Anmeldung zum Gymnasium: Warum willst ausgerechnet du an ausgerechnet unsere Schule?

Vor Kurzem waren die Anmeldewochen für die weiterführenden Schulen hier in Hamburg (meine Kollegin Julia Stanek hat da auch schon so ihre Erfahrungen gemacht). Nicht für unsere Zwillingstöchter, die sind diese Woche 15 Jahre alt geworden. Aber für Sobhi. Er ist 11 Jahre alt und seit wenigen Wochen deutscher Staatsbürger . Seine Eltern sind aus Syrien nach Deutschland geflohen.

Meine Freundin und ich unterstützen die Familie seit einigen Jahren bei der Integration, und deshalb bin ich mitgegangen, als Sobhi sich in einem Hamburger Gymnasium für die fünfte Klasse anmelden wollte. Das Gymnasium war mir empfohlen worden, weil es eine der ersten Schulen war, die im Jahr 2015 Geflüchtete unterrichtet hatte. Außerdem hat das Gymnasium – anders als Sobhis Wohnort, ein Brennpunkt – einen hohen Sozialindex, der beschreibt den sozioökonomischen Hintergrund der Schülerinnen und Schüler. Es wurde zum schrecklichsten Gespräch, das ich je in einer Schule geführt habe.

Die Abteilungsleiterin der Beobachtungsstufe fragte Sobhi, warum er an die Schule wolle, und zwar mit der Betonung: Warum möchtest ausgerechnet du an ausgerechnet unsere Schule? Da müsse er sehr viel lernen, und er würde dabei von der Schule keinerlei Unterstützung bekommen, die sei nicht vorgesehen. Und es wäre doch sehr traurig, wenn er das Gymnasium nach der 6. Klasse verlassen müsste.