Krise hat viele Gesichter: Schülerinnen und Schüler bringen ihre ganz persönlichen kleinen und großen Tragödien in den Unterricht. Oft genug sitzt Gott dann auf der Anklagebank und die Religionslehrkraft schlüpft in die Rolle der Seelsorgerin oder des Seelsorgers. Was kann man tun, um Schülerinnen und Schüler in der Ohnmacht zu unterstützen? Schauen Sie doch mal rein!
Die Frage nach dem Übel und dem Leid in der Welt ist die Herausforderung, der sich alle Religionen stellen müssen. Geht es doch nicht weniger um die fundamentale Frage, die Glauben und Religion rechtfertigt und gleichermaßen zerstören kann. Letztendlich gibt es keine eindeutige Antwort auf die Frage: Warum passieren so viele schlimme Dinge, warum hat Gott nicht auf uns aufgepasst?
Auch wir aus der rpp-Redaktion haben die Antwort darauf noch nicht gefunden. Doch bei unseren Recherchen sind wir auf Unterrichtsideen und -material gestoßen, dass Ihnen die Behandlung der Frage im Unterricht erleichtern soll.
Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe I+II
- Auf http://www.lehrerfortbildung-bw.de finden Sie im Bereich des kompetenzorientierten Religionsunterrichts – Interreligiöses Lernen am Beispiel des Dialogs zwischen Christen und Muslimen (Kl. 7/8) einen umfangreichen Schwerpunkt zum Grundbegriff der Theodizee aus christlicher, jüdischer und islamischer Perspektive. Prof. Dr. Alexander Loichinger, Fundamentaltheologe und Religionswissenschaftler an der Johannes-Gutenberg Universität Mainz, Prof. Dr. Daniel Krochmalnik, jüdischer Religionspädagoge an der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg, und Prof. Dr. Bülent Ucar, islamischer Religionspädagoge an der Universität Osnabrück führen mit ihren Aufsätzen in das Thema ein.
- Ein umfangreicher Unterrichtsentwurf für die Klassenstufen 11 und 12 findet sich auf http://www.lehrerfortbildung-bw.de. Klassisch nähert sich die Unterrichtseinheit der Problematik mit der Frage: Wo war Gott in Ausschwitz? Ein didaktischer Kommentar und zwei Einstiegsvarianten führen schließlich zur jüdische Antwort der Theodizee-Frage und zur Antwort durch die katholische und die evangelische Theologie.
NEU vom irp: die Ausgabe des Magazins I&M, die Zeitschrift für den katholischen Religionsunterricht an Grund-, Haupt-, Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschulen und sozialpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren, behandelt das Thema Leid im Religionsunterricht. Hier geht es zum ausführlichen Artikel und zur kostenlosen Leseprobe. |
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Aus dem Bistum Limburg: Zwischen Religion und Wahrheit. Eulenfisch Praxis Nr. 22, 2019. Dieses Praxisheft des Bistum Limburg für die Oberstufe, verfasst von Martin Belz, behandelt Fragen der Theodizee, des Relativismus und Agnostizismus und der Auseinandersetzung des II. Vatikanischen Konzils mit den Religionen. Empfohlen und geeignet für die Sekundarstufe II.
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- Warum lässt Gott das Leid zu? – Video, ca 10 Minuten: Rainer Oberthür, Dozent für Religionspädagogik am Katechetischen Institut (KI) des Bistums Aachen, fragt die KI von ChatGPT: "Warum lässt Gott das Leid zu?", empfohlen für Sek. I (Klasse 5-7), Sek. I (Klasse 8-10), Sekundarstufe II, Berufliche Schulen, Jugendarbeit, Aus- & Fortbildung.
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"Woher kommt das Gute und warum gibt es das Böse?": Der 12-jährige Friedrich stellt seinem Religionslehrer in einem Brief die Frage nach dem Leid in der Welt – ein Beispiel für einen möglichen dialogischen Einstieg für den Religionsunterricht in eine Unterrichtseinheit, die sich mit der Theodizeefrage beschäftigt. Der Lehrer bietet verschiedenen Antwortmöglichkeiten an und diskutiert sie mit seinem Schülerinnen und Schülern. – Ein möglicher Unterrichtseinstieg von Rainer Oberthür für die Grundschule und die Klassen 5 bis 7.
Über Kinder und ihre Krisen Im Religionsunterricht finden die großen Fragen von "kleinen Leuten" ihren Platz. Lehrerinnen und Lehrer müssen sie beantworten. Warum sollte die Theodizeefrage unbedingt ein Thema im Religionsunterricht sein? Wir haben nachgefragt bei Rainer Oberthür, Autor und Dozent für Religionspädagogik am Katechetischen Institut (KI) des Bistums Aachen. Schauen Sie doch mal rein! |
- aus der Herder Verlag- Zeitschrift Christ in der Gegenwart 11/2022: Der Krieg fordert Opfer. Werden sie es bleiben? – Im Herzen Europas tobt Krieg. Wie kann Gott die Gewalt zulassen? Je stärker der Glaube ist, desto mehr schmerzt es auszuhalten, dass es keine befriedigende Antwort geben kann. Die Seligpreisungen machen klar, dass Gott den Opfern Recht verschaffen wird. Es gibt ein Ende allen Leidens – das gibt Hoffnung, wider alle Hoffnungslosigkeit. empfohlen für Klasse 8-10. Sekundarstufe II und Berufliche Schulen.
