lösungen suchen.
Eine besondere Herausforderung ist wohl auch die baulichen Herausforderungen der Schulgebäude.
News4teachers: Wie kann beim DigitalPakt 2.0 verhindert werden, dass Gelder zwar bereitgestellt, aber durch bürokratische Hürden nicht rechtzeitig abgerufen werden können?
Kempers: Eine veränderte Vergabeordnung für diese Mittel würde sicherlich helfen. Leider ist unser Vergaberecht komplex und führt zu genau diesen Dingen.
Ich kann zum Beispiel als Kommune nur etwas kaufen, wenn ich quasi einen Vertrag habe. Der basiert auf einer Vergabe. Eine Vergabe kann ich nur dann machen, wenn ich über die Mittel verfüge. Ich will jetzt hier nicht dozieren und ich bin bei weitem nicht der Vergabeexperte, aber von der Pressemitteilung bis hin zu einem nutzbaren Vertrag kann es schon mal drei bis neun Monate dauern und, wenn dann noch Vergaben mit Einsprüchen usw. belastet werden, auch gerne mal mehrere Jahre! Versteht kaum ein Mensch, ist aber so.
News4teachers: Wie sollte eine Anschlussfinanzierung gestaltet sein, um nicht nur den Erhalt, sondern auch die Weiterentwicklung der digitalen Ausstattung von Schulen zu gewährleisten?
Kempers: Eine konsequente Medienentwicklungsplanung ist ein wirksames Mittel. Sie muss jedoch so „weich“ gefasst sein, damit man auch auf Innovationen innerhalb der Wirkungszeit des MEP eingehen kann. Zum Beispiel: Der Schulträger beschließt einen MEP im Juni des Jahres X und ein paar Wochen später kommt ChatGPT auf den Markt. Sowas kann niemand vorhersehen.
News4teachers: Welchen Rat würden Sie Schulträgern geben, die jetzt über Investitionen aus neuen Förderprogrammen entscheiden müssen? Welche strategischen Fehler sollten sie vermeiden?
Kempers: Ich bin kein Freund von Förderprogrammen. Fakt ist, die Schulen brauchen Verlässlichkeit. Diese kann die Kommune bieten und ihre Investitionen in Ihre Kinder und Jugendlichen tätigen. Wenn sie dann noch Fördergelder zur Kompensation heranzieht, prima. Aber das Warten auf Fördergelder finde ich nicht angemessen.
Silo-Denken ist ein Strategischer Fehler. Wir müssen Bildung ganzheitlich denken.
Was in der Kita schon schlecht läuft, fällt mir in den ersten Jahren in der Grundschule auf die Füße – siehe zum Beispiel die erhöhte Verweildauer von Kindern in der ersten Klasse in den Ballungsgebieten. Es braucht daher einen 360-Grad-Blick der Verwaltung. Weg vom Zuständigkeitsdenken hin zum Verantwortungshandeln. News4teachers
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Title: Der DigitalPakt 2.0 kommt! Was Schulträger jetzt im Blick haben sollten
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Date: April 28, 2025 at 06:23PM
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