Kategorie: Religion

  • Zuwachs trotz Austritte / Katholische Kirchensteuereinnahmen erholen sich im Jahr 2021

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    Die Einnahmen aus Kirchensteuer für die 27 katholischen Bistümer in Deutschland haben sich trotz Corona-Pandemie und anhaltendem Mitgliederverlust im Jahr 2021 erholt. Nach der Statistik der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, die am Donnerstag in Bonn veröffentlicht wurde, stiegen die Kirchensteuereinnahmen auf rund 6,73 Milliarden Euro. 2020 betrugen die Einnahmen 6,45 Milliarden. Im Vor-Pandemie-Jahr 2019 hatte die katholische Kirche eine Rekordsumme von 6,76 Milliarden Euro aus der Kirchensteuer eingenommen.

    Damit stiegen die Einnahmen trotz des Trends des Mitgliederschwunds und der angespannten wirtschaftlichen Lage durch die Corona-Pandemie. Wie die Bischofskonferenz Ende Juni mitgeteilt hatte, waren rund 21,6 Millionen Menschen im Jahr 2021 katholisch, mehr als eine halbe Million weniger als noch 2020. Damit sank die Zahl der evangelischen und katholischen Kirchenmitglieder erstmals auf unter 50 Prozent der deutschen Bevölkerung.

    Rekordhoch bei der evangelischen Kirche

    Die Kirchensteuereinnahmen der 20 evangelischen Landeskirchen übertrafen die Summe aus dem Jahr 2020 deutlich und stiegen 2021 auf ein Rekordhoch. Der Statistik der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vom April zufolge betrugen die Einnahmen 2021 rund 6 Milliarden Euro, so viel wie noch nie. Sie übertrafen damit selbst die Einnahmen aus dem Jahr 2019 in Höhe von 5,94 Milliarden Euro.

    Durch die Corona-Pandemie waren die Kirchensteuereinnahmen im Jahr 2020 zurückgegangen. Grund dafür war unter anderem die Kurzarbeit. Auf das Kurzarbeitergeld wird keine Lohnsteuer entrichtet und infolgedessen auch keine Kirchensteuer. Diese ist an die Lohn- und Einkommenssteuer gekoppelt.

    Austritte aus beiden Kirchen

    Der Mitgliederverlust in der katholischen Kirche beläuft sich auf 547.125. Ein Grund für den hohen Rückgang ist die Zahl der Kirchenaustritte, die auf 359.338 stieg. Damit verlor die Kirche fast 138.000 Mitglieder mehr als noch 2020, noch nie traten so viele Menschen aus der katholischen Kirche aus.

    Auch die evangelische Kirche hat 2021 einen erheblichen Mitgliederrückgang verzeichnet, ihr gehörten 2021 rund 19,7 Millionen Menschen an. Sie verlor mehr als eine halbe Million Mitglieder. Die Zahl der Kirchenaustritte stieg im Vergleich zum Pandemiejahr 2020 um 60.000 auf rund 280.000.

     

    Religion

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    July 28, 2022 at 02:54PM

  • Österreich: Innsbrucker Bischof hat über 1.000 Postings

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    Als erster Bischof Österreichs hat Hermann Glettler auf Instagram die Marke von 1.000 Postings geknackt. Bereits 1.003 bebilderte Botschaften hat der kunst- und medienaffine Oberhirte seit September 2018 auf seinem Account @bischof_hermann in die Welt gesetzt – und zwar eigenhändig mit seinem Smartphone und ohne dafür abgestellten Social-Media-Manager, wie aus seiner Diözese Innsbruck zu vernehmen ist.

    Mit einem Posting durchschnittlich alle 1,4 Tage ist Glettler der aktivste Kirchenführer des Landes auf der Internetplattform. Mehr als 3.500 Personen haben seine Nachrichten abonniert.

    Spirituelle Impulse, Einblicke in Aktivitäten und Fotos von Begegnungen findet man in Glettlers Beiträgen, die manchmal ins Künstlerische, manchmal ins Nachdenkliche gehen und oft auch Emotionen des Bischofs Ausdruck verleihen. So auch bei seinem 1.000. Posting, das Glettler nach dem Mitverfolgen des Sieges von Österreichs Damen-Fußballmannschaft im Achtelfinale der Europameisterschaft veröffentlichte. „Gestern bin ich zum Fan geworden – Frauen Fußball vom Feinsten: Österreichs Damen im Viertelfinale der EM! Tolles Spiel und viel Teamgeist“, jubelte der Bischof mit der Nationalmannschaft. Wenig später verlieh er ebenfalls via Instagram seiner Trauer und Anteilnahme am Verschwinden eines von einer Mure erfassten Priesters seiner Diözese Ausdruck und rief zum Gebet auf.

    Dabei ist Glettler nicht der einzige österreichische Bischof im Instagram-Universum. Mit nur wenig Abstand auf den Fersen ist ihm mit 864 Beiträgen sein Feldkircher Amtskollege Benno Elbs (@bischofbenno), der seit 2017 die Plattform bespielt und dabei bereits 4.660 Abonnenten hinter sich geschart hat. Geht es nach den Followerzahl, hat Kardinal Christoph Schönborn (@kardinalwien) dank seiner internationalen Bekanntheit mit 10.800 klar die Nase vorne, bei bisher 588 Beiträgen. Ebenfalls auf Instagram aktiv sind mit 257 Postings und 1.549 Followern Jugendbischof Stephan Turnovszky (@bischof_stephan) sowie auch der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl (@wilhelmkrautwaschl) mit 139 Beiträgen und 1.343 Followern.

    Auch auf anderen Social-Media-Plattformen sind etliche von Österreichs Bischöfe aktiv, allen voran auf Facebook. Kardinal Schönborn hält dort derzeit bei rund 84.500, Bischof Krautwaschl bei 7.700, Erzbischof Franz Lackner bei 5.000, Bischof Josef Marketz bei 1.600, Bischof Alois Schwarz bei 1.400 und Weihbischof Stephan Turnovzsky bei 700 Followern. Die Bischöfe Ägidius J. Zsifkovics, Manfred Scheuer und Werner Freistetter betreiben keine offiziellen Social Media-Profile, sind jedoch über die Facebook-Seite oder Homepage ihrer jeweiligen Diözese sichtbar vertreten.

    (kap – mg)

    Religion

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    July 28, 2022 at 04:05PM

  • Schluss mit einer Kauf-und-weg- Haltung

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    Einfach mal die Welt retten…

    Schluss mit einer Kauf-und-weg- Haltung

    Einkauf bei einer Billig-Modekette, die für Zwei-Euro-T-Shirts bekannt ist. Ein Ziel: Findet sich mindestens ein Kleidungsstück ohne Polyester, das zeitlos ist und maximal 50 Euro kostet? Am Geld sollte es nicht scheitern.


    „Tolle Mode, tolle Preise“: So wirbt die Modekette „Primark“ auf ihren Einkaufstüten.

    Der Einkauf im Laden von „Primark“ in Frankfurt

    Kein pinkes Polyester

    Die Farben Pink, Neonorange und ein grelles Grün blitzen durch die Ladentüren. Die Schaufensterpuppen des Billigmodeanbieters tragen die Farben der Saison. Dieser Stil hängt bisher nicht im Kleiderschrank. Das macht unsicher. Am Eingang steht ein Mann eines Sicherheitsdiensts und begutachtet die Eintretenden. Drei junge Frauen mit langen, glatten Haaren und kurzen Röcken stürmen auf ihn zu: „Die Sonnenbrillen haben wir beim letzten Mal gekauft, nur, dass Sie’s wissen“, sagt die eine und tippt mit dem Zeigefinger auf die überdimensionierte Brille auf ihrem Kopf. Der Sicherheitsmann sagt nichts, nickt und winkt sie herein. Währenddessen passieren weitere sechs Personen die Ladenschwelle.
    32 Filialen von „Primark“ gibt es allein in Deutschland. Das Geschäft in Frankfurt ist mitten auf der Zeil, der großen Einkaufsstraße. Der letzte Besuch hier ist einige Jahre her, denn bisher war der im Kopf abgespeicherte Ruf: viel Plastik, verzogene, löchrige T-Shirts nach dem ersten Waschen, schlechte Arbeitsbedingungen der Näherinnen … Daher ging der Blick meistens am Laden vorbei. Heute nicht. Hereinspaziert.
    So wuselig wie auf der Zeil ist es auch im Laden. Die Metallhaken der Bügel klimpern auf den Kleiderstangen. Durch die FFP2-Maske hindurch riecht es nach Gummi und in der Erinnerung nach Klassenfahrt. Das sind die Flipflops.
    Der Weg vorbei an Kleiderstangen und Wühltischen mit T-Shirts für drei und Jeans für 17 Euro gleicht einem Besuch im Labyrinth: Rechts, rechts, links, vorbei am Pink, Neonorange, Grün. Umdrehen aufgrund des Kinderwagens, der den Weg blockiert. Ein Schritt über eine heruntergefallene Bluse. Es knarzt. Ein Kleiderbügel unter dem Schuh ist gebrochen. Drei Frauen rangeln um die letzte brauchbare Größe der Leinenhose am Ständer.
    In der Ecke mit den kurzen Hosen ist es ruhig.
    Die sind ebenfalls aus 90 Prozent Leinen, und daher landen drei Stück inklusive Plastik-Kleider-bügel auf dem linken Unterarm. Ebenso ein hellblaues Top aus demselben Material. Erleichterung. Es gibt etwas Schlichtes, und es ist nicht aus Polyester. Auf zur Umkleide. Auf dem Weg stapeln sich ein Kleid, zwei T-Shirts und ein Rock ebenfalls auf dem Arm. Eines der T-Shirts kostet drei Euro. Der Einkaufswahn setzt ein – ohne Blick auf Preis und Material.
    In der Umkleide kichern Mädchen, weil sie pinke Frotteehüte anprobieren und diese dann liegenlassen. Die eigene Anprobe ist zufriedenstellend: Das Drei-Euro-T-Shirt geht zwar zurück, aber zwei kurze Hosen, eine Bluse, ein T-Shirt kommen mit. Zwei sommerliche Outfits. Gemacht – „made in“ – China, Bangladesch, Vietnam. Das Material-Ziel ist erfüllt: hauptsächlich Leinen, und das T-Shirt besteht aus 100 Prozent Baumwolle.
    Im Internet wirbt die 1969 gegründete Modekette mit einem Programm für nachhaltige Baumwolle. Sie wollen die Art und Weise ändern, wie sie die Baumwolle beziehen, Lebensbedingungen der Bauern verbessern und den Planten schützen. Große Ziele bis Ende 2023. Außerdem wollen sie Plastik im Laden reduzieren, die Materialien alter Kleidung wiederverwenden und gleichzeitig preislich erschwinglich bleiben. Kann Nachhaltigkeit drei Euro kosten?
    Die Schlange vor dem Kassenbereich reicht bis zur Umkleide. Viele Menschen wollen es günstig. Ob sie sich Gedanken über die Umwelt und die Zukunft machen? Der vollgestopfte Einkaufssack einer Frau schleift über den Boden. Ein Chihuahua wuselt zwischen den Beinen der Menschen umher. Er gehört zu den Füßen mit den pinken Fellschuhen. Nach 20 Minuten geht es endlich zur Kasse. „48 Euro, bitte.“ Preisziel erfüllt. Allerdings landet in der Papiertüte auch ein Haarband aus Polyester. Wiederverwertetes zumindest.
    Beim Ergreifen der Tüte fällt der Aufdruck in den Blick: „How change looks“ – „Wie Veränderung aussieht“. Die Farben, die Mode, das Nachdenken über Umweltschutz: Es hat sich was verändert. Manches aber auch nicht.

    Von Sarah Schroth

     

    Grundausstattung für den Kleiderschrank der Frau

    Capsule Wardrobe – Kapselgarderobe

    Mit „Capsule Wardrobe“ wird eine Sammlung von Kleidungsstücken bezeichnet, die nur aus untereinander austauschbaren Artikeln besteht. Ziel ist es, für jeden Anlass ein passendes Outfit zu haben, ohne überflüssige Kleidungsstücke zu besitzen. Etwa 40 Lieblingsteile pro Saison reichen manch einem schon für die persönliche Kapselgarderobe. Unterwäsche, Socken und Sportbekleidung werden nicht mit eingerechnet. Gürtel, Schuhe und Taschen aber schon. Doch letztlich ist die persönliche Wahl und Zufriedenheit ausschlaggebend. Den Grundstock bieten einfarbige Basisteile in gedeckten Farben, denn die lassen sich gut kombinieren: schwarz, dunkelblau oder braun, weiß, beige und grau. Dazu lassen sich gemusterte oder bunte Accessoires kombinieren, und es entsteht immer wieder ein neuer Look.
    Grundausstattung für den Kleiderschrank einer Frau: Jeans, weißes T-Shirt, formelle Hose und Blazer, schlichtes schwarzes Kleid, schwarzer Rollkragenpulli, Hemdbluse, Strickjacke, Midi-Rock, Shorts, Sommerkleid.
    An Schuhen reichen vier Paar: Ballerinas, Sandalen, Sneaker, Stiefeletten.
    Nur eine große und eine kleine Tasche. (ez)

     

    ZUR SACHE

    Was gut ist für Mensch und Umwelt
    Achten Kundinnen und Kunden beim Textilkauf nur auf den Preis? In einer Umfrage eines Markt-forschungsinstituts aus dem Jahr 2000 unter
    2500 Konsumenten bejahten das 57 Prozent. Für 30 Prozent war dagegen Nachhaltigkeit besonders wichtig. Und ganze 71 Prozent der Befragten waren der Ansicht, dass „faire“ Kleidung in den nächsten fünf Jahren weiter an Bedeutung gewinnen werde.
    Was zählt als „faire“ Kleidung? Menschen, die sie herstellen, müssen grundlegende Arbeitsrechte haben, vor gesundheitlichen Schäden geschützt sein und von ihrem Lohn leben können. Und das eben weltweit.
    Sogenannte nachhaltig produzierte Kleidung geht ethisch noch einen Schritt weiter und bezieht den Schutz des ganzen Planeten mit ein. Kritische Verbraucher erwarten, dass die Textilbranche bei der Herstellung von Rohstoffen und Produkten beides berücksichtigt: den Menschen und die Umwelt.
    Sozial und nachhaltig orientierte Unternehmen lassen sich gerne zertifizieren und werben mit einem Siegel. Dutzende Kennzeichen existieren bereits. Nicht alle bringen wirklich etwas. Nicht alles Gutgemeinte lässt sich sofort umsetzen. Selbst das deutsche staatliche Siegel „Grüner Knopf“ hat noch Lücken in seinen sozialen, ökologischen und menschenrechtlichen Bewertungskriterien. Obendrein verwirrt die Fülle der Textilsiegel den Käufer.
    Ein Großteil der in Deutschland verkauften Kleidung stammt aus Niedriglohnländern. In Bangladesch, China oder Indien gelten bezüglich des Umweltschutzes eben auch viel niedrigere Standards. Häufig bleiben die Löhne zu gering, werden noch Kinderarbeiter eingesetzt und wird auf Maßnahmen eines gesundheitlich sicheren Arbeitens verzichtet.
    Bei fair hergestellten Produkten mit einer Fertigung in Europa garantieren die Hersteller wenigs-tens soziale und ökologische Mindeststandards. Doch auch hier gibt es einige, die sich mehr um ihr umweltfreundliches und verantwortungsbewusstes Image kümmern, als dass sie verlässlich an den Grundlagen arbeiten. Die ganze Entwicklung rund um nachhaltige Kleidung wird einen langen Atem brauchen. Bis öko-faire Handelsbedingungen überall selbstverständlich sind, wird es noch Jahrzehnte dauern.
    Unsere Vorfahren hatten ein Gewand für den Alltag und eins für den Sonntag. Kann es wahr sein, dass der Durchschnitts-Deutsche sich übers Jahr 60 neue Kleidungsstücke zulegt? Viele dieser Blusen, Hosen, Hemden und Shirts werden nur ein paar Mal getragen und dann als Altkleider entsorgt. Ganze 15 Kilo sollen es sein, die jeder hierzulande pro Jahr in den Container wirft.
    Was wäre die Lösung? Langlebige Kleidung: weniger kaufen, dafür mit besserer Qualität. Solche Ware kostet mehr. Aber wenn man den Kaufpreis durch die Anzahl der Tage teilt, an denen solch ein gutes Stück getragen wird, kann selbst Wertigkeit günstig und einer „Kauf-und-weg-Haltung“ finanziell ebenbürtig sein. Wer den eigenen Kleiderschrank so besser kennenlernt, konzentriert sich auf Lieblingsstücke, die er gerne und oft anzieht und die er untereinander immer wieder neu kombinieren kann. Zeitlose Teile kommen nicht so schnell aus der Mode. So entgeht man dem Druck von kurzlebigen Trends und ständig neuen Kollektionen.
    Bis eine Jeans im Kleiderschrank hängt, ist sie durch viele Hände in aller Welt gegangen. Angebaut und gepflückt wurde die Baumwolle vielleicht in Kasachstan, gesponnen in der Türkei, gefärbt in China, gewebt in Polen und genäht in Bangladesch. Sogar für die Menschen aus der Textilbranche selbst wird es manchmal unübersichtlich, unter welchen Bedingungen alle einzelnen Schritte der Rohstofferzeugung, der Produktion von Garnen, der Herstellung von Webstoffen, der Veredelung, der Konfektionierung, des Versands und des Exports stattfinden. Doch alle Wege, die ein Kleidungsstück von der Erzeugung bis zum Kunden hinter sich bringt, sollen in den ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen nachverfolgbar und nachhaltig werden. Die Jeans aus dem Beispiel darf dann nicht von Kinderhänden genäht oder mit Giftstoffen versetzt sein. Unternehmen werden durch gesetzliche Regelungen mehr und mehr verpflichtet, Auskunft über diese komplexen Prozesse zu erteilen. Die Konsumenten sind aufgerufen, beim Kauf auf nachhaltige Kleidung zu achten. Das hört sich einfach an, die Umsetzung ist schwieriger.  Unternehmen brauchen Rat von Experten. Konsumenten müssen sich besser informieren können.
    Die Bundesregierung will dafür sorgen, dass große deutsche Firmen in die Verantwortung genommen werden, wenn Mensch oder Umwelt bei der Produktion der Textilien leiden. Mode-Unternehmen sollen Strafe zahlen, wenn an unserer Jeans zum Beispiel doch Kinder mitgearbeitet haben. Für Firmen bedeutet die Einhaltung mehr Aufwand, um Transparenz nachzuweisen.
    Jedenfalls hält das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) der Regierung ab 2023 alle in Deutschland tätigen Unternehmen mit mehr als 3000 Mitarbeitern dazu an, über ein Risikomanagement-System solche Probleme für Menschenrechte und Umweltschäden zu bewerten, zu mindern und zu überwachen. Ab 2024 gilt das Gesetz auch für Unternehmen mit mindestens 1000 Beschäftigten.
    Der letzte Schritt jeder Lieferkette betrifft übrigens die Entsorgung. Etwas, das in starkem Maße den Käufer angeht. Im Fall der Jeans gibt es eine klare Vorgabe: weniger Hosen kaufen und die län-
    ger tragen, als „Second-Hand-Ware“ weiterverkaufen oder verschenken. Schließlich recyclen.

    Drei Tipps
    Eine „nachhaltige Garderobe“ lässt sich mit drei Grundsätzen gut pflegen:
    Kleine Gesamtzahl an Kleidungsstücken:
    Weniger kaufen schont die Ressourcen.
    Hochwertiges wählen: Bei gleichem Budget kann pro Teil mehr ausgegeben werden für öko-faire und langlebige Kleidung.
    Weniger Fehlkäufe: Darauf achten, ob der Neu-zugang zur vorhandenen Garderobe passt. Die Wahrscheinlichkeit für Impulskäufe sinkt.

    Von Evelyn Schwab

    Religion

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    July 28, 2022 at 11:54AM

  • Arbeitshilfe „Katholische Kirche in Deutschland – Zahlen und Fakten 2021/22“ veröffentlicht

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    Die Deutsche Bischofskonferenz hat heute (28. Juli 2022) die Arbeitshilfe Katholische Kirche in Deutschland – Zahlen und Fakten 2021/22 mit Daten aus der kirchlichen Statistik veröffentlicht. Die Broschüre informiert über Zahlen des Jahres 2021 und aktuelle Entwicklungen bis in das Jahr 2022. Die Eckdaten der (Erz-)Bistümer, die die Deutsche Bischofskonferenz bereits am 27. Juni 2022 veröffentlicht hat, wurden für die Arbeitshilfe aufbereitet. Einordnende Beschreibungen ergänzen das Gesamtbild der katholischen Kirche in Deutschland und zeigen auch, was sie international leistet.

