Kategorie: Verschiedenes

  • Raith, Anne http://www.deutschlandfunk.de, @mediasres


    Title: Trumps „Flood the Zone“-Strategie: Wie können wir den Überblick behalten?
    URL: https://www.deutschlandfunk.de/trumps-flood-the-zone-strategie-wie-koennen-wir-den-ueberblick-behalten-100.html
    Source: @mediasres
    Source URL: https://www.deutschlandfunk.de/mediasres-100.html
    Date: February 5, 2025 at 05:27PM
    Feedly Board(s): Verschiedenes

  • Weisband, Marina http://www.deutschlandfunk.de, @mediasres


    Title: Kolumne: Die Demokratie braucht digitale öffentliche Plattformen
    URL: https://www.deutschlandfunk.de/kolumne-die-demokratie-braucht-digitale-oeffentliche-plattformen-100.html
    Source: @mediasres
    Source URL: https://www.deutschlandfunk.de/mediasres-100.html
    Date: February 5, 2025 at 05:27PM
    Feedly Board(s): Verschiedenes

  • Die Brandmauer steht, war immer das Versprechen von Regierungsparteien, Linken und Union. Nachdem die Vielbeschworene nun auch im Bundestag von der Union niedergerissen wurde, sind viele empört.

    Ausgerechnet am Tag des Brandmauerfalls hat FragdenStaat ein neues Wahl-Informationstool veröffentlicht. Mit dem „Real-O-Maten“ können Interessierte ihre politischen Einstellungen mit dem tatsächlichen Abstimmungsverhalten der Parteien im Bundestag abgleichen.

    Der von der Bundeszentrale für politische Bildung betriebene „Wahl-O-Mat“, das bekanntere Original, vergleicht die eigene Haltung lediglich mit Versprechen wie dem Einhalten des 1,5-Grad-Ziels und Wahlprogrammen der Parteien. Schon länger paktiert die Union trotz Gerede über Brandmauern auf kommunaler Ebene mit den Rechtsextremen. Der „Real-O-Mat“ ermöglicht es, die Unterschiede zwischen den Wahlversprechen und dem tatsächlichen Handeln der Bundestagsparteien sichtbar zu machen.

    „Los geht’s!“, der erste Klick ist getan. Noch einen Hinweis auf den Unterschied zu anderen Wahlentscheidungstools wegklicken, dann kommt man zur ersten Frage. Soll man Bürgergeldempfänger:innen, die wiederholt Arbeit abgelehnt haben, das Geld streichen? Darauf gibt es drei Antwortmöglichkeiten, abgeleitet vom Abstimmverhalten der Bundestagsparteien: Ja, finde ich auch“, „Nein, geht mir zu weit“ oder „Nein, geht mir nicht weit genug“.

    Danach folgen 19 weitere Thesen, zu denen man Stellung beziehen kann. Sie reichen von asyl- und migrationspolitischen Fragen über das Deutschlandticket, den Krieg gegen die Ukrai­ne und die Schuldenbremse bis hin zu Datenschutz und Impfpflicht.

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    Zur Formulierung dieser 20 Thesen hat FragdenStaat Gesetzentwürfe und Anträge analysiert, über die in der Legislaturperiode von September 2021 bis Dezember 2024 abgestimmt wurde. Bei Enthaltungen wurden die jeweiligen Begründungen der Parteien ausgewertet.

    Anschließend kann man einzelne Thesen, die man für besonders wichtig hält, doppelt gewichten. Auf Prozentpunkte genau wird dann die Übereinstimmung der eigenen Haltung mit jener der acht im Bundestag vertretenen Parteien berechnet. Hier kann man, auch in gewohnter „Wahl-O-Mat“-Manier, die einzelnen Antworten der Parteien miteinander vergleichen.

    Auf dem dritten Reiter der pastellfarbenen Benutzeroberfläche stehen die Begründungen. Wenn die Parteien ihr Abstimmungsverhalten im Bundestag nicht inhaltlich begründet haben, bewertet der Real-O-Mat die Partei zur betreffenden These nicht. FragdenStaat liefert zu jeder der auf Abstimmung basierenden Begründungen Nachweise mit. Transparenter als das Original ist das Tool also definitiv.

    Der „Real-O-Mat“ ist ein hilfreiches Werkzeug. Denn insbesondere SPD und Grüne inszenieren sich gerne als linke Parteien. Zum Beispiel versprachen die Grünen im Frühjahr 2024 auf ihrer Webseite noch, dass sie vorgezogene Asylverfahrensprüfungen an den Außengrenzen ablehnen. Das „Gemeinsame Europäische Asylsystem“ (Geas), die größte Asylrechtsverschärfung seit Jahrzehnten, verhinderten sie im Mai 2024 trotzdem nicht. Das Versprechen auf ihrer Webseite war da schon nicht mehr auffindbar.

    Ein „Wahl-O-Mat“ kann nur funktionieren, wenn Parteien ihre Versprechen zumindest im Kern halten. Das Tool von FragdenStaat zeigt hingegen die Wirklichkeit: Rechte Politik ist schon lange kein Alleinstellungsmerkmal von AfD und Union mehr. Der Real-O-Mat lohnt sich.


    Title: Hilfe bei der Wahlentscheidung: Darum ist der „Real-O-Mat“ besser als der „Wahl-O-Mat“
    URL: https://taz.de/Hilfe-bei-der-Wahlentscheidung/!6066222/
    Source: taz.de – taz.de
    Source URL: https://taz.de/!p4608/
    Date: February 4, 2025 at 11:54AM
    Feedly Board(s): Verschiedenes

  • Vermeidbare Risikofaktoren
    Welche Gewohnheiten zu Krebs führen können

    Stand: 04.02.2025 06:33 Uhr

    Dass Rauchen krebserregend ist, ist bekannt. Doch auch Alkohol, Übergewicht und ungesunde Ernährung können Krebs auslösen. 40 Prozent der Erkrankungen ließen sich vermeiden – vor allem durch einen gesunden Lebensstil.

    Einen guten Teil der Krebsentstehung haben wir selbst in der Hand. Das zeigt eine Studie der American Cancer Society. Sie hat mehr als 1,7 Millionen Fälle von Krebsneuerkrankungen von über 30-jährigen US-Amerikanerinnen und -Amerikanern im Jahr 2019 untersucht. Das Ergebnis: Etwa 40 Prozent der Erkrankungen und 44 Prozent der Krebs-Todesfälle sind auf potenziell vermeidbare Risikofaktoren zurückzuführen.

    Der größte beeinflussbare Risikofaktor ist laut den Forschenden das Rauchen. An zweiter Stelle kommt Übergewicht, gefolgt von Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und ungünstiger Ernährung mit Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch, zu wenig Obst und Gemüse, zu wenig Ballaststoffen und Kalzium.

    Ute Mons, Leiterin der Abteilung Primäre Krebsprävention des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg, sagt, die Ergebnisse seien auf Deutschland übertragbar. "Solche Daten sehen wir in fast allen Industrienationen spiegelbildlich." Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen hat sie 2018 eine ähnliche Untersuchung anhand deutscher Daten vorgenommen und konnte zeigen: 37 Prozent der Krebserkrankungen hierzulande gehen auf vermeidbare Risikofaktoren zurück.

    Übergewicht – zweitgrößter Risikofaktor

    Übergewicht ist der zweitgrößte beeinflussbare Risikofaktor für Krebs. Laut der International Agency for Research on Cancer (IARC) gibt es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Übergewicht und mindestens 13 Krebserkrankungen. Dazu zählen unter anderem Dickdarm-, Speiseröhren-, Eierstock-, Gebärmutterinnenwand-, Bauchspeicheldrüsen-, Magen-, Leber-, Schilddrüsen- und postmenopausaler Brustkrebs.

    Von Übergewicht spricht man ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 25 bis 29,9 Kilogramm pro Quadratmeter. Ab einem BMI von 30 besteht eine Adipositas. Studiendaten weisen dabei auf einen Dosis-Wirkungs-Zusammenhang hin, schreibt das DKFZ: Je ausgeprägter das Übergewicht ist, desto höher sei das Krebsrisiko.

    Claudia Baldus, Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie (DGHO), sieht hier Aufklärungsbedarf: "Beim Rauchen ist vielen der Zusammenhang und das Risiko, dadurch vielleicht eine Krebserkrankung zu bekommen, bewusst. Beim Thema Übergewicht ist das noch nicht der Fall.“ Das sei besonders problematisch, da die Zahl der übergewichtigen Personen in Deutschland zunimmt. Rund zwei Drittel der Männer (67 Prozent) und die Hälfte der Frauen (53 Prozent) sind aktuell übergewichtig, schreibt die Deutsche Adipositas Gesellschaft auf ihrer Webseite.

    Alkohol – gesellschaftlich akzeptiert trotz hohem Risiko

    Alkohol ist genauso nachgewiesen krebserregend wie Rauchen. Dabei ist es egal, in welcher Form man den Alkohol zu sich nimmt – "ob als Wein, Bier oder Schnapps scheint für das Krebsrisiko insgesamt keine Rolle zu spielen. Entscheidend ist die Menge an reinem Alkohol in den Getränken", schreibt dazu der Krebsinformationsdienst.

    Wichtig ist auch: Eine risikofreie Trinkmenge gibt es nicht. Alkoholkonsum kann nicht nur zu einer Abhängigkeit führen, sondern mit jedem Schluck steigt auch das Risiko an Krebs zu erkranken, zum Beispiel an Leber-, Darm- oder Brustkrebs. Das liegt vor allem am Zwischenabbauprodukt des Alkohols, Acetaldehyd. Es ist hochreaktiv und führt zu Schäden an der Erbsubstanz (DNA). Zusätzlich stört es auch die körpereigenen DNA-Reparaturmechanismen. Ein Verzicht auf Alkohol kann das Risiko für die Entstehungen von Krebserkrankungen daher deutlich reduzieren.

    Rauchen – weiterhin Risikofaktor Nummer Eins

    "Rauchen verursacht tödlichen Lungenkrebs" – so steht es als Warnhinweis auf Zigarettenpackungen. In Deutschland sind mehr als 80 Prozent der Lungenkrebserkrankungen auf das Rauchen zurückzuführen. Das zeigen Berechnungen von Forschenden des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg. Doch die Gewohnheit verursacht nicht nur Lungenkrebs, es ist der wichtigste vermeidbare Risikofaktor für die Entstehung von Krebs überhaupt.

    Laut IARC verursacht Tabakrauch mindestens 20 verschiedene Krebsarten, darunter Mund-, Rachen-, Kehlkopf- und Speiseröhrenkrebs, aber zum Beispiel auch Blasen-, Nieren- und Brustkrebs. Britische Forschende haben kürzlich anhand zweier Langzeitstudien errechnet, dass Raucherinnen und Raucher im Schnitt zehn Jahre früher sterben als Nichtraucherinnen und Nichtraucher und früher chronisch krank werden. Anders gesagt: Jede Zigarette verkürzt das Leben um rund 20 Minuten.

    In Deutschland sind die Zahlen der rauchenden Menschen zwar seit den 1980er-Jahren rückläufig, doch immer noch rund ein Fünftel der Männer und Frauen ab 18 Jahren raucht.

    Präventionspolitik in Deutschland verbesserungswürdig

    Neben Rauchen, Übergewicht, Alkohol, Bewegungsmangel und ungesunder Ernährung sind auch UV-Licht und Virusinfektionen Risikofaktoren für eine Krebserkrankung. UV-Schutz und Impfungen, wie die HPV-Impfung, können daher schützen. Je mehr Menschen über die Risikofaktoren Bescheid wissen, desto mehr bemühen sich ihr persönliches Risiko zu senken. Das zeigt eine weitere Untersuchung des DKFZ auf Grundlagen von internationalen Umfragen in zehn Ländern mit hohem Einkommensdurchschnitt. Die Menschen in Deutschland wussten dabei über fast alle Krebsrisikofaktoren weniger gut Bescheid als der Durchschnitt der untersuchten Länder.

    Hier habe Deutschland deutlichen Nachholbedarf, sagt Claudia Baldus. "Die Präventionspolitik in Deutschland dazu ist unzureichend, nicht effektiv, nicht breit genug und nicht menschennah genug." Sie fordert eine stärkere Tabak- und Alkoholbesteuerung und vor allem mehr Investitionen in Aufklärung: “Wir müssen schon bei den Kindern anfangen, dass sie entsprechend informiert werden in Schulen, mehr Sportprogramme angeboten werden, auch konkrete Handlungsempfehlungen gegeben werden – da brauchen wir viel mehr Anstrengungen!" Nur so lasse sich auch die Krebssterblichkeit deutlich reduzieren, sagt Baldus.


    Title: Welche Gewohnheiten zu Krebs führen können
    URL: https://www.tagesschau.de/wissen/klima/risikofakatoren-krebs-100.html
    Source: tagesschau.de – Die Nachrichten der ARD
    Source URL: https://www.tagesschau.de/infoservices/alle-meldungen-100.html
    Date: February 4, 2025 at 06:39AM
    Feedly Board(s): Verschiedenes

  • Der Titel unseres Artikels stimmt natürlich so nicht. Aber es spielt absolut keine Rolle, denn für viele Menschen in Deutschland ist das die Quintessenz der gestrigen Einladung von AfD-Rechtsextremistin Alice Weidel bei Caren Miosga. Die Sendung mit Caren Miosga war erneut ein trauriges Paradebeispiel dafür, wie der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk (ÖRR) den Faschisten kostenlose PR liefert – in der naiven Hoffnung, man könne den Faschismus schon irgendwie „entzaubern“, wenn man seine Vertreter nur oft genug vor laufende Kameras setzt. Doch Weidel konnte wieder erfolgreich ihre Propaganda platzieren. Und nichts anderes kommt bei den meisten an, die nur gut inszenierte Ausschnitte im Netz sehen. In gewisser Weise hat Miosga also doch verloren – denn den Hass der Rechten kriegen sie und ihre Kollegen trotzdem.

    HALBE MILLION DEMONSTRANTEN GEGEN RECHTSRUCK – DIE MEDIEN VERHARMLOSEN

    Dabei zeigt ein Blick auf die Straße ein völlig anderes Bild: Allein am vergangenen Wochenende sind über eine halbe Million Menschen überall in Deutschland auf die Straße gegangen, um ein klares Zeichen gegen den Rechtsruck und gegen die AfD zu setzen. Ob in Großstädten oder in kleineren Kommunen – die Demonstrationen sind die größte Protestbewegung in Deutschland seit der Wiedervereinigung. Der Gipfel der Ironie? Die großen Medien behandelten diese gewaltige Welle des Widerstands oft so, als handele es sich um ein Nischenphänomen: Man hörte oft nur von „Zehntausenden“. Die Demonstrationen sind ständig nur eine Randmeldung.

    Stattdessen wird der Fokus zuverlässig und großzügig auf die rechtsextreme Partei gerichtet – so, als wäre ihr Boom wichtiger als die Botschaft der Mehrheit, die klare Kante gegen Faschismus zeigt. Und wem wird dann auch noch munter der rote Teppich ausgerollt? Jenen, gegen die gerade protestiert wird – während die Mehrheit, die sie entschieden ablehnt, medial zur Randnotiz verkommt. Wie der Spiegel berichtet, ist es in der ÖRR-Spitze sogar Konsens, die Faschisten NOCH MEHR einzuladen.

    DER WEIDEL-AUFTRITT BEI MIOSGA: Kaum WIDERREDE

    Die von vielen herbeigesehnte „Entlarvung“ der AfD-Chefin Alice Weidel bei Caren Miosga war – wie zu erwarten – grandios gescheitert. Weidel durfte in aller Ausführlichkeit ihre gängigen Narrative und Falschaussagen verbreiten. Angefangen bei einer bemerkenswerten Relativierung des Holocausts – sie redete von angeblicher „Instrumentalisierung“ des Gedenkens und verwendet seit Jahren selbst den Neonazi-Begriff „Schuldkult“, um die Verantwortung Deutschlands für seine Geschichte kleinzureden. Miosga versuchte zwar, das zu hinterfragen, aber so richtig fundiert oder durchgreifend eingeordnet wurde Weidels revisionistisches Gerede nicht.

    Das größte Problem ist dabei nicht nur, was Weidel sagt, sondern wie sie das ungestört tun kann. Da fallen Sätze zu Migration und angeblicher „Überfremdung“ – und währenddessen bleibt der Kontext der AfD-Forderung nach „Remigration“ (Massenvertreibungen auch deutscher Staatsbürger, in Höckes Worten eine „wohltemperierte Grausamkeit“) leider unbenannt.

    Ob ihr ein Moderator oder eine Moderatorin widerspricht oder nicht: In der Parallelwelt der AfD-Clips, Tiktok-Schnipsel und Social-Media-Postings wird jedweder Widerspruch einfach herausgeschnitten oder passend verfremdet – übrig bleibt nur Weidels Propaganda. Und so bleibt der Eindruck einer souverän agierenden „Alice Weidel“, die mit minimalster Gegenrede klarkommen muss und dadurch noch zusätzlich an Aufmerksamkeit gewinnt. So kriegen die Kanäle mit der rechtsextremen Propaganda hunderttausende Views – wie man über die Sendung zu denken hat, wird gleich klar vorgegeben:

    KEINE „ENTLARVUNG“ – IMMER NUR KUSCHELKURS

    Dass mit jedem Auftritt eigentlich das Gegenteil von „Entlarvung“ passiert, zeigt sich seit Jahren. Der ÖRR wiederholt die immer gleichen Fehler in Talkshows: Man hofft offenbar, mit der zigsten Einladung rechtsextremer Gesichter werde sich der Faschismus schon selbst demontieren. Irgendwann vielleicht. Ganz bestimmt. Es herrscht ein permanenter „Kuschelkurs“, der den AfD-Funktionären erlaubt, sogar völlig unwidersprochen Gegenstände der Zeitgeschichte umzudeuten („Hitler war ein Kommunist!“), rassistische Narrative auszurollen oder den Holocaust herunterzuspielen.