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Filme der Medienzentralen
Die Natur des Bösen Dokumentation, Deutschland 2012, 44 Min., ab 15 Jahren Was ist gut, was ist böse? Können Menschen schlecht sein – oder sind nur ihre Taten böse? Das fragt die Dokumentation und begleitet auf der Suche nach einer Antwort einen Theologen, einen Kriminologen, einen Psychologen und eine Kriegsfotografin, die sich bei ihrer Arbeit mit dem Bösen auseinandersetzen: Eine konstruktive Auseinandersetzung mit der Frage nach Ursprung, Sinn und Unsinn des Bösen. >>> dieser Titel zu finden in unserer rpp-Datenbank |
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A seroius man
Spielfilm, USA/GB/Frankreich 2009, 105 Min., ab 15 Jahren Über einen biederen College-Dozenten bricht das geballte Unheil herein. Als er seinen Job und seine Familie zu verlieren droht und obendrein auch noch einen Prozess mit seinem Nachbarn sowie seinem renitenten Bruder am Hals hat, stellt er sich und den Rabbis seiner Gemeinde verzweifelt die Frage nach dem Sinn all dieser Übel. Eine an die biblische Hiobsgeschichte angelehnte schwarze Komödie, in der alles Rationale den Zweifeln des Mystischen ausgesetzt wird, ohne dass eine transzendente Größe als sinnstiftende Instanz die Absurdität der geschilderten Situation auffangen würde. >>> dieser Titel zu finden in unserer rpp-Datenbank |
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Theodizee – Gott und das Leid Dokumentarfilm, Deutschland 2012, 25 Min., ab 14 Jahren Wie kann Gott angesichts des Leids in der Welt als zugleich gut und allmächtig gedacht werden? Diese Frage, die unter dem Begriff Theodizee verhandelt wird, gilt als eine der größten theologischen Herausforderungen. Am Beispiel zweier Menschen, deren Glaube auf eine existenzielle Probe gestellt wurde, wird die Thematik einerseits konkret-biografisch aufgegriffen und andererseits mit zentralen theoretischen Positionen zur Theodizeefrage ins Gespräch gebracht. Der Film regt dadurch zur Auseinandersetzung mit einer komplexen Problemstellung und zur Einübung in theologisches Denken an. >>> dieser Titel zu finden in unserer rpp-Medienliste zum Thema Dreiinigkeit, Gottesbild, Theodizee. |
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GOTT von Ferdinand von Schirach Spielfilm, Deutschland 2020, 90 Min., ab 14 Jahren Wem gehört unser Leben? Und wer entscheidet über unseren Tod? In dem großen TV-Event „GOTT von Ferdinand von Schirach“ wird in einem fiktionalen Ethikrat über diese Fragen diskutiert. Es geht um den Fall eines 78-jährigen, kerngesunden Mannes, der sein Leben durch ein Medikament und mit Hilfe seiner Ärztin beenden will. Rechtlich ist das nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts möglich. Die ethische Debatte darüber ist noch nicht beendet. Wie bei „TERROR – Ihr Urteil“, einem der erfolgreichsten Fernsehereignisse der letzten Jahre, sind auch diesmal die Zuschauer wieder aufgerufen, multimedial abzustimmen und mitzudiskutieren. >>> dieser Titel zu finden in unserer rpp-Datenbank und der rpp-Medienliste.
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Hintergrundinformationen
Der Aufsatz Warum? Das Leiden als Frage an Gott in Islam und Christentum von Anja Middelbeck-Varwick von der Universität Tübingen thematisiert die unterschiedlichen Positionen vor dem Hintergrund der Theodizee als Thema einer interreligiösen Bezugnahme. Er informiert über die grundsätzlichen und grundlegenden Positionen und Auffassungen des Leids und zur Theodizeefrage aus christlicher und islamischer Richtung.
Im wissenschaftlich-religionspädagogischem Lexikon WiReLex der deutschen Bibelgesellschaft finden Sie einen Aufsatz Theodizee zum Stellenwert und der Bedeutung der Theodizeefrage für die Religionspädagogik. Die Autorin Eva-Maria Stögbauer-Elsner bezieht sich hier auch auf biblische Sinnfiguren und setzt sie in Beziehung zu Sinnfiguren von Kindern und Jugendlichen. Angehängt ist ein umfangreiches Literaturverzeichnis.
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Klimawandel, Ukraine-Krieg, Corona-Pandemie: Junge Menschen sind heute mit vielfältigen Krisen konfrontiert. Im Interview mit Claudia Gärtner, Professorin für Praktische Theologie an der Technischen Universität Dortmund. Sie beschäftigt sich mit religiöser Bildung für nachhaltige Entwicklung. Sie plädiert für einen stärker politisch ausgerichteten Religionsunterricht und zeigt, welche Ressourcen das Fach für ein Leben in und mit Krisen birgt. |
(ck)
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Title: Kummer, Krise, Katastrophe
URL: https://www.rpp-katholisch.de/Schwerpunkte/Detail/tabid/235/ctrlToLoad/Details/nid/13778/Default.aspx
Source: rpp-katholisch – Religionsunterricht, Pädagogik und religiöse Bildungsarbeit
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Date: January 10, 2024 at 03:09PM
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