    Die vier Schwerpunktthemen der Arbeitshilfe sind geprägt durch die angespannte Lage von Kirche und Gesellschaft in Deutschland und weltweit; sie zeigen zugleich christliche Perspektiven auf: Kirche, Jugend und DigitalisierungKatholische Friedensethik Pilgerseelsorge im Ausland sowie ein Beitrag von Bischof Dr. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, zum Thema Kirchenaustritte – ein Weckruf. Bischof Bätzing betont in seinem Beitrag, dass Kirchenaustritte von besonders verbundenen Gläubigen ihm zu denken geben: „Oft lange in Gemeinde, Liturgie und Caritas engagiert, wenden sich diese Menschen tief enttäuscht ab, manche fügen ausdrücklich hinzu: ‚um meinen Glauben zu retten und geheilt leben zu können‘. Das zu erfahren, tut mir einfach nur weh.“ Allerdings hebt Bischof Bätzing hervor: „Die Kirche wird getragen von einer starken Idee, (…) von der faszinierenden Gestalt Jesu Christi und seines befreienden Evangeliums. Ich teile die Einschätzung, dass dieses Evangelium ohne die Kirche rasch versandet; es braucht einen institutionellen Rahmen, um weitergetragen zu werden.“

    Im Beitrag Katholische Friedensethik wird der Vorrang gewaltloser Mittel im Einsatz für den Frieden betont. Unverrückbar gilt aber auch, „dass jeder Staat im Falle eines Angriffs von außen das Recht auf Selbstverteidigung hat“. In Situationen wie derzeit in der Ukraine, dürften andere Länder dem Opfer einer Aggression (etwa durch Waffenlieferungen) auch zur Seite stehen. Dies allerdings sei der Extremfall, dem immer ein Moment des Scheiterns innewohne. Verwiesen wird auch auf spezialisierte Friedensdienste der Kirche, zum Beispiel den bei AGIAMONDO angesiedelten Zivilen Friedensdienst, über den derzeit 90 Experten weltweit im Einsatz sind. Sie unterstützen die Partner vor Ort in ihrem Wirken für Konfliktbewältigung und Frieden.

    Verschiedene Felder der Seelsorge sowie spezielle Bereiche wie Caritas, Medien, Kultur und Hilfswerke sowie Frauen in der Kirche sind nur einige weitere Themen, die sich neben den statistischen Zahlen zu Taufen, Trauungen und vielem mehr in der Broschüre wiederfinden.

    Hinweise:
    Die Broschüre Katholische Kirche in Deutschland – Zahlen und Fakten 2021/22 (Arbeitshilfen Nr. 332) kann in der Rubrik Publikationen bestellt oder als pdf-Datei heruntergeladen werden. Ein Video-Statement von Bischof Bätzing ist auf dem Youtube-Kanal der Deutschen Bischofskonferenz zu finden und weitere Informationen sind auf der Themenseite „Kirche in Zahlen“ verfügbar.

    Religion

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    July 28, 2022 at 12:06PM

  • „Um des Himmelreiches willen“

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    Fragen und Antworten zum Zölibat in der katholischen Kirche

    "Um des Himmelreiches willen"

    Schon seit Jahrzehnten und Jahrhunderten steht die Forderung nach einer Abschaffung des Pflichtzölibats (Ehelosigkeit) für Priester im Raum. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) nennt Daten und Fakten zu dessen Geschichte.

    Uralte Bedingung: Bereit im Jahr 1139 wurde der Zölibat zur unabdingbaren Zugangsvoraussetzung für die Priesterweihe. Foto: kna/Julia Steinbrecht

    Was versteht man unter Zölibat?

    Unter "Zölibat" (von lateinisch "caelebs", unverheiratet) versteht man Ehelosigkeit und sexuelle Enthaltsamkeit bei kirchlichen Amtsträgern. In der römisch-katholischen Kirche ist der Zölibat seit dem Mittelalter die für Priester und Bischöfe verbindliche Lebensform. Bei den Orden gehört die Ehelosigkeit seit den Ursprüngen des Ordenslebens in der ägyptischen Wüste zu dieser Lebensform.

    Wo liegen die Ursprünge des Zölibats?

    Der Glaube, die Nähe zu Göttern erfordere sexuelle Abstinenz und kultische Reinheit, war bereits bei Priestern in Babylonien, Ägypten oder Phönizien verbreitet. Auch Griechen und Römer kannten sie, ebenso wie andere Weltregionen.

    Was sagt die Bibel über Ehelosigkeit?

    Mehrfach wird im Neuen Testament Ehelosigkeit "um des Himmelreiches willen" gewürdigt (Mt 19,12). Befürworter verweisen darauf, dass die Apostel alles verlassen hätten, um Jesus nachzufolgen. Allerdings ist Ehelosigkeit keine absolute Forderung Jesu. Auch Petrus war laut den Evangelien verheiratet. Zugleich gibt es etwa in den sogenannten Pastoralbriefen des Neuen Testaments auch Hinweise auf verheiratete Amtsträger in der frühen Kirche. So heißt es im 1. Brief an Timotheus: "Deshalb soll der Bischof ein Mann ohne Tadel sein, nur einmal verheiratet… Er soll ein guter Familienvater sein und seine Kinder zu Gehorsam und allem Anstand erziehen …"

    Warum ist es dann zum Pflichtzölibat gekommen?

    Bereits im vierten Jahrhundert gab es erste, oft regionale rechtliche Bestimmungen zum Zölibat für Geistliche. Gemeint war damit allerdings meist, dass sich verheiratete Bischöfe und Priester in der Ehe sexuell enthalten sollten. Bei der Synode von Elvira (um 300) wurde etwa beschlossen: "Man stimmt in dem vollkommenen Verbot überein, dass für Bischöfe, Priester, Diakone, das heißt für alle Kleriker im Altardienst, gilt, dass sie sich ihrer Ehefrauen enthalten und keine Kinder zeugen. Wer aber solches getan hat, soll aus dem Klerikerstand ausgeschlossen werden."

    Endgültig wurde das Gebot von Ehelosigkeit und sexueller Enthaltsamkeit beim 2. Laterankonzil 1139 als unabdingbare Zugangsvoraussetzung für die Priesterweihe festgelegt. Daran hielt die katholische Kirche auch fest, als Martin Luther von evangelischen Geistlichen kein zölibatäres Leben mehr verlangte. Für ihn widersprach die Ehelosigkeit Gottes Gesetzen.

    Was sagt Papst Franziskus zum Zölibat?

    2014 erklärte Papst Franziskus, der Zölibat habe nicht den Rang eines Dogmas, sondern sei nur eine Vorschrift, die geändert werden könne. Derzeit seien aber andere Themen wichtiger. Zugleich nannte er den Zölibat ein Geschenk für die Kirche, das er sehr schätze. Diese Äußerungen nährten Spekulationen, Franziskus denke womöglich über eine Lockerung nach. Später gab es Berichte, nach denen Franziskus ein Abrücken vom Zölibat ausgeschlossen habe. Sein Vorgänger Benedikt XVI. bezeichnete priesterliche Ehelosigkeit als "ein leuchtendes Zeichen" für ein "ungeteiltes Herz" und eine vollständige Hingabe an den seelsorgerischen Dienst für Christus.

    Was sagen die Gegner der Zölibatspflicht?

    Sie verweisen auf einen immer größeren Priestermangel zumindest in der westlichen Welt. Für viele junge Männer sei die verpflichtende Ehelosigkeit ein entscheidendes Hindernis, Priester zu werden. Das Zeichen der Ehelosigkeit werde in der heutigen Welt nicht mehr verstanden. Verheiratete Priester könnten näher an den Problemen der Menschen sein, während zölibatär lebende oft vereinsamten. Immer wieder wird die Forderung laut, sogenannte "viri probati", also "bewährte" verheiratete Männer zu Priestern zu weihen.

    Wie gehen andere christliche Kirchen mit dem Zölibat um?

    Auch in der katholischen Kirche gibt es Ausnahmen vom Pflichtzölibat. Tritt ein verheirateter Geistlicher aus einer protestantischen oder der anglikanischen zur katholischen Kirche über, kann er auch als verheirateter Mann katholischer Priester sein. Die alt-katholische Kirche Deutschlands beschloss 1878, den Pflichtzölibat aufzuheben. Die Ostkirchen fühlten sich, ebenso wie die Protestanten, nie an die Zölibatsforderung gebunden. Orthodoxe Priester und sogar die Priester der mit Rom unierten Ostkirchen können bis heute vor der Weihe zwischen Ehe und Ehelosigkeit wählen. Bischöfe werden allerdings ausschließlich aus den Unverheirateten ausgewählt.

    kna/Christoph Arens

    Religion

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    July 28, 2022 at 12:56PM

  • Wortlaut: Papst Franziskus an die kanadischen Autoritäten

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    Wir dokumentieren an dieser Stelle die Ansprache des Papstes vor den kanadischen Autoritäten in Québec am dritten Reisetag. Diese und alle anderen offiziellen Übersetzungen der Papstansprachen finden Sie auf vatican.va, der Internetseite des Vatikans.

    Begegnung mit den zivilen Autoritäten, den Vertretern der indigenen Völker und mit dem diplomatischen Korps

    Zitadelle von Québec, 27. Juli 2022

     

    Frau Generalgouverneurin,

    Herr Premierminister,

    verehrte zivile und religiöse Verantwortungsträger,

    liebe Vertreter der indigenen Völker,

    geschätzte Mitglieder des diplomatischen Korps,

    meine Damen und Herren!

    Herzlich grüße ich sie und danke Frau Mary Simon sowie Herrn Justin Trudeau für ihre freundlichen Worte. Ich freue mich, zu ihnen zu sprechen, die Sie die Verantwortung tragen, den Menschen dieses großen Landes zu dienen, das „von Meer zu Meer“ ein außergewöhnliches Naturerbe besitzt. Unter den vielen Schönheiten denke ich vor allem an die riesigen, atemberaubenden Ahornwälder, die die kanadische Landschaft einzigartig und farbenfroh machen. Ich möchte mich an das Symbol dieser Gegenden anlehnen, das Ahornblatt, das sich schnell ausgehend von den Wappen Québecs zu dem Emblem entwickelt hat, das sich auf der Landesfahne wiederfindet.

    Auch wenn dies nicht vor allzu langer Zeit geschehen ist, so bewahren die Ahornbäume doch die Erinnerung an viele frühere Generationen, lange bevor Siedler kanadischen Boden erreichten. Die Urvölker zapften aus ihnen den Saft, aus dem sie nahrhaften Sirup herstellten. Dies lässt uns an ihren Fleiß denken, der stets darauf bedacht war, die Erde und die Umwelt zu schützen, getreu einer harmonischen Sicht der Schöpfung als einem offenen Buch, das den Menschen lehrt, den Schöpfer zu lieben und in Symbiose mit anderen Lebewesen zu leben. Daraus lässt sich viel lernen, aus der Fähigkeit, auf Gott, die Menschen und die Natur zu hören. Das brauchen wir vor allem in der Hektik der heutigen Welt, die durch eine ständige „Beschleunigung“ gekennzeichnet ist, die eine wirklich menschliche, nachhaltige und ganzheitliche Entwicklung erschwert (vgl. Enzyklika Laudato si‘, 18) und schließlich eine „Gesellschaft der Müdigkeit und der Desillusionierung“ hervorbringt, die Mühe hat, die Freude an der Kontemplation, an echten Beziehungen, an der Mystik des Miteinanders wieder zu entdecken. Wie sehr brauchen wir das gegenseitige Zuhören und den Dialog, um von dem vorherrschenden Individualismus, den vorschnellen Urteilen, der um sich greifenden Aggressivität und der Versuchung, die Welt in Gut und Böse einzuteilen, wegzukommen! Die großen Ahornblätter, die verschmutzte Luft absorbieren und Sauerstoff zurückgeben, laden uns ein, die Schönheit der Schöpfung zu bewundern und uns von den gesunden Werten der indigenen Kulturen anziehen zu lassen: Sie sind eine Inspiration für uns alle und können dazu beitragen, die schädlichen Gewohnheiten der Ausbeutung zu beseitigen, welche nicht nur die Schöpfung, sondern auch die Beziehungen und die Zeit ausbeuten und die menschlichen Aktivitäten ausschließlich auf der Grundlage von Nutzen und Profit regulieren.

    Diese lebenswichtigen Lehren wurden jedoch in der Vergangenheit heftig bekämpft. Ich denke dabei insbesondere an die Assimilations- und Entrechtungspolitik, einschließlich des Systems der Residential Schools, das vielen indigenen Familien geschadet und ihre Sprache, Kultur und Weltanschauung gefährdet hat. In dieses beklagenswerte, von den damaligen Regierungsbehörden geförderte System, das viele Kinder von ihren Familien trennte, waren einige örtliche katholische Einrichtungen miteinbezogen. Dafür bringe ich Beschämung und Schmerz zum Ausdruck und wiederhole gemeinsam mit den Bischöfen dieses Landes meine Bitte um Vergebung für das von vielen Christen an den indigenen Völkern begangene Übel. Es ist tragisch, wenn sich gläubige Menschen, so wie in jener historischen Epoche geschehen, sich den Regeln der Welt anstatt an das Evangelium angleichen. Wenn einerseits der christliche Glaube eine wesentliche Rolle bei der Gestaltung der hohen Ideale Kanadas gespielt hat, die von dem Wunsch geprägt sind, ein besseres Land für alle seine Bewohner zu schaffen, dann ist es andererseits notwendig, die eigene Schuld einzugestehen und sich gemeinsam für das einzusetzen, was sie, wie ich weiß, alle teilen: die legitimen Rechte der indigenen Völker zu fördern und Prozesse der Heilung und Versöhnung zwischen ihnen und den nicht-indigenen Völkern des Landes zu unterstützen. Dies spiegelt sich in ihrer Verpflichtung wider, auf die Appelle der Wahrheits- und Versöhnungskommision angemessen zu reagieren, sowie in ihrer Aufmerksamkeit für die Anerkennung der Rechte der indigenen Völker.

    Der Heilige Stuhl und die katholischen Gemeinschaften vor Ort hegen den konkreten Wunsch, die indigenen Kulturen zu fördern, mit spezifischen, geeigneten spirituellen Wegen, einschließlich der Beachtung ihrer kulturellen Traditionen, Bräuche, Sprachen und Bildungsprozesse, im Sinne der Erklärung der Vereinten Nationen über die Rechte der indigenen Völker. Es ist unser Wunsch, die Beziehung zwischen der Kirche und den indigenen Völkern Kanadas zu erneuern, eine Beziehung, die sowohl von einer Liebe geprägt ist, die große Frucht getragen hat, als auch leider von Wunden, die wir zu verstehen und zu heilen versuchen. Ich bin wirklich dankbar, dass ich in den letzten Monaten in Rom mit verschiedenen Vertretern der indigenen Völker zusammengetroffen bin und ihnen zugehört habe, und dass ich hier in Kanada die guten Beziehungen, die wir zueinander entwickelt haben, weiter vertiefen kann. Die Momente, die wir gemeinsam erlebt haben, haben mich geprägt und den festen Wunsch geweckt, meiner Empörung und Beschämung über das von den Ureinwohnern erduldete Leid zu folgen und auf einem geschwisterlichen und geduldigen Weg fortzuschreiten, der mit allen Kanadiern im Sinne von Wahrheit und Gerechtigkeit beschritten werden muss, um Heilung und Versöhnung zu erreichen, immer beseelt von der Hoffnung.

    Diese »Geschichte von Leid und Missachtung«, die ihren Ursprung in einer kolonialen Mentalität hat, »heilt nicht leicht«. Gleichzeitig warnt die Geschichte uns: »die Kolonialisierung [nimmt] kein Ende, sondern verändert, tarnt und verbirgt sich an vielen Orten« (Apostolisches Schreiben Querida Amazonia, 16). Dies ist der Fall der ideologischen Kolonialisierung. Während die kolonialistische Mentalität einst das konkrete Leben der Menschen vernachlässigte und ihnen kulturelle Modelle aufzwang, mangelt es auch heute nicht an ideologischen Kolonialisierungen, die im Gegensatz zur Realität stehen, die natürliche Bindung an die Werte der Völker ersticken und versuchen, ihre Traditionen, ihre Geschichte und ihre religiösen Bindungen zu zerstören. Es ist eine Mentalität, die in der Annahme, „die dunklen Seiten der Geschichte“ überwunden zu haben, jener cancel culture Platz macht, die die Vergangenheit nur nach bestimmten aktuellen Kategorien bewertet. So wird eine kulturelle Mode implantiert, die standardisiert, alles gleichmacht, keine Unterschiede duldet und sich nur auf den gegenwärtigen Moment, auf die Bedürfnisse und Rechte des Einzelnen konzentriert und dabei oft die Pflichten gegenüber den Schwächsten und Zerbrechlichsten vernachlässigt: den Armen, den Migranten, den alten Menschen, den Kranken, den Ungeborenen … Sie sind es, die in den Wohlstandsgesellschaften vergessen werden; sie sind es, die in der allgemeinen Gleichgültigkeit weggeworfen werden wie trockene Blätter, die man verbrennt.

    Stattdessen erinnert uns das reiche, bunte Laubkleid der Ahornbäume daran, wie wichtig das Miteinander ist und wie wichtig es ist, menschliche Gemeinschaften zu bilden, die nicht uniformieren, sondern wirklich offen und integrativ sind. Und so wie jedes Blatt unerlässlich ist, um das Laubwerk zu bereichern, so muss auch jede Familie, als Kernzelle der Gesellschaft, wertgeschätzt werden, denn »die Zukunft der Menschheit geht über die Familie« (Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Familiaris consortio, 86). Sie ist die erste konkrete soziale Realität, die jedoch durch viele Faktoren bedroht ist: häusliche Gewalt, Arbeitswut, individualistische Mentalität, ungezügelter Karrieresucht, Arbeitslosigkeit, Vereinsamung der Jugend, Verlassenheit der Alten und Kranken… Die indigenen Völker haben uns so viel über die Pflege und den Schutz der Familie zu lehren, in der wir schon als Kinder lernen, zu erkennen, was richtig und was falsch ist, die Wahrheit zu sagen, zu teilen, Unrecht wiedergutzumachen, neu anzufangen und sich zu versöhnen. Möge das Übel, das die indigenen Völker erlitten haben, uns heute als Warnung dienen, damit die Sorge um die Familie und ihre Rechte nicht im Namen etwaiger Produktionsbedürfnisse und individueller Interessen vernachlässigt werden.

    Kehren wir zum Ahornblatt zurück. In Kriegszeiten wurde es von den Soldaten als Verband und Wundauflage verwendet. Angesichts des sinnlosen Wahnsinns des Krieges müssen wir heute erneut den Extremismus der Gegenüberstellungen zügeln und die Wunden des Hasses heilen. Eine Zeugin tragischer Gewalt der Vergangenheit sagte kürzlich, dass »der Frieden sein eigenes Geheimnis hat: Hasse niemanden. Wenn du leben willst, darfst du niemals hassen« (Interview mit E. Bruck, in „Avvenire“, 8. März 2022). Wir brauchen die Welt nicht in Freunde und Feinde aufteilen, uns distanzieren und uns bis an die Zähne wiederbewaffnen: Nicht das Wettrüsten und Abschreckungsstrategien werden Frieden und Sicherheit bringen. Es stellt sich nicht die Frage, wie man Kriege fortsetzen kann, sondern wie man sie beenden kann. Und wie verhindert werden kann, dass die Völker erneut in Geiselhaft genommen werden durch Verwicklung in erschreckende, ausgeweitete kalte Kriege. Es besteht ein Bedarf an kreativer, zukunftsorientierter Politik, die es versteht, über den Tellerrand der Parteien hinauszuschauen, um Antworten auf globale Herausforderungen zu finden.

    Die großen Herausforderungen unserer Zeit, wie Frieden, Klimawandel, Pandemien und internationale Migration, sind nämlich durch eine Konstante vereint: Sie sind global und betreffen jeden. Und wenn alle von der Notwendigkeit des Miteinanders sprechen, darf die Politik nicht ein Gefangener von Einzelinteressen bleiben. Wir müssen in der Lage sein, den Blick auf die sieben zukünftigen Generationen zu richten, so wie es die indigene Weisheit lehrt, und nicht auf unmittelbaren Vorteile, Wahltermine oder die Unterstützung von Lobbys; und auch die Sehnsucht der jungen Generationen nach Geschwisterlichkeit, Gerechtigkeit und Frieden zur Geltung kommen lassen. Ja, denn so wie es notwendig ist, auf die älteren Menschen zu hören, um die Erinnerung und die Weisheit wiederzufinden, genauso ist es notwendig, die Träume der Jungen aufzugreifen, um Schwung und eine Zukunft zu haben. Sie verdienen eine bessere Zukunft als die, die wir für sie vorbereiten, sie verdienen es, an den Entscheidungen für den Aufbau von heute und morgen beteiligt zu werden, insbesondere für die Erhaltung des gemeinsamen Hauses, für das die Werte und Lehren der indigenen Völker wertvoll sind. In diesem Zusammenhang möchte ich meine Anerkennung für das lobenswerte örtliche Engagement für die Umwelt zum Ausdruck bringen. Man könnte fast sagen, dass Embleme aus der Natur, wie die Lilie in der Flagge der Provinz Québec und das Ahornblatt in der Flagge des Landes, die ökologische Berufung Kanadas bestätigen.