    Fast jede Woche wird ein neuer „Auftritt“ diskutiert, fast jede Woche prangt das Gesicht von Weidel, von Storch, Chrupalla oder Höcke in den Nachrichten. Und viel zu oft ohne jene Entlarvung oder Kommentierung. Zumindest nicht in den Schlagzeilen und Reels – da, wo die Propaganda wirkt. Und währenddessen jubeln die Rechtsextremen über gratis PR-Clips, die sie eifrig in ihren eigenen Kanälen verwerten. Die wenigen, bemühten Faktenchecks gehen im Mediendickicht unter; fast niemand liest sie, jedenfalls im Vergleich zu den Millionen Aufrufen, die eine viral gegangene Weidel-Inszenierung in sozialen Netzwerken erreicht. Auch die seriösen Medien packen ihre Propaganda oft schön in die Schlagzeilen:

    Flood the ÖRR With shit

    Einen guten Artikel zum Thema hat auch Übermedien veröffentlicht und als Beispiel eine ältere Sendung genommen, in welcher AfD-Chef Chrupalla bei Lanz Desinformation über Russland verbreiten kann:

    „Das Publikum erfährt nichts über die Russland-Connections der AfD. Nichts darüber, wie pro-russische Accounts auf TikTok AfD-Inhalte unterstützen oder AfD-Leute in Russland als „Wahlbeobachter“ oder nützliche Idioten im Staatsfernsehen auftreten. Wohl aber erfährt man bei Lanz vom AfD-Politiker Urban, dass es sich in Russland angeblich seit Jahrzehnten besser leben lässt als in der Ukraine. „Flood the zone with shit“, lautet eine rechte Medienstrategie. In solchen Momenten werden TV-Talks tatsächlich mit falschen Informationen überflutet – und werden so zu Desinformationsschleudern.“

    Noch schlimmer wird es, wenn Miosga im false balancing komplett ins imbalancing umschwingt – und zusammen mit einer Faschistin, einer Autolobbyistin in der CDU und dem rechten Journalisten der WELT diskutiert, die ja bekannterweise einen unfassbaren Rechtsdrall hat. Kein Experte, nicht mal eine Stimme links von Rechts der Mitte zu sehen. Man stelle sich die Reaktionen vor, der ÖRR würde eine Talkshow senden, in der ein Grünen-Politiker der RECHTESTE der Gäste wäre. Der Rundfunkbeitrag wäre morgen abgeschafft.

    WISSENSCHAFTLICH BESTÄTIGT: EINLADUNGEN STÄRKEN DIE RECHTSEXTREMEN

    Es ist ja auch nicht so, dass wir hier nur mit Bauchgefühl argumentieren würden. Studien belegen eindeutig, dass Auftritte rechtsextremer Politiker*innen in großen Medienformaten tendenziell die Zustimmung zu rechtsextremen Positionen erhöhen. Man lässt sich von der Idee leiten, man könne sie „stellen“, ihnen „widersprechen“ und sie durch Gegenargumente so quasi „unschädlich“ machen. Die Realität zeigt das Gegenteil.

    Wir haben vor einer Weile bereits über eine Studie geschrieben, die sich genau mit diesem Thema beschäftigt. Fazit: Interviews und Auftritte rechtsextremer Akteure im Fernsehen führen dazu, dass ihre Ansichten und Statements eine höhere Zustimmung in der Bevölkerung erzielen. Die „Entzauberung“ rassistischer, rechtsextremer und falscher Statements, welche durch solche Auftritte angestrebt werden soll, findet also überhaupt nicht statt. Im Gegenteil.

    Auch kritische Journalisten verfehlten laut der Studie ihre Wirkung, dass Zuschauer rechtsextreme Aussagen hinterfragten. Im besten Fall können gekonnte Journalistinnen wie Maischberger den Schaden für das Mainstream-Publikum reduzieren und negieren. Auch Professor Abou-Chadi erklärte nach einer Lanz-Sendung im letzten Jahr bereits:

    „Diese Woche sind AfD Politiker wieder in allen Talk Shows zu Gast. Viele ihrer Aussagen bleiben unhinterfragt. Forschung zeigt klar wie das rechtsextreme Positionen legitimiert. Die Idee man könnte sie stellen ist eine Illusion. Medien legitimieren weiter radikal rechts.“ [sic]

    Zudem häufen sich Auswertungen, wonach ARD, ZDF & Co. die AfD geradezu überproportional häufig einladen und ihr eine Reichweite ermöglichen, die ihre eigentliche parlamentarische Relevanz übersteigt. Gerade im Wahljahr 2024 bekam die rechtsextreme Partei extrem viel Reichweite geschenkt: Mehr als die Grünen oder Linken, die immerhin im Bund respektive den Bundesländern Thüringen und Sachsen, in denen gewählt wurde, an den jeweiligen Regierungen beteiligt sind. In Thüringen lag sie sogar auf Platz 1 in der Berichterstattung – wohlgemerkt bevor sie dann auch stärkste Kraft wurde. Wenn man sich dann noch wundert, warum die Umfragewerte der Rechten steigen, ist das schon beinahe naiv.

    SCHULDGEFÜHLE, „LINKSGRÜN“ UND EINE OFFENE RECHTS-WENDE

    Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hätte eigentlich den Auftrag, die Bevölkerung aufzuklären. Doch jahrelang ließ man sich das absurde Märchen von „linksgrünversiffter Propaganda“ einreden, das die AfD und andere Ultrarechte so erfolgreich streuen. Nun scheint man im ÖRR in eine reflexhafte Gegenbewegung gefallen zu sein und gießt das Gegenteil ins Programm: mehr und mehr Rechtsextreme, mehr und mehr Sendezei. Oder freut man sich einfach nur über die tollen Einschaltquoten?

    Die Folge? Ein spürbarer Rechtsdrall. Plötzlich ist von „Mut“ die Rede, wenn man Faschist Höcke einlädt, der ganz offen von „wohltemperierter Grausamkeit“, Massendeportationen, bei denen wir „leider ein paar Volksteile verlieren werden, die zu schwach oder nicht willens sind, sich der fortschreitenden Afrikanisierung, Orientalisierung und Islamisierung zu widersetzen.“ und „Aderlass“ schwadroniert. Während Hunderttausende – zum Teil Millionen – gegen diesen Rechtsruck und die Normalisierung von Faschismus protestieren, scheinen die Verantwortlichen beim ÖRR stur zu ignorieren, dass sie aktiv mithelfen, den gesellschaftlichen Diskurs nach rechts zu verschieben.

    FAZIT: HÖRT AUF DAMIT, DEM FASCHISMUS EINE BÜHNE ZU GEBEN

    Alice Weidel konnte auch bei Caren Miosga wieder einmal propagieren, was sie will. Eine echte „Zerstörung“ gab es nicht – außer, dass Weidel den Journalismus unserer öffentlich-rechtlichen Sender erneut vorgeführt hat. Das Problem ist dabei nicht Miosga persönlich, sondern ein grundsätzliches Versagen einer ganzen Senderlandschaft, die aus jahrelangen Fehlern nicht lernt.

    Anstatt führenden Faschisten immer neue Auftritte zu schenken, müsste man sie mit fundierten Recherchen, Hintergründen und klaren Fakten konfrontieren . Ohne ihnen eine prominente Bühne zur direkten Selbstdarstellung zu bieten. Ein Interview, das erst nach Einordnung von Faktenchecks ausgestrahlt wird? Interview-Ausschnitte, die man von Experten oder auch mal irgendwem anderen aus dem politischen Spektrum als rechts der Mitte diskutieren und einordnen kann? Damit nicht „Weidel zerstört Miosga“ bei den Leuten ankommt. Damit nicht Tiktok so aussieht:

    Allein in den letzten Wochen sind fast eine Million Menschen auf die Straßen gegangen. Es gibt eine große Mehrheit in diesem Land gibt, die den Faschismus entschieden ablehnt. Doch gerade diese Mehrheit wird von den großen Medienhäusern immer wieder aufs Abstellgleis geschoben, während Rechtsextreme hofiert werden. Warum lassen wir uns von BILD & AfD diktieren was und worüber wir reden sollen? Fakt ist: Das klappt nicht. Und wir dürfen nicht warten, bis sich diese Erkenntnis endlich überall durchsetzt, während sich die Demokratie weiter auszehren lässt.

    Hört auf, jede Woche AfD-Personal einzuladen. Hört auf, Weidel & Co. zur Primetime reden zu lassen. Wenn ihr etwas gegen den Faschismus tun wollt, gebt ihm nicht auch noch die größte Bühne. Am heutigen Montag ist wieder Beatrix von Storch bei Hart aber Fair. Wir taumeln sehenden Auges in den Faschismus und weigern uns, irgendetwas anders zu machen.

    Zum Thema:

    YouTube player

    Teile des Artikels wurden mit maschineller Hilfe erstellt. Artikelbild: Screenshot http://www.ardmediathek.de

    The post Alice Weidel zerstört Caren Miosga! appeared first on Volksverpetzer.


    Title: Alice Weidel zerstört Caren Miosga!
    URL: https://www.volksverpetzer.de/aktuelles/alice-weidel-zerstoert-caren-miosga/
    Source: Volksverpetzer
    Source URL: https://www.volksverpetzer.de/
    Date: February 3, 2025 at 06:06PM
    Feedly Board(s): Verschiedenes

  • M an sollte mit dem Wort „historisch“ vorsichtig umgehen. Aber dieser Vorgang ist es. Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland kritisiert eine ehemalige Kanzlerin und Parteichefin mitten im Wahlkampf öffentlich den Kanzlerkandidaten der eigenen Partei.

    Ja, mehr noch, Angela Merkel nennt das Verhalten ihres Nachfolgers Friedrich Merz eindeutig „falsch“ und wirft ihm vor, keine staatspolitische Verantwortung gezeigt zu haben, als er seinen Anti-Asyl-Antrag im Bundestag zusammen mit der AfD durchsetzte. Damit verstößt Merkel ganz bewusst gegen eine ungeschriebene Regel, die einen Markenkern der CDU ausmacht: auch im Zweifel immer brav dem jeweils amtierenden Chef zu folgen.

    Diese eiserne Geschlossenheit um jeden Preis war immer der große Vorteil der Machtmaschine CDU gegenüber den linkeren Parteien, die sich regelmäßig öffentlich zerstreiten oder gar aufspalten. Auch Merkel selbst hat als Kanzlerin von der bedingungslosen Loyalität der CDU zur aktuellen Führung profitiert. Sehr viele konservative Christdemokraten trugen ihren Kurs nur widerwillig, aber bei allen wichtigen Abstimmungen bis zum Schluss geschlossen mit.

    Für den rechten Flügel der Union war und ist Merz ein Erlöser, gerade weil er eine radikale Abkehr von Merkels liberaler Politik versprach. Genau deshalb wurde er ja gewählt. Die härtesten Merz-Hardliner werden nun auch Merkels Kritik als Bestätigung empfinden. Und doch spüren alle, wie gefährlich der offene Konflikt zwischen der Ex-Kanzlerin und dem Kandidaten für die Union im Wahlkampf ist.

    Nicht nur dem liberalen Flügel, sondern auch vielen potenziellen CDU-WählerInnen dürfte Merkel aus der Seele gesprochen haben. Ihre drastische Intervention war für alle wertgebundenen (Christ-)Demokraten berechtigt und geboten, weil auch Merz gegen einen zentralen Markenkern der CDU verstoßen hat: die klare Abgrenzung gegen Rechtsextremisten.

    Dass Merz erstmals wissentlich einen Abstimmungserfolg der AfD im Bundestag ermöglicht hat, war ein historischer Fehler und macht die Brandmauer unglaubwürdig. Das ist für viele zu Recht unverzeihlich und es ist gut, dass es Merkel offen ausgesprochen hat.

    Für SPD, Grüne und Linke ist Merz’ Rechtsruck eine Chance. Die Angst vor einer schwarz-braunen Koalition könnte lethargische WählerInnen neu mobilisieren und Liberale von der Merz-CDU abschrecken. Das wäre schön, birgt aber auch ein Risiko. Wenn die Union jetzt wirklich deutlich verliert, ergibt sich eine neue Gefahr: dass die AfD stärkste Partei wird und Koalitionen gegen sie noch komplizierter werden. Das aber wäre nicht die Schuld von Merkel, sondern die von Merz.


    Title: Angela Merkels Kritik an Friedrich Merz: Aus der Seele gesprochen
    URL: https://taz.de/Angela-Merkels-Kritik-an-Friedrich-Merz/!6063295/
    Source: taz.de – taz.de
    Source URL: https://taz.de/!p4608/
    Date: January 30, 2025 at 08:16PM
    Feedly Board(s): Verschiedenes

  • Kinder in Lumpen gehüllt, manche gingen barfuß durch den Schnee. Durch den Hunger waren ihre Körper zusammengeschrumpft. "Auch von ihnen ist nur Asche geblieben", sagte die Überlebende Tova Friedman 80 Jahre nach der Befreiung überlebender Häftlinge des NS-Konzentrationslagers Auschwitz. "Ich dachte, wir würden alle sterben müssen. Ich dachte, es sei normal für ein jüdisches Kind." Friedman, die als Kind in Auschwitz war, überstand den Nazi-Terror und teilte wie einige andere Überlebende auch ihre berührenden Erinnerungen am Montag bei der Gedenkveranstaltung im früheren Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.

    Es könnte das letzte Mal gewesen sein, dass Zeitzeugen bei einer größeren Gedenkveranstaltung zur Befreiung von Auschwitz von den Verbrechen der Nationalsozialisten erzählen. Dieses Gefühl war am Montag beim Gedenken zum 80. Jahrestag der Befreiung des ehemaligen deutschen Konzentrationslagers vorherrschend. 

    Holocaust-Überlebende waren in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau zugegen sowie zahlreiche Staatsoberhäupter. Die Gäste, darunter der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und König Charles III., waren in diesem Jahr besonders hochkarätig.

    Zeitzeugen im Zentrum des Gedenkens

    Aus Deutschland waren Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit einer hochrangigen Delegation angereist. Im Zentrum der Gedenkveranstaltung zum Jahrestag stehen traditionell die Zeitzeugen. Mehrere Überlebende sprachen von ihren Erinnerungen – und mahnten die Menschen heute, mutig aufzustehen gegen Antisemitismus und Verschwörungsmythen, wie etwa der Präsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, Marian Turski (98). 

    Steinmeier sagte nach einem Rundgang durch das sogenannte Stammlager Auschwitz I sichtlich berührt, die aus den NS-Verbrechen erwachsende Verantwortung Deutschlands höre nie auf. "Wir in Deutschland, wir vergessen nicht", so das deutsche Staatsoberhaupt. "Erinnerung kennt keinen Schlussstrich und Verantwortung deshalb auch nicht." Was Zeitzeugen zu sagen hätten, sei von unschätzbarem Wert. 

    Nun sei es jedoch auch an den nachfolgenden Generationen, ihre Mahnung an die nächsten Generationen weiterzureichen. Auschwitz steht für die Schoah Am 27. Januar 1945 hatten Soldaten der Roten Armee die letzten geschätzt 7.000 Inhaftierten des deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau befreit. Die Zahl der in Auschwitz und im dazugehörigen Vernichtungslager Birkenau ermordeten Menschen wird auf etwa 1,1 bis 1,5 Millionen geschätzt. Das Lager nahe der polnischen Kleinstadt Oswiecim in der Nähe von Krakau war das größte Konzentrationslager der Nazis. 

    Die große Mehrheit der dorthin Deportierten waren Jüdinnen und Juden, dazu kamen etwa 140.000 Polen, Zehntausende Sinti und Roma sowie Tausende politische Häftlinge anderer Nationalität. Auschwitz wurde zum Synonym für die Schoah.

    Jüngere wissen nur noch wenig

    Zum Holocaust-Gedenktag hatte auch Kanzler Scholz dazu aufgerufen, sich besonders um eine Erinnerungskultur für die jüngere Generation zu bemühen. "Es muss uns bedrücken, wie viele junge Menschen in Deutschland kaum noch etwas über den Holocaust wissen", sagte er mehreren Zeitungen (Montag). "Das ist eine Mahnung und ein Auftrag an uns alle, daran etwas zu ändern." Es gelte auch, die Erinnerung hochzuhalten, wenn die letzten Zeugen einmal nicht mehr lebten.

    Der Holocaust-Überlebende Christian Pfeil, der Steinmeier begleitete, beklagte ebenfalls zu wenig Wissen über die NS-Verbrechen bei Jugendlichen. Er finde daher, dass für Schüler ein Besuch in einem früheren NS-Konzentrationslager verpflichtend sein sollte. Jugendliche sollten mit eigenen Augen sehen, "was Nazi-Deutschland damals den Menschen angetan hat". Er glaube nicht, dass Jugendliche sich sonst vorstellen könnten, was es bedeute, dass damals rund sechs Millionen Juden und rund 500.000 Sinti und Roma aus ganz Europa ermordet worden seien, so Pfeil.

    Dass das Wissen über den Holocaust unter jungen Menschen mitunter gering ist, hatte kürzlich auch eine Umfrage im Auftrag der Jewish Claims Conference ergeben: Fast 40 Prozent der Befragten zwischen 18 und 29 Jahren konnten in Deutschland keine korrekten historischen Angaben zur NS-Zeit machen. Jeder zehnte Erwachsene kennt demnach die Begriffe Holocaust oder Schoah nicht. "Damals waren wir Opfer in einem moralischen Vakuum", sagte am Montag die Überlebende Friedman. Heute gebe es die Verpflichtung, an die NS-Verbrechen zu erinnern. Auch der polnisch-jüdische Arzt Leon Weintraub warnte vor neuen Formen des Rassismus und appellierte an die jungen Menschen, tolerant und wachsam zu sein. Man dürfe die Fehler der 1930er Jahre nicht wiederholen.

    Auschwitz ist zum Synonym für den Holocaust geworden, den Massenmord am jüdischen Volk durch die Nationalsozialisten. In das größte deutsche Konzentrationslager nahe der Kleinstadt Oswiecim im damals von Deutschen besetzten Polen wurden zwischen 1940 und 1945 deutlich über eine Million Menschen aus ganz Europa deportiert. Der weit überwiegende Teil waren Juden, dazu kamen etwa 140.000 Polen, Zehntausende Sinti und Roma sowie Tausende politische Häftlinge anderer Nationalität.


    Title: „Opfer in einem moralischen Vakuum“ / Überlebende und Politiker mahnen zu Lehren aus Auschwitz
    URL: https://www.domradio.de/artikel/ueberlebende-und-politiker-mahnen-zu-lehren-aus-auschwitz
    Source: DOMRADIO.DE – Der gute Draht nach oben
    Source URL: https://www.domradio.de/
    Date: January 27, 2025 at 06:59PM
    Feedly Board(s): Religion

  • Professor Shirli Gilbert explores the story of Żywulska. Imprisoned in Auschwitz, Żywulska turned to poetry and music, creating some of the most remarkable songs of this tragic era. Born in Poland in 1914, Jewish political prisoner Krystyna Żywulska was sent to Auschwitz in 1943. There she was given a very unusual job. She worked at the Effektenkammer, the storage facility for the personal items confiscated from arriving prisoners. This role turned out to be a gift. It gave Żywulska the space and shelter to secretly compose many poems and songs of resistance and optimism, which quickly became popular and spread throughout the camp. She also put on musical events, in secret, to raise the spirits of other Auschwitz inmates.


