Google vs ChatGPT: Wie konnte Google das versäumen? Alle Technologien sind seit Jahren vorhanden
Google ist in vielen Bereichen überdurchschnittlich erfolgreich und hat schon häufiger das Kunststück geschafft, in einem neuen Markt innerhalb weniger Jahre an die Spitze zu gelangen – andersherum ist es nur selten der Fall. Mit ChatGPT hat man plötzlich einen mächtigen Gegner bekommen, der das Unternehmen in gleich zwei Kernbereichen herausfordert und die Frage aufwirft, wie Google diese Entwicklung verpassen konnte.
Der Chatbot ChatGPT sorgt seit einigen Wochen für Furore, denn was dieser trotz bescheidener Oberfläche leisten kann, war bisher in diesem Umfang in einem an Privatnutzer gerichteten Produkt nicht möglich. Und dabei darf man nicht vergessen, dass ChatGPT sich noch in der Vorschauphase befindet und gleichzeitig nach eigenen Angaben keine echte Online-Anbindung hat, sondern nur aus der eigenen Datenbank zitieren sowie selbst Antworten bilden kann.
Wir hatten bereits darüber berichtet, dass ChatGPT bei Google Alarmstufe Rot ausgelöst hat und wir werden beobachten können, wie man in den kommenden Monaten darauf reagiert bzw. welche Pläne man verkünden wird, um schnell aufzuholen. Doch die größere Frage ist, wie es Google passieren konnte, dass man von ChatGPT überrascht worden ist. Das Unternehmen hinter dem Chatbot ist kein unbekanntes und welche Möglichkeiten die Technologie bietet, muss man in den eigenen Jahren der Forschung eigentlich erkannt haben.
Tatsächlich hat Google von so etwas wie ChatGPT schon vor Jahren öffentlich geträumt. Man wollte die Nutzer dazu erziehen, nicht nur Stichworte in die Websuche einzugeben, sondern natürliche Suchanfragen zu stellen. Unter anderem dafür wurde der Google Assistant mit der bewussten Chat-Optik geschaffen. Doch dieser ist eigene Wege gegangen und hat längst ganz andere Probleme. Es scheint so, als wenn der Google Assistant nicht dazu in der Lage wäre, so etwas anzubieten. Gut möglich, dass es neue Produkte geben wird.
Google hat sehr viel zu verlieren
Doch bei Google geht es nicht nur darum, dass es plötzlich einen vermeintlich intelligenteren Sprachassistenten gibt, was ChatGPT eigentlich gar nicht sein will, sondern es bedroht das Kerngeschäft des Unternehmens – die Websuche und darin eingeschlossen das Milliarden-Business der Werbeanzeigen. Die Websuche wandelt sich seit vielen Jahren von der Suchmaschine zur Antwortmaschine, doch entweder war man zu langsam oder die beiden Produkte – Suchmaschine und Antwortmaschine – sind einfach nicht miteinander kompatibel. Und wenn Letztes der Fall ist, muss man ganz von vorn anfangen.
ChatGPT ist nur eine Demo und es muss sich zeigen, welches Produkt man darauf aufbauen kann und vor allem wie sich das finanzieren lässt. Die baldige Integration von ChatGPT in Bing wird nur ein erster Schritt sein. Dass praktisch alle Sprachassistenten massive Monetarisierungsschwierigkeiten haben und ein Milliardengrab sind, ist zumindest für den Moment ein Vorteil für Google. Aber vielleicht werden solche intelligenten Bots neue Finanzierungsmöglichkeiten mitbringen, die das Ganze dauerhaft tragfähig machen, wobei klassische Suchmaschinen eine große Rolle spielen können.
Google hat beste Voraussetzungen, um schnell vorn mitzuspielen und sich nicht vom baldigen aufstrebenden Konkurrenten vorführen zu lassen. Doch dafür man muss sehr schnell und sehr richtig reagieren. Potenziell geht es um viele Milliarden Dollar und etwas überdramatisiert die solide Finanzierung des gesamten Unternehmens. Denn wenn sich die Menschen ihre Infos plötzlich woanders holen, gehen extreme Nutzermassen und Umsätze verloren. Kein Wunder, dass das bei Google direkt zur Chefsache erklärt worden ist. Vielleicht ein wichtiges Detail: Zu den größten Investoren hinter ChatGPT (OpenAI) gehören Elon Musk und Microsoft.
» ChatGPT: Alarmstufe Rot bei Google – Microsoft will den KI-Chatbot in die Bing Websuche integrieren
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January 8, 2023 at 01:06PM