    Als der Sonderausschuss die Tausenden von Entwürfen für die Nationalflagge auswertete, von denen viele von einfachen Bürgern eingereicht worden waren, überraschte es, dass fast alle die Darstellung des Ahornblatts enthielten. Die Beteiligung bezüglich dieses gemeinsamen Symbols legt mir nahe, ein Schlüsselwort der Kanadier zu betonen: Multikulturalität. Sie ist das Fundament des Zusammenhalts einer Gesellschaft, die so vielfältig und bunt ist wie die Ahornkronen. Das Ahornblatt selbst, mit seiner Vielzahl von Spitzen und Seiten, suggeriert eine facettenreiche Gestalt und sagt, dass ihr ein Volk seid, das fähig ist, zu integrieren, damit alle, die ankommen, einen Platz in dieser vielgestaltigen Einheit finden und ihren originellen Beitrag leisten können (vgl. Evangelii gaudium, 236). Multikulturalität ist eine ständige Herausforderung: Es geht darum, die verschiedenen vorhandenen Komponenten willkommen zu heißen und einzubeziehen und dabei die Vielfalt ihrer Traditionen und Kulturen zu respektieren, ohne zu glauben, dass der Prozess ein für alle Mal abgeschlossen ist. In diesem Sinne möchte ich meine Anerkennung für die großzügige Aufnahme zahlreicher ukrainischer und afghanischer Migranten zum Ausdruck bringen. Es muss aber auch daran gearbeitet werden, die Rhetorik der Angst gegenüber Migranten zu überwinden und ihnen im Rahmen der Möglichkeiten des Landes eine echte Chance zu geben, sich verantwortungsvoll in die Gesellschaft einzubringen. Hierfür sind Rechte und Demokratie unerlässlich. Es ist jedoch notwendig, der individualistischen Mentalität entgegenzutreten und daran zu erinnern, dass das gemeinschaftliche Leben auf Voraussetzungen beruht, die das politische System allein nicht schaffen kann. Auch hier ist die indigene Kultur sehr hilfreich, indem sie uns an die Bedeutung der Werte der Sozialität erinnert. Und auch die katholische Kirche mit ihrer universalen Dimension und ihrer Fürsorge für die Schwächsten, mit ihrem berechtigten Einsatz für das menschliche Leben in jeder Phase, von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod, bietet gerne ihren Beitrag an.

    In diesen Tagen habe ich von zahlreichen Bedürftigen gehört, die an die Türen der Kirchengemeinden klopfen. Selbst in einem so entwickelten und fortschrittlichen Land wie Kanada, das der sozialen Fürsorge viel Aufmerksamkeit widmet, gibt es nicht wenige Obdachlose, die auf Kirchen und Tafeln angewiesen sind, um die notwendige Hilfe und die grundlegende Unterstützung zu erhalten, die – das sollten wir nicht vergessen – nicht nur materiell ist. Diese Brüder und Schwestern führen uns vor Augen, wie dringlich es ist, sich für die Beseitigung der radikalen Ungerechtigkeit einzusetzen, die unsere Welt verseucht und durch die die Fülle der Gaben der Schöpfung viel zu ungleich verteilt ist. Es ist ein Skandal, dass der durch die wirtschaftliche Entwicklung geschaffene Wohlstand nicht allen Teilen der Gesellschaft zugutekommt. Und es ist traurig, dass gerade unter den Indigenen oft hohe Armutsquoten zu finden sind, mit denen andere negative Indikatoren verbunden sind, wie niedrige Schulbildung, erschwerter Zugang zu Wohnraum und Gesundheitsversorgung. Möge das Emblem des Ahornblatts, das regelmäßig auf den Produktetiketten des Landes zu sehen ist, ein Ansporn für alle sein, wirtschaftliche und soziale Entscheidungen zu treffen, die darauf abzielen, zu teilen und sich der Bedürftigen anzunehmen.

    Die drängenden Herausforderungen der heutigen Zeit können nur gemeinsam bewältigt werden. Ich danke ihnen für ihre Gastfreundschaft, ihre Aufmerksamkeit und ihre Wertschätzung und sage ihnen mit aufrichtiger Zuneigung, dass mir Kanada und sein Volk wirklich am Herzen liegen.

    Religion

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    July 28, 2022 at 01:29AM

  • „Redet miteinander!“ / Vatican News sieht Kommunikationsproblem mit Deutschland

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    DOMRADIO.DE: Wie ungewöhnlich ist das überhaupt, dass der Vatikan unangekündigt und ohne Absender in so wenigen Zeilen ein nationales Reformprojekt kritisiert?

    Stefan von Kempis (Leiter der deutschen Abteilung von Vatican News/Radio Vatikan): Es ist schon ungewöhnlich, das wird ja verschiedentlich hervorgehoben – ich kann mich an keinen direkt vergleichbaren Fall erinnern. Mein Eindruck ist allerdings nicht, dass da, wie verschiedentlich zu hören ist, eine Art anonymes Schreiben verschickt wurde, sondern die Form könnte ja auch bedeuten: Das hier ist nicht nur die Haltung eines bestimmten vatikanischen Büros oder eines bestimmten Kardinals, sondern das ist die Haltung des Heiligen Stuhls generell.

    Vielleicht geht man nicht fehl in der Annahme, dass das auch über den Schreibtisch von Papst Franziskus gegangen sein könnte. Ich würde auch nicht unbedingt nur einen negativen Tenor in dieser Erklärung sehen: Sie weist zum einen auf die Grenzen des Synodalen Wegs hin, das ist richtig – aber auch im Vatikan dürfte man wissen, dass dasselbe auch in den Statuten des deutschen kirchlichen Reformprojekts steht. Aber die Erklärung bleibt ja gar nicht stehen bei diesem Hinweis, sondern fügt die Einladung hinzu, die deutschen Anliegen in den weltweiten synodalen Prozess einzuspeisen. Und eine solche Einladung ist doch eigentlich eine positive Sache.

    Der Begriff „Synodaler Weg“ verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich „Weggemeinschaft“; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.

    In ihrem Reformdialog auf dem Synodalen Weg wollen die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland beraten. Ein Ziel ist, nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen.

    DOMRADIO.DE: Warum lädt Papst Franziskus nicht direkt die Vertreter des Synodalen Wegs ein – Bischof Georg Bätzing und Irme Stetter-Karp – und bespricht sich mit ihnen?

    von Kempis: Das kann ich leider nur schwer beantworten, dafür müsste ich in der Haut von Papst Franziskus stecken. Aber es gibt ja zumindest einen guten Gesprächskontakt zwischen Bischof Bätzing und Papst Franziskus. Der Papst spricht auch immer wieder mal mit Gesprächspartnern aus Deutschland über den Synodalen Weg, zum Beispiel mit Bischof Wilmer von Hildesheim oder mit Politikern, die ihn besuchen. Also, es ist nicht so, als ob der Papst sich nicht aus erster Hand über den Synodalen Weg informieren würde.

    Man hört allerdings immer wieder mal von Gesprächspartnern, dass Franziskus sich wundert, dass Anregungen seines Briefs an die deutschen Katholiken von Ende Juni 2019 beim Synodalen Weg nicht stärker beachtet worden sind. Der Papst ist jedenfalls für das direkte Gespräch immer zu haben. Ich glaube nicht, dass er davor zurückscheut. Richtig ist aber auch, dass viele im Vatikan die Sorge umtreibt, dass der Synodale Weg in Deutschland in die falsche Richtung geht.

    DOMRADIO.DE: Prallen da vielleicht zwei Mentalitäten aufeinander? Die vatikanisch-italienische, nach der man vielleicht erst einmal auf informellem Weg miteinander spricht, und die deutsche, die auf formale schriftliche Schwarz-auf-Weiß-Zusagen aus ist? 

    von Kempis: Ganz sicher, ja! Es gibt diesen starken Mentalitätsunterschied zwischen Deutschen und Italienern – und Italiener sind nun mal an der römischen Kurie besonders zahlreich vertreten. Wir Deutsche treten immer gerne so auf, als ob wir Rezepte für die ganze Welt hätten. Wir haben vielleicht das Weltkirchliche nicht genug im Blick, sondern gehen davon aus, dass die anderen so denken werden wie wir.

    DOMRADIO.DE: Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, ist persönlich nicht so gut im Vatikan vernetzt wie sein Amtsvorgänger Kardinal Marx oder auch der konservative Augsburger Bischof Bertram Meier. Bischof Bätzing hat weder in Rom studiert, noch kann er Italienisch. Spielt das womöglich auch eine Rolle?

    von Kempis: Es könnte schon sein, dass das eine Rolle spielt, ja. Andererseits kann man aber Bischof Bätzing sicher nicht absprechen, dass er sich geduldig darum bemüht, Kontakte aufzubauen und die deutschen Positionen immer wieder zu erklären. Keiner weist so oft darauf hin wie er, dass es den Katholiken in Deutschland nicht um einen Sonderweg geht, und dass sie keine Los-von-Rom-Bewegung sind.

    DOMRADIO.DE: Wenn Sie den Synodalen als Kommunikationsberater einen Tipp geben sollten, wie sie künftig einen möglichst konstruktiven Umgang mit dem Papst und dem Vatikan gestalten können – was würden Sie raten?

    von Kempis: Ich hätte da auch keine Zauberformel. Ich würde einfach sagen: Redet miteinander, sucht kontinuierlich und auch hartnäckig das Gespräch, erklärt, erklärt, erklärt. Und hört auch den anderen und ihren Standpunkten zu. Dieser Punkt, das Zuhören, ist ja etwas, das auch der Papst immer wieder hervorhebt. Darum geht es ja auch im weltweiten synodalen Prozess derzeit. Der Vatikan wünscht ja explizit, dass sich die Deutschen da einbringen. Das ist keine Drohung, das ist eine Einladung.

    Das Interview führte Uta Vorbrodt.

    Religion

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    July 25, 2022 at 02:33PM

  • „Mit leichtem Gepäck“ / Kapuziner-Provinzial will Orden verkleinern

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    Der Kapuziner-Orden in Deutschland und den Niederlanden sollte sich nach Ansicht seines neuen Provinzials von großen Häusern trennen, die zu viel Ressourcen binden. „Wir dürfen unsere weniger werdenden Kräfte, ob jetzt mit Blick auf das Personal oder auch auf die Finanzen, nicht mehr für Strukturen, Häuser, Einrichtungen gebrauchen müssen“, sagte Helmut Rakowski, seit Ende Juni an der Spitze der deutschen Kapuziner-Provinz, im Gespräch mit Radio Vatikan.

    Statt Flure putzen: Dienst am Nächsten

    Das bedeute letztlich, „mit leichtem Gepäck weiterzugehen, präzisierte Bruder Helmut. Anstatt lange Flure putzen und kaputte Dächer reparieren zu müssen, sollten die Ordensmänner freier sein für die Seelsorge, den Dienst am Nächsten, für soziale Aufgaben und persönliche Begegnung mit Menschen. Beim Provinzkapitel seines Ordens in Münster Ende Juni habe man Weichen für die kommenden Jahre gestellt und eine Neuausrichtung angekündigt.

    Rakowski wurde auf dem Provinzkapitel zum neuen Provinzial der deutschen Kapuziner-Provinz gewählt und ist somit für die Kapuziner in Deutschland und den Niederlanden zuständig. Seit gut vier Jahren ist er Geistlicher Direktor der katholischen Journalistenschule in München. Bis dahin arbeitete Rakowski für den ehemaligen Rat für die Neuevangelisierung im Vatikan sowie zehn Jahre lang am Generalat seines Ordens für die Missionsaktivitäten der Kapuziner. Als junger Ordensmann war er acht Jahre lang Seelsorger bei einer indigenen Gemeinde in den Bergen Süd-Mexikos.

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    July 26, 2022 at 07:12AM

  • Religionen seien gefragt / Theologe Halik sieht Welt an Epochenwende

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    Der tschechische Theologe Tomas Halik sieht die Welt an einer Epochenwende. Eine neue geopolitische Karte der Welt nehme Gestalt an, und es entstehe derzeit ein „neues moralisches Klima in den internationalen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen“, schreibt Halik in einem Essay für die Zeitschrift „Stimmen der Zeit“ (August).

    Weltpolitische Schocks wie der 11. September 2001, die globaler Finanzkrise 2008, Brexit und die US-Präsidentschaft Donald Trumps sowie die globale Krise durch die Coronavirus-Pandemie hätten die Welt erschüttert. Die russische Aggression in der Ukraine führe nun zur „zynischen Zerstörung des seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs aufgebauten Systems des internationalen Rechts“, argumentiert Halik.

    Religionen können helfen

    All diese Herausforderungen und vor allem die Folgen des Klimawandels und der globalen Umweltzerstörung könnten aber nur mit Hilfe der Religionen bewältigt werden, so die Überzeugung Haliks. Niemand dürfe sich allein auf die wirtschaftliche Seite der Globalisierung verlassen. „Die Heilung der Welt setzt eine inspirierende geistige Kraft voraus“, so der Theologe.

    Dabei sei unklar, ob die christlichen Kirchen diese Kraft aktuell aufbringen könnten, weil sie noch mit der „Pandemie des sexuellen Missbrauchs“ und den jüngsten Wellen der Entkirchlichung beschäftigt seien, schreibt Halik. Dennoch brauche es dringend einen „kontemplativen Zugang zu unserer Welt“. Er verweist auf das von Papst Franziskus geprägte Bild von der Kirche als „Feldlazarett“.

    Religion

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    July 26, 2022 at 07:29AM

  • Der Erfolg der Pfarrerstöchter

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    Johanna Haberer und Sabine Rückert erzählen seit dem Dezember 2019 „Unter Pfarrerstöchtern“ Geschichten aus der Bibel. Was macht den ZEIT-Podcast so erfolgreich?

    Die Bibel und ihre Texte verschwinden aus dem kulturellen Gedächtnis. Das merkte Sabine Rückert vor etwas mehr als drei Jahren als Gästin im „Neo Magazin Royale“ von Jan Böhmermann. Böhmermann schien nicht recht zu wissen, was mit dem Gleichnis vom verlorenen Sohn anzufangen ist – oder stellte sich zumindest geschickt unwissend. Sie müsse dann wohl einen Bibelpodcast machen, beschloss Rückert.

    Gesagt, getan. Zusammen mit ihrer Schwester Johanna Haberer, Theologin und bis gerade eben noch Professorin für Christliche Publizistik an der Universität Erlangen, erzählt die stellvertretende Chefredakteurin der ZEIT biblische Geschichten nach. Seit Dezember 2019 wurden über 70 Folgen produziert – und finden sich dauerhaft in den Top 100 der Podcast Charts. Obwohl nach der Einstellung des analogen IKEA-Katalogs die Heilige Schrift wieder das meistaufgelegte Buch der Welt geworden sein mag, ist das eine kleine Überraschung. Während einige Regionalzeitungen noch ein „Wort zum Sonntag“ abdrucken, verbannt die ZEIT normalerweise die Erregungen für das fromme Gefühl in die Beilage Christ und Welt.

    Kritische und empathische Leserinnen

    Keine Predigten, sondern Wertschätzung von Literatur, so lässt sich der selbstgesteckte Auftrag des Formats zusammenfassen. Der Text solle weitestgehend für sich sprechen. Mal von einem Sprecher vorgelesen, mal paraphrasiert. Ein nervöses Augenbrauenzücken lässt sich nicht zurückhalten, wenn jemand performativ verkündet, nicht zu verkündigen.

    Tatsächlich halten aber Haberer und Rückert, Töchter des Pfarrers Georg Rückert, ihr Versprechen. Sie sind kritische und empathische Leserinnen, die sich nicht scheuen, die eine oder andere Perikope (Abschnitt eines Bibeltextes, in der Lutherbibel mit Überschriften versehen, Anm. d. Red.) zu verreißen, nachdem sie sich hörbar Mühe gegeben haben, jedem Text etwas abzuringen. Sie fühlen mit, wenn „der Esau“ um seinen Segen betrogen wird. Ärgern sich, wenn Gott bei dieser Schiebung tatenlos zuschaut.

    Sehr behutsam und leicht nachvollziehbar wird notwendiges Wissen rund um die erzählte Zeit vermittelt. Besonders eindrücklich wird das an den aktuellen Folgen, die sich der Saga um König David widmen. Hier wird sehr regelmäßig auf die Schriftrollen aus Qumran oder die deuteronomistische Bearbeitung verwiesen, um die Polyphonie der Erzählungen rund um den Harfenvirtuosen, Ehebrecher, Warlord und Staatsmann David verständlicher zu machen. Sogar Querverweise in der Bibel werden sich getraut. Wohlgemerkt: Die ZEIT ist keine Kirchenzeitung!

    Das sind alles Dinge, von denen ich ohne meinen Studienhintergrund keine Ahnung hätte. Mein ähnlich wie ich überwiegend bildungsbürgerlich versautes Umfeld, aus dem sicher jede:r Zweite nicht einmal zu Heiligabend in die Kirche geht, findet das aber ganz lehrreich. Die kurzen Ausflüge in die historisch-kritische Exegese fügen sich stets harmonisch in die Intention ein, die Geschichten verständlich, verfügbar und lebendig zu machen.

    Zu diesem Zweck werden auch anderer literarische Texte, Gedichte, Anekdoten und Zeitungsartikel herangezogen. Das kann naheliegend Goethes Faust anlässlich des Johannesprologs sein, wenn das Wort zum Fleisch wird. Es klappt aber auch im Fall von Tiger Woods und dessen Eltern, die das Verhältnis des gescheiterten Erziehers und Propheten Eli zu seinen Söhnen beleuchten soll. Von Tiger Woods hatte ich mal im Feuilleton gelesen.

    Von ein paar Sonderfolgen anlässlich hoher Feiertage abgesehen, nimmt sich das Format gewissenhaft alle Erzähltexte der Bibel von vorne an vor. Deswegen kamen bisher fast ausschließlich alttestamentliche Figuren und Stoffe zum Klingen. Das schafft nicht einmal die neuere Perikopenrevision der Evangelischen Kirche von 2018, mit der die hebräische Bibel häufiger nicht nur am Ambo vorgelesen, sondern von der Kanzel gepredigt werden soll.

    Grade für neugierige Bibeleinsteiger:innen ist das aber grade richtig. Die lesen nämlich in der Regel nicht nach Perikopenordnung von 2018, 1978 oder Missale Romanum, sondern das ganze Ding von vorn nach hinten. „Unter Pfarrerstöchtern“ kann helfen, diesen ambitionierten Vorsatz beim Stammbaum zwischen Adam und Noah zu brechen. Im Gegensatz zu dem etablierten Genre „Buch X in Y Minuten“ nimmt sich der Podcast viel Zeit, über Abraham, Batsheba und Cherubim zu meditieren.

    Die Bibel wie Verbrechen oder Sex

    Keine Überraschung, dass den beiden erfahrenen Medienmacherinnen die Balance zwischen lockerem Austausch, Expertise und Hörer:innenführung gut gelingt. Die professionelle Nachbearbeitung tut dabei ihr Übriges. Rückert, die auch den noch bekannteren True-Crime-Podcast Ihrer Zeitung co-moderiert, übernimmt hier wie dort häufig die Rolle der Überschriftenredaktion. Durch provokative oder neugierige Fragen, steile Thesen oder Gegenwartsbezüge bringt sie das Gespräch ins Rollen, spricht aus, was die Zuhörenden sich bisher nicht auszusprechen gewagt haben.

    Es ist dieser ergebnisoffene Austausch, der Podcasts von Hörbüchern oder vom geschriebenem Wort abhebt und ideal ist für jene peinlichen Themen, über die man gerne sprechen würde, aber sich auf keinen Fall traut. Bibelgeschichten fallen in dieses Raster ebenso gut wie Verbrechen oder das eigene Sexleben.

    Diese Offenheit bedeutet aber eben auch, dass Eingeworfenes nur bedingt zu Ende diskutiert werden kann. Vieles bleibt im Raum stehen. So bringt Rückert einmal ein: „Die Bibel ist ja generell ein großes Buch gegen die Angst, würde ich mal sagen. Wie Religion ja ohnehin, sagen wir mal, eine Erfindung ist gegen die Angst.“ Relativierend, aber nicht widersprechend antwortet Haberer: „Meine Formulierung ist: Es ist ein Regelwerk gegen Schuld und Angst“. Ich möchte mich bei den Münsteraner Kaninchen entschuldigen, die ich mit meinem wütenden Gebrummel ins Gebüsch verscheuchte, als beide einfach weitermachten.

    Auch eher unglücklich gezogene Parallelen zur Tagespolitik holen mich nicht ab, wenn etwa das Gespräch über negative Königtümer direkt zu Trump, Kim Jong Un oder Putin übergeht. Insgesamt aber überzeugt „Unter Pfarrerstöchter“, weil hier tatsächlich nicht referiert oder gepredigt wird.

    Nicht trotz, sondern grade wegen Rückerts und Haberers profanen Schnackens über und aus den Texten, bei dem Anstößiges auch mal „scheiße“ sein darf, gewinnen die biblische Stoffe Deftigkeit. Ob mich etwas in meinem Glauben ansprechen darf, was gar nicht verkündigen will? Sabine Rückert und Johanna Haberer erzählen, was nicht erklärt werden kann.

    #abgehört – Podcast-Kritiken in der Eule

    Von 2017 bis 2020 veröffentlichten wir in der Eule unter dem Titel „abgehört“ eine Reihe von Kritiken „christlicher“ Podcasts: Podcasts zu klassischen Kirchenthemen und solche, die Neuland betreten. Podcasts, die von Theolog:innen gemacht werden und sich um Bibel und Predigt drehen, und Podcasts zu (Rand-)Themen, die mehr Aufmerksamkeit verdienen. Außerdem erschienen in der Kolumne „Wie Radio“ Artikel zu den Hintergründen des Podcast-Booms.

    Alle „Wie Radio“-Beiträge inkl. #abgehört.

    Religion

    via REL ::: Die Eule https://eulemagazin.de

    July 26, 2022 at 08:10AM

  • Wortlaut: Franziskus an katholische Indigene Kanadas

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    Wir dokumentieren hier im Wortlaut und amtlicher Übersetzung die zweite Rede von Papst Franziskus auf kanadischem Boden. Er hielt sie vor Angehörigen der indigenen Bevölkerungen und an die Mitglieder der Pfarrgemeinde der Herz-Jesu-Kirche in Edmonton.

    Liebe Brüder und Schwestern, guten Abend!