    Title: Songs from Auschwitz
    URL: http://www.bbc.co.uk/programmes/p0klqb0t
    Source: The Documentary Podcast
    Source URL: http://www.bbc.co.uk/programmes/p02nq0lx
    Date: January 27, 2025 at 02:33PM
    Feedly Board(s): Englisch

  • Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das KZ Auschwitz. Während es immer weniger Zeitzeugen gibt, ist die Vergangenheit noch nicht vollständig aufgearbeitet. Schoah-Überlebende halten die Erinnerung wach und warnen vor einer Rückkehr der Gewalt. Adam, Martin http://www.deutschlandfunk.de, Hintergrund


    Title: Auschwitz – Zwischen Spurensuche und Zukunftsangst
    URL: https://www.deutschlandfunk.de/80-jahre-auschwitzbefreiung-zwischen-spurensuche-und-zukunftsangst-100.html
    Source: Hintergrund
    Source URL: https://www.deutschlandfunk.de/hintergrund-100.html
    Date: January 24, 2025 at 06:39PM
    Feedly Board(s): Religion

  • taz: Es war gar nicht so einfach, Sie von einem Interview zu überzeugen, Herr Drosten.

    Christian Drosten: Es gibt so diese Standardinterviews im Moment: Fünf Jahre Pandemie und was haben wir gelernt … Es ist mir wichtig, dass ein Zeitungsinterview darüber hinausgeht.

    taz: Dann versuchen wir das mal. Es gibt ein interessantes Paradoxon im Umgang mit gefährlichen Viren. Und das fängt so an: 2011 gab es eine große Debatte um das gefährlichste Virus, das jemals in einem Labor erzeugt wurde …

    Drosten: … Sie meinen die Forschung meiner Kollegen Ron Fouchier und Yoshi Kawaoka.

    taz: Genau. Die New York Times hat damals von einem „technisch herbeigeführtem Weltuntergang“ geschrieben. Es hieß zunächst, das im Labor erzeugte Vogelgrippevirus sei zu 60 Prozent tödlich und könne über die Luft übertragen werden.

    Drosten: Die Forschungsfrage war damals: Wie schnell können H5N1-, also Vogelgrippeviren, gefährlich werden für den Menschen? Ron Fouchier und sein Team haben verschiedene Mutationen, die bereits in der Natur vorkamen, im Labor kombiniert und auf Frettchen angepasst. Frettchen sind repräsentativ für die menschlichen Atemwege. Nach ein paar Anpassungsschritten entstand ein Virus, das tatsächlich über die Luft zwischen Säugetieren übertragbar war. Ron Fouchier hat das damals in einem wissenschaftlichen Meeting als das vielleicht gefährlichste Virus, das je in einem Labor untersucht wurde, bezeichnet. Das führte dann zu einer zugespitzten Debatte in der Öffentlichkeit.

    taz: Die Publikation der Studienergebnisse wurde zurückgehalten, es gab ein Moratorium für diese Art von Forschung.

    Drosten: Diese Diskussion wurde sehr breit geführt, ja.

    taz: Inzwischen zirkuliert das natürliche Vogelgrippevirus in den USA bei Milchkühen – ohne dass darüber so erhitzt in der Öffentlichkeit debattiert wird. Ist das nicht paradox?

    Drosten: Man kann inzwischen auch virologisch belegen, dass sich das Vogelgrippevirus in den USA schon ein Stück an Säugetiere angepasst hat. Und das, was dabei herauskommen könnte, kann sicherlich so gefährlich sein wie das, was auch in den Experimenten von Ron Fouchier bearbeitet wurde.

    taz: Es wird aber viel weniger überwacht als im Labor.

    Drosten: Ja, das findet in sehr großen Milchviehbetrieben mit Tausenden Tieren statt, die das Virus weitergeben und vermehren können. Wir wissen inzwischen: Auch Menschen werden dadurch infiziert.

    taz: Die potenzielle Bedrohung durch ein Laborvirus wird viel intensiver wahrgenommen als die reale Bedrohung durch ein in Massentierhaltungsbetrieben zirkulierendes Virus.

    Drosten: Das ist auch in gewisser Weise verständlich. Es ist eine monströse Vorstellung, dass in einem Labor ein gefährliches Virus entwickelt wird, das dann vielleicht durch Schlamperei entweicht, und am Ende haben wir eine Pandemie.

    taz: Genau so ein Laborunfall wird immer noch als Auslöser der Coronapandemie diskutiert. Welche Rolle spielt diese Debatte in Deutschland?

    Christian Drosten

    2002 wurde die internationale Wissenschaftswelt aufmerksam auf den Virologen Christian Drosten: als Mitentdecker des neuartigen Sars-CoV-1-Virus, das vor allem in Asien 2002/2003 die SARS-Pandemie auslöste. Da war der 1972 geborene Mediziner aus Lingen im Emsland gerade 30 Jahre alt. Intensiv beteiligt war Drosten ab 2012 auch an der Erforschung der Atemwegsinfektion Mers, die vor allem auf der arabischen Halbinsel auftrat. Seit 2017 ist er Leiter der Virologie an der Charité Berlin.

    Als international renommierter Experte für Coronaviren spielte Drosten eine große Rolle in der Erforschung und Bekämpfung der Sars-CoV-2-Pandemie. Drostens Arbeitsgruppe entwickelte im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung den weltweit ersten Diagnostiktest. Er gehörte zum Kreis der Berater der Bundesregierung und erklärte im populären Corona-Podcast des NDR halbwegs allgemeinverständlich die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse.

    Drosten: Ich glaube durchaus, dass viele Menschen in Deutschland sich dafür interessieren. Im Vergleich wird die Diskussion allerdings in den USA viel schillernder geführt, viel kontroverser. Dort kommen auch Informationen aus Ministerien und Sicherheitsbehörden in die Öffentlichkeit, ohne dass Belege geliefert werden. Das stimuliert natürlich hitzige Diskussionen.

    taz: Liegt es auch an Ihnen, dass in Deutschland weniger hitzig diskutiert wird? Schließlich haben Sie von Anfang an vehement argumentiert, dass ein natürlicher Ursprung wahrscheinlicher ist als ein Laborunfall.

    Drosten: Die Vehemenz wurde mir vielleicht nachgesagt, aber so war das nie. Ich habe einfach das wiedergegeben, was wir in meinem Wissenschaftsfach wissen. Und ich muss auch darauf hinweisen, dass sich die Datenlage seit 2020 weiterentwickelt hat und meine Bewertung ebenso.

    taz: Beginnen wir von vorne. 2019 tritt das Virus, das wir später Sars-CoV-2 nennen, das erste Mal gehäuft im Umfeld des Markts im chinesischen Wuhan auf. Dort wurden auch Tiere gehandelt, die als typische Überträger auf den Menschen gelten. In Wuhan gibt es allerdings, und das ist sicher der Ursprung für alle Spekulationen, auch ein Labor, das an Sars-Viren forscht.

    Drosten: Das Institut in Wuhan ist eines der größten Forschungsinstitute für Virologie in China. Nach der ersten Sars-Epidemie im Jahr 2002/2003 wurde dort, aber auch in Peking und anderen Orten, an Sars gearbeitet. In Wuhan gibt es eine Arbeitsgruppe, die relativ früh die Verbindung zwischen dem Sars-1-Virus und Fledermäusen gefunden hat, und diese Arbeitsgruppe hat seitdem weiter daran gearbeitet. Ich kannte die leitende Wissenschaftlerin aus dem Forschungsfeld.

    taz: Als Sie die ersten News über ein unbekanntes Virus aus Wuhan gehört haben, kam Ihnen das nicht komisch vor? Ausgerechnet Wuhan.

    Drosten: Nein. Meine Assoziation war eher: Das trifft sich ja gut, dann ist direkt jemand vor Ort, der sich damit befassen kann. Ich hatte gleich am Anfang die leitende Wissenschaftlerin kontaktiert und hatte den Eindruck, sie weiß selbst noch nicht, was genau passiert, befasst sich aber erwartungsgemäß direkt damit. Dann hat aber schnell das Zentrum für Krankheitskontrolle aus Peking übernommen, wie sie sagte.

    taz: Sie glaubten jedenfalls an einen natürlichen Ursprung.

    Drosten: Das halte ich immer noch für wahrscheinlich und das nehmen auch fast alle Wissenschaftler an, die mit dem Thema befasst sind. Annehmen heißt aber nicht wissen.

    taz: Was meinen Sie mit Wissenschaftlern, die damit befasst sind?

    Drosten: Das sind Wissenschaftler, die in dem spezifischen Feld forschen und Detailkenntnis haben. Im Gegensatz dazu argumentieren manche Experten aus einer entfernten Perspektive, ohne Detailkenntnis. Die sind sicherlich gute Wissenschaftler in ihrem Feld, aber eben nicht in diesem.

    wochentaz

    Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

    taz: Und was sagen die Wis­sen­schaft­le­r*in­nen mit Detailkenntnis?

    Drosten: Da passt eigentlich alles zusammen: Die frühen Infektionen hatten eine räumliche Verbindung zum Markt. Dort gab es die Zwischenwirte, Marderhunde, und das Virus wurde genau da auf dem Markt gefunden, wo auch diese Tiere verkauft wurden. Auf dem Markt hat man auch die frühen beiden Viruslinien gefunden, von denen die Pandemie ausging. Diese Linien sind geringgradig unterschiedlich und gehen nicht auf einen bekannten gemeinsamen Vorfahren im Menschen zurück. Der Mensch hat also mit einiger Wahrscheinlichkeit das Virus mehrmals erworben, und das passt eher zu Infektionen an einer Gruppe von Tieren als im Labor. Natürlich könnten sich die Markttiere auch an infizierten Menschen angesteckt haben, aber wahrscheinlicher ist eine Infektion des Menschen am Tier, wie auch bei Sars-1.

    taz: Das klingt nach indirekten Indizien.

    Drosten: Richtig, das sind alles nur Indizien. Ein Beweis fehlt für den natürlichen Ursprung genauso wie für den Laborursprung. Und das Frappierende ist, dass der Beweis für den natürlichen Ursprung eigentlich erbracht werden könnte. Chinesische Wissenschaftler haben dafür alle technischen Möglichkeiten. Es ist medienbekannt, wenn auch für mich nicht überprüfbar, dass zu der Zeit auf dem Markt und auch in Zuchtbetrieben bestimmte Tierarten, die als Wirte im Verdacht stehen, gekeult wurden. Und es ist für mich schwer denkbar, dass so etwas passiert, ohne dass Proben genommen und getestet werden. Bei dem Sars-1-Ausbruch 2002/2003 hat es ein paar Jahre gedauert, aber dann kamen immer mehr Studien aus China, die wasserdicht gemacht haben, dass dieses Virus aus solchen Tieren kommt.

    taz: Das hätten Sie hier auch erwartet?

    Drosten: Ja, und ich muss sagen, je mehr Zeit vergeht, desto skeptischer werde ich. Verbietet die Staatsräson, dass daran gearbeitet wird? Mag sein. Die andere Erklärung wäre aber, dass da gar kein natürliches Virus war. Die Politik sollte nach all den Jahren deutlicher die Forderung an China stellen, jetzt wirklich zu beweisen, dass es aus der Natur kommt.

    taz: Wenn Sie jetzt sagen, dass dieses Virus vielleicht doch aus dem Labor kam, wird das für Aufruhr sorgen.

    Drosten: Das würde ich so direkt auch nicht postulieren. Es ist aber nicht dasselbe, wenn wir im Jahr 2020 den Beleg für einen natürlichen Ursprung noch nicht haben, wie wenn wir im Jahr 2025 diesen Beleg immer noch nicht haben.

    Christian Drosten steht hinter einem Schreibtisch. An der Wand hinter ihm hängt eine Karte.

    Christian Drosten steht hinter einem Schreibtisch. An der Wand hinter ihm hängt eine Karte.


    Christian Drosten in seinem Büro



    Foto: Jens Gyarmaty


    taz: Das Sars-CoV-2-Virus verfügt über eine besondere Eigenschaft, die es so übertragbar beim Menschen macht.

    Drosten: Das ist eine Viruseigenschaft, die berechtigterweise erst einmal zu Stirnrunzeln führt: die sogenannte Furinspaltstelle. Das ist etwas kompliziert, aber wir müssen uns kurz die Zeit nehmen zu verstehen, was das ist.

    taz: Nur zu.

    Drosten: Sie kennen doch diese Transportsicherungen bei Schränken oder Waschmaschinen – erst wenn man die abmacht, klappt die Tür auf oder dreht sich die Trommel. Und die Furinspaltstelle ist quasi ein Werkzeug, das beim Virus mitgeliefert wird, um seine Transportsicherung zu entfernen. Das Virus wird dadurch aktiviert und kann sich in den Atemwegen von Säugetieren besser ausbreiten. Bei dem Sars-1-Virus und seinen Verwandten in Tieren hatte man diese Furinspaltstelle vor der Pandemie nicht beobachtet, und das ist das Hauptargument der Verfechter der Laborursprungstheorie: Wenn es die sonst nicht gibt, muss die da jemand künstlich reingebaut haben.

    taz: Das sehen Sie anders?

    Drosten: Wir kennen solche Furinspaltstellen aus anderen Coronaviren und wir wissen von Influenzaviren, dass sie durch Mutation in der Natur entstehen und das Virus damit plötzlich hochansteckend ist für Tiere und Menschen. Das Vorkommen dieser Furinspaltstelle bei Sars-CoV-2 ist zwar auffällig, aber das ist erst mal ein Phänomen, das nichts beweist.

    taz: Inzwischen ist aber bekannt, dass in Wuhan Forschung in diese Richtung geplant war.

    Drosten: In meiner Anfangseinschätzung zum Virusursprung wusste ich davon noch nichts. 2021 wurde mithilfe des amerikanischen Informationsfreiheitsgesetzes veröffentlicht, dass amerikanische Wissenschaftler bereits 2018 einen Antrag auf Forschungsfinanzierung gestellt hatten für Arbeiten, die in meiner Bewertung durchaus nicht harmlos sind. Das Labor in Wuhan ist in diesem Förderantrag als Partner genannt.

    taz: Um was genau handelte es sich dabei?

    Drosten: Man wollte Sars-Viren aus Fledermäusen ins Labor bringen und isolieren. Für den Fall, dass man es nicht schafft, diese Viren in Zellkulturen zur Vermehrung zu bringen, wollte man ihnen künstlich ausgerechnet eine Furinspaltstelle einsetzen. Das ist aus diesem Blickwinkel durchaus besorgniserregend.

    taz: Ist das vergleichbar mit dem, was Ron Fouchier damals gemacht hat?

    Drosten: Es ist anders. Ron Fouchier hat verschiedene in der Natur vorkommende Veränderungen von H5N1-Viren im Labor zusammengetan, um zu schauen, ob das Virus dadurch gefährlicher wird. Solche Kombinationen entstehen auch in der Natur. Wenn ich dagegen Sars-Viren eine künstliche Furinspaltstelle einsetzen würde, dann würde ich etwas machen, das möglicherweise in der Natur noch gar nicht da ist und von dem ich schon vermuten könnte, dass es das Virus übertragbarer macht.

    taz: Und welcher Nutzen läge darin?

    Drosten: Zunächst ein technischer Nutzen, denn diese Viren lassen sich normalerweise gar nicht in Zellkultur vermehren. Das ist aber die Voraussetzung, um die Viren gründlich zu untersuchen. Erst dann könnte man auch beispielsweise einen Impfstoff gegen sie entwickeln. In dem Forschungsantrag wurde argumentiert, dass man Viren aus Fledermäusen vielleicht durch eine Furinspaltstelle dazu bringen könnte, sich im Labor besser untersuchen zu lassen.

    taz: Aber der Antrag wurde abgelehnt?

    Drosten: Richtig, wohl auch aus Sicherheitsüberlegungen. In der Öffentlichkeit stellt man aber zurecht die Frage, ob chinesische Wissenschaftler vielleicht dennoch daran gearbeitet haben. Hatten sie bereits die Technologie dafür? Würden sie diese Art der Forschung auch in Eigenregie durchführen? Ich habe das lange bezweifelt. Aber in jüngster Zeit habe ich manchmal ein ungutes Gefühl.

    taz: Warum?

    Drosten: Ich werde regelmäßig von wissenschaftlichen Journalen angefragt, Beiträge von anderen Wissenschaftlern zu begutachten. Was mir in letzter Zeit manchmal untergekommen ist, waren eingereichte Arbeiten aus China, die durchaus in diese Richtung gehen. Nicht speziell am Sars-Virus, dagegen sind wir jetzt ohnehin alle immun. Aber es gibt in Tieren noch andere zoonotische Viren, auch Coronaviren, die gefährlich sein könnten. Die würde man eigentlich im Labor nur mit gesteigerten Sicherheitsauflagen handhaben. Das wird aus diesen Studien aber manchmal nicht ganz klar. In letzter Zeit habe ich Arbeiten vorgelegt bekommen, die würde ich so hier nicht machen, und ich weise dann bei der Begutachtung auch darauf hin, dass das gefährlich sein könnte.

    taz: Solche Forschung wird in China gemacht und die Ergebnisse werden auch hier bekannt?

    Drosten: Wissenschaftler machen ja ihre Forschung nicht, um sie geheimzuhalten. Die Veröffentlichung ist das Ziel und der Lohn der Arbeit. Und diesen Antrieb gibt es natürlich nicht nur in der westlichen Hemisphäre. Gerade in China sieht man den schnellen technologischen Fortschritt wie eben auch in anderen Spitzengebieten der Technik. Rein aus dieser Perspektive betrachtet ziehe ich vor solchen Arbeiten meinen Hut. Aber es wird manchmal nicht klar, wie konsequent hier die Regulation und Kontrolle greift und ob die überhaupt so ausgeprägt ist wie bei uns.

    taz: In der Debatte um Ron Fouchiers Forschung hatten Sie sich noch gegen zu starke Regulierung ausgesprochen. Offenbar hat sich Ihre Bewertung auch hier verändert?