    Mir ist es eine Freude, unter euch zu sein und die Gesichter mehrerer indigener Vertreter wieder zu sehen, die mich vor einigen Monaten in Rom besucht haben. Dieser Besuch hat mir viel bedeutet: Jetzt bin ich bei euch zu Hause, als Freund und Pilger in eurem Land, in dem Gotteshaus, in dem ihr euch einfindet, um Gott als Brüder und Schwestern zu loben. Nachdem ich euch zugehört hatte, sagte ich in Rom zu euch, dass »ein wirksamer Heilungsprozess konkrete Maßnahmen erfordert« (Ansprache an die Delegationen der indigenen Völker Kanadas, 1. April 2022). Ich freue mich zu sehen, dass in dieser Pfarrgemeinde, in der Menschen aus verschiedenen Gemeinschaften der First Nations, Métis und Inuit gemeinsam mit Menschen nicht-indigener Bevölkerungen aus den lokalen Stadtteilen und einigen immigrierten Brüdern und Schwestern zusammenkommen, diese Arbeit bereits begonnen hat. Das ist ein Haus für alle, offen und inklusiv, so wie es auch die Kirche sein muss, eine Familie der Kinder Gottes, in der Gastfreundschaft und Annahme, typische Werte der indigenen Kultur, von wesentlicher Bedeutung sind: Hier muss sich jeder willkommen fühlen, unabhängig von der Vorgeschichte und den individuellen Lebensumständen. Und ich möchte euch danken für eure konkrete Nähe durch die Nächstenliebe zu so vielen Armen – sie sind auch in diesem reichen Land zahlreich: Das ist es, was Jesus wünscht, der uns gesagt hat und uns im Evangelium immer wieder sagt: »Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan« (Mt 25,40).

    Gleichzeitig muss gesagt werden, dass sich auch in der Kirche das Unkraut unter den guten Weizen mischt. Und genau aufgrund dieses Unkrauts wollte ich diese Pilgerfahrt der Buße unternehmen und sie heute Morgen beginnen, indem ich an das Böse erinnere, das den indigenen Bevölkerungen von so vielen Christen angetan wurde, und sie mit großem Kummer um Vergebung bitte. Es verletzt mich, wenn ich daran denke, dass Katholiken zu einer Politik der Assimilation und Entrechtung beitragen haben, die ein Gefühl der Minderwertigkeit vermittelte, indem es Gemeinschaften und Menschen ihrer kulturellen und spirituellen Identität beraubte, ihre Wurzeln abschnitt und vorurteilsbehaftete und diskriminierende Haltungen nährte, und dass dies auch im Namen einer Erziehung geschah, von der man annahm, dass sie christlich sei. Erziehung muss immer von der Achtung und Förderung der in den Personen bereits vorhandenen Talente ausgehen. Sie ist nicht und kann nie etwas Vorgefertigtes sein, das man aufzwingt, denn die Erziehung ist das Abenteuer, das Geheimnis des Lebens gemeinsam zu erkunden und zu entdecken. Gott sei Dank werden in Pfarreien wie dieser durch die Begegnung Tag für Tag die Grundlagen für Heilung und Versöhnung geschaffen.

    Versöhnung: Zu diesem Wort möchte ich heute Abend einige Überlegungen teilen. Was rät uns Jesus diesbezüglich, was bedeutet das für uns heute? Liebe Freunde, die Versöhnung, die Christus herbeigeführt hat, war kein äußeres Friedensabkommen, eine Art Kompromiss, um die Parteien zufrieden zu stellen. Es war auch kein vom Himmel gefallener Friede, der gekommen ist, weil er von oben auferlegt wurde oder andere absorbiert wurden. Der Apostel Paulus erklärt, dass Jesus versöhnt, indem zusammenführt, indem er aus zwei entfernte Wirklichkeiten eine einzige Wirklichkeit, ein einziges Volk macht. Und wie vollbringt er das? Durch das Kreuz (vgl. Eph 2,14). Jesus ist es, der uns miteinander am Kreuz versöhnt, an diesem Baum des Lebens, wie die frühen Christen ihn gerne nannten.

    Ihr, liebe indigene Brüder und Schwestern, habt viel zu lehren über die lebenswichtige Bedeutung des Baumes, der durch seine Wurzeln mit der Erde verbunden ist, durch seine Blätter Sauerstoff spendet und uns mit seinen Früchten ernährt. Und es ist schön, die Symbolik des Baumes in der Physiognomie dieser Kirche dargestellt zu sehen, wo ein Stamm den Boden mit einem Altar verbindet, auf dem Jesus uns in der Eucharistie versöhnt, ein »Akt der kosmischen Liebe«, der »Himmel und Erde vereint, die ganze Schöpfung umarmt und durchdringt« (Enzyklika Laudato si‘, 236). Diese liturgische Symbolik erinnert mich an eine wunderbare Passage, die der heilige Johannes Paul II. in diesem Land formuliert hat: »Christus beseelt das Zentrum jeder Kultur, so dass das Christentum nicht nur alle indianischen Völker betrifft, sondern Christus in den Gliedern seines Leibes selbst indianisch ist« (Wortgottesdienst mit den Ureinwohnern Kanadas, 15. September 1984). Und er ist es, der am Kreuz versöhnt, der wieder zusammenfügt, was undenkbar und unverzeihlich schien, der alle und alles umarmt. Alle und alles: Die indigenen Bevölkerungen schreiben den Himmelsrichtungen eine starke kosmische Bedeutung zu, die nicht nur als geografische Bezugspunkte verstanden werden, sondern als Dimensionen, die die gesamte Realität umfassen und den Weg zu ihrer Heilung weisen, dargestellt durch das sogenannte „Medizinrad“. Dieses Gotteshaus greift die Symbolik der Himmelsrichtungen auf und gibt ihr eine christologische Bedeutung. Jesus hat durch die äußersten Enden seines Kreuzes die Himmelsrichtungen umarmt und die entferntesten Völker zusammengeführt, alles geheilt und Frieden stiftet (vgl. Eph 2,14). Dort hat er den Plan Gottes erfüllt, „alles zu versöhnen“ (vgl. Kol 1,20).

    Brüder und Schwestern, was bedeutet das für diejenigen, die solch schmerzhafte Wunden in sich tragen? Ich kann mir die Mühe derer vorstellen, jegliche Aussicht auf Versöhnung zu sehen, die wegen der Männer und Frauen, die ein Zeugnis christlichen Lebens geben sollten, so sehr gelitten haben. Nichts kann die verletzte Würde, den erlittenen Schmerz und das verratene Vertrauen auslöschen. Auch sollte die Scham von uns Glaubenden niemals ausgelöscht werden. Aber es ist notwendig, wieder zu beginnen, und Jesus schlägt nicht Worte und gute Vorsätze vor, sondern das Kreuz, diese anstoßerregende Liebe, die sich von Nägeln in Füßen und Handgelenken und von Dornen in den Kopf durchbohren lässt. Das ist die Richtung, die wir einschlagen müssen: gemeinsam auf Christus schauen, die Liebe, die für uns verraten und gekreuzigt wurde; auf Jesus schauen, der in so vielen Schülern der Internatsschulen gekreuzigt wurde. Wenn wir uns untereinander und in uns selbst mit der Vergangenheit versöhnen wollen, mit erlittenem Unrecht und verletzten Erinnerungen, mit traumatischen Ereignissen, die kein menschlicher Trost heilen kann, müssen wir unseren Blick zum gekreuzigten Jesus erheben und den Frieden von seinem Altar erlangen. Denn am Baum des Kreuzes verwandelt sich der Schmerz in Liebe, der Tod in Leben, die Enttäuschung in Hoffnung, die Verlassenheit in Gemeinschaft, die Distanz in Einheit. Die Versöhnung ist nicht so sehr unser Werk, sie ist ein Geschenk, das aus dem Gekreuzigten hervorströmt, sie ist Frieden, der aus dem Herzen Jesu kommt, sie ist eine Gnade, die erbeten werden muss.

    Es gibt noch einen weiteren Aspekt der Versöhnung, über den ich zu euch sprechen möchte. Der Apostel Paulus erklärt, dass Jesus uns durch das Kreuz in einem einzigen Leib versöhnt hat (vgl. Eph 2,14). Von welchem Leib spricht er? Von der Kirche: Die Kirche ist der lebendige Leib der Versöhnung. Aber wenn wir an den unauslöschlichen Schmerz denken, den so viele Menschen an diesen Orten innerhalb von kirchlichen Einrichtungen erfahren haben, kann man nur Wut und Scham empfinden. Dies geschah, als die Gläubigen sich verweltlichen ließen und, anstatt die Versöhnung zu fördern, ihr kulturelles Modell aufgezwängt haben. Diese Haltung ist hartnäckig, auch vom religiösen Standpunkt aus. In der Tat scheint es bequemer zu sein, Gott den Menschen einzuprägen, als den Menschen die Möglichkeit zu geben, sich Gott zu nähern. Aber das funktioniert nie, denn der Herr geht nicht so vor: Er zwingt nicht, er erstickt nicht und er unterdrückt nicht; sondern er liebt immer, er befreit und lässt frei. Er unterstützt mit seinem Geist nicht diejenigen, die andere unterdrücken, die das Evangelium der Versöhnung mit Proselytismus verwechseln. Denn man kann Gott nicht auf eine Weise verkünden, die im Widerspruch zu Gott steht. Doch wie oft ist das in der Geschichte schon passiert! Während Gott sich einfach und demütig anbietet, sind wir immer versucht, ihn aufzuerlegen und uns in seinem Namen aufzudrängen. Es ist die weltliche Versuchung, ihn vom Kreuz herunterzuholen, um ihn mit Macht und äußerem Glanz kundzutun. Aber Jesus versöhnt am Kreuz, nicht indem er vom Kreuz herabsteigt. Dort unten, um das Kreuz herum, waren diejenigen, die an sich selbst dachten und Christus in Versuchung führten, indem sie ihm sagten, er solle sich selbst retten (vgl. Lk 23,35.36), ohne an die anderen zu denken. Im Namen Jesu, dies möge in der Kirche nicht mehr vorkommen. Jesus soll so verkündet werden, wie er es wünscht, in Freiheit und Nächstenliebe, und möge jeder gekreuzigte Mensch, dem wir begegnen, für uns kein Fall sein, den wir lösen müssen, sondern ein Bruder oder eine Schwester, die wir lieben sollen, Fleisch Christi, das wir lieben sollen. Möge die Kirche, der Leib Christi, ein lebendiger Leib der Versöhnung sein!

    Das Wort Versöhnung (riconciliazione) selbst ist praktisch ein Synonym für Kirche. Der Begriff bedeutet in der Tat „wieder eine Versammlung zur Beratung veranstalten“. Die Kirche ist das Haus, in dem wir uns versöhnen, wo wir zusammenkommen, um neu anzufangen und gemeinsam zu wachsen. Sie ist der Ort, an dem wir aufhören, uns als Individuen zu betrachten, um uns als Geschwister zu erkennen, indem wir einander in die Augen schauen, die Geschichten und die Kultur des anderen annehmen und zulassen, dass die Mystik des Miteinanders, die dem Heiligen Geist so wohlgefällig ist, die Heilung der verwundeten Erinnerung voranbringt. Das ist der Weg: nicht für andere zu entscheiden, nicht alle in vorgefertigte Schemata zu stecken, sondern sich vor den Gekreuzigten und vor den Bruder zu stellen, um zu lernen, gemeinsam zu gehen. Das ist die Kirche und das soll sie sein: der Ort, an dem die Wirklichkeit immer über der Idee steht. Das ist die Kirche und das soll sie sein: nicht eine Gesamtheit von Ideen und Vorschriften, die den Menschen eingeschärft werden sollen, sondern ein Haus, das alle aufnimmt! Das ist die Kirche und das soll sie sein: ein Gotteshaus mit Türen, die immer offenstehen, in dem wir uns alle als lebendige Tempel des Geistes treffen, dienen und versöhnen. Liebe Freunde, Gesten und Besuche mögen wichtig sein, aber die meisten Worte und Aktivitäten der Versöhnung finden vor Ort statt, in Gemeinschaften wie dieser, wo Menschen und Familien Tag für Tag Seite an Seite leben. Zusammen zu beten, zusammen zu helfen, Lebensgeschichten, Freuden und gemeinsame Kämpfe auszutauschen, öffnet die Tür zu Gottes versöhnendem Wirken.

    Es gibt ein abschließendes Bild, das uns helfen kann. In diesem Gotteshaus sehen wir oberhalb des Altars und des Tabernakels die vier Stangen eines typischen indigenen Zeltes, das, wie ich gelernt habe, Tipì genannt wird. Das Zelt hat eine große biblische Bedeutung. Als Israel durch die Wüste zog, wohnte Gott in einem Zelt, das immer dann aufgestellt wurde, wenn das Volk anhielt: das Zelt des Bundes. Es erinnert uns daran, dass Gott mit uns geht und es liebt, uns gemeinsam zu begegnen, in einer Zusammenkunft, in einer Versammlung zur Beratung. Und als er Mensch wurde, sagt das Evangelium wortwörtlich, dass er »sein Zelt mitten unter uns aufgeschlagen hat« (vgl. Joh 1,14). Gott ist ein Gott der Nähe, in Jesus lehrt er uns die Sprache des Mitgefühls und der Zärtlichkeit. Das müssen wir jedes Mal begreifen, wenn wir in die Kirche kommen, wo er im Tabernakel anwesend ist, ein Wort, das wirklich Zelt bedeutet. Gott schlägt also sein Zelt unter uns auf, begleitet uns in unseren Wüsten: Er wohnt nicht in himmlischen Palästen, sondern in unserer Kirche, die er zu einem Haus der Versöhnung machen will.

    Gekreuzigter und auferstandener Jesus, der du unter deinem Volk wohnst, der du durch unsere Gemeinschaften und Kulturen aufleuchten willst, nimm uns an der Hand und lenke auch in den Wüsten der Geschichte unsere Schritte auf dem Weg der Versöhnung. Amen.

    (vatican news)

    Religion

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    July 26, 2022 at 01:44AM

  • Roman Notebook: Papal apologies, Opus Dei and Italy’s dragons

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    ROME – Pope Francis leaves today for a five-day outing to Canada, where he’s expected to deliver not one but several apologies to representatives of the country’s Indigenous peoples for abuses suffered at church-run residential schools.

    For an overview of the trip and its complexities, Elise Allen’s Crux piece yesterday is invaluable: Canadian Indigenous welcome pope, but object to process, say it’s only a start.

    This will be the 175th foreign trip by a pope since the era of Paul VI, and in a sense, there’s a “back to the future” dynamic about it.

    The very first trip outside Italy by a modern pope came in 1964, when Paul VI traveled to the Holy Land. The peak moment came in an historic meeting between the pontiff and Orthodox Patriarch Athenagoras of Constantinople on the Mount of Olives. Although Paul VI didn’t issue a verbal apology that day, the symbolism amounted to a de facto statement of regret for centuries of recrimination following the split between East and West in 1054.

    In other words, papal travel was, in a sense, born with a mea culpa.

    The capacity to apologize is almost a defining feature of the modern papacy. In the old days, being pope meant never having to say you were sorry – popes never admitted error, and they certainly never acknowledged fault.

    Yet under Pope John Paul II, the papal apology became a recognized, almost routine, feature of ecclesiastical rhetoric. In 1999, distinguished Italian Vatican reporter Luigi Accattoli published a book titled When A Pope Asks Forgiveness, documenting 94 separate apologies by John Paul over Galileo, the Inquisition, the Wars of Religion, anti-Semitism and the Holocaust, and a variety of other historical episodes.

    Accattoli’s book, by the way, appeared before the Great Jubilee of 2000, when John Paul II hosted his “Day of Pardon” liturgy in St. Peter’s Square in which he famously asked forgiveness for a variety of sins of the church, including the use of violence in defense of the truth.

    Benedict XVI developed the papal apology further, asking forgiveness not only for episodes in the past but also the present.

    Benedict became the first pope to apologize personally to clerical abuse victims, which he did initially in the United States in 2008 and several times thereafter, and he also became the first pope to write to all the world’s bishops to apologize for mishandling an important decision – specifically, the 2009 lifting of the excommunications of four traditionalist bishops, one of whom turned out to be a Holocaust denier.

    We’ll likely see multiple headlines over the next few days about the pope saying, “I’m sorry.” Whatever one makes of those apologies, it’s worth reflecting on how far the papacy has come over the last 60 years – and, perhaps, how different John Paul’s call to “let us forgive and ask forgiveness,” which all modern popes have taken to heart, feels from the merciless political and cultural temper of the times.

    Opus Dei and the clipping of wings

    Under President Richard Nixon, Henry Kissinger was America’s undisputed foreign policy czar, serving both as Secretary of State and National Security Advisor. When Gerald Ford took over in the aftermath of Watergate in 1975, he kept Kissinger on as his top diplomat but removed him as head of the NSA, part of a broader reshuffle known as the “Halloween massacre.”

    Thus the phrase “clipping his wings” entered American political argot. The message seemed to be, “I want you around because you’re good, but you’re not going to run the table anymore.”

    Something similar seemed to happen to Opus Dei on Friday, when Pope Francis issued a motu proprio, a change to church law under his personal authority, titled Ad charisma tuendum. The pontiff decreed that from now on, the head of Opus Dei will not be a bishop (two were named bishops under Pope John Paul II), and that Vatican supervision of the group will be transferred from the Dicastery for Bishops to the Dicastery for Clergy.

    Though the pope insisted the changes are intended to protect the founding charism of Opus Dei, in terms of church politics, it’s inevitable that many people will see them as a way of, well, clipping Opus’s wings.

    Under John Paul II, Opus Dei was sort of the Kissinger of the Catholic Church. John Paul relied a great deal on Opus, and like clockwork, once a decade he found a way to express his gratitude: In 1982, he made Opus Dei a “personal prelature,” to this day the only such entity in the church; in 1992, he beatified the founder, Josemaría Escrivá; and in 2002, John Paul canonized Escrivá.

    Opus Dei has a profile as fostering a fairly conservative spirituality and its core idea is the sanctification of work, all of which made it attractive to John Paul. Over the years, Opus Dei also has earned a reputation for efficiency, discretion, and competence, which means even bishops and popes who aren’t necessarily on the same wavelength still like having it around.

    In all honesty, for most ordinary lay members of Opus Dei, who probably couldn’t even define a “personal prelature,” the group really boils down to the priest to whom they go for confession and spiritual direction, the other laity with whom they meet to talk about their faith journey, and devotion to Escrivá.

    For them, the changes probably won’t even register.

    For Opus Dei canonists and theologians, on the other hand, there probably will be some heartburn. Kissinger didn’t like having his wings clipped either – yet even after it happened, he went on to shape geopolitics for another two years as Secretary of State, and as an elder statesman for decades thereafter.

    In the same vein, Opus Dei may not be the 800-pound gorilla under Pope Francis that it was under John Paul, but it’s not going anywhere. Granted, it’s not everyone’s cup of coffee – but then, can you think of any personality or group that matters in the Catholic Church which actually is?

    “Here be dragons”

    On pre-modern maps of the world, it was customary to mark unknown territories with images of dragons, sea monsters, and other mythic creatures, along with a Latin warning, Hic Sunt Dracones, “Here be dragons.” The idea was to warn people of unknowable perils ahead.

    As it happens, the last name of Italy’s current Prime Minister, Mario Draghi, actually means “dragons,” and it’s an apt metaphor for the country’s uncertain and seemingly perilous future after Draghi’s government fell Thursday.

    Italy is now careening towards snap elections on Sept. 25, the first time a national campaign has been held in the fall since Italy became a Republic in 1948.

    Polls suggest the most likely outcome will be a victory for the Italian center-right. That probably won’t induce great delight within Pope Francis’s inner circle, since it likely means some return to power for the far-right, anti-immigrant Lega party led by Matteo Salvini, a Bible- and rosary-brandishing devotee of Medjugorje who’s sort of the Italian anti-Francis.

    Indeed, an x-ray of Salvini’s electoral base and of the opposition to Pope Francis in Italy probably would look highly similar.

    Should that happen, Francis may end up wishing it was as easy to clip an Italian politician’s wings as it was to cut a group under his direct authority, such as Opus Dei, down to size.

    A final footnote to the above: Ironically, “There Be Dragons” is also the title of director Roland Joffé’s 2011 movie about Escrivá, with actor Charlie Cox in the lead role. Joffé said he chose the title because the project took him into uncharted spiritual waters. It’s also arguably a good shibboleth for both Italy and Opus Dei right now, as they both set off for the unknown.

    Religion

    via Crux Now https://cruxnow.com

    July 24, 2022 at 08:29AM

  • Nach Vatikan-Erklärung: Deutsche Katholiken kritisieren Vatikan

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    Streit um "Synodalen Weg"

    Deutsche Katholiken kritisieren Vatikan

    Stand: 22.07.2022 11:49 Uhr

    Das Vatikan-Verbot für eigenmächtige Reformen innerhalb der deutschen Kirche ist dort auf heftige Kritik gestoßen: Das sei "kein guter Stil der Kommunikation". Andere Kritiker werden noch deutlicher.

    Nachdem der Vatikan der katholischen Kirche in Deutschland weitgehende Reformen im Alleingang verbot, hat die deutsche Seite mit offener Kritik reagiert. "Es zeugt von keinem guten Stil der Kommunikation innerhalb der Kirche, wenn nicht namentlich gezeichnete Erklärungen veröffentlicht werden", erklärten der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, und die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, in einer gemeinsamen Stellungnahme.

    Zuvor hatte der Vatikan in einer nicht unterschriebenen offiziellen Erklärung die deutschen Reformbemühungen kritisiert: "Der ‚Synodale Weg‘ in Deutschland ist nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten", hieß es in der Erklärung.