    Drosten: Sie beziehen sich auf eine Expertenstellungnahme, die 15 Jahre alt ist und die ich mitunterzeichnet habe. In der Wissenschaft ändert sich aber immer wieder die Faktenbasis und daran muss man auch seine Einschätzungen weiterentwickeln. Je mehr die Technik fortschreitet und je breiter sie angewendet wird, desto mehr Möglichkeiten gibt es auch für gefährliche Folgen.

    taz: Wie können wir diese Risiken eindämmen?

    Drosten: Die Frage stellt sich ganz unabhängig von der Laborursprungstheorie. Das Rätsel, wie es zur Coronapandemie kam, klären wir vielleicht nie auf. Aber nach vorne gedacht ist doch die Frage, ob es eine bindende Übereinkunft zu gefährlicher Forschung an Viren auf UN- oder WHO-Ebene geben kann und welche Durchgriffsrechte es da gäbe.

    taz: Der WHO-Pandemievertrag ist gescheitert. Nur ein paar Jahre nach der Pandemie rücken die Länder schon wieder auseinander. Ganz aktuell wollen die USA aus der WHO austreten.

    Drosten: Eine Chance, die wir vielleicht haben, ist so eine Art Soft Power in der Wissenschaft. Wir könnten sagen, dass wir zur Veröffentlichung eingereichte Arbeiten nur begutachten, wenn klargestellt ist, unter welchen Bedingungen sie genau gemacht wurden, wo die Virussequenzen dokumentiert sind und ob gefährliches Material nach Ende der Arbeiten wirklich zerstört wurde. Auch die renommierten wissenschaftlichen Journale könnten einen gemeinsamen Kriterienkatalog aufstellen.

    taz: Ist das realistisch?

    Drosten: In der westlichen Forschungswelt passiert das längst. Schon die bloße Spekulation um einen Laborursprung führt dazu, dass experimentelle Planungen noch kritischer und selbstkritischer angeschaut werden. Man macht einfach keine Arbeiten, die wirklich gefährlich sind. Und zusätzlich zu dieser Selbstkontrolle gibt es natürlich eine durchgehende behördliche Regulation und Überwachung der Arbeiten.

    taz: Ende vergangenen Jahres gab es eine Konferenz zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Coronapandemie in Japan.

    Drosten: Ja, da war ich auch.

    taz: Eine Wissenschaftlerin sagte dort, dass wir uns in einer Welt bewegen, in der niemand mehr etwas von Covid hören will.

    Drosten: Das war die Epidemiologin Maria van Kerkhove von der WHO. Auf einer ihrer Vortragsfolien hatte sie die Überschrift „Erinnert ihr euch?“ durchgestrichen und drübergeschrieben „Habt ihr vergessen?“. Das hat mich sehr beeindruckt. Sie illustrierte damit, was in der öffentlichen Wahrnehmung längst passiert ist: Wir koppeln uns ab von einer realistischen Rekonstruktion der Ereignisse. Manche Wissenschaftler haben die essenziellen Kennzahlen vergessen, und die meisten Privatpersonen haben die wahrgenommene und reale Bedrohung verdrängt.

    taz: Das sind wahrscheinlich natürliche Abwehrreflexe.

    Wenn wir den Anspruch haben, demokratische Entscheidungen anhand von Tatsachen zu treffen, dann müssen wir uns in der Breite der Gesellschaft darum bemühen. Mitdenken ist anstrengend

    Drosten: Ja, das mag gesund sein.

    taz: Warum sollten wir diesem „Bleib mir weg mit Corona“ trotzdem nicht nachgeben?

    Drosten: Wir werden ja auch Generationen nach uns haben, die irgendwie mal in die Dokumente schauen wollen. Denken Sie mal an die Spanische Grippe, die letzte Pandemie dieses Schweregrades: Hätten wir die Aufbereitung präsent gehabt, dann hätten wir vieles schon wissen können, was passieren wird.

    taz: Zukünftige Generationen … das ist doch den Leuten zu abstrakt.

    Drosten: Populäre Politik kann sich kurzfristig über Tatsachen hinwegsetzen, aber langfristig wird sich das rächen. Jetzt, wo die Gefahr überwunden ist, lässt es sich wohlfeil argumentieren. Aber wissenschaftliche Tatsachen sind weder verhandelbar noch bequem oder populär. Im politischen Raum sehen wir jetzt allerhand unsaubere Argumentation, von Verwechslungen und Auslassungen bis hin zu absichtlich gestreuten Fehlinformationen. Man muss aufpassen und populistische Strategien erkennen. Wenn wir den Anspruch haben, unsere demokratischen Entscheidungen anhand von Tatsachen zu treffen, dann müssen wir uns in der Breite der Gesellschaft darum bemühen.

    taz: Klingt anstrengend. Auch dieses Interview ist kein leichter Stoff.

    Drosten: Mitdenken ist anstrengend. So ist das nun mal.


    Title: Christian Drosten: „Je mehr Zeit vergeht, desto skeptischer werde ich“
    URL: https://taz.de/Christian-Drosten/!6061896/
    Source: taz.de – taz.de
    Source URL: https://taz.de/!p4608/
    Date: January 24, 2025 at 08:02PM
    Feedly Board(s): Verschiedenes

  • Moonchild Sanellys Auftritt beim Reeperbahn Festival im vergangenen Herbst bleibt unvergessen. Wie eine Naturgewalt hat die Südafrikanerin die Bühne des kleinen Hamburger Clubs Gruenspan geentert, knapp bekleidet mit Body und Lackmieder. Auf dem Kopf trug sie eine Perücke aus blauen Wollzöpfen, der sogenannte „Moon Mop“ ist ihr Markenzeichen. Bereits nach wenigen Takten war klar: Die südafrikanische Sängerin ist eigenwillig und edgy, gerade live steht sie mit voller Wucht für Female Empowerment, Body Positivity plus sexuelle Selbstbestimmung.

    Die Songs ihres dritten Albums „Full Moon“ bekräftigen diesen Eindruck: Das Selbstbewusstsein der Künstlerin, es ist schlicht unerschütterlich. „Big Booty“ ist eine Art Liebesbrief an ihren Hintern. „It’s an earthquake when I bounce that booty“, kokettiert sie. Nicht nur bei diesem Track fließen einige Sätze aus ihrer Muttersprache ein, Moonchild Sanelly, geboren als Sanelisiwe Twisha in Port Elizabeth, wechselt pausenlos von Xhosa nach Englisch und wieder zurück. Den Zu­hö­re­r:innen stellen sich Rätsel: In welches Genre gehört diese Musik bloß? Also verschafft die Mutter von drei Kindern ihren Fans kurzerhand selber Klarheit, indem sie die Kategorie „Future Ghetto-Funk“ eingeführt hat. Auf jeden Fall hat sie eine eigenwillige künstlerische Handschrift entwickelt. Die Kombination aus Klängen ihrer südafrikanischen Heimat und westlichen Stilen funktioniert gut. Mal changiert Moonchild Sannellys Sound zwischen Amapiano, einem südafrikanischen Dancefloorstil und Deep-House, zwischen Jazz und Folk-Elementen, zwischen dem Dancefloor-Subgenre Gqom und Afro-Punk, mal flirtet er mit HipHop, immer ist die Musik von Moonchild Sanelly im Pop verankert.

    Könnte sie mit ihren tanzbaren Beats zur afrikanischen Queen of Pop werden? Zumindest denkt sie selbst groß und verkündet in „To kill a single Girl (Tequila)“, eigentlich ein Stück über eine neue Liebe, ohne jegliche Scheu: „I’m a born star“.

    2019 lud auch Superstar Beyoncé sie ein, gemeinsam das Lied „My Power“ für den Soundtrack von „The Lion King: The Gift“ zu komponieren und zu singen. Von ihrer weltberühmten Kollegin unterscheidet Moonchild Sanelly allerdings etwas ganz Wesentliches: Sie wirkt nahbarer als die stets perfekt anmutende US-Künstlerin. Bei ihren Konzerten hüpft sie umher wie ein Gummiball, sie redet gern mit dem Publikum, mitunter steckt in ihren frivolen, teils derben Texten durchaus Humor, prinzipiell kreist sie um ihre eigenen Befindlichkeiten. In der Selbstermächtigungshymne „Do my Dance“ verkündet sie: „I don’t take no rules from a mouth / I just love to live on my own terms“.

    Das Album

    Moonchild Sanelly: „Full Moon“ (Transgressive/PIAS)

    Ein Künstlerego in Zerrissenheit

    Keine Selbstverständlichkeit – jedenfalls nicht bisher – sind die nachdenklichen Texte. Sie offenbaren, dass in Moonchild Sanellys Künstlerego tiefe Zerrissenheit schlummert. Es gab Phasen, in denen ihr Leben in Scherben zu liegen schien. Kurz vor ihrem Umzug nach Johannesburg wurde sie als junge Frau ungewollt schwanger. Wenn sich die Sängerin in dem soften Song „Falling“ diese schwierige Zeit wieder in Erinnerung ruft, spricht aus ihren Worten die Angst vor dem Scheitern. Mit Sätzen wie „It’s not my baby / That’s what he said“ konfrontiert sie sich noch einmal mit dem Schmerz aus ihrer Vergangenheit, um ihn dann endgültig loszulassen.

    Immerhin haben ihr schlechte Erfahrungen wie diese geholfen, zu jener starken Künstlerinnenpersönlichkeit zu werden, die sie heute ist. Im Finale „I was a Curse“ brüstet sich Moonchild Sanelly voller Stolz: „I put my hands in the sky / ’Cause I’m proud of the girl I’ve become“. Ihre Nummern sind wie eine Rüstung, die Fans auf einem Selbstfindungstrip musikalische Unterstützung spendieren kann.

    Mit „Full Moon“ beweist Moonchild Sanelly einmal mehr, dass sie eine der vielversprechendsten Künstlerinnen Südafrikas ist.


    Title: Album „Full Moon“ von Moonchild Sanelly: Zukunftsweisender Hintern
    URL: https://taz.de/Album-Full-Moon-von-Moonchild-Sanelly/!6062436/
    Source: taz.de – taz.de
    Source URL: https://taz.de/!p4608/
    Date: January 18, 2025 at 06:17PM
    Feedly Board(s): Verschiedenes

  • Israel’s war in Gaza has killed tens of thousands of people and laid waste large swathes of the territory. Schools and hospitals have been destroyed, and aid flows into the territory have fallen sharply.

    As Israel and Hamas reach a deal to pause the war for an initial six weeks, here is a visual assessment of the toll so far on the Palestinian people and the infrastructure they rely on.

    Deaths, injuries and displacement

    More than 46,000 Palestinians have been killed inside Gaza by Israeli attacks, according to health officials in the territory. Most of the dead are civilians, and the total represents about 2% of Gaza’s prewar population, or one in every 50.

    Another 110,000 have been wounded, over a quarter of whom now live with life-changing injuries including amputations, major burns and head injuries.

    About 1.9 million people have been displaced since the war began, amounting to 90% of the population, with many of them forced to move repeatedly. Hundreds of thousands are living in tent cities and severely overcrowded shelters with poor sanitation and access to little clean water.

    A tent camp for displaced Palestinians in Khan Younis, photographed on 4 January. Photograph: Abdel Kareem Hana/AP

    The Israeli military says its fight is against Hamas and not Gaza, that its bombardment is proportional to threats and that it makes every effort to warn citizens of imminent attacks.

    Aid flows

    Gaza has long relied on a flow of trucks carrying food, fuel and medical aid to function. But over the course of the war, Israeli controls drastically limited the number of trucks entering the territory. Alongside the destruction of agricultural production this has led to widespread hunger and malnutrition.

    In November 2024, the UN said aid and commercial shipments into Gaza were at the lowest levels since October 2023, and an international watchdog said famine was probably “imminent” in the northern Gaza Strip.

    Israel says it does not limit aid shipments and blames shortages on logistics failures by aid agencies, or Hamas theft of food aid.

    Building damage

    Israel’s campaign of intense aerial bombing and mass demolitions has levelled swathes of Gaza, and left whole neighbourhoods barely habitable.

    Nine in 10 homes in the territory have been destroyed or damaged, the latest UN figures show. Schools, hospitals, mosques, cemeteries, shops and offices have been repeatedly hit. Israel says strikes only target Hamas fighters and claims the fighters shelter in buildings and use civilians as human shields.

    Satellite imagery taken this month of Rafah in the south – once considered a “safe” city – shows large portions of neighbourhoods adjacent to the border almost completely demolished.

    This drone footage from June last year shows heavily damaged and destroyed buildings in the Jabaliya refugee camp in the north. An Israeli campaign conducted in three waves has left the camp an unrecognisable wasteland of rubble.

    This footage from August shows UN cars driving through what used to be a neighbourhood in the north.

    This footage shows al-Dahra street in the southern city of Khan Younis before the start of the war and again in April of last year.

    Israeli forces have repeatedly bombed, besieged and attacked hospitals in Gaza. Earlier this month the World Health Organization said there had been 654 attacks on health facilities recorded since the start of the war.

    Almost every school building in Gaza has been damaged or destroyed, and none are in operation. These composite images show the impact of the war on just three schools:

    Among the destroyed educational institutions is the Israa University in Gaza City, which was blown up by the IDF last year.


    Title: A visual guide to the destruction of Gaza
    URL: https://www.theguardian.com/world/2025/jan/18/a-visual-guide-to-the-destruction-of-gaza
    Source: The Guardian
    Source URL: https://www.theguardian.com/us
    Date: January 18, 2025 at 09:42AM
    Feedly Board(s):

  • 2017 lächelte Donald Trump noch bubenhaft auf seinem offiziellen Präsidentenporträt. Ganz anders nun zur zweiten Amtszeit: Bösewichtig schaut er in die Kamera – und erinnert damit an sein eigenes Polizeifoto.


    Title: Donald Trump: Offizielles Porträtfoto in der Bildanalyse
    URL: https://www.spiegel.de/kultur/donald-trump-offizielles-portraetfoto-des-47-praesidenten-in-der-bildanalyse-a-1351770c-15fe-4a3e-ad91-4d3c0799d83e
    Source: DER SPIEGEL – Kultur
    Source URL: https://www.spiegel.de/
    Date: January 17, 2025 at 06:41PM
    Feedly Board(s): Verschiedenes

  • Als im Herbst Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg waren, richteten die Medien ihre Augen auf die ostdeutschen Bundesländer. Es war mal wieder spannend: Wie weit nach rechts würden sie diesmal rücken? Vielleicht springt für jedes Bundesland eine eigene empörte Kolumne und im Feuilleton ein tiefsinniger Text über das Wesen der Ostdeutschen heraus? Klar, die AfD finden wir doof und das mit der Sahra Wagenknecht ist uns auch gar nicht geheuer. Aber mal wirklich hinschauen? Das ist irgendwie auch zu anstrengend.

    Und ja, ich verstehe, dass man „den Osten“ aus einer Außenperspektive gern wie dieses eine Schubfach mit Briefen vom Finanzamt behandelt: Alle paar Monate mal vorsichtig rein lugen, verwirrt den Kopf schütteln und dann schnell wieder zu machen – bis man sich im nächsten Jahr wundert, dass alles noch schlimmer geworden ist. 

    Außerdem verstehe ich auch, dass es simpler ist, sich in den zwei typischen Genres aufzuhalten: Der-Ist-doch-gar-nicht-so-schlimm“-Artikel aus einem hippen Café in der Leipziger Südvorstadt und die „Hier-ist-das-ganze-Dorf-rechtsextrem“-Reportage aus einer gottverlassenen Ecke in Thüringen oder Meck-Pomm. Doch dabei wird ein bisschen übersehen, was gerade ganz konkret in der Politik abgeht. Da sind auch ohne düstere Musik im Hintergrund erschreckende Szenarien dabei. Und vor allem gibt es da auch konkret Dinge, die man kritisieren und verändern könnte.

    Sachsen: CDU wählt AfD-Extremisten in die Ausschüsse

    In Sachsen hatte die CDU bei der Landtagswahl im September mehr als 30 % der Stimmen bekommen. Rund die Hälfte davon hatte laut Umfragen die CDU gewählt, damit die AfD nicht zu viel Einfluss bekommt. Und wie läuft das so mit dem „weniger Einfluss“? Ziemlich schlecht.

    Am Mittwoch (15.01.) wurden im neu gewählten Landtag die Posten in den Ausschüssen und vor allem der Parlamentarischen Kontrollkommission besetzt. Letztere ist deswegen brisant, weil sie die Regierungsaufsicht über den Verfassungsschutz überwacht. Und in genau diese Kommission wurde nun, neben Vertretern der CDU, SPD, Grünen und des BSW zum ersten Mal in der Geschichte des Freistaates ein Extremist gewählt. Denn obwohl die AfD in Sachsen seit Dezember 2023 als gesichert rechtsextremistisch eingestuft wird, haben CDU und BSW dafür gesorgt, dass ihr Kandidat im Gremium sitzt.

    Übrigens: Der Rechtsextreme, von dem wir reden, Carsten Hütter, tauchte bereits mehrfach im 2019 geleakten Gutachten des Verfassungsschutzes zur AfD auf. Schon damals hatte er die Legitimation der Kanzlerin angezweifelt und rassistische Hetze über Geflüchtete verbreitet. Dass er sich seitdem gemäßigt haben soll, ist schwer vorstellbar. Es ist also folgerichtig, dass der Verfassungsschutz Hütter und seinen Landesverband als gesichert rechtsextremistischen Fall behandelt – und absurd, dass CDU und BSW all das nicht als Hinderungsgrund sehen, ihn in die Kontrollkommission zu wählen. Dort kann nun der Extremist die Arbeit des Verfassungsschutzes beobachten – verkehrte Welt. 

    CDU arbeitet gegen den Wählerwillen

    Die Gründe für die Wahl sind schleierhaft. Klar, die CDU schiebt, wie so oft, angeblichen Wählerwillen vor. Das ist besonders zynisch, hatten doch wie gesagt die Hälfte ihrer Wähler:innen die Partei gewählt, um mehr Einfluss der AfD zu verhindern. Die CDU handelt also genau gegen den Wählerwillen. Und die Landtagsverwaltung bestätigte sogar, dass das Gremium ohnehin auch ohne AfD-Extremisten arbeitsfähig gewesen wäre. Mit BSW und Grünen waren zwei Oppositionsparteien vertreten, wie gefordert. 

    Diesen Irrsinn, dass einer der vom Verfassungsschutz beobachteten Extremisten in die Kommission gewählt wird, die die parlamentarische Kontrolle der Aufsicht über den Verfassungsschutz übernimmt, muss die CDU erklären. Und auch die SPD, die in Person ihres Vize-Chefs der Bundestagsfraktion Wiese die Wahl kritisierte, stützt und unterstützt ja gleichzeitig die Politik der CDU, mit der sie in Dresden gemeinsam regiert. 

    Nun kann man Parteien natürlich nicht vorschreiben, wie sie abzustimmen haben – das wäre tatsächlich undemokratisch. Doch es ist die Aufgabe der Medien, dieses Verhalten der Partei kritisch zu hinterfragen. Parteichef Friedrich Merz sollte sich erklären müssen, warum sein sächsischer Landesverband einer gesichert extremistischen Partei Posten und Ressourcen zuschiebt. Das wäre doch mal eine wirklich interessante Story. Wenn wir es nicht fordern, wird niemand Verantwortung für diesen Skandal übernehmen.

    CDU Sachsen holt weitere Extremisten in Gremien

    Und wenn wir schon einmal dabei sind: Die CDU Sachsen hat, gemeinsam mit BSW und SPD, der rechtsextremen AfD zu Positionen in weiteren Gremien verholfen. So soll der AfDler Alexander Wiesner den Vorsitz des Justizausschusses bekommen. Wiesner hatte zuletzt zwei Mitglieder der Terrorgruppe „Sächsische Separatisten“ beschäftigt. Zur Erinnerung: Das waren die Terroristen, die mit Waffengewalt Teile Sachsens erobern und „ethnisch säubern“ wollten.

    Update 17.01.: Die demokratischen Fraktionen im sächsischen Landtag, darunter auch die CDU-Fraktion, stellen sich nun doch gegen eine Nominierung Wiesners. Diese Einsicht kommt jedoch recht spät – es war schon länger abzusehen, dass die AfD Wiesner für den Vorsitz des Justizausschusses nominieren würde, den die CDU den Rechtsextremen überlassen hatte.

    Außerdem kann mit Billigung von CDU, SPD und BSW auch der Innenausschuss nun von einem Extremisten geleitet werden. Der frühere Polizist Lars Kuppi soll den Posten einnehmen. Auch er ist nicht nur deswegen eine brisante Personalie: Er wurde laut WELT-Recherchen 2018 wegen Beleidigung verurteilt, zudem soll er den neuen Partner seiner Ex niedergeschlagen haben. Daraufhin wurde ihm seine Dienstwaffe entzogen.

    Also: Die CDU wählt einen Extremisten in die Kommission, die die Aufsicht über den Verfassungsschutz kontrolliert, sie gibt einem ehemaligen Arbeitgeber von enttarnten, mutmaßlichen Terroristen den Vorsitz des Justizausschusses und einem möglicherweise gewalttätigen Polizisten, der keine Dienstwaffe tragen darf, den Chefposten im Innenausschuss. In den kommenden Wochen wird es viele Talk-Formate geben –  samt Möglichkeit, Friedrich Merz darauf anzusprechen. Wir bleiben gespannt, ob die Medien hier mal kritisch nachfragen, warum seine Partei in Sachsen mit der hier gesichert rechtsextremistischen AfD Koalition light spielt.

    Fazit

    In den letzten Jahren geben sich die meisten überregionalen Medien und auch bundesweite Öffentlich-Rechtliche Kanäle wie ARD und ZDF spürbar Mühe, auf die Probleme in Ostdeutschland einzugehen. Doch eine wirklich konstruktiv kritische Berichterstattung muss auch das aktuelle Problem, welches wir in Dresden beobachten, benennen: Die Übergänge zwischen Rechtsterrorismus sowie Rechtsextremen und Konservativen im Parlament werden immer fließender. 

    Am Ende wird es nicht reichen, mit der Kamera durch die AfD-Hochburgen zu fahren und am Ende ratlos in einem dramatischen Schlussstatement zu verkünden, dass es hier ja wirklich schlimm sei. Es ist auch Aufgabe der Medien, die Demokratie zu verteidigen. Sich hinter einer vorgeschobenen Neutralitätspflicht zu verstecken, ist da einfach nicht ausreichend. Presse- und Meinungsfreiheit gibt es nur in der Demokratie. Es ist daher auch im Eigeninteresse der Medien, die Demokratie gegen ihre Feinde zu verteidigen. Denn es stimmt: Man sollte nicht Gleiches ohne Grund ungleich behandeln. Doch im Falle der AfD machen die Medien den entgegengesetzten Fehler: Sie behandeln Ungleiches (demokratische und extremistische Parteien) ohne Grund gleich. Auch das ist ein Verstoß gegen die journalistische Sorgfaltspflicht.

    Artikelbild: Robert Michael/dpa

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    Title: Schleichende AfD-Übernahme in Sachsen – und ihr schaut weg?
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    Date: January 17, 2025 at 04:16PM
    Feedly Board(s): Verschiedenes

  • Die Hörspielzentrale ist eine kostenfreie Applikation für Nutzer des Musik-Streaming-Dienstes Apple Music, die sich auf die Wiedergabe und Verwaltung von Hörspielen spezialisiert hat. Nach einer längeren Testphase steht die App nun in Version 1.2 ganz offiziell zum Download im App Store bereit. Ziel der Anwendung ist es, den Konsum von Hörspielen zu vereinfachen und die Navigation zwischen verschiedenen Episoden zu erleichtern.

    Hoerspielzentrale

    Serienfolgen im Blick

    Die App ermöglicht es, Hörspiele aus Apple Music abzurufen und diese in einer auf Hörspiele abgestimmten Oberfläche zu verwalten. Eine zentrale Funktion ist die automatische Speicherung des Fortschritts. Hörer können ein Hörspiel jederzeit unterbrechen und an der gleichen Stelle fortfahren. Darüber hinaus erlaubt die Anwendung, spezifische Abschnitte wie Inhaltsangaben zu überspringen.

    Neu in Version 1.2 ist die Möglichkeit, Benachrichtigungen über neue Veröffentlichungen zu erhalten. Diese Funktion dürfte vor allem für Fans von Serien wie „Die drei ???“ oder „Die drei ??? Kids“ interessant sein, die regelmäßig neue Episoden erwarten.

    Übersichtliche Navigation

    Die App strukturiert Hörspielreihen chronologisch, sodass Nutzer die Reihenfolge der Episoden problemlos einhalten können. Widgets bieten die Möglichkeit, aktuelle oder nächste Hörspiele direkt auf dem Home-Bildschirm anzuzeigen. Darüber hinaus sorgt eine Zufallsfunktion dafür, dass Nutzer ein passendes Hörspiel vorgeschlagen bekommen, falls sie sich nicht entscheiden können oder wollen.

    Hoerspielzentrale Screen

    Ein Sleep-Timer gestattet es, die Wiedergabe nach einer bestimmten Zeit automatisch zu stoppen. Informationen zu Kapiteln, Sprechern und Beschreibungen runden das Angebot ab.

    Kostenlos, werbefrei und ohne Tracking

    Ein wesentliches Merkmal der Hörspielzentrale ist die werbefreie Nutzung ohne eingebettetes Tracking. Die App richtet sich an Nutzer, die Wert auf Datenschutz legen und ein klares, ungestörtes Nutzungserlebnis bevorzugen. Vorausgesetzt wird allerdings ein aktiver Zugang zu Apple Music.

    ‎Hörspielzentrale (Kostenlos, App Store) →


    Title: Hörspielzentrale für Apple Music: Tolle App für Hörspielfans
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    Date: January 17, 2025 at 02:27PM
    Feedly Board(s): Technologie

  • Migrationsbericht für 2023
    Faeser fordert mehr Respekt für Zugewanderte

    Stand: 15.01.2025 16:01 Uhr

    Auch mit Blick auf heftige Debatten im Bundestagswahlkampf hat Innenministerin Faeser mehr Respekt für zugewanderte Menschen gefordert. Der Migrationsbericht für 2023 zeigt: Die Nettozuwanderung hat sich halbiert im Vergleich zum Vorjahr.

    Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat mehr Respekt für gut integrierte Migrantinnen und Migranten gefordert. Sie seien bereits lange selbstverständlicher Teil der Gesellschaft und hielten in vielen Bereichen das Land am Laufen, sagte die SPD-Politikerin anlässlich der Beratung des Migrationsberichts für das Jahr 2023 im Kabinett.

    Sie nannte Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und die Industrie als Beispiele. "Was diese Menschen leisten, verdient mehr Respekt", sagte Faeser.

    Laut Migrationsbericht lebten 2023 knapp 25 Millionen Menschen in Deutschland, die selbst oder deren Eltern zugewandert sind. "Das sind fast 30 Prozent unserer Bevölkerung", sagte Faeser. Etwa die Hälfte der Menschen mit Migrationshintergrund hatte 2023 die deutsche Staatsangehörigkeit. Vor diesem Hintergrund warnte Faeser: "Wenn darüber diskutiert wird, wie Menschen die deutsche Staatsangehörigkeit wieder entzogen werden kann, dann führt das zu dem Gefühl, dass es Bürger erster und zweiter Klasse gibt."

    Weniger Flüchtlinge aus der Ukraine

    Der aktuelle Report weist für 2023 einen deutlichen Rückgang der Nettozuwanderung aus im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der 2023 nach Deutschland zugewanderten Menschen betrug rund 1,93 Millionen, 1,27 Millionen zogen fort. Weil weniger Flüchtlinge aus der Ukraine ankamen, lag die Nettozuwanderung 55 Prozent unter der Zahl von 2022.

    2022 hatte die Nettozuwanderung nach Deutschland einen historischen Höchstwert von fast 1,5 Millionen Menschen erreicht. Während 2022 noch mehr als 1,1 Millionen Menschen vor dem russischen Angriffskrieg nach Deutschland geflohen waren, sank diese Zahl 2023 auf rund 276.000.

    Dennoch machte diese Gruppe 2023 immer noch den größten Anteil aus. 14,3 Prozent der neu Hinzugezogenen kam aus dem osteuropäischen Land. Insgesamt kamen die meisten neu nach Deutschland Zugezogenen kamen aus europäischen Ländern inklusive der Türkei (63,4 Prozent), davon etwa die Hälfte aus der Europäischen Union.

    Fortzug vorrangig ins europäische Ausland

    Im Vergleich um Vorjahr gesunken ist auch die Zahl der aus Rumänien gekommenen Menschen (Anteil von 9,8 Prozent), deutlich gestiegen ist dagegen die der aus der Türkei Eingewanderten (6,5 Prozent). 5,5 Prozent kamen aus Polen. Außerhalb Europas ist Syrien mit 5,3 Prozent das Land, aus dem die meisten Menschen nach Deutschland kamen.

    Auch bei den rund 1,27 Millionen Fortzügen dominierten 2023 die europäischen Staaten mit 70,5 Prozent. 13,6 Prozent gingen nach Rumänien, 12,2 Prozent in die Ukraine, 7,2 Prozent nach Polen und 4,8 Prozent nach Bulgarien.


    Title: Migrationsbericht für 2023: Faeser fordert mehr Respekt für Zugewanderte
    URL: https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/migrationsbericht-100.html
    Source: tagesschau.de – Die Nachrichten der ARD
    Source URL: https://www.tagesschau.de/infoservices/alle-meldungen-100.html
    Date: January 15, 2025 at 04:06PM
    Feedly Board(s): Verschiedenes

  • Wahl O Mat Logo

    Am 23. Februar 2025 gibt es in Deutschland vorgezogene Wahlen, doch das heißt nicht, dass man auf den bekannten Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung verzichten muss. Dieser geht nämlich schon am 6. Februar 2025 online.

    Die Details gibt es wie immer auf der offiziellen Webseite des Wahl-O-Mat und die passenden Apps für Android und iOS dürften ebenfalls kurz vorher aktualisiert und mit den Details für die Bundestagswahl 2025 versorgt werden. Der Wahl-O-Mat wird seit 2002 in Deutschland angeboten und begleitet große und kleine Wahlen.

    Wir werden euch dann natürlich am 6. Februar informieren, wenn der Wahl-O-Mat wirklich online ist. So lange muss man jedoch nicht warten, es gibt natürlich auch viele andere Wege, wie man sich informieren kann und diese sollte man zusätzlich nutzen. Der Wahl-O-Mat ist nur eines von vielen Instrumenten bei der Recherche.

    Zukunft von WhatsApp: Gespräche mit KI-Freunden

    Whatsapp Logo Icon 2021 Header

    Meta wird uns vermutlich bald einen neuen Aufbau bei WhatsApp liefern, in der Leiste unten geht es dann mit den normalen Chats los, dann kommt Aktuelles und dann gibt es […]13. Januar 2025 JETZT LESEN →



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    Title: Wahl-O-Mat-Datum für die Bundestagswahl 2025
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    Date: January 14, 2025 at 08:39AM
    Feedly Board(s): Technologie

  • Bis knapp zwei Wochen vor Einsendeschluss gingen mehr als 2800 Vorschläge ein, erneut deutlich mehr als im Vorjahr. Für die Kür zum »Unwort« gelten bestimmte Kriterien: Infrage kommen Formulierungen, die aus Sicht der Jury gegen Prinzipien der Menschenwürde oder Demokratie verstoßen, die gesellschaftliche Gruppen diskriminieren, die euphemistisch, verschleiernd oder irreführend sind. Wie häufig ein Begriff vorgeschlagen wurde, spielt bei der Entscheidung keine Rolle.


    Title: »Biodeutsch« ist das Unwort des Jahres
    URL: https://www.spiegel.de/kultur/biodeutsch-ist-das-unwort-des-jahres-a-3a96e464-d8b3-4465-b73c-cbb297a15b65
    Source: DER SPIEGEL – Kultur
    Source URL: https://www.spiegel.de/
    Date: January 13, 2025 at 09:28AM
    Feedly Board(s): Verschiedenes

  • Lebensratgeber galten lange als schmuddelig. Lektüre für gelangweilte Hausfrauen und Menschen ohne Freunde. Das Private ist politisch – einst ein Slogan der Protestkultur – ist heute Mainstream. Das Gespräch über Alltagssorgen gehört zum guten Ton gesellschaftlicher Gespräche, ist Dauervermarktungsthema von Influencern und Magazinen.

    „Das Leben ist ein Dauer-Struggle. Wir werden krank, verlassen, gekündigt, gemobbt …“ sagt nun auch der Deutschlandfunk und bewirbt damit sein neues Featureformat „und jetzt?!“ Es verspricht: „echte Konflikte, in real time“ zu lösen.

    Das Konzept besteht darin, dass eine Protagonistin ihr Problem ausbreitet und das mit verschiedenen Leuten diskutiert. Aber nicht in einer geschlossenen Studiosituation, sondern als eine Art Livereportage. In der ersten Staffel geht es um beengte Wohnverhältnisse, Verlassenwerden und Erben.

    So hören wir beispielsweise Joyce Ruth Orélie Thumb von Neuburg dabei zu, wie sie mit ihrem Vater zu dem Wald fährt, den sie zusammen mit einigen Immobilien und Ländern einst erben soll.

    Heftig erzwungen

    Sie will den Vater davon überzeugen, sein Erbe jetzt schon zu verteilen, allerdings nicht an seine Kinder, sondern an die Gesellschaft.

    Manches Mittel, um den Live-Moment lebendiger zu gestalten – wie die ständigen Sprachnachrichten von Joyce an ihre Freundin – sind heftig erzwungen und überstrapaziert.

    Von der Staffel hingegen übers Verlassenwerden mit der Schriftstellerin Anke Stelling und der Regisseurin Lola Randl ist kein Loskommen. Die Aufgewühltheit der verlassenen Schriftstellerin, ihre Empörung darüber, sich immer anhören zu müssen, dass sie endlich nach vorne blicken soll, ihre Versuche, mit der Dating-App zurechtzukommen und die überraschenden Wege, die die Regisseurin im Verlauf der Gespräche einschlägt – sie beginnt einen Flirt mit einem Bestatter – sind bei allem Schmerz großes Radio.

    „und jetzt?!“, Staffel 1, Deutschlandfunk


    Title: Format im Deutschlandfunk „und jetzt?!“: Überstrapazierte Lebendigkeit
    URL: https://taz.de/Format-im-Deutschlandfunk-und-jetzt/!6058258/
    Source: taz.de – taz.de
    Source URL: https://taz.de/!p4608/
    Date: January 10, 2025 at 08:03PM
    Feedly Board(s): Verschiedenes

  • Berlin taz | Es klingt nach einem Märchen: Magnus Carlsen, der vielleicht beste Schachspieler aller Zeiten, mit Sicherheit aber der stärkste Spieler der Gegenwart, geht in der Schachbundesliga ans Brett, und dann auch noch für den Underdog FC St. Pauli. Am 11. Januar wird er debütieren. Ausgerechnet St. Pauli, der wie kaum ein anderer in Deutschland für ein basisnahes Vereinsleben steht, und zu dessen Identität neben einer klar menschenrechtsorientierten Agenda es auch gehört, den Auswüchsen des modernen neoliberalen Sports sehr kritisch gegenüberzustehen! Freilich umweht den Klub deswegen auch eine gewisser Ruf der Unkonventionalität und auch der Prinzipien­treue.

    Und wie könnte Magnus Carlsen denn nicht hierher passen – hat er sich nicht kurz nach Weihnachten mit dem Weltschachverband Fide angelegt, weil er gegen dessen vorgestrige Kleiderordnung verstieß und – Schockschwerenot – in Jeans spielte; ja hat er sich nicht sogar von der Schnellschachweltmeisterschaft zurückgezogen und der Fide anschließend öffentlich „Fuck you“ hinterhergerufen – nur um ebenjene Fide dann zum Einlenken zu zwingen, die ihn dann zur tags darauf stattfindende Blitzschach-Weltmeisterschaft zuließ, und zwar in Jeans, und hatte er dieses Turnier dann nicht sogar noch gewonnen? Zu welchem Klub könnte ein solch selbst­bewusster, rebellischer Star besser passen als zu St. Pauli?

    Aber so einfach ist es nicht. Was wie eine kleine amüsante Anekdote klingt, steht sinnbildlich dafür, wie sich im Schach die Machtverhältnisse verschieben. Das Zerwürfnis zwischen Fide und Magnus Carlsen entzündete sich nicht an einem Stück Beinkleid, sondern an der Frage, wie die Zukunft des Sports gestaltet werden soll.