    Reformprozess "Synodaler Weg"

    Der 2019 begonnene "Synodale Weg" der Deutschen Bischofskonferenz und des ZdK ist eine Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal. Er strebt Reformen in vier Bereichen an: beim Umgang mit Macht, bei der katholischen Sexualmoral, bei der Position der Frauen und beim Zölibat.

    Zu den konkreten Erneuerungen, die angestrebt werden, gehören etwa ein Mitspracherecht der Gläubigen bei der Ernennung von Bischöfen, der Segen für gleichgeschlechtliche Paare und das Diakonat der Frau, eine Vorstufe zum Priestertum.

    Reformer warnen vor Glaubwürdigkeitsverlust

    Auch die katholische Reformbewegung "Wir sind Kirche" kritisierte den Vatikan. Sie weise mit Entschiedenheit die harsche und nicht gerechtfertigte Kritik am "Synodalen Weg" zurück. Die ohne Absender verbreitete Erklärung zeige, wie gefährlich die Kommunikationslücke zwischen dem Vatikan und der katholischen Kirche in Deutschland werden könne.

    "Eine wirkliche Gefahr für die Einheit und Zukunft der Kirche" komme nicht aus Deutschland, sondern gehe "von den Kräften in der Kirche aus, die sich grundsätzlich Reformen verweigern". Diese hätten keine Antwort "auf die geistliche und sexualisierte Gewalt, die zu einem dramatischen Glaubwürdigkeitsverlust der Kirche geführt hat, und sind nicht bereit, sich mit den systemischen Ursachen zu befassen", erklärte die Bewegung.

    Kirchenrechtler: Inhalt "nicht überraschend"

    Nach den Worten des Tübinger Kirchenrechtlers Bernhard Anuth kann die Erklärung zu Reformpaket "inhaltlich nicht überraschen". Das Papier stelle nur klar, was in der Satzung des Synodalen Weges stehe: Bei Themen, die die Kirche weltweit angehe, könne "jeder Beschluss nur eine Bitte an den Papst" sein. Anuth sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Allerdings konnten zahlreiche Äußerungen prominenter Vertreter des Synodalen Wegs so verstanden werden und wurden es wohl auch, als gehe es in Deutschland aktuell doch um konkrete Strukturreformen und Änderungen kirchlicher Lehre." Die römische Erklärung "dürfte all jene Katholiken weltweit beruhigen, die mit Sorge auf den Synodalen Weg schauen, während bei den reformhoffnungserfüllten Deutschen die erwartbare Ent-Täuschung nur etwas früher eintritt", so Anuth.

    Skeptiker begrüßen Vatikan-Erklärung

    Skeptiker der Reformen begrüßten die Klarstellung des Vatikans. "Ich finde es gut, dass der Heilige Stuhl sich zu dieser Erklärung entschlossen hat", erklärte der Augsburger Bischof Bertram Meier. Er hatte in der Vergangenheit unter anderem erklärt, dass es keine Perspektive für die Zulassung von Frauen zum Priesteramt gebe. "Der Heilige Stuhl bremst nicht den ‚Synodalen Weg‘, aber er versucht, ihn zu kanalisieren und von der Weltkirche anreichern zu lassen", so Meier.

    Kritiker befürchten, am Ende des "Synodalen Wegs" könnte eine deutsche Nationalkirche entstehen. So hatte sich Papst Franziskus schon mehrfach skeptisch zu dem Reformvorhaben geäußert. Kürzlich sagte er, in Deutschland gebe es schon eine evangelische Kirche – "wir brauchen nicht zwei davon".

    Allerdings steht eine große Mehrheit der deutschen Bischofskonferenz hinter dem Projekt.

    "Autoritär und von Misstrauen getränkt"

    Die harsche Kritik des Vatikans zeigt nach Ansicht des Theologen Daniel Bogner, dass die römische Zentralverwaltung ein Übergreifen auf die Kirche in anderen Ländern befürchtet. "In Rom hat man offenbar ernsthaft Sorgen, von Deutschland könne eine Wirkung ausgehen, die Folgen auch anderswo hat", sagte der Professor für Moraltheologie und Ethik an der schweizerischen Universität Freiburg der Nachrichtenagentur dpa.

    Von der Form her handele es sich bei der Erklärung aus dem Vatikan um ein "armes und dürftiges Dokument", sagte Bogner. "Es tritt autoritär auf, ist getränkt von Misstrauen und will im Stil einer Verwaltungsverfügung ein Feuer austreten, aus der Angst heraus, es könne andere anstecken." Dabei arbeite der Text mit Unterstellungen. "Denn die deutsche Kirche wollte nie etwas im Alleingang durchziehen, wohl aber Dinge thematisieren, die aus ihrer Sicht auch weltkirchlich diskutiert gehören."

    Deutlich werde auch, dass Rom nicht mit einer Stimme spreche. Papst Franziskus selbst fordere einen zuhörenden, synodalen Stil ein, manche seiner Kurienbehörden aber agierten mit hoheitlich-zentralistischer Attitüde. Viele würden sich jetzt in ihrer Wahrnehmung bestärkt fühlen, die römische Kirchenleitung vertiefe ein "Schisma von oben", also eine Spaltung, anstatt einen offenen Austausch zu fördern.

    via tagesschau.de

    July 22, 2022 at 05:01PM

  • Kommentar zum Synodalen Weg: Nicht abschrecken lassen

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    Kommentar


    Vatikan-Kritik am Synodalen Weg

    Nicht abschrecken lassen

    Stand: 22.07.2022 13:02 Uhr

    Die Warnung aus dem Vatikan zeigt, wie wenig Ahnung man vom Synodalen Weg hat. Und wie schwach offenbar die Nerven dort sind, wenn es um Deutschland geht.

    Ein Kommentar von Ulrich Pick, SWR

    Die dürre Meldung aus Rom zeigt einmal mehr, wie schlecht es zurzeit um die Beziehungen zwischen der katholischen Kirche in Deutschland und dem Heiligen Stuhl bestellt ist. Die 16 Zeilen, die als Warnung vor Reformen zu interpretieren sind, haben keinen Absender und kein Datum – und dürften dennoch mit Zustimmung des Papstes in Umlauf gebracht worden sein.

    Ihr Inhalt zeigt, wie wenig Ahnung man im Vatikan vom Synodalen Weg hat und wie schwach offenbar die Nerven dort sind, wenn es um Deutschland geht. Denn eine – wie es wörtlich und mit maliziösem Ton heißt – "Verletzung der kirchlichen Gemeinschaft und Bedrohung der Einheit der Kirche" haben die deutschen Katholiken mit ihrem Aufarbeitungs- und Reformprozess bislang nicht beabsichtigt.

    Anlass zu Spekulationen

    Denn immer wieder ist auf den bisherigen Synodalversammlungen auf die Verbundenheit mit der katholischen Weltkirche hingewiesen worden. Zudem hat sich das Präsidium des Synodalen Weges wiederholt um eine direkte Kommunikation mit Rom in dieser Sache bemüht – leider vergeblich. Bislang wurde man nämlich nicht zu einem Gespräch eingeladen – was übrigens reichlich Anlass zu Spekulationen gibt, welche Rolle die deutschen Katholiken in Rom wirklich spielen.

    Gleichwohl handelte man diesseits der Alpen auch nicht immer sehr geschickt. Wenn zahlreiche Bischöfe und Priester die von Rom verbotene Segnungen homosexueller Paare nicht nur durchführen, sondern auch öffentlich gutheißen. Und man zudem darüber diskutiert, zur künftigen Entscheidungsfindung einen von Bischöfen und Laien paritätisch besetzten Synodalen Rat einzuführen – ein ausgesprochen protestantisch anmutendes Gremium – dann darf man sich nicht wundern, wenn man in Rom empfindlich oder gar ruppig reagiert.

    Vom Synodalen Weg lernen

    Auch wenn jetzt die ohnehin nicht warmen Beziehungen zwischen dem Vatikan und den deutschen Katholiken noch ein paar Grade weiter abkühlen werden, sollte man sich weder in der Bischofskonferenz noch im Zentralkomitee der Laien von der Note aus Rom abschrecken lassen. Schließlich muss man sich vor Augen halten, dass der Synodale Weg in erster Linie der Aufarbeitung des schrecklichen sexuellen Missbrauchs gilt. Und Missbrauch ist in der katholischen Kirche nicht auf Deutschland beschränkt. So gesehen könnten möglicherweise Rom und die katholische Weltkirche mittelfristig sogar noch etwas vom deutschen Synodalen Weg lernen. Und wenn dabei noch der Anstoß für die eine oder andere Reform mit abfällt, wäre es auch gut.

    Redaktioneller Hinweis

    Kommentare geben grundsätzlich die Meinung des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin wieder und nicht die der Redaktion.

    via tagesschau.de

    July 22, 2022 at 04:59PM

  • Statement der Präsidenten des Synodalen Weges zur Erklärung des Heiligen Stuhls

    https://ift.tt/Z4aYHb2

    Statement der Präsidenten des Synodalen Weges, Dr. Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), und Bischof Dr. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, zur heutigen (21. Juli 2022) Erklärung des Heiligen Stuhls zum Synodalen Weg:

    „Wir begrüßen, dass der Heilige Stuhl noch einmal hervorhebt, wozu wir uns bereits vor dem Beginn des Synodalen Weges 2019 in der Satzung und Geschäftsordnung verpflichtet haben:

    ‚Beschlüsse der Synodalversammlung entfalten von sich aus keine Rechtswirkung. Die Vollmacht der Bischofskonferenz und der einzelnen Diözesanbischöfe, im Rahmen ihrer jeweiligen Zuständigkeit Rechtsnormen zu erlassen und ihr Lehramt auszuüben, bleibt durch die Beschlüsse unberührt.‘

    ‚Beschlüsse, deren Themen einer gesamtkirchlichen Regelung vorbehalten sind, werden dem Apostolischen Stuhl als Votum des Synodalen Weges übermittelt.‘ (Artikel 11 und 12)

    Wir werden nicht müde zu betonen, dass die Kirche in Deutschland keinen „deutschen Sonderweg“ gehen wird. Dennoch sehen wir es als unsere Pflicht an, klar zu benennen, wo aus unserer Sicht Änderungen notwendig sind. Dabei spüren wir bereits jetzt, dass die von uns benannten Probleme und Fragen weltweit ähnlich sind.

    Wir möchten ebenfalls in Erinnerung rufen, dass der Synodale Weg die Konsequenz aus der Studie ‚Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz‘ (MHG-Studie) ist und wir sind dankbar, dass die Bischöfe und das ZdK diesen Weg gemeinsam gehen und sich der Unterstützung und aktiven Mitarbeit des pilgernden Volkes Gottes gewiss sein dürfen.

    2021 hat Papst Franziskus einen weltweiten synodalen Prozess eröffnet. Wir werden uns selbstverständlich wie geplant – und auch dazu ermutigt uns die heutige Erklärung – mit Erfahrungen und Ergebnissen des Synodalen Weges in den synodalen Prozess der Weltkirche einbringen. Wir haben stets betont, dass wir diesen durch unsere Arbeiten aktiv mitgestalten wollen. Denn wir sind überzeugt, dass dies zu einer ‚gegenseitigen Bereicherung‘ (Erklärung des Heiligen Stuhls) führt.

    In der Geschäftsordnung und Satzung des Synodalen Weges formulieren wir die aus unserer Sicht notwendige und von uns gewollte Kommunikation mit dem Apostolischen Stuhl. Der Apostolische Nuntius in Deutschland ist zur dauerhaften beobachtenden Teilnahme am Synodalen Weg eingeladen. Wir bemühen uns seit Beginn des Synodalen Weges von Seiten des Präsidiums um direkte Wege der Kommunikation mit den römischen Stellen. Dies wäre unseres Erachtens der Ort für solche Klärungen. Leider ist das Synodalpräsidium bis heute nicht zu einem Gespräch eingeladen worden. Dass diese direkte Kommunikation bislang nicht stattfindet, bedauern wir irritiert. Synodale Kirche geht nach unserem Verständnis anders! Das gilt auch für die Art der heutigen Kommunikation, die bei uns Verwunderung auslöst. Es zeugt von keinem guten Stil der Kommunikation innerhalb der Kirche, wenn nicht namentlich gezeichnete Erklärungen veröffentlicht werden.

    Die nächste Synodalversammlung wird der Ort sein, um das Anliegen des Heiligen Stuhls ebenso aufzugreifen wie zu diskutieren. Nochmals betonen wir als Präsidenten des Synodalen Weges, dass uns an einem baldigen Gespräch mit möglichst vielen Stellen innerhalb der römischen Kurie gelegen ist.“

    Hinweis:
    Eine englische Übersetzung des Statements der Präsidenten des Synodalen Weges ist unter dieser Pressemitteilung verfügbar.

    Please note:
    An English translation of the statement by the Presidents of the Synodal Path is available under this press release.

    via Deutsche Bischofskonferenz

    July 22, 2022 at 01:08PM

  • The Webb telescope vs. young Earth creationism

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    (RNS) — These days, Christianity is pretty much down with the findings of astronomy, and nowhere more than in the Vatican, where the Rev. Guy Consolmagno, the Jesuit astrophysicist who directs its space observatory, waxed enthusiastic over the images received from NASA’s James Webb Space Telescope last week.

    “We’re really excited by the new images from the Webb telescope!” Consolmagno wrote. “The science behind this telescope is our attempt to use our God-given intelligence to understand the logic of the universe.

    “But as these images show, the universe is not only logical, it is also beautiful. This is God’s creation being revealed to us, and in it we can see both his astonishing power and his love of beauty.”

    Somewhere, Galileo is smiling.

    Now, for the record, those awe-inspiring images are not photographs showing what you or I could see with our own eyes. The Webb collects light from the infrared part of the electromagnetic spectrum — a part that human beings can’t see at all. The Webb’s images are visualizations created by representing the range of infrared radiation collected by the telescope as if it took place in the small part of the spectrum we can see.

    As for what Consolmagno calls the logic of the universe that the science behind those images reveals, there certainly are Christians who don’t accept it. Foremost among them are “young Earth” creationists such as those associated with Answers in Genesis, the fundamentalist Christian apologetics organization that was founded in 1980 as the Creation Science Foundation.


    RELATED: Vatican astronomer praises beauty and potential of Webb space photos


    Writing on the Answers website back in January, Rob Webb, a former NASA employee, assailed the telescope that happens to bear his own last name. It has, he wrote, “overall objectives … saturated in evolutionary (and really naturalistic) thinking.”

    By this he means that the science behind the Webb is at odds with the young Earth view that, as he puts it: “God created everything in the heavens and the earth within six literal days approximately 6,000 years ago (per the biblical timeline), all for his glory.”

    So much for the science that calculates the years it takes light to reach us from the farthest reaches of the universe in the billions, thus allowing the Webb to give us the best picture yet of the universe in the wake of the Big Bang. Of course, according to Answers, there was no Big Bang.

    The better our science gets, it seems, the harder the creationists fight. As Ronald Numbers points out in his definitive history of creationism, at the beginning of the 20th century the first creationists did not contest geological time. Devising workarounds for the biblical six days, they concerned themselves with how life on Earth had come about. It is only in our own time that young Earth creationism has become a touchstone of fundamentalist belief.

    How widely is this view held? According to the most recent Gallup survey on human origins, as of 2019, 40% of Americans said they believe that God created humans in their present form. Whatever one thinks of such a position, it’s a far cry from the belief that the universe is 6,000 years old.

    Whether you accept the science behind the Webb or reject it outright, you’ve got to hand it to NASA. The images are awesome. Who cares if what you’re seeing is the evidence of things unseen?

    Religion

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    July 22, 2022 at 02:18AM

  • Heiliger Stuhl zeigt deutschem Synodalen Weg Grenzen auf

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    In einer Erklärung von diesem Donnerstag präzisiert der Vatikan, dass die Gesprächsinitiative des Synodalen Wegs in Deutschland „nicht befugt“ sei, „die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten“. Gleichzeitig wird die Einladung ausgesprochen, die Vorschläge des Synodalen Weges in den Synodalen Prozess der Weltkirche einzuspeisen.

    Vatican News

    Mit einer kurzen Mitteilung, die am frühen Donnerstagnachmittag veröffentlicht wurde, hat der Heilige Stuhl auf den Synodalen Weg in Deutschland reagiert. „Zur Wahrung der Freiheit des Volkes Gottes und der Ausübung des bischöflichen Amtes“, heißt es darin, „erscheint es notwendig klarzustellen: Der ,Synodale Weg‘ in Deutschland ist nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten.“

    Es wäre „nicht zulässig, in den Diözesen vor einer auf Ebene der Universalkirche abgestimmten Übereinkunft neue amtliche Strukturen oder Lehren einzuführen, welche eine Verletzung der kirchlichen Gemeinschaft und eine Bedrohung der Einheit der Kirche darstellen würden“, so die Mitteilung weiter, die in diesem Zusammenhang aus dem 2019 veröffentlichten Papstschreiben an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland zitiert: „Die Weltkirche lebt in und aus den Teilkirchen, so wie die Teilkirchen in und aus der Weltkirche leben und erblühen; falls sie von der Weltkirche getrennt wären, würden sie sich schwächen, verderben und sterben. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die Gemeinschaft mit dem ganzen Leib der Kirche immer lebendig und wirksam zu erhalten”.

    „Daher“, so die Schlussfolgerung der aktuellen Mitteilung, sei „es wünschenswert, dass die Vorschläge des Weges der Teilkirchen in Deutschland in den synodalen Prozess, auf dem die Universalkirche unterwegs ist, einfließen mögen, um zur gegenseitigen Bereicherung beizutragen und ein Zeugnis der Einheit zu geben, mit welcher der Leib der Kirche seine Treue zu Christus, dem Herrn, bekundet.“

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    Hier die Mitteilung im offiziellen Wortlaut:

    Zur Wahrung der Freiheit des Volkes Gottes und der Ausübung des bischöflichen Amtes erscheint es notwendig klarzustellen: Der „Synodale Weg“ in Deutschland ist nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten.

    Es wäre nicht zulässig, in den Diözesen vor einer auf Ebene der Universalkirche abgestimmten Übereinkunft neue amtliche Strukturen oder Lehren einzuführen, welche eine Verletzung der kirchlichen Gemeinschaft und eine Bedrohung der Einheit der Kirche darstellen würden. In diesem Sinne rief der Heilige Vater in seinem Schreiben an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland in Erinnerung: „Die Weltkirche lebt in und aus den Teilkirchen, so wie die Teilkirchen in und aus der Weltkirche leben und erblühen; falls sie von der Weltkirche getrennt wären, würden sie sich schwächen, verderben und sterben. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die Gemeinschaft mit dem ganzen Leib der Kirche immer lebendig und wirksam zu erhalten” [1]. Daher ist es wünschenswert, dass die Vorschläge des Weges der Teilkirchen in Deutschland in den synodalen Prozess, auf dem die Universalkirche unterwegs ist, einfließen mögen, um zur gegenseitigen Bereicherung beizutragen und ein Zeugnis der Einheit zu geben, mit welcher der Leib der Kirche seine Treue zu Christus, dem Herrn, bekundet.

    [1] FRANZISKUS, Schreiben an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland, 9.

    Religion

    via Vatican News – Deutsch https://ift.tt/bJ9Ifia

    July 21, 2022 at 02:24PM

  • Selbstbestimmt – Die #LaTdH vom 17. Juli

    https://ift.tt/UhtiIQz

    Herzlich Willkommen!

    Vielleicht geht es Ihnen/Euch da ähnlich wie mir: So richtig will sich die Sommerfrische in diesem Jahr nicht einstellen. Allzu sehr eilen die Gedanken schon voraus in den Herbst und Winter. Was wird uns da wohl beschert? Die durch den Ukraine-Krieg hervorgerufene Energiekrise lässt Schlimmes befürchten. Viele Menschen machen sich Sorgen um ihre eigenen Finanzen und um das Wohl derer, die von den explodierenden Preisen übel erwischt werden. Wie werden die Kirchen mit den gestiegenen Kosten umgehen? Das habe ich diese Woche für die Eule aufgeschrieben.

    Doch da wäre auch noch die andere Krise, die uns nun schon seit zweieinhalb Jahren beschäftigt: Wie wird sich die Corona-Pandemie erst im Herbst und Winter entwickeln, da wir schon jetzt mit den Folgen der hohen Inzidenzen zu kämpfen haben? Es liegt viel Unsicherheit in der Luft, die das Entspannen in den Ferien schwer macht. Vielleicht finden Sie / findet Ihr ja in den kommenden Tagen trotzdem etwas Ruhe und Erholung, wenn auch nur, um Luft zu holen für das, was kommt.

    Die #LaTdH gehen nach diesem Sonntag in eine dreiwöchige Sommerpause. Die nächsten #LaTdH gibt’s wieder am 14. August. Und noch einen anderen Termin können Sie sich / könnt Ihr euch vormerken: Am 18. August laden wir ab 20 Uhr zu einem Online-„Meet & Greet“ mit der Eule-Redaktion. Und wieder haben wir uns einen Gast zu einem aktuellen Thema eingeladen:

    Mit Viola Schrenk, Studieninspektorin des Tübinger Stifts und in diesem Frühjahr Bischofskandidatin in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg (ELKWUE), werden wir über „Reform oder Schrumpfen?! – Wie geht die Kirche in die Zukunft?“ diskutieren. Den Link zur Online-Veranstaltungen erhalten alle Eule-Abonnent:innen automatisch. Eine gute Gelegenheit also, jetzt ein Eule-Abo abzuschließen!