    Die Fide nimmt dabei den traditionalistischen Part ein. Einer der Ursprünge dieser Gegnerschaft ist der Modus, durch den der Weltmeister im klassischen Schach bestimmt wird. Es handelt sich um den mit weitem Abstand prestigeträchtigsten Titel des Sports, der aktuell in einem Best of 14-Match zwischen Titelträger und Herausforderer ausgespielt wird. Carlsen gab seinen Titel 2023 kampflos auf, weil er sich nicht mehr motiviert genug fühlte, die notwendige monatelange Vorbereitung auf solch ein Match durchzustehen und weil er klassisches Schach auf höchstem Niveau ohnehin nicht mehr als die Königsdisziplin ansah. Sein Versuch, die Fide davon zu überzeugen, auch andere Formate stärker in einen Weltmeisterschaftskampf zu integrieren, scheiterte: Für die Fide bleibt die lange Strecke Herzstück des Sports.

    Fide und ihre Keml-Nähe

    Nach dem im November 2024 ausgespielten Titel zwischen dem 32-jährigen Titelverteidiger Ding Liren und dem 18-jährigen Herausforderer Dommaraju Gukesh durfte sich die Fide in ihrer Herangehensweise bestätigt fühlen: Es war ein ungeheuer spannendes, unterhaltsames und fesselndes Duell, das auch davon lebte, wie offensichtlich der psychologische Druck beide Kontrahenten fast zermürbte. Ding Liren, der am Ende tragischerweise wegen eines Anfängerfehlers unterlag, sagte, jedes Spiel sei eine Tortur gewesen.

    Tatsächlich sind im Spitzen­schach fast alle Eröffnungen auserzählt

    Auch wenn die Fide in diesem konkreten Fall tatsächlich das Erbe des Spiels bewahrte, kann sie keinesfalls die Heldin in der Auseinandersetzung mit Carlsen sein. Zu offensichtlich ist vor allem die notorische Nähe zum Kreml, der Vorsitzende Arkadi Dworkowitsch war zunächst Wirtschaftsberater der russischen Regierung, ab 2012 sechs Jahre lang stellvertretender Ministerpräsident.

    Seine Wahl an die Spitze der Fide wurde mutmaßlich aus Regierungskreisen konzertiert. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine wurde auch der ­russische Schachverband zu ­Propagandazwecken eingebunden, insbesondere auch einer der populärsten russischen Spieler, Sergei Karjakin. Der Ethikrat der Fide rügte den eigenen Präsidenten, weil dieser seiner Vorbildfunktion nicht gerecht worden sei und damit den Ruf des Verbandes gefährdet habe.

    Zurück zum Sport: Magnus Carlsen hat seinerseits auch schachliche Argumente, die langen Formate abzulehnen. Tatsächlich sind, was das Spitzenschach anbelangt, durch die rasante Entwicklung von Schachprogrammen so gut wie alle Eröffnungen auserzählt. Die Schachelite hat quasi alle Variationen ausrechnen lassen, was es tatsächlich schwierig macht, ein Spiel ins Rollen zu bekommen.

    Langeweile der Profis

    Es ist nachvollziehbar, dass einige Topspieler diese Art des Spiels eher öde finden – auch Alireza Firouzja zum Beispiel hat sich schon ähnlich geäußert. Für die allermeisten Zu­schaue­r*in­nen allerdings verhält es sich anders: Sie haben nicht den kompletten Variantenbaum vor Augen, und so ergibt sich für sie die Gelegenheit, Stellungen kennenzulernen und sich in sie hineinzudenken, die jemanden wie Carlsen natürlich völlig offensichtlich erscheinen; ja ihn, wie er sagt, auch langweilen.

    Eine der Lösungen, für die Carlsen sich stark macht, ist Chess 960, auch Fischer Random genannt. Bei dieser Variante wird, vereinfacht gesagt, die letzte Figurenreihe wild durcheinandergewürfelt; das bedeutet, dass auch weit überlegenes Eröffnungswissen kaum mehr nutzt. Es geht rein um die Spielstärke und die Idee dahinter ist, wie Carlsen sagt, dass die Zu­schaue­r*in­nen es faszinierend fänden, „wenn Topspieler fast genauso blank sind wie sie zu Hause auch“.

    Um dieses Format breit durchzusetzen, wurde ihm ein neuer catchy Name verpasst – freestyle chess – und mit Hilfe des Milliardärs Jan Erik Büttner eine Grand Slam Tour aufgesetzt, die am 7. Februar in Weissenhaus an der Ostsee startet. Um diese neue Art des Schachs zu popularisieren, hatte Carlsen auch direkt im Vorfeld des WM-Titelkampfes ein Freestyle-Match gegen den aktuell zweitbesten Spieler, Fabiano Caruna, ausgetragen.

    Überhaupt hat Carlsen, der von sich sagt, schachlich sei er „halb im Ruhestand“, inzwischen sehr viele geschäftliche Interessen entwickelt. Rund um Jeansgate wurde bekannt, dass Schach Teil des Esports World Cup 2025 sein würde, ein Event, das ein saudischer Staatsfond finanziert. Weltbotschafter für Schach wird sein: Magnus Carlsen. Er wird also aktiver Part des Sportswahshing Saudi-Arabiens. Außerdem hat er in Zusammenarbeit mit zweien der bekanntesten Schach-Streamer, Hikaru Nakamura und Levy Rozman, die App TakeTakeTake entwickeln lassen, die wohl auch in der Liveberichterstattung mitmischen soll. Es passt ganz gut ins Bild, dass nach der Jeans-Kontroverse direkt eine Hosenmarke auf die Idee kam, Carlsen als Modell zu werben.

    Möglichkeiten der Monetarisierung

    Währenddessen setzt sich die Verschlechterung der Online­angebote zum Schach nahtlos fort. Es ist eine direkte Folge des Booms, der während der Pandemie einsetzte und durch die große Popularität der Netflix-Serie „The Queens Gambit“ einen vorläufigen Höhepunkt erreichte. Seitdem wächst die Zahl der online aktiven ­Schach­spie­le­r*in­nen kontinuierlich, und damit auch die Möglichkeiten der Mone­tarisierung. Profitiert davon hat insbesondere die Seite chess.com unter CEO Danny Rensch. Sie ist auch Partner Saudi-Arabiens beim Esports World Cup. Der ­Verdacht liegt nahe, dass Carlsen, Rensch und ihre Businesspartner eine ernsthafte Konkurrenz­infrastruktur zur Fide aufbauen.

    Das wären schlechte Nachrichten fürs Schach: Mit dem Geld, das Danny Rensch durch den Boom einsammeln konnte, hat er nach und nach versucht, alle Konkurrenten aus dem Markt zu drängen. Die letzte große Akquise von Danny Rensch war chessable, eine Onlinebibliothek, in der Spie­le­r*in­nen ihre Studien zu bestimmten Eröffnungen als Kurse teilen konnten. Trotz gegenteiliger Beteuerungen sind seit Anfang des Jahres alle Kurse kostenpflichtig, auch jene, die Ur­he­be­r*in­nen ursprünglich als frei eingestellt hatten. Eine Monopolisierung wird ihm aber vollständig nicht gelingen: Es gibt noch lichess.org, dem nach chess.com zweitbeliebtesten Schachserver: lichess läuft als freie Software und kann entsprechend nicht gekauft werden.

    Seine Beinkleider waren nicht der einzige Skandal, den Magnus Carlsen während der Schnell- und Blitzschach-WM produzierte: Im Blitzfinale beschloss er zusammen mit seinem Kontrahenten Ian Nepomniachtchi, sich den Titel zu teilen. Diese Absprache immerhin wurde von einem Teil der Schachelite wie von der Fide scharf kritisiert: Niemand ist größer als das Spiel. Carlsen zeigte sich angesichts der Kritik unbeeindruckt und heiratete, allerdings nicht in Jeans.


    Title: Streit um die Zukunft des Schachs: Rebell mit Sinn für Geschäfte
    URL: https://taz.de/Streit-um-die-Zukunft-des-Schachs/!6058251/
    Source: taz.de – taz.de
    Source URL: https://taz.de/!p4608/
    Date: January 10, 2025 at 03:20PM
    Feedly Board(s): Verschiedenes

  • Am Donnerstag, dem 9. Januar, um 19 Uhr findet auf Twitter ein Live-Talk zwischen dem Faschisten Elon Musk und der Rechtsextremistin Alice Weidel statt. Bereits seit längerem versucht der Oligarch Musk, auf den deutschen Wahlkampf Einfluss zu nehmen und die verfassungsfeindliche AfD zu stärken. In diesem Artikel wird näher beleuchtet, wer Alice Weidel ist, warum sie nicht einfach eine harmlose Plauder-Partnerin ist, welche extremen Ansichten sie vertritt und von wem sie sich gelegentlich bezahlen lässt. Das ist wichtig, da sie sich bei öffentlichen Auftritten gern selbst verharmlost.

    Alice Weidel ist eine führende Politikerin der rechtsextremen AfD, die seit 2017 im Deutschen Bundestag sitzt und ihre Partei bei mehreren Bundestagswahlen als Spitzenkandidatin repräsentiert hat. Zuvor arbeitete sie als Analystin bei Goldman Sachs, schrieb eine Doktorarbeit über das chinesische Rentensystem und war unter anderem bei Allianz Global Investors sowie in verschiedenen Beratungsfunktionen tätig. Seit 2022 ist sie gemeinsam mit Tino Chrupalla Bundessprecherin der AfD. Damit hat sie sich in der Parteispitze langfristig etabliert, obwohl sie gegen eine Reihe von kritischen Schlagzeilen kämpfen musste: Ein angebliches Beschäftigen einer syrischen Asylbewerberin als Haushaltskraft ohne Anmeldung, eine E-Mail-Affäre mit rassistischen und verschwörungsideologischen Inhalten oder dubiose Auslandsspenden in ihrem Wahlkampf sind nur einige Beispiele, die offenbar für AfD-Wähler vollkommen akzeptabel sind.

    Auch ihre politische Rhetorik wandelt immer wieder am Rande der Volksverhetzung. Sie wettert regelmäßig gegen Migranten, stachelt mit Vorurteilen über Muslime oder Geflüchtete an und verbreitet Desinformation zum Klimawandel und zur Pandemiepolitik. Zudem pflegt sie Kontakte und Überschneidungen mit dem ultrarechten Milieu, wie ihr Besuch beim inzwischen aufgelösten, gesichert rechtsextremen Institut für Staatspolitik und die Anstellung rechtsextremer Mitarbeiter zeigen. Kritiker warnen daher seit Langem, dass Weidel als Co-Fraktionsvorsitzende der AfD einen autoritären, ausgrenzenden Kurs salonfähig mache – während sie selbst gerne auf ihren vermeintlich bürgerlichen Anschein pocht.

    Ist der Talk eine illegale Parteispende aus dem Ausland?

    Bei dem Talk in einem sogenannten „X-Space“ könnte es sich womöglich sogar um eine illegale Parteispende handeln, vermutet auch Lobbycontrol. Denn der Talk wird “voraussichtlich deutlich breiter ausgespielt werden als Beiträge von regulären User:innen”, was man sich auf Twitter normalerweise teuer erkaufen muss. Was Musk hier betreibt, könnte durchaus politische Werbung sein und Wahlwerbung durch Dritte gilt als Parteispende. Parteispenden aus dem Nicht-EU-Ausland (hier: USA) sind sogar verboten, wenn sie mehr als 1.000 Euro betragen (Bundestag, S. 10). 

    Noch dazu gab es in der Vergangenheit Berichte, dass Elon Musk seine eigenen Tweets im Algorithmus künstlich mehr Menschen ausspielen lässt. Datenanalysen zeigen, dass Musk auf X eine geradezu unglaubliche Reichweite hat. 

    Wenn Gerichte dieser Argumentation folgen, könnte der Live-Talk zwischen den beiden Rechtsextremen juristische Konsequenzen haben. Noch ist unklar, wie die Bundestagsverwaltung die noch relativ neue Drittkampagnen-Regelung anwenden wird. Zumindest wäre es nicht die erste illegale Parteispende für die AfD.

    Klar ist hingegen, wofür Weidel politisch steht. Sie versucht, die deutsche Geschichte rund um den 2. Weltkrieg umzudeuten, es ist ihr egal, dass die AfD rechtsextreme Mitarbeiter beschäftigt und ihren Rassismus versucht sie erst gar nicht zu verstecken. Sie ist eben nicht die gemäßigte Alternative der AfD, sie ist genauso extrem wie die restliche Partei. Wir schauen auf die Details.

    Umdeutung der deutschen Geschichte

    Beginnen wir damit, wie Alice Weidel es mit der deutschen Geschichte hält. Mit Blick auf die Shoah redet sie nämlich von einem “Schuldkult”, der in Deutschland herrsche.

    Alice Weidel spricht in einem Facebook Post von "Schuldkult", ein Begriff der auch von der NPD verwendet wird.

    Doch was hat es mit dem Begriff auf sich? “Schuldkult” wurde schon von der NPD und anderen verwendet, um Geschichtsrevisionismus zu betreiben, also eine Umdeutung der deutschen Geschichte rund um die Nazi-Zeit. Die Erinnerungskultur zu den Verbrechen des NS-Regimes soll so abgewertet, NS-Verbrechen verharmlost werden. 

    Darum ging es auch in einer mutmaßlichen E-Mail-Korrespondenz, die Weidel immer wieder um die Ohren fliegt. In einer Mail von 2013 soll sie – sich auf die deutsche Regierung beziehend – geschrieben haben

    „Der Grund, warum wir von kulturfremden Voelkern wie Arabern, Sinti und Roma etc. ueberschwemmt werden, ist die systematische Zerstoerung der buergerlichen Gesellschaft als moegliches Gegengewicht von Verfassungsfeinden, von denen wir regiert werden.“ [sic]

    Und weiter:

    “Diese Schweine sind nichts anderes als Marionetten der Siegermaechte des 2. WK und haben die Aufgabe, das dt Volk klein zu halten indem molekulare Buergerkriege in den Ballungszentren durch Ueberfremdung induziert werden sollen.” [sic]

    Der Ton der Mail erinnert stark an Reichsbürger-Narrative. Bis heute weigert sich Weidel, eine eidesstattliche Erklärung abzugeben, dass die E-Mail nicht von ihr stammt. 

    Illegale Parteienfinanzierung

    Wir wissen noch nicht, ob der Talk mit Antisemit Musk eine illegale Parteispende aus dem Ausland ist. Den Sachverhält klärt aktuell die Bundestagsverwaltung. Es wäre allerdings nicht das erste Mal, dass Alice Weidel illegal Spenden aus dem Ausland erhält. 

    Das Verwaltungsgericht Berlin urteilte 2021, dass die AfD eine Sanktionszahlung in Höhe von 396.000 Euro zahlen muss, der dreifache Wert der Spende, die also (gestückelt) 132.000 Euro betrug. Es handelte sich um eine anonyme Spende von zwei Unternehmen aus der Schweiz an Weidels Kreisverband der AfD Bodenseekreis. Anonyme Spenden von mehr als 500 Euro sind jedoch nicht erlaubt. Dies bestätigte das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg 2023. Die Strafe hatte zuerst die Bundestagsverwaltung verhängt.

    Rechtsextreme (Ex-)Mitarbeiter

    Nach dem von Correctiv aufgedeckten Geheimtreffen von Rechtsextremen in Potsdam trennte sich Weidel von ihrem damaligen Referenten, Roland Hartwig, der ebenfalls an dem Treffen teilgenommen hatte, offiziell “im beiderseitigen Einvernehmen”. Hartwig war nicht nur irgendein Referent – Medienberichten zufolge war er Weidels “rechte Hand”. Offenbar versuchte Weidel, mit seiner Entlassung die Wogen nach der Correctiv-Recherche zu glätten. 

    Bei anderen rechtsextremen Mitarbeitern der AfD ist Weidel deren Gesinnung wohl weniger wichtig. Ein BR-Bericht aus dem vergangenen Jahr deckte auf, dass “die AfD-Fraktion und ihre Abgeordneten mehr als 100 Mitarbeiter [beschäftigen], die in vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Organisationen aktiv sind. Unter ihnen befinden sich demnach Aktivisten aus dem Umfeld der „Identitären Bewegung“, ideologische Vordenker aus der „Neuen Rechten“ und mehrere Neonazis.”

    Weidel sagte: Eine Einstufung als rechtsextrem “interessiert mich überhaupt nicht, weil es ein Werturteil ist”. Allgemein sei der Verfassungsschutz für sie keine unabhängige Behörde. Die Berichte zu den rechtsextremen Mitarbeitern versucht sie zu diskreditieren: “Das, was Journalisten schrieben, sei „Grütze“. „Das ist alles so dummes Zeug.“”

    Einerseits einen Mitarbeiter entlassen, vermutlich weil er sich mit Rechtsextremen vernetzt hat, andererseits Berichte zu rechtsextremen Mitarbeitern als “dummes Zeug” abzuspielen: Alice Weidel steckt manchmal voller Widersprüche. Dahinter steckt wohl der Versuch, den braunen Anstrich der Partei etwas zu überspielen oder womöglich auch die Angst vor einem Parteiverbot. Lange muss man aber nicht suchen, um zu verstehen, wie offen rassistisch sie ist. 

    Aus dem Büro von Alice Weidel wurden außerdem die Kontaktdaten des Rechtsextremisten Steve Bannon weiterverschickt, am Ende landeten diese bei dem Putschisten Prinz Reuß, dessen Terror-Gruppe plante, den Bundestag zu stürmen. 

    Weidels Sprecher Daniel Tapp war ein Kontakt von Michael S., der sich für die Preppergruppe “Zuflucht” auf einen Rassenkrieg vorbereitete. In geleakten Nachrichten von Michael S. an Tapp beschreibt Michael seine damalige Arbeit in der Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt als “hitleristisch”. 

    Offener Rassismus

    Ihren Rassismus zeigte sie schon 2018 im Bundestag, als sie Geflüchtete “alimentierte Messermänner” nannte und muslimische Mädchen “Kopftuchmädchen”. Dass sie bewusst provozieren möchte, rechtfertigt sie so: „Die Polarisierung ist ein Stilmittel, um Debatten anzustoßen“. Von einer konstruktiven Debatte ist Weidel jedoch schon immer entfernt gewesen. Wie die TAZ schreibt

    “In einem Gastbeitrag in der Jungen Freiheit bezeichnet sie den Islam als „archaische Kultur“, warnt vor „der Islamisierung unserer Gesellschaft“ und schreibt: „Das muslimische Gemeinwesen ist einzig und allein auf die Errichtung eines Gottesstaates ausgerichtet.“ Deshalb dürfe es für den Islam „keine prinzipielle Religionsfreiheit“ geben. In einem Interview fordert sie gar, das Kopftuch zu verbieten. Dass Religionsfreiheit ein grundgesetzlich verbrieftes Recht ist, hält sie nicht zurück.”