    Zu unserem Finanzierungsziel für dieses Jahr fehlt uns übrigens noch ein gutes Stück! Bisher sind alle unsere Inhalte – auch die #LaTdH als wöchentlicher kommentierter Nachrichten-Überblick – frei zugänglich und werden von den Eule-Abonnent:innen solidarisch für alle interessierten Leser:innen mitfinanziert. Als unabhängiges Magazin für Kirche, Politik und Kultur ist Die Eule auf die Unterstützung ihrer Leser:innen angewiesen. Schon ab 3 € im Monat sind Sie / seid Ihr dabei! Hier geht’s zum Abo.

    Eine gute Woche und erholsame #LaTdH-Ferien wünscht
    Philipp Greifenstein


    Debatte

    Recht auf Leben, Recht auf Selbstbestimmung – Irme Stetter-Karp (Christ & Welt)

    Mit einem Gastbeitrag in der Christ & Welt hat sich die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK, @zdkonline), Irme Stetter-Karp, in die aktuellen Abtreibungs-Diskussionen eingemischt. Sie begrüßt die Abschaffung des Werbeverbots (§219a StGB, s. #LaTdH vom 26. Juni) durch den Deutschen Bundestag, will aber an der Schwangerschaftskonfliktberatung festhalten und warnt darum:

    Bereits die Diskussionen um die Aufhebung von Paragraf 219a zeigte, dass der Schutzaspekt in vielen politischen und gesellschaftlichen Diskussionen zunehmend an Bedeutung verliert. […] Paragraf 218a darf unter keinen Umständen in seiner Substanz angetastet werden!

    Paragraf 218a StGB regelt die „Straflosigkeit des Schwangerschaftsabbruchs“ und hält die Beratungspflicht im Schwangerschaftskonflikt fest. In Paragraf 219 StGB werden die Rahmenbedingungen der Schwangerschaftskonfliktberatung festgelegt, wie sie z.B. von den evangelischen Beratungsstellen und dem katholischen Verein Donum vitae angeboten wird. Dort heißt es u.a.:

    Die Beratung dient dem Schutz des ungeborenen Lebens.

    Wenn Stetter-Karp also an der „Substanz“ von §218a festhalten will, dann ist damit das Prinzip der Straflosigkeit bei erfolgter Beratung gemeint, denn, so schreibt sie, …

    … eine verpflichtende, ergebnisoffene, aber zielgerichtete Beratung [ist] die beste Möglichkeit, um Frauen im Konflikt zu erreichen und ungeborenes Leben zu schützen.

    Damit liegt Stetter-Karp ganz auf der Linie von christlichen Frauenorganisationen hierzulande, die die Abschaffung (oder Reform) des Werbeverbots seit langem gefordert hatten, aber an der Schwangerschaftskonfliktberatung festhalten wollen.

    Einige von ihnen setzen sich auch dafür ein, die Abtreibungsgesetzgebung aus dem Strafgesetzbuch herauszulösen. Ein Anliegen, das man(n) gut verstehen kann. Stetter-Karp scheint dafür offen zu sein, solange eben die „Substanz“ aus Beratungspflicht und qualifiziertem Beratungsangebot nicht angetastet wird.

    Im Duett mit der Bischofskonferenz

    Im Anschluss an Stetter-Karps Debattenbeitrag ergab sich nun ein Duett mit der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), vor allem mit deren Pressesprecher Matthias Kopp. Auslöser dafür war Stetter-Karps Forderung, die medizinische Versorgung von Frauen auch was den Schwangerschaftsabbruch angeht flächendeckend sicherzustellen. In ihrem Gastbeitrag nutzt sie dafür ein gut geöltes Sowohl-als-Auch:

    Das ZdK tritt dafür ein, dass ein Schwangerschaftsabbruch nicht als reguläre medizinische Dienstleistung betrachtet wird. Es ist kein regulärer Eingriff und darf auch nicht als solcher behandelt werden! Wir machen uns für ein ethisch verantwortetes Handeln aller Beteiligten stark.

    Zugleich ist sicherzustellen, dass der medizinische Eingriff eines Schwangerschaftsabbruchs flächendeckend ermöglicht wird. Das ist derzeit nicht der Fall, weil insbesondere im ländlichen Raum – unabhängig von seiner konfessionellen Prägung – die gynäkologische Versorgung fehlt. Eine Reflexion darüber, wie das Angebot sichergestellt werden kann, steht an – was auch die Schulung von Ärzt*innen in der Ausbildung umfasst.

    Das war Kopp oder einem Bischof oder mehreren Bischöfen allerdings schon zu forsch, so dass er ausrichten ließ:

    „Die von ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp vorgetragene Position zur Notwendigkeit eines flächendeckenden Angebots von Schwangerschaftsabbrüchen widerspricht der Haltung der Deutschen Bischofskonferenz.“

    Das kommt wenig überraschend, weil sich die DBK sogar gegenüber einer Abschaffung des Werbeverbots versperrt hatte. Die Herren Bischöfe sehen in der Abschaffung einen „Türöffner“ hin zu mehr Abtreibungen. In diesem Kontext ist besonders wichtig, was Stetter-Karp über die erfolgreiche Beratungsarbeit von Donum Vitae und der katholischen Beratungsstellen schreibt. Letztere dürfen nicht einmal den gesetzlich vorgeschriebenen Beratungsschein ausstellen, und werden trotzdem rege genutzt, zunehmend von Nicht-Christ:innen. Außerdem:

    Zugleich sank die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche zwischen 2011 und 2021 im Zehnjahresvergleich um 13,1 Prozent. 2021 wurden 94.600 Abtreibungen gemeldet. Seit Beginn der Dokumentation des Bundesamtes für Statistik im Jahr 1996 ist das der niedrigste Wert; damals wurden 130.899 Abtreibungen registriert und damit 28 Prozent mehr als heute.

    Im europäischen Vergleich sind vor allem hohe Abtreibungszahlen in Ländern mit restriktivem Abtreibungsrecht auffällig, zum Beispiel in Polen. Dort lagen die offiziellen Angaben im Jahr 2018 zwar nur bei tausend Abbrüchen, aber die Zahl der illegalen und oft im Ausland vorgenommenen wird von Frauenrechtsorganisationen auf jährlich etwa 200.000 geschätzt.

    Ein sicherer Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen rettet Leben, nämlich das der Frauen. Er ist Grundbedingung dafür, dass eine erfolgreiche, ergebnisoffene Beratung im Schwangerschaftskonflikt überhaupt stattfinden kann.

    Die Beratung erfolgt einerseits mit dem Ziel, Perspektiven für ein Leben mit dem Kind aufzuzeigen. Das gilt insbesondere auch dann, wenn eine Frau ein behindertes Kind erwartet. Andererseits ist die Beratung ergebnisoffen, und die Entscheidung liegt letztlich bei der schwangeren Frau. Auch wenn das ein Widerspruch zu sein scheint: Zielorientierung und Ergebnisoffenheit zu berücksichtigen trägt dazu bei, das Recht auf Leben und das Recht auf Selbstbestimmung gleichermaßen zu garantieren.

    Demgegenüber erklärte nun Matthias Kopp für die Bischöfe und zwar gegenüber dem rechts-katholischen kath.net, wie Die Tagespost berichtet:

    „Die von ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp vorgetragene Position zur Notwendigkeit eines flächendeckenden Angebots von Schwangerschaftsabbrüchen widerspricht der Haltung der Deutschen Bischofskonferenz. Statt einer flächendeckenden Möglichkeit für Abtreibungen brauchen wir ein flächendeckendes qualifiziertes Beratungsangebot für Frauen.“

    Man nennt das eine Nebelkerze, denn die flächendeckende qualifizierte Beratung ist wohl in keinem Land der Welt so gut aufgestellt wie in Deutschland. In der Tat dürfte es in den von Stetter-Karp angesprochenen ländlichen Räumen ohne gute medizinische Versorgung von Frauen an einer Beratung nicht mangeln, wohl aber an Ärzt:innen, die einen Abbruch auch durchführen können und wollen. Kein Wunder, dass sie sich die Störung durch den Pressesprecher verbat:

    In einer heute vom ZdK verbreiteten Pressemitteilung erklärte die ZdK-Präsidentin, die zu den Gründungsmitgliedern des privaten Vereins „donum vitae“ gehört, nun: Entscheide sich eine Frau nach der Beratung „selbstbestimmt für einen Abbruch der Schwangerschaft“, müsse es auch möglich sein, ihn durchführen zu lassen. So sehe es das Gesetz vor. Die ärztliche Versorgung sei in diesem Punkt nicht flächendeckend gesichert. „Alles Recht auf Selbstbestimmung hilft nicht, wenn die Hürden unüberwindlich sind.“ Die gesetzliche Beratung von Frauen in Schwangerschaftskonflikten sei seit „Jahrzehnten bewährt. Sie schließt aber das Selbstbestimmungsrecht der Frau ausdrücklich ein“.

    Mit Frauenrechten haben es die römisch-katholischen Bischöfe nicht so. Man kann es also als historischen Glücksfall betrachten, dass im Verbandskatholizismus deutscher Ausprägung wenigstens der Versuch gewagt wird, der Halsstarrigkeit männlicher Machtperspektiven eine differenzierte Sichtweise beizustellen. Dass dies in diesem Falle durch eine Frau geschieht, verleiht dieser Perspektive besondere Glaubwürdigkeit.

    Und auch der Fakt, dass Stetter-Karp bereits in den 1990er-Jahren zu den Gründer:innen von Donum Vitae gehörte, ändert daran nichts: Im Gegenteil. Gegenüber den Argumenten und der Lebenserfahrung von Stetter-Karp wirken die Stellungnahmen der DBK („Die katholische Kirche lehnt Abtreibungen grundsätzlich ab.“) dogmatisch, lebensfern und apodiktisch.

    Ungeformt, geformt und gesehen – Till Magnus Steiner (In Principio)

    Mit der Abtreibung aus biblischer Perspektive – und historischer Sicht – befasst sich Till Magnus Steiner (@TillMSteiner) auf dem In Principio-Blog, dem „Bibel-Projekt des Erzbistums Köln“. Steiner erklärt, wie die Aussagen des katholischen Katechismus sich zu den biblischen Abtreibungs-Regeln und Schwangerschaftsdeutungen verhalten und zieht zum Schluss ein bedenkenswertes Fazit:

    Die Bibel kennt kein Abtreibungsverbot und erzählt von keiner gewollten Abtreibung. Die biblischen und altorientalischen Gesetze sehen im Mutterleib heranwachsenden Leben ein Gut, zu dem Gott – gemäß Jeremia 1,5 und Psalm 139,15 – von Anfang an in Beziehung steht und diesem zukünftigen Menschen damit seine Würde verleiht. Und es gibt eine große, zu bedauernde Leerstelle in der Bibel: Die Lebenssituation der schwangeren Frau, ihre Nöte und Sorgen, die zu einer Abtreibung führen können, spielen wie im gesamten Alten Orient und oft bis heute keine Rolle.

    Die Lebenssituationen der schwangeren Frauen und Mädchen sind es auch, die durch die neuen Gesetze in einigen US-Bundesstaaten in besonderer Weise missachtet werden. Jill Filipovic (@JillFilipovic) beschreibt diese in ihrem Newsletter (auf Englisch) eindrücklich:

    Girls who are raped and impregnated as children are also part of the fabric of life here in the United States. Many of them seek out abortions. That is the truth, even if it’s ugly, and even if it’s inconvenient for people who claim the mantle of “life“.

    Europäische Reaktion

    In Reaktion auf die US-Diskussion hat das Europäische Parlament sich mit einer Entschließung dafür ausgesprochen, Abtreibungen in die Grundrechtecharta der EU aufzunehmen. Ein Anliegen, das nicht nur mit der gegenwärtigen Abtreibungs-Gesetzgebung in Polen und anderen europäischen Ländern, sondern auch mit der gesetzlichen Regelung in Deutschland über Kreuz liegt.

    Der DBK-Pressesprecher Matthias Kopp hält demgegenüber fest:

    Die Entschließung des Europäischen Parlaments, ein sogenanntes „Recht auf Abtreibung“ in die Grundrechte-Charta der EU einzufügen, ist nicht die richtige Reaktion auf gegenwärtige Debatten in den USA und anderen Ländern. Ein sogenanntes „Recht auf Abtreibung“ lässt aber den Schutz des ungeborenen Lebens völlig unberücksichtigt und wird der Komplexität der Situation in keiner Weise gerecht. Dem ungeborenen Kind kommen von Anfang an Menschenwürde, ein Recht auf Leben und ein eigenständiger Schutzanspruch zu. Eine Polarisierung der Debatte in Europa ist unbedingt zu vermeiden.

    Seiner letzten Forderung nach einem „sorgsamen und verantwortungsvollen“ Umgang mit dem Thema schließe ich mich gerne an. An US-amerikanischen Debattenverhältnissen kann uns nicht gelegen sein. Allerdings ist auch klar: Man muss nicht über den Atlantik schauen, wenn man Frauen sehen will, die durch repressive Abtreibungs-Gesetzgebung in Illegalität oder Tod getrieben werden.

    In einem instruktiven Interview mit ref.ch, dem Portal der Reformierten in der Schweiz, hält der evangelische Ethiker Michael Coors (@einwuerfe) fest:

    Ich denke schon, dass die Kirche sehr klar sagen kann und soll, dass Gott ein Gott des Lebens ist, der will, dass Menschen leben. Zugleich aber werden Menschen nicht ohne das Mitwirken von Frauen geboren. Die Theologin Christiane Kohler-Weiss hat darum einmal formuliert, dass Frauen von Gott als Mitschöpferinnen des Lebens berufen sind: Menschen werden nicht an der Entscheidung einer Frau vorbei geboren, sondern nur durch ihr selbstbestimmtes Mitwirken.

    Der Staat darf darum auch aus theologischer Sicht nicht einfach über den Körper von Frauen verfügen und sie dazu zwingen, Kinder auszutragen. Das ist meines Erachtens ein Argument, dass auch dann noch gilt, wenn man davon ausgeht, dass der Embryo schon im Mutterleib eine menschliche Person ist.

    Wir werden uns in der europäischen Gesellschaft immer wieder neu auf Kompromisse auch bei den schwierigen ethischen Fragen am Lebensanfang und -Ende einigen müssen. Auch die Christen in Deutschland oder gar Europa sind sich keineswegs einig. Gerade auf die Positionen von Christinnen ist in der Debatte allerdings von Männern zu hören.

    Grenzwertig. Ethik zwischen Leben und Tod (ARD Audiothek)

    In einer fünfteiligen Podcast-Reihe befassen sich die Religionsredaktionen von WDR, RBB, SWR, NDR und BR mit den großen Fragen am Lebensanfang und -Ende. Eine Hörempfehlung für sommerliche Spaziergänge oder das Sonnen am Strand.

    nachgefasst I

    Missbrauchsbeauftragte: Aus der kirchlichen Aufarbeitung lernen (KNA, katholisch.de)

    Die Missbrauchskrise in beiden großen Kirchen nimmt in den #LaTdH viel Raum ein. Zu recht, denn noch immer gibt es viele Probleme: Nicht allein den anhaltenden Skandal des Missbrauchs und seiner Vertuschung selbst, sondern vor allem bei der Organisation der sog. Aufarbeitung. In der Fülle der Meldungen kann leicht die Orientierung darüber verloren gehen, worum es bei dieser Aufarbeitung eigentlich geht. Gereichen die Fortschritte in den Kirchen anderen gesellschaftlichen Akteuren gar zum Vorbild?

    Die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs der Bundesregierung (UBSKM, @ubskm_de), Kerstin Claus (@kerstinclaus), erklärt in der FAS von heute, wie die KNA (@KNA_Redaktion) berichtet, dass Sportvereine & Co. durchaus von den Kirchen lernen könnten, vor allem auch von ihrem Scheitern.

    „Man kann viel aus dem lernen, was nicht geklappt hat, gerade für die Institutionen, die noch am Beginn der Aufarbeitung stehen oder sich dieser noch gar nicht gestellt haben.“

    Claus sieht jetzt die Politik in der Pflicht, die „Strukturen aus der Bundesebene zu Aufarbeitung und Bekämpfung von sexuellem Missbrauch auch auf nachgeordnete Ebenen“ zu übertragen und „das Thema sexualisierte Gewalt verpflichtend in allen grundständigen Ausbildungsordnungen“ zu verankern. Ja, das ist auch im 12. Jahr nach dem „Beginn“ der Missbrauchskrise in den Kirchen in Deutschland noch nicht passiert.

    Verurteilter Missbrauchstäter Ue. Fall hat für Woelki keine juristischen Folgen – Joachim Frank (Kölner Stadt-Anzeiger)

    Die Staatsanwaltschaft in Köln hat die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen Kardinal Rainer Maria Woelki und den ehemaligen Generalvikar Markus Hofmann trotz zahlreich eingegangener Anzeigen abgelehnt. Joachim Frank berichtet im Kölner Stadt-Anzeiger:

    Aus dem Prozess und der Urteilsbegründung gegen Ue., gegen den das Landgericht Köln im Februar eine Haftstrafe von zwölf Jahren verhängt hatte, hätten sich keine „zureichenden tatsächlichen Anhaltspunkte für verfolgbare Straftaten“ ergeben, heißt es in einem Bescheid der Behörde, die dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt. Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller spricht von einer politischen Entscheidung und wirft der Staatsanwaltschaft „Beißhemmung“ der Kirche gegenüber vor. Woelki selbst sieht sich nach Angaben des Erzbistums „von den erhobenen Vorwürfen vollständig entlastet“.

    Bewertungen aus der Entfernung sind immer mit Vorsicht zu unternehmen, aber ein blinder Fleck der Befassung mit den Missbrauchsverbrechen in den Kirchen in Deutschland wird in den vergangenen Monaten immer deutlicher:

    Auch staatliche Organe und insbesondere Richter und Staatsanwälte haben an der jahrzehntelangen Vertuschung einen Anteil. Das ist für die USA reichlich belegt: Erinnert sei an die Boston Globe-Recherche, die sogar zum Oscar-prämierten Blockbuster („Spotlight“) verarbeitet wurde. Das muss nicht zwingend heißen, dass heute (noch) „Beißhemmungen“ bestehen, wie Thomas Schüller (@tschueller61) meint, gäbe aber Anlass genug zu historischen Untersuchungen.

    Erfolgreicher Lobbyismus?

    Gleich zwei religionspolitische Meldungen aus Nordrhein-Westfalen erreichten uns diese Woche, die den Gedanken an eine immer noch reichweitenstarke Lobbykraft der Kirchen nahelegen. Der Leiter des Katholischen Büros warnt davor, das „uralte Privileg“ der Konkordate anzupacken, berichtet das Kölner Domradio. Neben einigen im internationalen Vergleich in der römisch-katholischen Kirche einmaligen Vorrechten der Bistümer im Verhältnis zum Vatikan bewahren die Konkordate allerdings auch unzeitgemäße Vorteile der Kirche gegenüber Gesellschaft und Staat auf.

    Und in beiden Kirchen wird das Durchatmen in den Kirchenämtern hörbar gewesen sein, als bekannt wurde, dass der „Kirchenaustritt per Mausklick“ vorerst nicht kommt, wie Felix Neumann (@fxneumann) bei katholisch.de im Anschluss an einen FAZ-Artikel von Daniel Deckers (€) schreibt. Die vom umstrittenen Katholiken Nathanael Liminski (@n_liminski) geführte Staatskanzlei „habe das „Digitalisierungspotential“ der „Leistung Kirchenaustritt“ geprüft und sei zu einem abschlägigen Ergebnis gekommen“.

    Die Entscheidung hat bundesweite Konsequenzen, da das Land Nordrhein-Westfalen bei der Umsetzung des 2017 in Kraft getretenen Onlinezugangsgesetzes (OZG) federführend für das Themenfeld „Engagement & Hobby“ zuständig ist, zu dem das „Umsetzungsprojekt Kirchenaustritt“ gehört.

    Zur Begründung wird angeführt, dass man (außer in Bremen) seinen Kirchenaustritt persönlich bei einer staatlichen Stelle erklären müsse. „Grundsätzlich hätte das Bundesland die Möglichkeit, die Pflicht zum persönlichen Erscheinen aufzuheben“, sei aber dazu durch das rahmensetzende OZG nicht verpflichtet.

    In der Folge habe die Staatskanzlei im März vorgeschlagen, die Digitalisierung der Leistung Kirchenaustritt „aufgrund der rechtlichen Unmöglichkeit“ nicht mehr mit Priorität anzugehen.

    Nicht nur ist damit eine Wahlkampfforderung der NRW-Grünen in der neuen schwarz-grünen Landesregierung endgültig abgeräumt, auch die Verabredung im Koalitionsvertrag der Bundesregierung, das Kirchenaustrittsgesetz zu ändern, „um Austritte im Online-Verfahren zu ermöglichen“, wird, so es dabei bleibt, ein Versprechen bleiben.

    In den Kirchen wird man darüber mehr als froh sein, denn wie würden sich die exorbitanten Austrittszahlen wohl erst entwickeln, wenn sich alle desinteressierten Kirchenmitglieder oder diejenigen, die der schlechten Kirchennachrichten überdrüssig sind, mit einem Klick verabschieden könnten?