    All das sagte sie schon lange, bevor sie zur AfD-Kanzlerkandidatin wurde. Sie hat sich in puncto Migration und Islam also nicht erst kürzlich radikalisiert. Sie war von Anfang an radikal. Niemand kann nach der Wahl sagen, dass man nicht wusste, wofür Weidel eigentlich steht. 

    Alice Weidel’S Russlandpolitik

    Alice Weidel macht die Ukraine für den russischen Angriffskrieg gegen das Land verantwortlich. Schuld sei die mangelnde Neutralität des Landes. Fakt ist jedoch, dass sowohl Scholz als auch Baerbock Putin vor dem Angriffskrieg zugesichert haben, dass es auf absehbare Zeit keinen NATO-Beitritt der Ukraine geben wird. In einer Maischberger Sendung leugnete Weidel, dass Putin ein Diktator wäre und weckte Zweifel an Kriegsverbrechen wie den kurz zuvor entdeckten von Russland ermordeten Toten in den Massengräber in Isjum (Ukraine).

    Auch wirklich wahr: In Russland wurden Polizisten mit einer Rede von Alice Weidel indoktriniert. Weidel hatte in ihrer Ansprache die deutsche Regierung scharf kritisiert und vor einer Eskalation der Beziehungen zu Russland gewarnt. Das wird nun genutzt als Bestätigung für die Notwendigkeit, auf einen möglichen Krieg mit westlichen Ländern vorbereitet zu sein.

    Fazit

    Die rechtsextreme AfD schickt ihre Bundessprecherin Alice Weidel gern vor, da sie auf den ersten Blick harmloser wirkt als beispielsweise der Faschist Björn Höcke oder auch Maximilian Krah, der die SS verharmloste. Man darf sich aber nicht davon täuschen lassen, dass Alice Weidel als ehemalige Goldman Sachs-Bankerin und Frau an der Parteispitze nicht dem klassischen Neonazi-Stereotypen entspricht.

    Gerade weil sie weiterhin Spitzenämter in der Partei bekleidet, stellt Alice Weidel eine Gefahr für die Demokratie dar. Denn weil die Annahme der illegalen Spenden keine ernsthaften Konsequenzen für ihre politische Karriere hatten, können autoritäre Kräfte aus dem Ausland schlussfolgern, dass in Deutschland (laut aktuellen Umfragen) bis zu 20 % der Leute eine Partei wählen würden, deren Spitzenpersonal ihr Geld annehmen würde.

    Versucht Elon Musk nun ebenfalls, auf Einkaufstour in der deutschen Politik zu gehen? Jedenfalls ist das Interview für ihn eine gute Chance, seinen Einfluss noch weiter zu erhöhen. Und Alice Weidel steht am Ende vielleicht trotz ihrer Relativierungen des deutschen Faschismus, der früheren Anstellung rechtsextremer Mitarbeiter und ihres offenen Rassismus gar nicht so schlecht da, neben dem Antisemiten und Rechtsextremisten Musk. Ein win-win für amerikanische sowie deutsche Extremisten. Nur die Demokratie wird weiter leiden – in beiden Ländern.

    Artikelbild: photocosmos1, nitpicker

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    Title: So extrem ist Alice Weidel
    URL: https://www.volksverpetzer.de/aktuelles/alice-weidel-extrem/
    Source: Volksverpetzer
    Source URL: https://www.volksverpetzer.de/
    Date: January 9, 2025 at 05:55PM
    Feedly Board(s): Verschiedenes

  • Der Meta-Rebbe macht eine Anküdigung

    Der Meta-Rebbe macht eine Anküdigung

    Mark Zuckerberg, der Chef von »Meta«, dem Unternehmen, das hinter facebook, Instagram und WhatsApp steht, hat am Dienstag (7. Januar 2025) weitreichende Änderungen der Moderationsrichtlinien und -praktiken des Unternehmens angekündigt (siehe hier sein Video bei facebook). Als Gründe nannte er ein sich »wandelndes politisches und gesellschaftliches Umfeld« sowie den Wunsch, die freie Meinungsäußerung zu fördern.

    Was bedeutet das?

    Meta beendet sein Programm zur Faktenüberprüfung mit vertrauenswürdigen Partnern. Stattdessen wird ein gemeinschaftsbasiertes System eingeführt, ähnlich den »Community Notes« bei X (also Twitter). Die »Community Notes« werden also von Nutzern erstellt. Ein Blick in den Maschinenraum dieser Notes zeigt, dass es dort zugeht, wie in jeder anderen Diskussion auf Social Media auch. Die hartnäckigsten Nutzer setzen sich durch. Eigentlich benötigt man »Community Notes« zu »Community Notes«.

    Zuckerberg kündigte zudem an, die Moderationsrichtlinien für politische Themen zu überarbeiten. Frühere Änderungen, die den Anteil politischer Inhalte in den Nutzer-Feeds reduzierten, werden rückgängig gemacht.

    Die Neuerungen betreffen Facebook und Instagram – zwei der größten Social-Media-Plattformen weltweit mit jeweils Milliarden von Nutzern – sowie den Kurznachrichtendienst Threads.

    »Wir kehren zu unseren Wurzeln zurück und konzentrieren uns darauf, Fehler zu reduzieren, unsere Richtlinien zu vereinfachen und die freie Meinungsäußerung auf unseren Plattformen wiederherzustellen«, so »Zuck« in seinem Video.

    Der Meta-Meister verwies auf die bevorstehende US-Präsidentschaftswahl als wichtigen Einflussfaktor für die Entscheidung des Unternehmens. Dabei kritisierte er »Regierungen und traditionelle Medien« für ihren angeblichen Druck, »immer mehr zu zensieren«.

    Dummerweise hat Zuckerberg nicht Unrecht. Mohsen Mosleh, Qi Yang, Tauhid Zaman, Gordon Pennycook und David G. Rand haben das für nature untersucht. Sie haben im Jahr 2020 politische Akteure auf Twitter unter die Lupe genommen und kamen zu dem Schluss, dass Trump-Supporter häufiger sanktioniert wurden durch die Plattform. Warum? Tatsächlich haben diese Accounts häufiger auf Quellen verwiesen, die auf keinen Fall als vertrauenswürdig betrachtet werden können. Weitere Untersuchungen der Autoren mit Daten aus 16 Ländern bestätigen das. Warum bevorzugen Nutzer obskure Quellen mit Falschinformationen? Warum nutzen sie keine anderen Quellen?

    Natürlich wird diese Kursänderung von Meta erhebliche Auswirkungen auf die entsprechenden Sozialen Medien haben. Übrigens wird in der öffentlichen Diskussion darüber eines in der ganzen Hektik übersehen: Für Meta dient der Schritt vermutlich gar nicht der »Demokratisierung« oder »weniger Zensur«, sondern der Kosteneinsparung. Community-Manager kosten Geld und zuweilen dauert alles zu lange. Die Auslagerung dieser Arbeit an die Nutzer selbst dürfte eine enorme Kosteneinsparung mit sich bringen. Die Nutzer befüllen also die Netzwerke mit Content und sollen auch selber moderieren.

    Das klingt nicht sehr verheißungsvoll, aber der Wegfall der Fakenews-Prüfung ist gar nicht der Kern des Problems. Es gibt 1½ Probleme die eigentlich schwerwiegender sind und der Faktencheck ist nur die Bekämpfung der entsprechenden Symptome.

    Erinnern wir uns kurz, was Facebook und Instagram »groß« gemacht hat. Damals in den Zeiten des verheißungsvollen Beginns von Social Media: Die Möglichkeit, mit Freunden in Kontakt zu bleiben. Sein Leben zu teilen, Fotos zu machen (ich im Urlaub, auf der Arbeit, mit der Familie etc.) und einfach sein Ego vergrößern zu können. Ganz nebenbei haben die Menschen begonnen, auch interessante Links zu teilen. Doch dann sind die Dienste zur ersten Anlaufstelle für den Nachrichtenkonsum geworden. Sehr viele Menschen informieren sich heute nur noch über die Sozialen Medien – die jüngeren mehr auf TikTok. Das ist der eigentliche Schmerzpunkt. Es klingt pathetisch, ist aber so: Das muss aufhören. Das ist das erste Problem.

    Das andere Problem ist: Die Netzwerke pushen durch ihre Algorithmen den schlechten Content und präsentieren Nutzern, die eigentlich für die Kontakte in den Netzwerken sind, eben jenen Unsinn. Wenn das viele Menschen gut finden, dann muss ja auch etwas dran sein. Das ist bei X so und das ist bei Facebook und Instagram nicht mehr anders. Der »Feed« von Facebook ist heute nicht mehr eine Anzeige dessen, was Freunde chronologisch gepostet haben. Es wird alles Mögliche angezeigt. Besonders gerne bewährter Content mit vielen Reaktionen. Das beinhaltet auch negative. Fakenews-Prüfer haben also vor dem Haus mit dem Laubkehrer gefegt, während um die Ecke Leute mit dem Laubbläser stehen und mehr Laub heranschaffen.

    Das Problem liegt also in den Plattformen – nicht bei den Faktenprüfern.

    Was wäre also zu tun?

    Hochwertige Informationen müssen zugänglich und leicht zu finden sein. Schön, dass die Tagesschau auf TikTok ist, aber sie ist dort den Regeln des Anbieters unterworfen. Das wird nicht funktionieren. Die Europäische Union wird auf eine Regulierung der Inhalte drängen, aber das ändert die innere Mechanik der Dienste nicht. Das wird uns langfristig nicht helfen.

    Was können wir tun? Qualitätsmedien verwenden und darauf drängen, dass diese wieder ins Bewusstsein der Menschen rücken. In erster Linie muss jede Person bei sich beginnen und dann auf eine Änderung wirken. Ach ja: Social Media auf gar keinen Fall als erste oder gar einzige Informationsquelle nutzen.

    Übrigens: Zum »jüdischen Umgang« mit Social Media kann gerne ein Blick in das Buch »Tzipporim – Judentum und Social Media« geworfen werden (siehe Artikel dazu hier).


    Title: Fehlende Faktenprüfer sind nicht das Problem
    URL: https://www.sprachkasse.de/blog/5785/tewet/9/zuckerberg_moderation/
    Source: Chajms Sicht
    Source URL: https://www.sprachkasse.de/
    Date: January 9, 2025 at 08:34AM
    Feedly Board(s): Religion

  • Superreiche, die rechtsextremes Gedankengut verbreiten – wieder und wieder. Milliardäre wie Elon Musk und Peter Thiel halten mit ihren politischen Ansichten nicht hinterm Berg, im Gegenteil. Und doch kann ein erheblicher Teil etablierter Medien (im Übrigen nicht nur in Deutschland) nicht damit aufhören, die politische Ausrichtung dieser Männer als Mysterium zu umschreiben, auch wenn die Belege für ihre rechtsextreme Gedankenwelt eindeutig sind. Ein aktuelles Beispiel: Elon Musk hatte seinen Namen kurzzeitig auf Twitter in “Kekius Maximus” geändert. Gleichzeitig änderte er auch sein Profilbild kurzzeitig zu einem in eine römischer Militärrüstung gekleideten Frosch. 

    Als jemand, der weder ständig online ist, zum Thema Rechtsextremismus forscht oder sich als Politikjournalist mit dem Thema auseinandersetzt, dürfte man in der Tat ratlos auf dieses neue Profil blicken. Aufgabe von Journalist*innen ist es allerdings zu dechiffrieren, was der reichste Mann der Welt seinen Fans auf Twitter mit dieser neuen Selbst-Präsentation sagen wollte. Stattdessen fehlten anfänglich in der Berichterstattung die dezidiert rechtsextremen Referenzen, die Musk mit dieser Änderung bedient: In einem deutschsprachigen Medium war beispielsweise die Rede davon, dass Musk mit der Namens- und Bildänderung “so etwas wie Selbstironie” beweise, während die BBC schrieb, Musk habe “Spekulationen ausgelöst” – als sei nicht eindeutig, welche Botschaft Musk damit senden will. 

    Musk nutzt rechtsextreme Symbole

    Beginnen wir bei “Kekius Maximus”: Der Name ist eine Kombination von “Maximus Decimus Meridius”, dem von Russell Crowe verkörperten Protagonisten aus dem Film “Gladiator” und des Internet Slang-Terminus’ “Kek”. Die Bezeichnung “Kek” hat in Kreisen der Alt-Right seit 2017 an Popularität gewonnen, nachdem der Youtuber Carl “Sargon of Akkad” Benjamin – ein britischer Rechtsextremist, der 2018 für die UKIP-Partei bei der Europawahl angetreten war und der Labour Abgeordneten Jess Philipps gesagt hatte, “ich würde dich nicht mal vergewaltigen” – den Begriff aufgegriffen hatte. Carl Benjamin aka “Akkad” ist ein notorischer Online-Troll, der während der sexistischen Hetzkampagne “Gamergate” zum Star rechtsextremer Online-Kreise wurde. Während sein Twitter-Account 2019 gesperrt worden war, hob Musk die Sperre 2022 nach seinem Kauf von Twitter wieder auf.

    “Kek” – rechtsextreme Parodie-Religion

    “Kek” wird von Rechten als Ausruf und Schlagwort gebraucht. Um den Begriff entspann sich in rechtsextremen Online-Kreisen schnell eine Art Parodie-Religion um den fiktiven Gott “Kek”, halb ironisch, halb ernst gemeint – und gleichzeitig ein Mittel, um alle, die links von Rechtsextremen stehen, zu trollen. Ursprünglich stammt der Begriff aus der Gamer-Community von “World of Warcraft”, wo er synonym mit “LOL” verwendet wurde. Von dort fand er den Weg über 4chan in das Vokabular der “Alt-Right”. Zufälligerweise gibt es eine Gottheit des antiken Ägyptens namens „Kek“ – ein Gott des Chaos und der Finsternis. Der alt-ägyptische “Kek” war androgyn, konnte konnte also auch in männlicher oder weiblicher Gestalt auftreten. In seiner männlichen Form wurde “Kek” mit dem Kopf eines Froschs dargestellt. Begeistert über diesen Zufall, eignete sich die “Alt-Right” diese Darstellung an, und setzte als Kopf den Comicfrosch “Pepe the Frog”, der längst zum quasi-offiziellen Maskottchen Rechtsextremer geworden war.

    All  das zur Erfindung des bizarren, pseudo-religiösen “Kult von Kek” durch die Alt-Right. “Kek” ist in ihrem Verständnis der Gott von Dunkelheit und Chaos, dem Rechtsextreme ihren Erfolg verdanken würden, und der seine “Magie” durch Memes erwirken soll.

    Die Online-Kultur der “Alt-Right”: Zwischen Ironie, Trolling und Hass

    In vielerlei Hinsicht ist “Kek” das Paradebeispiel schlechthin für die Online-Kultur der Alt-Right, weil er auf für Außenstehende unverständlich und bizarr wirkt, und in dem von jungen Rechtsextremen gern genutzten, schwammigen Bereich zwischen Ironie und bitterem, brutalem Ernst angesiedelt ist. Das Southern Poverty Law Center fasste diese Vielschichtigkeit 2017 so zusammen: 

    “Kek ist gleichzeitig absurd pubertär, grenzüberschreitend und rassistisch, und spiegelt eine tiefere, pseudointellektuelle Absicht wider, die junge Ideologen anspricht, die sich für tiefgründige Denker halten. Kek kann sowohl ein großer Scherz sein, um Liberale auf die Schippe zu nehmen, als auch ein Spiegelbild des Selbstverständnisses der Alt-Right als ernsthafte Akteure des Chaos in der modernen Gesellschaft.”

    Die Flagge von “Kekistan” – offene Nazi-Referenz

    Die Pseudo-Religion “Kek”, sämtlicher von ihr abgeleiteter Merchandise und Folklore, wie beispielsweise eine “Kekistan”-Flagge, die der Reichskriegsflagge der Nazis ähnelt – das “Kek- Logo ersetzt lediglich das Hakenkreuz, und die Hintergrundfarbe ist froschgrün statt rot. Die Verwendung des Wortes dient gleichzeitig als Erkennungszeichen, Insider-Witz und gefährliches Selbstverständnis.  

    Der Frosch aus Musks Profilbild ist eben jener Pepe, ein Comicfrosch, der von der “Alt-Right” im Wahlkampf 2016 zum rassistischen Hass-Symbol gemacht wurde. Es ist kein Zufall, dass sowohl die “Kek”-Referenz, als auch Pepe-Erkennungsmerkmale aus der Hochzeit der “Alt-Right” stammen. Musks Profil-Änderung ist ein nostalgisches Tribut an die Alt-Right-Internet- und Meme-Kultur des Zeitraums um 2017 herum, als die Bewegung sich nicht nur um Trump herum konsolidierte, sondern sich nach dessen Wahlsieg auch mitten im Siegestaumel befand. 

    “Alt-Right”, Crypto-Bros und Marktmanipulation

    Außerdem ist “Kekius” der Name einer Meme-basierten Crypto-Währung – deren Wert seit Musks Twitter-Profilnamenswechsels zu „Kekius Maximus“ durch die Decke gegangen ist. Bisher ist nicht bekannt, ob Musk selbst Investor der Memecoin ist – es wäre jedenfalls nicht das erste Mal, dass er durch die Nutzung seiner Reichweite den Wert von Cryptowährungen beeinflusst hat. Da das Venn-Diagramm von Crypto-Bros, extrem online White Nationalists und anderen Rechtsextremen einige Überlappung aufzeigt, passt auch dieser Aspekt zum Gesamtbild.

    Friedensangebot Musks an verärgerte Rechtsextreme

    So viel zum inhaltlichen Hintergrund von Musks neuem Profilbild und Twitter-Usernamen – aber auch der Zeitpunkt des Umbenennen seines Profils war relevant. Denn der ist alles andere als zufällig: Musk befindet sich seit etwa zwei Wochen im Clinch mit dem harten rechtsextremen Kern der MAGA-Bewegung. Da hatte er sich nämlich dafür ausgesprochen, hochqualifizierte Fachkräfte per Visum in die USA zu holen, um Silicon Valley global wettbewerbsfähig zu halten, so Musk – was die MAGA-Basis verärgert hatte, die diese Position als Bruch mit Trumps rassistischer, migrationsfeindlicher Politik interpretierte.