    Nur weil es gerade um Kirchenmitgliedschaft geht, komme ich noch mal auf die „Promihochzeit des Jahres“ zurück, die mir sonst herzlich am Heiligtum vorbeigeht. Am Montag äußerte sich auch die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus ein wenig verrenkt zum Streit um die Hochzeit des Bundesministers der Finanzen, der am vergangenen Wochenende von Margot Käßmann noch einmal angeheizt wurde und zu dem sich am Dienstag auch Lindner selbst in einem schriftlich geführten Interview bei der Chrismon äußerte. Ansonsten glaube ich, dass im Eule-Artikel von Montag und meiner Glosse vom gleichen Tag alles wirklich Wichtige drin steht.

    nachgefasst II

    Wenn eine Synagoge zerfällt – Philipp Lenhard (taz)

    Die alte Detmolder Synagoge soll Parkplätzen weichen, wenn dem Wunsch eines rechten Anwalts entsprochen wird. Die ganze komplexe Geschichte, die sicher der Aufmerksamkeit der demokratischen Stadtgesellschaft bedarf, hat Philipp Lenhard (@PhilippLenhard) in der taz aufgeschrieben.

    […] der Plan, in der einstigen Synagoge die jüdische Geschichte Detmolds zu vermitteln, scheint auf absehbare Zeit nicht realisierbar zu sein. Zwar will die Stadt das Gebäude kaufen und hat dem Eigentümer auch ein marktgerechtes Angebot unterbreitet, wie Pressesprecher Marius Roll betont, aber Schnelle beharrt auf seiner Parkplatzidee. Immer wieder zieht er vor Gericht, um den Abriss des denkmalgeschützten Gebäudes einzuklagen. […] Offenbar lässt ihm das Thema keine Ruhe. Wer etwas genauer hinschaut, ahnt warum. Schnelle tummelt sich seit mindestens zwei Jahrzehnten in der rechten Szene.

    Nun hat sich der ehemalige Grünen-Politiker Volker Beck (@Volker_Beck), Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, in den Streit eingeschaltet und die NRW-Landesregierung um Hilfe gebeten, berichtet die Jüdische Allgemeine.

    Wenn Bilder töten – Andreas Mertin (zeitzeichen)

    Eigentlich sind ja alle Antisemitismus-sensiblen Zeitgenoss:innen vor allem mit der diesjährigen Documenta in Kassel befasst. Ich bekenne freimütig, dass ich zwischen all den Meldungen, Stellungnahmen, Rücktritten (nun auch die Generaldirektorin), Einsprüchen und Vorwürfen vollends den Überblick verloren habe. Der von mir sehr geschätzte Andreas Mertin versucht sich in den zeitzeichen (@zeitzeichenNET) an einer Klärung, „wie wir mit der vergifteten Documenta fifteen umgehen sollten“.

    Der alltägliche Hass im Klassenzimmer – Christoph Giesa (DER SPIEGEL)

    Vielleicht ist ja auch „der alltägliche Hass im Klassenzimmer“ gegenüber Juden zwar nicht losgelöst vom Hochamt des links-liberalen Bildungsbürgertums Documenta zu betrachten, aber doch irgendwie relevanter für das aktuelle jüdische Leben als die neueste Volte in Kassel? Christoph Giesa (@Christophgiesa) schreibt darüber im SPIEGEL: Nicht allein Religionslehrer:innen zur Lektüre dringend empfohlen!

    Doch wenn deutsche Jüdinnen und Juden in deutschen Schulen angegriffen werden, die Begründung aber im Konflikt im Nahen Osten liegt, tut man sich schwer, dagegen vorzugehen. Weil man es häufig nicht als Antisemitismus erkennt. Aber auch, weil das Juste Milieu, aus dem sich die Lehrerschaft zu nicht geringem Anteil rekrutiert, ein Herz für die »palästinensische Sache« hat. Das ist an sich nicht verwerflich, führt aber in Kombination mit oberflächlichem Wissen nicht selten dazu, dass man sich schwertut, zwischen legitimen Anliegen und Propaganda zu unterscheiden.

    Und zum Schluss dieses nachgefasst mit Antisemitismus-Schwerpunkt, wie es in den #LaTdH ja leider nicht selten ist, noch eine Nachricht aus Lutherstadt Wittenberg: Dort schließt der Kirchenvorstand der Stadtkirchengemeinde „eine Abnahme der judenfeindlichen Schmähplastik von der Fassade der Stadtkirche nicht länger raus“, berichtet der epd.

    Der Gemeindekirchenrat habe sich für deutlichere Schritte im Umgang mit der Plastik ausgesprochen, teilte das Gremium am Freitag mit. Der Beleidigung aller Juden und ihres Glaubens müsse ein deutlicher und sichtbarer Ausdruck für die christliche Abkehr von Judenfeindlichkeit entgegengesetzt werden. Im Prozess der Neugestaltung sei dem Gemeindekirchenrat wichtig, wie Juden dieses Schandmal erlebten und wie aus ihrer Sicht eine angemessene Neukonzeption der Stätte der Mahnung aussehen könnte.

    Buntes

    Kirchenasyl: Ordensschwester im Berufungsprozess freigesprochen – Pirmin Breninek (BR)

    Das Landgericht Würzburg hat in einer Berufungsverhandlung Schwester Juliana Seelmann aus dem Kloster Oberzell vom Vorwurf der Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt freigesprochen, berichtet Pirmin Breninek (@PirminBreninek) für den Bayerischen Rundfunk. Das Amtsgericht Würzburg hatte die Ordensfrau noch zu einer Geldstrafe verurteilt.

    Schwester Juliana konnte mit einem Lächeln auf dem Gesicht den Gerichtssaal verlassen. In einer Stellungnahme äußerte sie sich erleichtert über den Freispruch: Kirchenasyl sei eine christliche Tradition, um besondere humanitäre Härten zu vermeiden. Es gehe darum, besonders verletzliche und schutzbedürftige Migranten vor einer Abschiebung zu bewahren. „Wir haben uns an alle Vorgaben gehalten, wie es zwischen der Kirche und dem Bundesamt abgesprochen war. Daher bin ich erleichtert, dass das zum Freispruch geführt hat.“

    Im Sog der Wunder: Awakening Europe – Merlin Pratsch (MedWatch)

    Als der Ukraine-Krieg beginnt, kommt es an der Grenze zu Polen zu verwunderlichen Szenen: Mitglieder der Vereinigung Awakening Europe sprechen Flüchtlinge an. Angeblich geschehen Wunderheilungen. Was war da los? Merlin Pratsch (@MerlinPratsch) hat das für MedWatch recherchiert:

    Die Menschen, die hier in Gottes Namen Wunder vollbringen wollen, tragen rote Warnwesten. Auf deren Rücken steht „VOLUNTEER“. Darüber, in kleinerer Schrift „Awakening Europe“. Journalist Knipping beobachtet, wie sie sich vor allem an den Orten aufhalten, an denen sich flüchtende sowie in die Ukraine reisende Menschen stauen: am Bahnhof, an den Grenzübergängen. Sie singen und beten, tanzen vor einer langen Warteschlange mit zwei als Plüschtiere verkleideten Menschen vor Kindern, verteilen Bibeln und Flyer.

    Marx und die Diakoninnen: Zelebration und Imagepflege – Norbert Lüdecke (Theosalon)

    Im Theosalon kontextualisiert und kritisiert der emeritierte katholische Kirchenrechtler Norbert Lüdecke das „Ja“ von Kardinal Reinhard Marx zur Weihe von weiblichen Diakoninnen in der römisch-katholischen Kirche. Er sieht eine gewaltige Doppelmoral am Werk: Der Kardinal gebe sich zwar in der Öffentlichkeit reformwillig, unterlasse aber die notwendigen und möglichen Schritte, wirklich auf dem Weg voranzukommen.

    Wer sich vor diesem Hintergrund mit dem „Die Zeit ist Reif“-Spruch vor Frauen in Szene setzt, deren Zustimmung er sich so sicher sein kann, wie „Froh über Diakoninnen“-Worte reichen, „um in der katholischen Kirche Kardinal auf liberal zu reimen“, und mit der wahrscheinlich schon bereitliegenden Pressemitteilung die entsprechende Schlagzeile vorgibt „Kardinal Marx spricht sich für Öffnung des Diakonats von Frauen aus“, zelebriert nur sich selbst, instrumentalisiert die Predigt in der Eucharistiefeier für reine Imagepflege und verspottet nicht nur die Frauengemeinschaft, zu deren Feier er gebeten war.

    Australiens Plenarkonzil endet mit Kompromiss bei Frauen-Frage (KNA, katholisch.de)

    Wie es – nicht nur in dieser Frage – mit dem Synodalen Weg in Deutschland und seinen Forderungen weitergehen könnte, zeigte in diesen Tagen das Schicksal des australischen Plenarkonzils. Dort mussten zuletzt herbe Kompromisse geschlossen werden, weil die Zustimmung der Bischöfe zu tatsächlichen Reformen ausblieb. Übrig geblieben sind Forderungen an den Vatikan. Nun denn.

    Inside the ‘school’ for men caught paying for sex – Elle Hardy (The Guardian, englisch)

    Die Journalistin Elle Hardy (@ellehardy) befasst sich vor allem mit der charismatischen Bewegung (s. hier in der Eule) und hat für ein neues Buch in Texas bei Vereinen recherchiert, die verurteilte Freier im Sinne evangelikaler Moral umerziehen wollen. Das Engagement der Christen gegen die Prostitution hat auch Schattenseiten, was den Umgang mit den Persönlichkeitsrechten der Freier angeht. Und – wie so häufig – geht es nicht nur um den lieben Gott, sondern auch ums Geschäft.

    Stiftungsmodell für Islam-Unterricht am Ende? – Rüdiger Soldt (FAZ)

    Baden-Württemberg wollte beim islamischen Religionsunterricht Neuland betreten. „Jetzt kommt das Modell an seine Grenzen“, berichtet Rüdiger Soldt (@r_soldt) für die FAZ über die aktuellen Entwicklungen um den Islam-Unterricht im Südwesten:

    Ob das Stiftungsmodell eine dauerhafte Lösung zur Organisation des islamischen Religionsunterrichts sein wird, darf bezweifelt werden. Die Landesregierung hatte es damals unter hohem Zeitdruck eingeführt, weil sonst zahlreiche Modellprojekte zur Erprobung des islamischen Religionsunterrichts nicht hätten fortgeführt werden können. Auch der Konflikt zwischen traditionellen Verbandsvertretern in der Stiftung und den ausgesprochen liberalen Islamwissenschaftlerin an den Hochschulen war vorhersehbar.

    Surely There Must Be Someone Out There In All That Space – Jaime Green (Slate, englisch)

    Viele Menschen waren in den vergangenen Tagen wie ich beeindruckt von den neuen Bildern unseres Universums des James Webb Space Telescope. Jamie Green (@jaimealyse) schreibt bei Slate darüber, was die Bilder bei ihr auslösen und vor allem über die Suche nach außerirdischem Leben.

    The question of life in other galaxies will probably never be truly answered, not in our lifetime nor humanity’s. We may find microbes on another planet, or not. We may, with JWST or another powerful telescope, see the traces of life in an exoplanet’s atmosphere, or we may not; this kind of evidence would hardly be conclusive of anyone running around out there. […] But humans will never travel to the far reaches of the universe on display in JWST’s images, will never know them with our own eyes or our feet on their ground. We can gaze at the images captured by our telescopic emissaries, and we can treasure life on Earth and be awed by the cosmos all the same.

    Theologie

    Theologischer Frontalangriff auf Patriarch Kyrill – Katja Dorothea Buck (WELT-SICHTEN)

    Im Magazin für globale Entwicklung und ökumenische Zusammenarbeit WELT-SICHTEN (@weltsichten) schreibt Katja Dorothea Buck über die „Erklärung zur Lehre von der ‚Russischen Welt‘ (Ruskij Mir)“ (deutsche Fassung hier) von orthodoxen Theolog:innen, die inzwischen von über 1500 Theolog:innen und Kirchen-Akteur:innen unterzeichnet wurde.

    „Wir wollten deutlich machen, dass diese Ansichten den Prämissen der orthodoxen Theologie diametral widersprechen“, sagt Georgios Vlantis, Mitarbeiter der Volos-Akademie und Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Bayern, der an dem Text mitgewirkt hat. „Es ist eine Irrlehre, vom heiligen Rus als einer kirchlich unbedingt zu unterstützenden Einheit russischer Völker zu sprechen.“ Aber das werde in den Kirchen in Russland gepredigt. „Nationalismus ist ein Krebsgeschwür der gesamten Orthodoxie“, sagt Vlantis.

    Das Papier richte sich deswegen nicht allein an die ROK, sondern an die – von den Kirchenoberen meist tolerierten – nationalistischen Strömungen innerhalb vieler orthodoxer Kirchen. Es stehe auch dem ukrainischen Nationalismus kritisch gegenüber. Man hoffe, dass es zu einer kritischen und selbstkritischen Diskussion innerhalb der weltweiten Orthodoxie führe.

    Noch mehr Lesestoff zur Erklärung gibt es hier.

    Neue Handlungsspielräume in der Ukrainischen Orthodoxen Kirche – Andriy Fert (G2W)

    Beim Ökumenischen Forum für Glauben, Religion und Gesellschaft in Ost und West findet sich diese von Regula Zwahlen angefertigte Übersetzung eines Textes von Andriy Fert, Doktorand der Geschichte an der Nationalen Universität Kyjiw-Mohyla Akademie in Kyjiw, über das Gegen- und Miteinander der beiden ukrainischen orthodoxen Kirchen (s. #LaTdH vom 29. Mai).

    Der Krieg und die Passivität der Bischöfe im März und April haben die Priester an der Basis bedeutend gestärkt. Unmittelbar konfrontiert mit den Kriegskonsequenzen – entweder weil Bomben auf ihre Kirchen fielen oder durch unzählige Begräbnisse von Soldat:innen und Zivilist:innen – konnten viele Priester ihre geistliche Bindung an Russland nicht mehr mit dem Krieg vereinbaren. Die Mehrheit von ihnen lehnte den Patriarchen ab. Viele unterzeichneten Petitionen an ihre Bischöfe mit Autokephalie-Forderungen. Manche spürten eine Entfremdung von ihren Bischöfen und schufen informelle Kanäle, um ihre Visionen der kirchlichen Zukunft zu skizzieren. Aber eine Mehrheit von ihnen ist nicht bereit für einen Übertritt zur OKU.

    Das alles mag aus deutscher katholischer oder evangelischer Perspektive verwirrend sein. Das macht eine Befassung mit der Lage der Christen in der Ukraine allerdings umso dringlicher, gerade im Vorfeld der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Karlsruhe Ende August / Anfang September.

    Ein guter Satz

    Religion

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    July 17, 2022 at 10:02AM

  • Hochzeitsglocken – Die #LaTdH vom 10. Juli

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    Herzlich Willkommen!

    Unser Finanzminister Christian Lindner und ich haben seit neustem etwas gemeinsam. Wir haben nämlich beide gerade geheiratet. Das wars dann aber auch schon mit den Parallelen. Denn Lindner hat auf Sylt, mit einem kleinen Staatsaufgebot und viel Kritik geheiratet. Bei meiner Hochzeit dagegen war nur die engagierte Fotografin dabei. Anlass genug, mal ein bisschen näher hinzuschauen was das Thema Hochzeiten und die Kirchen betrifft. Da gibt es nämlich auch ganz außergewöhnliche Ideen, zum Beispiel in Berlin.

    Dann gibt es zum einen großes Chaos an deutschen Flughäfen wegen der Sommerferien und dem Personalmangel, zum anderen bei der Anmeldung und Anreise zur muslimischen Pilgerreise Hadsch, die gerade in Saudi-Arabien stattfindet. Und außerdem fragen wir uns, warum nicht schon auf allen Kirchendächern Solar- oder Photovoltaikanlagen installiert sind.

    Viel Spaß beim Lesen wünscht
    Jacqueline Depta

    PS: Die #LaTdH und das Angebot der Eule werden von den Leser:innen selbst ermöglicht! Die Eule ist ein unabhängiges Magazin und erhält keine Unterstützung von Kirchen oder Religionsgemeinschaften. Werden Sie Eule-Abonnent:in! Ab 3 € im Monat sind Sie dabei.


    Debatte

    Die Hochzeitsglocken läuten: Für unseren Finanzminister, für 50 Paare, die eine Pop-Up-Hochzeit feiern und für mich auch. Denn nicht nur Christian Lindner hat geheiratet, sondern auch ich durfte ganz frisch vor den Traualtar treten. Für mich persönlich war das dieses Jahr die vierte von sieben Hochzeiten, auf denen ich sein werde. Vier davon kirchlich, eine (nur) standesamtlich und zwei sind freie Trauungen.

    Dass sich immer weniger Menschen für eine kirchliche Trauung entscheiden ist nichts neues, die Zahlen sind seit Jahren rückläufig. Und trotzdem erhoffen sich christliche Autor:innen von der Hochzeit von Christian Lindner diese Woche eine gewisse Strahlkraft.

    Lindners Location und unsere Kirche – Angela Rinn (Zeitzeichen)

    Sie haben Ja gesagt: Finanzminister Christian Lindner (@c_lindner) und Chefreporterin Politik bei der Welt Franca Lehfeldt (@francalehfeldt) haben auf Sylt geheiratet. Dass die beiden sich nicht nur im Standesamt das Ja-Wort gegeben haben, sondern auch in der evangelischen Kirche St. Severin freut Angela Rinn besonders.

    Die Autorin hofft sogar auf eine Zeitenwende bei den Hochzeitstrends. Weg von Outdoorhochzeiten und Strandromantik, hin zu jahrhundertealten Kirchenmauern und Sakralgebäuden. „Die „Hochzeit des Jahres“ in Deutschland setzt Maßstäbe.“ Und das, obwohl Lindner bereits vor Jahren aus der katholischen Kirche ausgetreten ist.

    Bei der Trauung von Christian Lindner und Franca Lehfeldt wird sicher die Orgel spielen , und auch Kirchenmusikerinnen leben nicht von Luft und Liebe, sondern sind auf ihr Gehalt angewiesen. Alle Mitglieder der christlichen Kirchen leisten mit ihrer Kirchensteuer einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung dieser wunderschönen Kulturgüter und zur Sicherung kirchlicher Dienstleistungen.

    Möglicherweise könnten die sich etwas darüber ärgern, dass die einen nutzen, was sie finanzieren. Eventuell ist die eine oder der andere gar der Ansicht, dass das eine gewisse Schieflage darstellt. Mag sein, dass sich da in Zeiten der Inflation die Frage stellt, warum man sich die Kirchensteuer nicht einfach auch sparen könnte, wenn Nichtmitglieder die gleichen Rechte und Vorteile haben wie Kirchenmitglieder.

    Die Regionalbischöfin Petra Bahr (@bellabahr) bekräftigt auf Twitter noch einmal den Mut, den es für eine Trauung braucht.

    Um die 130 maskenlose Gäste reisen in einer Pandemie vermutlich überwiegend per Flugzeug auf eine Insel an, die wegen dem Klimawandel dem Untergang geweiht ist. Beides kann man durchaus irritierend und instinktlos finden ohne therapeutische Hilfe zu benötigen.

    Mit Gottes Hilfe, aber ohne Kirchensteuer? – Reinhard Bingener (FAZ.net)

    Eine evangelische Hochzeit, bei der beide Eheleute keine Kirchenmitglieder (mehr) sind. So ist scheinbar die Sachlage laut Medienberichten bei der Promi-Hochzeit Lindner/Lehfeldt. In den Beschlüssen der Nordkirchen-Synode gibt es an dieser Stelle einen Widerspruch. Einerseits wurde beschlossen, dass „mindestens“ einer der beiden Partner Mitglied der evangelischen Kirche sein soll, andererseits aber auch, dass eine Trauung auch dann möglich ist, „wenn Menschen, die nicht Kirchen­mitglieder sind, danach fragen“. Schwierig, findet auch Reinhard Bingener (@RBingener):

    Nach Auffassung der Theologieprofessorin Karle zeigt der Fall Lindner/Lehfeldt exemplarisch das Dilemma der Kirche zwischen „Öffnung“ und „Schließung“ angesichts zunehmender Entkirchlichung. Einerseits möchte die Kirche für alle offen sein und präsent bleiben, andererseits darf sich die Kirche in diesem Prozess nicht bis in ihre rituellen Kernbereiche selbstsäkularisieren.

    Dass die Kirchen da mal ein Auge zudrücken, lässt sich nachvollziehen. Vor allem wenn man sich die Zahlen zu kirchlichen Trauungen in den vergangenen Jahren anschaut. Zwar freut sich die Deutsche Bischofskonferenz nach etlichen Corona-Ausfällen über mehr Trauungen 2021 (20.140 ) als im Jahr zuvor (11.018), allerdings täuscht der Anstieg über den stetigen Negativtrend hinweg. Den hat Felix Neumann (@fxneumann) für katholisch.de analysiert.
    Als weiteren schwierigen Punkt führt Bingener die Mitgliedschaft in der Kirche an:

    Wenn die kirchliche Traumhochzeit auf der Insel Sylt jedem offen steht, könnte sich manches Kirchenmitglied irgendwann die Frage stellen, warum es Monat für Monat Kirchensteuer zahlt.

    Da ist er wieder: Der Spagat, den die Kirchen versuchen (müssen) zu vollziehen. Ob es die richtige Entscheidung ist, weiß niemand. Vielleicht kochen gerade deshalb die Diskussionen auf Facebook und Twitter so hoch? Kirchliche Einsegnungen von Ehepaaren ohne zuindest ein Kirchenmitglied sind allerdings sehr, sehr selten. Der Anteil der evangelisch getrauten Paare, bei denen kein Partner Mitglied einer evangelischen Landeskirche ist, liegt seit 2015 bei jährlich 0,3 bis 0,4 Prozent. So oder so hat die evangelische Kirche mit dieser Hochzeit aber so viel – meist positive – Presse wie lange nicht mehr.

    Mit schalem Nachgeschmack – Benjamin Lassiwe (Sylter Rundschau)

    Und auch Benjamin Lassiwe (@lassiwe) macht sich so seine Gedanken, ob die evangelische Kirche nicht das falsche Signal mit dieser Hochzeit sendet. Ein Ehepaar, das kirchlich getraut wird, aber nicht Mitglied der Kirche ist.

    Signalisiert sie nicht gerade am Beispiel von Christian Lindner, dass im Grunde egal ist, ob man Kirchenmitglied ist, oder nicht? Eleganter wäre es jedenfalls gewesen, wären Christian Lindner und Franca Lehfeldt aus Anlass ihrer Hochzeit in die Kirche eingetreten. Denn so hinterlässt das Sylter Medienereignis des Jahres bei vielen Kirchenmitgliedern einen schalen Nachgeschmack.

    Lustig auch, dass die Hochzeitsgäste mit diesem Text konfrontiert wurden, wenn sie am Hochzeitstag die Zeitung auf Sylt aufgeschlagen haben.

    Spontan und ohne Anmeldung, 50 Mal Ehe to go! – Sabine Klier (B.Z.)

    Ganz anders aber sicher nicht weniger bedeutsam für die Eheleute waren die Segenshochzeiten in Berlin vor ein paar Wochen. 50 Paare haben sich da segnen lassen und eine „Hochzeit to go“ in Anspruch genommen. Im Glitzerblazer, auf der Harley-Davidson und unter einem geschmückten Hochzeitsbaum wurden die Pop-Up-Hochzeiten durchgeführt.

    Pfarrerin Susann Kachel sagt: „Der Andrang ist so groß, dass wir die Segenshochzeit sicherlich wiederholen werden.“

    Die Idee zu der Aktion kam vom Segensbüro in Neukölln. Leiterin und Pfarrerin Susann Kachel sagte dazu im Interview mit dem rbb:

    Wir wollen einfach mal ausprobieren, wen das anspricht. Kirchliche Trauungen sind normalerweise mit einer großen Hürde verbunden. Man muss nämlich standesamtlich verheiratet sein und auch noch Kirchenmitglied. Wir haben gedacht, dass es viele Menschen gibt, die gar nicht zivilrechtlich verheiratet sein, aber trotzdem eine Segenszeremonie feiern wollen. Oder aber Menschen, die aus finanziellen Gründen nicht noch einmal heiraten wollen, sich aber trotzdem den Segen der Kirche für ihre Partnerschaft wünschen.

    Wozu noch in der Kirche sein? – Inke Raabe (inkeraabe.de)

    Pastorin Inke Raabe (@bible_mcmimimi) ist für die Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Nordfriesland der Nordkirche (@nordkirche_de) zuständig und in diesen Tagen wegen der Lindner-Hochzeit professionell gut beschäftigt gewesen. Trotzdem hat sie ihre Gedanken zur „Hochzeit des Jahres“ in ihrem Blog noch einmal aufgeschrieben. Sie schreibt über „Kirchenbashing“, die Lasten der immer weniger werdenden Kirchenmitglieder, aber auch über ihren Willen, die Kirchentüren weit auf zu machen:

    Auch ich ärgere mich manchmal, wenn die Last für die immer weniger werdenden Mitglieder immer größer wird. Ich ärgere mich vor allem über das allgegenwärtige „Kirchenbashing“, bei dem Politik gerne mitmischt. Und ja: Ich ärgere mich auch, wenn Menschen nicht zu uns gehören wollen, aber wie selbstverständlich an allem teilhaben, was uns ausmacht. Und dennoch: Gerade im vorliegenden Fall lerne ich von meiner Sylter Kollegin. Sie hat ein weites Herz. Sie ist unermüdlich freundlich. Sie weist niemanden ab. So möchte ich auch sein.

    Wenn wir Christ:innen so überzeugend darlegen könnten, warum wir dabei sind (und bleiben) wie Inke Raabe wäre viel gewonnen:

    Ich bin Mitglied der Kirche, nicht, weil ich dadurch irgendwelche Vorteile hätte, sondern weil ich die Gemeinschaft der Glaubenden im Gottesdienst liebe, weil ich es liebe, gemeinsam zu singen und zu beten. Ich bin Mitglied der Kirche, weil ich so großen Respekt habe vor der Kunst und der Kultur, die durch sie möglich wurden. Ich bin Mitglied der Kirche, weil unsere großartigen Gotteshäuser mir am Herzen liegen und weil ich weiß, wieviel Geld es kostet, sie zu erhalten.

    Ich bin Mitglied, weil ich das Evangelium, das wir in Wort und diakonischer Tat verkündigen, für unverzichtbar halte in einer Welt, in der jeder nur auf sich sieht. Ich bin Mitglied, weil ich weiß, dass wir viele sind und gemeinsam etwas bewegen können. Ich bin Mitglied, weil ich dazugehören möchte. Kirchenmitgliedschaft ist für mich eine Form gelebter Solidarität. Wer nicht Mitglied ist, verpasst etwas, das ist meine Devise.

    Buntes

    Sonnenenergie vom Kirchendach: Jetzt Zeichen setzen! – Burkhard Weitz (chrismon)

    Warum sind nicht auf jedem Kirchendach in Deutschland Solaranlagen verschraubt? Mit dieser Frage hat mich Burkhard Weitz nach dem Lesen seines neusten Textes für Chrismon (@chrismon_de) stehen gelassen. Ja, warum eigentlich nicht? Ich stimme ihm voll und ganz zu, dass sich gerade jetzt die Gemeinden darum kümmern sollten. Denn:

    […] wichtiger als die Optik ist die Funktionalität. Es kann nicht sein, dass wir lieber in Schönheit sterben, als das Vernünftige zu tun. Und es wäre auch nicht verkehrt, wenn aller Welt deutlich wird: Die Kirchen sind schon deshalb systemrelevant, weil sie sich um die Fragen der Zukunft kümmern.

    Als Beispiel führt der Autor den Fall einer Gemeinde in Nordheim im Landkreis Heilbronn an. Die hat schon im Jahr 2000 eine Photovoltaikanlage bei einer Dachsanierung installieren lassen. Und das gegen einigen Widerstand. Die Gemeinde kämpfte sich bis vors Oberverwaltungsgericht Mannheim und gewann.

    Flughafenpfarrerin: Personal ist verzweifelt – Carina Dobra (evangelisch.de)

    Bettina Klünemann ist Flughafenseelsorgerin an Deutschlands größtem Flughafen in Frankfurt am Main. Sie erlebt das Chaos, das zurzeit herrscht jeden Tag und hat dabei nicht nur die Reisenden, sondern auch die Mitarbeitenden im Blick, hat Carina Dobra (@carinadobra) vom epd aufgeschrieben:

    „Als ich einige von ihnen nach ihren Pausenzeiten gefragt habe, haben die nur gelacht“, sagte Pfarrerin Bettina Klünemann. Das Personal arbeite größtenteils sieben Tage die Woche, zehn Stunden am Tag, „ohne Verschnaufpause“.

    Wer im Moment in den Urlaub fliegen will, muss starke Nerven haben. Aufgrund von Personalmangel und wegen der großen Nachfrage nach den wegen Corona ausgefallenen Urlauben in den vergangenen Sommern staut es sich vor den Schaltern, der Sicherheitskontrolle und beim Boarding. In der Flughafen-Kapelle suchen einige Reisende da etwas Ruhe von dem ganzen Trubel in den Wartehallen. Ich hoffe, dass Sie von dem Chaos verschont bleiben und falls nicht, dass sie genug Zeit einplanen und gelassen bleiben. Das rät auch Pfarrerin Klünemann.

    Theologie

    Hadsch 2022: Traditionelle Pilgerreise mit Hindernissen – Junus el-Naggar (NDR.de)

    An diesem Wochenende findet die erste Hadsch seit der Corona-Pandemie statt, bei der auch wieder Gläubige aus dem Ausland zugelassen sind. Bis zu einer Million Menschen werden erwartet. Neu in diesem Jahr ist das Anmeldesystem bei der Pilgerreise, das nicht mehr von unzähligen Reisebüros weltweit organisiert wird. In diesem Jahr übernimmt die Organisation komplett das saudische Hadsch-Ministerium, erklärt Junus el-Naggar. Es gibt ein Losverfahren und die Organisation scheint sehr chaotisch. Der Autor sieht dahinter einen Plan Saudi-Arabiens, ausschließlich selbst Geld mit den Pilgern zu verdienen. So werde die Pilgerreise noch mehr kommerzialisiert. „Die Pilger sind zum Spielball saudischer Nationalinteressen geworden“ resümiert el-Naggar in dem Radiobeitrag für NDR Kultur.

    Münchner Frauen an die Taufbecken – Annette Zoch (SZ.de)

    Mal wieder fordern Frauen mehr Rechte in der katholischen Kirche. Dieses Mal ist es das Frauenforum der Erzdiözese München und Freising, das Kardinal Reinhard Marx dazu auffordert, Laien mit Taufen und Eheschließungen zu beauftragen. Anlass dafür ist der Gottesdienst zu „50 Jahre Pastoralreferenten und -referentinnen“, den Marx am Samstag gefeiert hat.

    Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hatte im Frühjahr einigen Wirbel ausgelöst, als er in seinem Bistum Laien mit der Taufspende beauftragte. Marx‘ Mitbruder berief sich auf den Priestermangel und nutzte ein kirchenrechtliches Schlupfloch, wonach jede geeignete Person vom Bischof zur Taufspende beauftragt werden kann, wenn ordentliche Taufspender wie Priester oder Diakone fehlen.

    Die Münchener Frauen wollen neben den Taufen auch Trauungen durchführen, was kirchenrechtlich in der katholischen Kirche eigentlich kein Problem sein dürfte: Denn die Eheleute spenden sich gegenseitig das Sakrament der Ehe, der Priester segnet sie lediglich. Das eine Lockerung der gänigen Praxis bisher immer auch mit dem Mangel an Priestern begründet wurde, stört das Frauenforum:

    „Es geht hierbei nicht nur um eine Entlastung der Priester und Diakone, sondern nicht zuletzt um Fragen der Gerechtigkeit uns Frauen gegenüber.“

    Ob die Frauen im Bistum München mit ihrer Forderung Erfolg haben werden, bleibt abzuwarten. Ich bin da eher skeptisch. Zwar wird in der katholischen Kirche immer wieder über dieses Thema diskutiert, wirkliche Änderungen kommen aber nur schwerfällig in Gang. Trotzdem: Forderungen sind wichtig und auch mit kleinen Schritten gelangt man irgendwann ans Ziel.

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    July 10, 2022 at 07:07AM

  • „Wir brauchen eine erneuerte Rede von Gott“ / Kardinal Marx sieht Anbruch neuer Epoche des Christentums

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    „Wir brauchen eine erneuerte Rede von Gott. Wir müssen die Botschaft vom Reich Gottes wieder in den Blickpunkt rücken, damit sein Reich wieder in unserer Mitte sichtbar wird“, sagte Marx am Samstag anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Berufs der Pastoralreferenten. Es dürfe dabei nicht die konkrete Situation und das konkrete Leben außer Acht gelassen werden. Vielmehr sei „darauf zu hören, was die Zeichen der Zeit uns zu sagen haben“.

    Dienst der Pastoralreferenten sei „großer Schatz“

    Synodaler Geist bedeute „innerer Aufbruch, gehen, nicht stehenbleiben“, so der Kardinal. Auf diesem Weg gelte es, all das beiseite zu räumen, was den Blick auf das absolute Geheimnis Gottes und auf das Christusereignis verdunkele. „Es wird sich Vieles in der Kirche ändern. Aber die Botschaft des Mannes aus Nazareth wird nicht zu Ende gehen.“

    Den Dienst der Pastoralreferenten bezeichnete der Erzbischof von München und Freising als „einen großen Schatz, der weiterführt und der, auch immer wieder kritisch, den Weg des Volkes Gottes begleitet“. Er wolle sich gar nicht vorstellen, was das Erzbistum ohne diese Berufsgruppe sei.

    Das neue Berufsbild entstand ausgehend von den Impulsen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 – 1965). Theologen und später auch Theologinnen erlaube es, auch ohne Weihe als Seelsorger und Seelsorgerinnen zu arbeiten, so das Erzbistum. Es beschäftigt nach eigenen Angaben mittlerweile 320 Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten.

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    July 10, 2022 at 11:57AM

  • Papst: „Frauen sollen bei Auswahl von Bischöfen mitbestimmen“

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    Papst Franziskus will noch mehr Frauen in hochrangige Positionen am Heiligen Stuhl hieven. Das erklärte er in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters.

    Schon in den letzten zwei Tagen sind wichtige Auszüge aus dem 90-Minuten-Gespräch vom letzten Samstag bekannt geworden. In den neuen Exzerpten geht es nun um das Thema Frauen.

    „Ich bin offen dafür, ihnen eine Chance zu geben“, sagte Franziskus dem Interviewer Philip Pullella. Und er erwähnte, dass er letztes Jahr zum ersten Mal eine Frau zur Nummer Zwei im Governatorat ernannt habe: Schwester Raffaella Petrini ist seitdem die hochrangigste Frau im Vatikan.

    Franziskus spricht noch von „Kongregation“…

    Der Papst kündigte außerdem an: „Zum ersten Mal werden zwei Frauen in das Komitee an der Bischofskongregation berufen, das für die Auswahl von Bischöfen zuständig ist.“ Damit wird es an dieser Stelle im Vatikan erstmals ein Mitspracherecht von Frauen geben.

    Namen nannte Franziskus nicht; er meinte nur: „Auf diese Weise öffnen sich die Dinge ein bisschen“. Ein Mitspracherecht von Laien bei der Auswahl von Bischöfen gehört zu den Kernforderungen des Reformprozesses „Synodaler Weg“ der katholischen Kirche in Deutschland.

    Vielleicht bald eine vatikanische Chef-Bibliothekarin?

    Zu dem Komitee an der Bischofskongregation, die seit Inkrafttreten der Kurienreform Anfang Juni offiziell Bischofsdikasterium heißt, gehören bislang Kardinäle, Bischöfe und Priester; es trifft sich in der Regel zweimal pro Monat in Rom. Das Dikasterium selbst wird vom kanadischen Kardinal Marc Ouellet geleitet; zu den Mitgliedern gehört der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch.

    Die Kurienreform hat auch erstmals die Berufung von Laien an die Spitze von vatikanischen Ministerien („Dikasterien“) möglich gemacht. Auf die Frage, welche Dikasterien denn bald womöglich von einem Laien – Mann oder Frau – geleitet werden könnten, nannte Papst Franziskus die Dikasterien für Bildung und Kultur sowie die Apostolische Bibliothek.

    Immer mehr Frauen in wichtigen Vatikan-Positionen

    In seinem Pontifikat (seit 2013) hat Franziskus schon öfters Frauen in wichtige Positionen berufen. Im Entwicklungsdikasterium ist eine italienische Ordensfrau auf der Top-Position gleich nach dem Präfekten; eine französische Ordensfrau wirkt an verantwortlicher Stelle im Synoden-Sekretariat. Auch an der Spitze der Vatikanischen Museen steht eine Frau.

    (reuters/vatican news – sk)

    Barbara Jatta leitet als erste Frau die Vatikanischen Museen

    Barbara Jatta leitet als erste Frau die Vatikanischen Museen

    Religion

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    July 6, 2022 at 12:32PM

  • Glück – In Religion und Alltag

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    July 2, 2022 at 08:26AM

  • „Wenn #Schule|n bei einer gemeinsamen Schlussfeier die #spirituell|e Dimension nicht aussparen möchten, gilt es Feierformen zu entwickeln, in der alle Schüler*innen mit ihrer je spezifischen weltanschaulichen […] Haltung im Blick sind.“ #relichat #twlz

    https://twitter.com/TheocareNetwork/status/1542749996046589952

    Twitter

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    July 1, 2022 at 08:14AM

  • Wie wird aus einer Kirche eine Jugendkirche?

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    DOMRADIO.DE: Die Sankt Stephanus-Kirche in Hasselt (Bedburg-Hau) soll jetzt als Jugendkirche genutzt werden. Dafür wurde sie eigens umgestaltet. Wie kam es denn zu dieser Idee, eine ganze Kirche umzubauen?

    Theo Kröll (Leitender Pfarrer von Bedburg-Hau): Wir sind eine wachsende Gemeinde, weil wir viele Neubaugebiete haben. Und wir haben eine sehr gut funktionierende Kinder- und Jugendarbeit, sprich einen großen Kinder- und Jugendchor, eine große Messdienerschar, die Landjugend, also ganz viele Kinder und Jugendliche, die da sind und die auch präsent sind. Und da kam einfach der Gedanke: Wir haben hier sieben Kirchen vor Ort und wollen eine davon auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen so umgestalten, dass man das eben miteinander gut kombinieren kann.

    DOMRADIO.DE: Was braucht es denn für die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen?

    Pfarrer Theo Kröll

    "Die ganze Kirche ist schon noch als Kirche natürlich erkennbar, aber eben modern und digital."

    Kröll: Wir haben im September letzten Jahres angefangen. Wir haben den Altar nach unten geholt. Wir haben die Zwischenstufen eingezogen, dass also die Gemeinde und Kinder und Jugendliche viel näher aneinander sind. Wir haben mehr Platz jetzt. Wir haben technisch aufgerüstet mit Strahlern, mit Großleinwand, mit allen möglichen technischen Sachen. Wir haben Ecken für Kinder und Jugendliche geschaffen, also auch für die Kleinsten eine Mal- und Spielecke, eine Hörbuch-Ecke, einen Touchscreen und so weiter. Die ganze Kirche ist schon noch als Kirche natürlich erkennbar, aber eben modern und digital.

    DOMRADIO.DE: Was genau findet dort statt? Das hört sich nicht nach klassischem Gottesdienst jetzt an.

    Kröll: Wir haben jeden Sonntag um 11 Uhr unsere Familien-Messe, die dann auch bewusst für Kinder und Familien vorbereitet wird. Wir hatten bis jetzt fünf Mal im Jahr Jugendgottesdienste. Das wollen wir jetzt monatlich nach den Sommerferien machen, dass wir also an einem Samstagabend die Jugendlichen entsprechend einladen. Außerdem wollen wir die Kirche für Krabbelgottesdienste nutzen und für Kinderbibeltage, wir haben ein "Kirchen-Kino" eingeführt, so dass wir alle diese Medien einsetzen können, über den Gottesdienst hinaus.

    DOMRADIO.DE: Kirche also wieder als Treffpunkt für junge und ganz junge Leute, für Familien, für Kinder, Kleinkinder, Jugendliche. Wenn wir bei den Jugendlichen sind: wie erleben Sie die in Ihrer Gemeinde?

    Kröll: Sehr positiv. Die bringen sich schon wirklich gut ein. Und sie waren jetzt auch bei den Planungen ganz in der ersten Reihe. Das waren eigentlich die Hauptakteure, die wir nach ihren Wünschen gefragt haben, nach ihren Möglichkeiten. Und die haben ganz aktiv mitgestaltet.

    DOMRADIO.DE: Kinder gehen noch zur Erstkommunion, werden vielleicht dann noch Messdienerinnen oder Messdiener. Und dann ist für Jugendliche oft Kirche kein Thema mehr. Inwiefern glauben Sie, dass Sie mit Ihrem Angebot schaffen, das zu ändern?

    Pfarrer Theo Kröll

    "Ich glaube, wichtig ist, dass wir als Kirche einfach hinhören und den Jugendlichen den Raum geben, den Platz geben, die Möglichkeiten geben, die sie auch sich wünschen."

    Kröll: Das muss ich gar nicht erst ändern, weil das bei uns auch ein Stück anders ist. Wir haben Gott sei Dank noch eine ganze Reihe Jugendlicher, die mitmachen. Ich glaube, wichtig ist, dass wir als Kirche einfach hinhören und den Jugendlichen den Raum geben, den Platz geben, die Möglichkeiten geben, die sie sich auch wünschen. Was wir bieten können, ist Gemeinschaft. Dass wir eine lebendige Gemeinschaft sind, in der sich die Leute wohlfühlen, wo sie gerne mitmachen, dabei sind und wir ihnen nicht immer nur mit dem erhobenen Zeigefinger kommen, sondern dass sie sich wirklich ernst genommen fühlen.

    DOMRADIO.DE: Und man trifft die anderen Kinder und Jugendlichen, mit denen man vielleicht dann auch gemeinsam noch in der Freizeit sich treffen kann. Es gibt dann wieder so eine Art Mittelpunkt. Ist das vielleicht das Beste an dieser Geschichte?

    Kröll: Ganz genau. Wir haben einen Mittelpunkt geschaffen, den man liturgisch, aber eben auch für die gesamte Kinder- und Jugendarbeit nutzen kann.

    Das Interview führte Dagmar Peters.



    Die Deutsche Bischofskonferenz hat die Statistik für 2021 veröffentlicht. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte dies bereits im März 2022 getan. Hier einige Eckdaten:

    Im vergangenen Jahr gehörten 21.645.875 Menschen der katholischen Kirche an, bei den Protestanten waren es 19.725.000. Das entspricht einem Anteil von rund 26 beziehungsweise 23,5 Prozent an der Gesamtbevölkerung. Im vergangen Jahr traten 359.338 Menschen aus der katholischen und rund 280.000 Menschen aus der evangelischen Kirche aus. In beiden Fällen ist das ein neuer Rekordwert.

    via domradio.de https://www.domradio.de

    June 30, 2022 at 06:40PM