    Musk und pseudowissenschaftliche “race science”

    Man sollte Musks Position jedoch nicht als generell pro-Migration oder gar anti-rassistisch verstehen – das Gegenteil ist der Fall. Musk vertritt, wie einige andere Rechtslibertäre und Rechtsextreme des Silicon Valleys, nur eine andere Spielart des Rassismus der MAGA Basis. Musks Form ist nicht weniger rassistisch, sie kleidet sich nur in pseudowissenschaftliche “race science” und biologistischen Unsinn über den “IQ” verschiedener “races”, illustriert von manipulierten Diagrammen. Musks Position basiert also nicht einmal allein auf “Pragmatismus”, wie man in den letzten Tagen so häufig lesen konnte, sondern steht nicht im Widerspruch zu den rassistischen Vorstellungen, die er in der Vergangenheit geäußert hat.

    Musk eskalierte den Konflikt mit rechtsextremen Influencer*innen der MAGA-Szene zunächst weiter. Doch nachdem Donald Trump sich in der Visa-Frage auf die Seite seines milliardenschweren Gönners gestellt hatte, scheint Musk jetzt mit der kurzzeitigen Namensänderung zu „Kekius Maximus“ bemüht, die Wogen zu glätten – jetzt, wo klar ist, dass er das ideologische Ruder von Trumps Präsidentschaft weiterhin in der Hand hat. 

    Musk an White Nationalists: ich bin einer von euch

    So muss man Musks auf Außenstehende willkürlich und bizarr wirkende Profil-Änderung zu „Kekius Maximus“ verstehen: Als deutliches Signal an die White Nationalists der MAGA-Basis, die er vor kurzem noch vor den Kopf gestoßen und beleidigt hatte. Die Botschaft ist klar – ich bin einer von euch. Der Historiker und Rechtsextremismus-Forscher Seth Cotlar erklärt auf Bluesky:

    “Viele der Erfinder dieser Symbole (die sowohl ein Erkennungszeichen für faschistische Politik als auch „nur ein lustiges Meme“ sein sollten, um die Libs zu triggern) geben jetzt in der MAGA-Welt den Ton an.”

    Eines von vielen Beispielen für diese Entwicklung ist Jack Posobiec. “Posobiec war 2016 ein rechter D-Listen-Influencer mit vielleicht 40.000 Followern auf Twitter. Heute hat er etwa 2 Millionen Twitter-Follower, war in Trumps ‘War Room’ während der Debatte, und sein faschistisches Buch wurde von JD Vance und Don Jr. gelobt”, analysiert Cotlar. Tatsächlich hat Vance Posobiecs jüngstes Buch, in dem er der amerikanischen Rechten die brutalen Taktiken von Diktatoren wie Mao, Franco und Pinochet, um ihre politischen Gegner zu vernichten – in den höchsten Tönen gelobt. Dabei bezieht Posobiec sich ganz explizit auf politische Gewalt, die er als notwendig und bewundernswert ansieht.

    „Kek“ ist Pro-Trump

    Im Juli 2024 habe ich auf der “National Conservatism”-Konferenz in Washington, D.C., wo sich der tonangebende MAGA-Kern der Republikanischen Partei und ihres Umkreises traf, Posobiec als prominent platzierten Redner bei einer inhaltlich und rhetorisch durch und durch faschistische Rede erlebt. Er ist einer derjenigen, die die Verwendung von “kek” als Vokabel innerhalb der Alt-Right popularisierten – um das zu überprüfen reicht, wie Cotlar schreibt, eine schnelle Suche auf Posobiecs Twitter-Account:

    “Wenn man auf Twitter nach dem Wort „kek“ und dem Account von Jack Posobiec sucht, findet man seit 2020 Hunderte von Ergebnissen, in denen er das Wort „kek“ über eine Geschichte getwittert hat, die eine gute Nachricht für Trump ist.”

    Musks Referenzen an die Alt-Right Online-Kultur mit „Kekius Maximus“ von 2016 und 2017 sind nicht nur Zeichen seiner eigenen rasch fortschreitenden Radikalisierung, sondern vor allem ein Versöhnungsangebot an die White Nationalists der Republikanischen Basis, die er vor kurzem noch verärgert hatte. Frei nach dem Motto: Wisst ihr noch, die gute alte Zeit? Die kommt jetzt wieder – und ich bin nicht nur an eurer Seite, sondern einer von euch. Dass dieser Kontext an vielen Stellen in der Berichterstattung fehlt, ist ein Zeichen dafür, dass die Bedrohung durch Musk und seine politische Radikalisierung nach wie vor nicht erkannt wird – oder nicht gesehen werden will.

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    Artikelbild: Frederic Legrand – COMEO, Screenshot

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    Title: „Kekius Maximus“: Das rechtsextreme Signal hinter dem Musk-Namen
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    Source: Volksverpetzer
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    Date: January 4, 2025 at 01:44PM
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  • (RNS) — Bono was far from the first non-American Presidential Medal of Freedom recipient, but he may be the most existentially American recipient. Not in the sense of where he was born, but in the sense of his obsessions. Bono has never become an official U.S. citizen, but maybe this slight remove has allowed him to see America a little more clearly. Because when his band, U2, is operating at its peak, it’s capable of dissecting this nation with a rare and effective ruthlessness. And nowhere is this talent more on display than U2’s handling of America and religion.

    U2 was a lot of things to a lot of people, and one of those things was a “non-Christian” band Christians were allowed to like. “Non-Christian” is a bit of a misnomer here, because the U2 guys are nothing if they’re not Christian. But they weren’t Christian,™ which meant they were secular, and in the ’80s and ’90s, being secular meant you were on the wrong side of a cosmic battle for the soul of all reality. Some of you reading this know what I’m talking about.

    Many evangelical kids were raised to see the world as divided piecemeal between “Christianity” and “Mainstream,” and truly good Christians were maybe sometimes allowed to look but could not touch Mainstream stuff, because that was giving Satan a foothold. Secular movies, TV and, above all, music were gateway drugs to drinking, premarital sex, abortions, being gay and, well, actual drugs. But never fear, Christian kids! Thanks to the Evangelical Industrial Complex, you don’t even need to be tempted to listen to evil secular music, because we’ve got Christianized versions of it. No need to listen to “Paul’s Boutique” when you’ve got “Jesus Freak.” Why listen to Madonna when you could spin Rebecca St. James? These figures and many others were bricks in a wall built between the Christian bubble and all the other bubbles, and they did their job passably well. 

    Except for U2, who must have been aware of this wall but certainly never gave it any credence. The band’s very existence proved how unnecessary this wall was, and whether the group knew it or not, their ongoing impact was a chief factor in tearing it down. 

    The “Contemporary Christian Music” scene was in its infancy in 1976, when a 14-year-old Irish marching band geek named Larry Mullen posted a notice to his school’s message board to see if any other musically inclined kids wanted to come over and jam. His notice was answered by four other kids. A charismatic bassist named Adam Clayton and his buddy, a slightly aloof guitar enthusiast named David Evans. They were joined by an artsy weirdo named Paul Hewson, a member of a surrealist street gang that gave each other creative nicknames. This gang had taken to calling Hewson Bonovox, after a local hearing aid store. Hewson hated the name at first but warmed to it when he found out it was Latin for “good voice.” At some point, it got shortened to Bono. 

    Mullen has since joked that he’d hoped the band would be called something like The Larry Mullen Band, but that was clearly out of the cards the second Bono stepped into the room. Bono had gravitas. Bono had energy. He didn’t know anyone else there, but he had ideas. The guys were thinking of calling themselves Feedback and playing Clash covers, but Bono was already thinking bigger.

    America welcomed U2’s early efforts with open arms, as “Boy,” “War” and “The Unforgettable Fire” saw the band graduate from scrappy punk outfit to something more grandiose. The band retained punk’s revolutionary spirit and channeled Bono’s bleeding heart for current events into soaring anthems of beauty and terror. 

    While the band was touring America, its success led it to rub shoulders with the likes of the Rolling Stones, Bob Dylan, Van Morrison and E Street Band guitarist Steven Van Zandt, all of whom deepened the band’s appreciation for American blues and country. At the same time, Bono was reading Flannery O’Connor, Norman Mailer and Raymond Carver while driving across the U.S.’ vast, empty spaces. Evans, who by then was being called The Edge, was getting inspired by Hank Williams and Howlin’ Wolf.

    U2’s love affair with America was matched only by the band’s disdain for the country’s politics. This infatuation and outrage were all spun into a single whole by producer Brian Eno, and the result was “The Joshua Tree,” U2’s finest hour. 

    What can you even say about these songs? “The Joshua Tree” opens like a movie, The Edge’s guitar noodling sounding like a soundtrack soaring through the “for spacious skies” and over the “amber waves of grain” that inspired it, a twinkling echo that becomes a roar that becomes a pulsing sprint so bright and gorgeous that the only possible human response is the exact one Bono sings, the first words on the album: “I want to run!” 

    From there, you’re off on a series of songs so awesomely majestic that no amount of radio overplay or bad mainstream Protestant Sunday morning church covers have been able to defang them. The more action-packed front half finds Bono at his most reflective and spiritually introspective, while the quieter Side B has more of the fiery political calls to arms the band cut its teeth on. “Red Hill Mining Town” is about the U.K. miners’ strike, and “Mothers of the Disappeared” is about the missing political dissidents of Argentina. “Bullet the Blue Sky” is an outlier, a searing screed of U.S. meddling in Central America that really does sound like The Edge had been listening to some good blues music. 

    It’s thrilling stuff, and it’s not their fault they made it sound so simple it inspired thousands of youth group kids to try to duplicate the whole thing, copy and pasting the explicitly Christian stuff and largely ignoring Bono’s concern for the well-being of Black and Brown people in South America and Africa. It’s an interesting riddle of history that U2 captured the hearts of Christian America at around the same time Ronald Reagan captured their loyalty. The latter’s influence proved a lot more durable, unfortunately. 

    “Joshua Tree” paved the way for the worship boom, which spread from churches like Vineyard and the JPUSA communities across the country, eventually leading to Passion and Hillsong. Worship musicians are hardly the only artists to draw copious inspiration from Bono, but it is a shame that after U2 handed Christians the keys to moving beyond “Christian rock,” those keys just got melted down and used to make a new wall. 

    But this was all far outside U2’s concern, and it all sort of dissolves anyway once you pop on, say, “With or Without You,” a patient, twinkly lullaby that starts out with Bono growling like a tiger. As The Edge slowly starts throwing flashy spears of shimmery echoes, the song arches skyward and Bono goes with it, howling to the sky. It’s the blueprint for a hundred worship songs, but it never sounded better than right here. 

    That’s because U2 knew how to write a good rock song, sure. But it’s also because the band had a keen understanding of the spiritual realm and the earthly one, and how to trouble the waters between the two. Bono knows Americans demarcate what is secular and what is religious in peculiar and nonsensical ways. But he also knows those boundaries are only as real as you make them, and the right guitar note can shatter them altogether.

    (Tyler Huckabee is a writer living in Nashville, Tennessee, with his wife and dogs. Read more of his writing at his Substack. The views expressed in this commentary do not necessarily reflect those of RNS.)


    Title: Bono: The most existentially American non-American
    URL: https://religionnews.com/2025/01/07/bono-the-most-existentially-american-non-american/
    Source: RNS
    Source URL: https://religionnews.com/
    Date: January 8, 2025 at 01:48AM
    Feedly Board(s): Religion

  • When Elon Musk endorsed the far-right Alternative für Deutschland on X as the only party that could “save Germany”, followed by an opinion article in Die Welt promoting the AfD in the forthcoming federal elections the backlash was swift. “Germany must not tolerate Musk’s transgressions,” declared the publisher of the liberal newspaper Tagesspiegel. “How did Elon Musk’s election propaganda for the AfD make it into Welt?” asked another commentator, accusing Welt’s publisher, Axel Springer, of betraying its own principles. The Spiegel columnist Marina Kormbaki labelled Musk’s intervention the “breaking of a taboo”.

    The outrage was justified. Musk’s apocalyptic rhetoric and alignment with forces often labelled extremist are deeply unsettling in a country still grappling with the weight of its 20th-century atrocities. His political meddling – from the US to the UK and now Germany – follows a disturbing pattern of self-aggrandisement cloaked in dangerous ideology.

    His immense wealth and global influence, magnified by his acquisition of the social media platform X, as well as his strong ties to authoritarian figures including Donald Trump, make this interference a brazen intrusion that strikes at the heart of democratic integrity. In Germany, where foreign meddling in domestic politics is anathema, this audacity rightly struck a nerve. As the vice-chancellor, Robert Habeck, put it: “Hands off our democracy, Mr. Musk!”

    At the same time, Musk’s views are hardly a surprise. His rightward drift has been years in the making, culminating – some might say, logically – in his support for a party that mirrors some of his core obsessions: nationalist salvation fantasies, natalism, austerity dogmatism. His endorsement aligns with a broader shift in Germany’s public discourse, where far-right narratives have been steadily normalised in both conservative and liberal circles.

    Musk’s argument in the article itself was so simplistic it sparked speculation about whether it might have been AI-generated. His reasoning hinged on praising the AfD’s “political realism” and deregulatory agenda, coupled with the claim that the party couldn’t really be “far right” because its co-leader, Alice Weidel, has a same-sex partner from Sri Lanka. A superficial logic that chips away at the carefully cultivated aura of Musk as a brilliant, if eccentric, entrepreneur.

    What’s even less surprising than Musk’s positions is Die Welt handing him the microphone. Axel Springer, Europe’s largest publishing house, has long played a role in normalising far-right ideas in Germany. Springer, which publishes the Bild tabloid and the Welt daily, reaches millions and actively shapes German public opinion. Over the years, Springer’s German outlets have steadily amplified anti-immigrant narratives which in turn has arguably helped legitimise the far right.

    Take Bild, Springer’s infamous tabloid powerhouse and Germany’s most widely distributed newspaper. In 2023, it published a 50-point manifesto demanding that immigrants respect “German values”, claiming: “We are experiencing a new dimension of hatred in our country – against our values, democracy and Germany.” The text leaned heavily on anti-Muslim tropes, painting immigrants as knife-wielding savages who scorn women, education, nudity and law enforcement.

    These narratives have seeped into mainstream discourse. The chancellor, Olaf Scholz, famously promised mass deportations. After a suspected Islamist knife attack in Solingen, leading political figures from the Greens to the Social Democratic party suggested that deportations were necessary for domestic safety, an argument alarmingly similar to the AfD’s ethnonationalist agenda. Liberal outlets such as Zeit published essays questioning whether immigrants could “civilise”. Today, the AfD’s cultural essentialism resonates far beyond its voter base.

    Musk’s influence obviously surpasses that of any ordinary commentator in Germany. Yet, within the Axel Springer ecosystem, his intervention felt less like an outlier, more like a blunt articulation of what many have gestured to for years. Just days before Musk’s opinion piece, Welt’s publisher, Ulf Poschardt, penned a perplexing column praising Musk’s admiration for Richard Wagner, Ernst Jünger and German techno culture. Poschardt argued that Germany needs a figure like Musk to combat its economic stagnation, while carefully distancing himself from the tech magnate’s boosting of the AfD on X. This calculated tightrope act – appearing to flirt with far-right ideas without explicitly endorsing the parties that most openly embody them – has become emblematic of Axel Springer’s approach.

    Musk’s personal relationship with Axel Springer’s CEO, Mathias Döpfner, adds another dimension to the story. Döpfner has long admired Musk, calling him “the greatest visionary on the planet” in a 2020 interview. According to Spiegel, Döpfner also encouraged Musk to buy Twitter, offering to help transform it into a “true platform for free expression”. In 2023, Musk was among high-profile guests at Döpfner’s 60th birthday party, joined by Eva Vlaardingerbroek, a Dutch far-right influencer known for promoting conspiracies such as the “great replacement” theory. Such alleged entanglements between tech oligarchs, media powerbrokers and politicians underscore the growing international networks fuelling today’s global far-right resurgence.

    Musk’s opinion article also triggered dissent at Welt. Several journalists publicly criticised the decision to publish it and Welt’s opinion editor Eva Marie Kogel resigned in protest. This is commendable, but it also raises questions: where was this kind of resistance when Welt platformed columnists who derided welfare recipients as lazy or questioned Germany’s firewall around the AfD? Why did it take Musk’s name to sound the alarm?

    The affair highlights the extent to which right-leaning media and politics operate in tandem in Germany. In May 2024, after riot police violently dismantled a pro-Palestinian student camp in Berlin, Bild vilified more than 100 academics who signed a letter advocating nonviolence, branding them “Universitäter” (a slur combining “university” and “perpetrators”). The then education minister, Bettina Stark-Watzinger, wasted no time echoing the tabloid’s condemnation.

    This pattern – stoking outrage with rightwing agendas – reflects how Germany’s establishment increasingly co-opts far-right rhetoric to undercut its appeal. But instead of containing the AfD, this strategy has further legitimised its ideas, fuelling its historic successes in states such as Saxony and Thuringia.

    Musk and Weidel are now poised for a live discussion on X billed as a conversation on “freedom of expression and the AfD’s ideas for a sustainable Germany”. With the AfD polling second nationally and eyeing up to 20% of the vote, its influence on public discourse continues to grow. While Germany’s established parties still formally reject coalition-building with the AfD, their increasing adoption of AfD-style rhetoric tells a different story.

    Against this backdrop, fixating solely on Musk’s endorsement feels like a distraction. Yes, his alignment with the AfD is alarming. As is his promotion of figures such as the German rightwing influencer Naomi Seibt, whose positions Musk has repeatedly endorsed. But the deeper issue is that many of the AfD’s core ideas – anti-migrant culture wars and ethnonationalist alliances – are already entrenched within Germany’s political mainstream.

    Allowing Musk to use his outsized influence and resources to meddle in German or European elections would be a grave mistake. Yet focusing on Musk as an anomaly is hypocritical. It allows Germany’s liberal establishment to avoid reckoning with its own complicity in normalising reactionary ideas. With the election just weeks away, Germany must face this challenge head-on. The stakes couldn’t be higher.


    Title: Elon Musk is boosting the AfD. But why is Germany’s mainstream helping him?
    URL: https://www.theguardian.com/commentisfree/2025/jan/08/elon-musk-afd-germany-mainstream-far-right
    Source: the Guardian
    Source URL:
    Date: January 8, 2025 at 08:27AM
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